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Anker SoundCore 2 im Test
Cheap-Thrill: Der sauber verarbeitete Anker SoundCore 2 kostet im Online-Handel um die 50 Euro (Foto: S. Schickedanz)

Anker SoundCore 2: Was taugt der 50-Euro-BT-Geheimtipp?

Bei Amazon und in Foren gibt es viel Aufsehen um einen kleinen chinesischen Lautsprecher: Der Anker SoundCore 2 ist wie sein Vorgänger ein absoluter Bestseller. Für viele zufriedene Schnäppchen-Jäger gilt er in Folge des Kaufrauschs sogar als besser als Bose und Co. für einen Bruchteil des Preises. Der Erfolg des Anker war zu erwarten. Schon vor einiger Zeit hörte ich mir den „Ur-Anker“ sowie einige andere, von vielen Forumsschreibern gehypte China-Kracher an. Für die No-Names war mein Urteil von damals in Bezug auf Klang und Verarbeitung fast durch die Bank vernichtend. Nur der in Deutschland vom Online-Versender Amazon vertriebene Anker überraschte.

Obwohl wir natürlich auf Markenware stehen und das Bose Soundlink Mini II für abgeklärte HiFi-Onkels wie uns  mit rund 200 Euro eigentlich nicht zu teuer ist, mussten wir dem Anker auf ganzer Linie Respekt zollen. Zwar kam er nicht (wie von einigen vor lauter Freude über den guten Fang behauptet) an den konzeptionell sehr ähnlichen Bose heran. Aber er klang weit besser als die 40 Euro, die Amazon für diesen Bestseller damals aufrief.

Die Marke ist für mich also kein unbeschriebenes Blatt und Anker hat uns jetzt die ganze neue Kollektion aus SoundCore 2, SoundCore Boost und SoundCore Pro zum Testen geschickt. Für LowBeats erscheint mir der Anker SoundCore 2 am interessantesten für einen ausführlichen Einzeltest, denn als Qualitäts-fixierter HiFi Tester, der nicht gleich vor hohen Preisen für Lautsprecher oder Verstärker zusammenzuckt, staunt man schon, was Anker für 50 Euro anbietet.

Anker SoundCore 2: Billig, aber willig

Der positive Eindruck beginnt schon bei der Verpackung, die zwar sehr klein ist, aber eine gewisse Wertigkeit ausstrahlt. Drinnen findet sich außer dem SoundCore 2 nur ein USB-Ladekabel und die Papiere – eine Bedienungsanleitung und eine nette Einladung, seine Eindrücke über E-Mail dem Unternehmen mitzuteilen.

Test Anker SoundCore2
Das Gehäuse ist durch eine gummiartige Oberfläche geschützt. Die beiden Anschlüsse für USB und AUX liegen unter einer Klappe, um sie gegen Spritzwasser und Staub immun zu machen (Foto: S. Schickedanz)

Diesen Umweg lasse ich aus und schreibe einige Zeilen, die auf der anderen Seite der Welt sicher für leuchtende Augen sorgen dürften: Ich habe an diesem Bluetooth-Lautsprecher kaum etwas zu kritisieren. Und das bliebe auch so, wenn er doppelt so teuer wäre. Das 360 Gramm schwere Gerät hat ein solides Front-Gitter, hinter dem sich die drei Treiber verbergen und ist ansonsten nahtlos in einen elastischen Kunststoff gehüllt, der auch die großen Tasten einschließt. Damit ist der Anker SoundCore 2 sehr gut gegen Wasser und Schmutz geschützt. Entsprechend erfüllt er die Spezifikationen der Norm IPX5.

Einfache Bedienung

Obwohl die Tasten in die Oberfläche integriert und nicht durch Farbe abgehoben sind, kann man sie auch im Düsteren deutlich besser sehen als etwa beim B&W T7 Wireless, was an der Größe, der deutlichen Ausprägung und der Zusammenfassung aller Betriebsorgane einschließlich Einschalt-Taste auf der Oberseite liegt. Die beiden Buchsen für das USB-Ladekabel und die 3,5-mm-Mikro-Klinke für analoge Audio-Verbindungen liegen optimal geschützt unter einer fest schließenden Klappe auf der rechten Seite. Sie sitzt so fest, dass man sie mit ihrer kleinen Lasche erst mal gar nicht so leicht aufkriegt.

Das Pairing mit dem Handy über Bluetooth 4.2 geht schnell und unproblematisch. Während kürzlich sogar noch zahlreiche teure Bluetooth-Lautsprecher die Lautstärke nicht mit dem Handy synchronisierten, klappt das beim Anker SoundCore 2 tadellos.

Anker SoundCore 2
Der kleine Bluetooth-Lautsprecher von Anker besitzt zwei Breitband-Chassis und einen mittig angeordneten Passiv-Bassradiator (Foto: S. Schickedanz)

Mag sein, dass es über einen 50-Euro-No-Name-Lautsprecher nicht so viel zu erzählen gibt wie zu den teuren Geräten der Traditionsmarken, doch der Hörtest wurde nicht – wie man es bei dem Preis als Audiophiler vielleicht erwarten könnte – zur Qual. Der Anker zeigte stattdessen gewisse Qualitäten, die man nicht mal selbstverständlich für einen Hunderter bekommt.

Anker SoundCore 2
Im Gegensatz zum Bose SoundLink Mini ist die Rückseite geschlossen ausgeführt, während der Trendsetter hinten einen zweiten Bass-Radiator besitzt (Foto: S. Schickedanz)

Erst mal klingt der kleine schwarze Brikett erstaunlich stimmig und ausgewogen. Auch der Bass braucht sich hinter weit teureren Bluetooth-Boxen nicht zu verstecken. Zwar kam er nicht ganz so tief wie der des Originals von Bose, doch blieb er für diese Gewichtsklasse stets sauber konturiert.

Auch Höhen wurden nicht vermisst und der erzielbare Pegel überzeugte ebenfalls. Das Einzige, wo teurere Markengeräte noch eine ganze Schippe drauflegen können, war die leicht artifizielle, leicht an alte Kofferradios erinnernde Stimmwiedergabe. Aber, wer hier noch höhere Ansprüche stellt, muss selbst bei Anker um einiges tiefer in die Tasche greifen, und den SoundCore Boost kaufen, den ich kürzlich ausgiebiger gehört habe. Bei JBL muss er für Vergleichbares deutlich mehr investieren und den fast dreimal so teuren Flip 4 nehmen. Aus Sicht eines Testers, der sich gewöhnlich mit Lautsprechern wie dem kürzlich getesteten Standbox Burmester BA 31 beschäftigt, grenzt es schon an Wunder, dass eine Wireless-Box zum Preis eines günstigen Paar Tuning-Spikes überhaupt einwandfrei funktioniert und ohne Ohrenschützer gehört werden kann.

Fazit: Anker SoundCore 2

Wenn man sich dem Billig-Bestseller unvoreingenommen nähert, begreift man schnell, warum er sich auf Amazon.de wie geschnittenes Brot verkauft. Die bis vor kurzem hierzulande noch völlig unbekannte Marke aus Fernost liefert für den gleichen Betrag, den wir alle jedes Quartal an die GEZ überweisen, einen rundum überzeugenden Funklautsprecher, der Indoor wie Outdoor eine gute Figur macht.

Anker SoundCore 2
2017/07
Test-Ergebnis: 4,7

ÜBERRAGEND

Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Kaum zu glauben, wie erwachsen der 50-Euro-BT-Lautsprecher klingt
Wasserfest nach IPX5
Sehr ordentliche Verarbeitung fürs Geld
Stimmen klingen etwas künstlich

Vertrieb:
Amazon Europe Core S.à r.l.
5 Rue Plaetis
L-2338 Luxemburg
Deutschland
www.amazon.de
Seite des Herstellers:
www.anker.com

Preis (bei Amazon):
53 Euro

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Im Beitrag erwähnt:

Burmester BA 31: Standbox mit 2x Hochtöner

Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.