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Entwickler-Legende Andrew Jones
Entwickler-Legende Andrew Jones (rechts) im Gespräch mit LowBeats TV-Moderator René Heller auf der HIGH END 2016 (Foto: J. Schröder)

Andrew Jones im LowBeats TV Interview

Als Entwickler war Andrew Jones wahrscheinlich schon fast ein Legende, als er KEF verließ. Bei den Briten war er in der 1980er Jahren einer der maßgeblichen Befürworter des koaxialen Mittelhochtöners, des Uni-Q-Treibers. Bei der Pioneer-Tochter TAD entwickelte er mit die besten Lautsprecher der Welt – natürlich mit koaxialem Mittelhochtöner. Und nun taucht Andrew Jones auf einmal bei Elac auf.

Nicht etwa als freier Entwickler, der die Entwicklungsabteilung in Kiel unterstützt: Sein Visitenkärtchen weist ihn als Vice President von Elac USA aus, wo er mit den verblüffend günstigen Lautsprecherlinien Debut und Uni-Fi schon für richtig viel Furore gesorgt hat.

LowBeats TV Moderator René Heller (RH) traf den jung gebliebenen Engländer mit amerikanischer Wahlheimat auf der HIGH END 2016 in München zum Interview, in dem Andrew Jones (AJ) deutlich machte, dass er auch mit Elac noch einiges vor hat.

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(Zum Interview bitte im Bild klicken)

Für alle, die das auf Englisch geführte Interview mit Andrew Jones lieber übersetzt haben möchten, hier die deutsche Fassung:

RH: LowBeats TV, wir sind hier bei Elac und sprechen mit Andrew Jones, dem Vizepräsidenten der amerikanischen Lautsprecher-Entwicklungsabteilung. Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Jones. Was ist Elacs Idee bei der Entwicklung von Lautsprechern?

AJ: Nun, was ich versuche, einzubringen: Elac entwickelt Lautsprecher seit Mitte der 80er Jahre sehr erfolgreich, aber mit sehr geringer Präsenz in den USA. Mit Ausnahme der Miracord Plattenspieler – interessanter Weise ist dieses Jahr das 90. Jubiläum, und wir führen den Miracord wieder ein…

RH: … eine gute Gelegenheit, auch mit den Lautsprechern voran zu kommen …

AJ: Ja. Wir versuchen, nun nicht nur in Europa, sondern auch in den USA Aufmerksamkeit zu erregen, und das ist jetzt meine Rolle, zu sagen: „Elac ist zurück, zurück mit mir als Entwickler in den USA – und es funktioniert ausgezeichnet, ich freue mich sehr.

RH: Sehr schön. Wie sieht das aktuelle Lautsprecher-Programm aus, was sind die Pläne für die Zukunft?

AJ: Für die Zukunft planen wir, beide Entwickler-Teams zusammenzubringen, um an neuen, innovativen Produkten zu arbeiten. Aber wir wollen auch neue Einstiegsmöglichkeiten in die Branche schaffen. Wenn wir die Entwicklung im HiFi betrachten, sehen wir die Preise steigen und steigen und steigen. Es ist inzwischen jenseits der Möglichkeiten der meisten Leute, sich eine High End Musikwiedergabe zu leisten. Also versuche ich, diesen Menschen hohe Wertigkeit anzubieten. Das heißt: Jungen Leuten oder Familien, die wenig Geld haben, zu ermöglichen, Stereo statt nur über Ohrstöpsel über eine erschwingliche Stereoanlagen hören zu können.

RH: Warum sind Sie zu Elac gewechselt?

AJ: Tatsächlich war es die Spannung und die Herausforderung, etwas anderes zu machen. Ich habe nicht nur High-End-Speaker entwickelt, für die Pioneer Gruppe habe ich auch eine sehr erfolgreiche Einsteigerserie konzipiert. Und der Erfolg dieser Serie hat mich euphorisiert. Auch, weil ich realisierte, dass es einen echten Bedarf für diese erschwinglichen High-Performance-Lautsprecher gibt und Elac mir ermöglicht, dieses Thema noch weiter zu erforschen.

RH: Demnach können Sie Ihre Erfahrung mit High-End-Lautsprechern bei der Entwicklung von günstigen Lautsprechern einbringen?

AJ: So ist es. Weil ich so lange ins Ultra-High-End und das Mittel-High-End involviert war, habe ich eine gute Vorstellung davon, was klanglich möglich ist. Ich habe im Kopf, was erreichbar ist. Und so funktioniert es auch ganz gut, wenn ich versuche, einen Einstiegs-Lautsprecher zu entwerfen. Natürlich kann er nicht genauso gut klingen wie eine High End-Box, aber Kompromisse sind nicht das, was ich anstrebe. Wenn ich also einen Einsteiger-Lautsprecher entwickle, sage ich: „Oh, er ist gut für den Preis. Aber das reicht noch nicht, er muss großartig für den Preis sein.“

RH: Also stecken in den kleinen Einsteiger-Boxen High-End-Gene, damit ein breites Publikum Musik besser hören kann als vorher mit anderen Marken?

AJ: Absolut.

RH: Großartig! Herzlichen Dank für dieses Interview, Herr Jones, es war sehr interessant, Sie zu treffen und viel Glück für – die nächsten 90 Jahre…

AJ: So lange werde ich nicht da sein, aber hoffentlich …

„BONUS TRACK“ (fade in)

AJ: … Sie werden empfohlen …

RH: … von Freunden, denen man vertraut?

AJ: Genau. Aber dazu kommt, wenn dieser Mensch den Lautsprecher dann kauft und zum Laufen bringt, will ich nicht, dass er denkt: „Oh, mein Freund hat gesagt, er ist gut, stimmt.“, die Reaktion, die ich will ist: „Ich weiß, mein Freund hat gesagt, er ist gut, aber ich hab nicht gedacht, er meint, SO gut!“. Und offenbar hat es geklappt, weil das genau die Reaktion ist, die ich in den USA kriege, wo es so viele verschiedene Arten von Lautsprechern gibt.

RH: Aber wie ist das möglich, jeder kann Produktionskosten reduzieren, jeder kann in China herstellen. Was  genau machen Sie anders in Ihrer Herangehensweise? Ist es nur das Wissen darum, wie man guten Klang zu niedrigen Kosten produzieren kann?

AJ: Sicher ist das Wissen. Ich habe genug Zeit in der Branche verbracht und hatte die Gelegenheit, direkt hoch-, mittel- und niedrigklassig zu entwickeln. Bei den meisten Firmen ist der Entwickler für die Budget-Produkte ein Junior-Entwickler ohne Erfahrung, der nicht permanent im Kopf hat, was Klang alles sein kann und auch keine Erwartungen hat in Bezug auf das, was erreicht werden kann. Mir ist, so glaube ich, das alles bewusst und ich scheine wohl die Fähigkeit und das Wissen zu haben, welche Kompromisse gut sind. Ein preiswerter Lautsprecher ist immer ein Kompromiss.

RH: … ein Kompromiss in Bezug auf verschiedene Punkte. Wenn man die richtigen kennt, ist es ok.

AJ: Das ist präzise. Das ist es also, was ich machen kann. Ich kann erkennen, wo ich Geld ausgeben muss und wo ich es sparen kann. Was kann ich tun, um Formen zu optimieren, was mich nichts kostet außer Entwicklungszeit, aber es entstehen keine zusätzlichen Materialkosten: Ich scheine ein Talent dafür zu haben, all das unter einen Hut zu bringen.

RH: Ich schätze es wirklich sehr, dass Sie die Herausforderung angenommen haben, gute, einfache Lautsprecher zu bauen, nicht zu sagen: „Ich bin jemand, der nur hochklassiges HiFi macht. Ich begrüße wirklich sehr, dass Sie „demokratisches“ Design für mehr oder weniger billigere Lautsprecher machen. Das tun Star-Entwickler nicht so oft und es ist eine Chance für Elac – und natürlich auch für Sie, zu sagen: „Hey, das ist, was ich kann, das ist mein Produkt, hört es Euch an.“ Das finde ich sehr attraktiv.

AJ: Und in erster Linie ist es sehr befriedigend zu sehen, dass sich so viele Menschen etwas leisten können, das ich kreiert habe. Bei der Infinity kenne ich die meisten Kunden, weil in Wirklichkeit der Kundenkreis für sehr „High-Endige“ Lautsprecher einfach nicht groß ist, aber bei dieser Produktklasse sehe ich so viele Leute, die darüber reden, so viele Leute, die sie kaufen. Es ist ein schönes Gefühl für mich, so etwas für so viele Menschen verfügbar machen zu können.

 

Elac UniFi UB5
Die von Andrew Jones entwickelte Elac Uni-Fi UB5 ist eine sehr günstige Möglichkeit, an einen ordentlichen Koax-Mittelhochtöner zu kommen. Im Vergleich zu den US-amerikanischen Modellen der Uni-Fi Serie ist die europäische Variante schlanker und vom Gehäuse her anspruchsvoller (Foto: R. Vogt)

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Weitere Informationen zu den neuen Elac Lautsprechern auf der Website des Herstellers.

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.