de
Bose SoundLink Revolve
Neue Dose von Bose: Der SoundLink Revolve ist ein 360°-Strahler für 230 Euro (Foto: Stefan Schickedanz)

Bose SoundLink Revolve: Boses beste BT-Speaker?

Auf den ersten Fotos erinnerte mich der Bose SoundLink Revolve frappierend an die ebenfalls zylinderförmige Amazon Echo, die ich gerade im Test hatte. Doch jetzt, wo sie auf meinem Tisch steht, wirkt die Bose-Box viel zierlicher und bekommt durch die leicht konisch zugespitze Form eine gewisse Eigenständigkeit.

Dabei hat der SoundLink Revolve ebenfalls ein Metallgehäuse, das in der unteren Hälfte rundum gelocht ist und die Oberseite besteht wie bei Amazon aus einem gummiähnlichen Material. Allerdings verzichtet Bose auf den ringförmigen Lautstärkeregler und verwendet ausschließlich Drucktasten auf der Oberseite – auch zur Steuerung der Lautstärke.

Die Form des Bose SoundLink Revolve huldigt dem Trend, Lautsprecher wie Amazon Echo oder Apples neuen Apples neuen HomePod omnidirektional auszulegen. Das klingt in der Theorie aufregender als es ist, denn die meisten der kleinen Bluetooth-Boxen kennen keine besondere Richtwirkung, wie sie bei HiFi-Lausprechern üblich ist. Schließlich stehen ihre winzigen Treiber in  Verbindung mit dem ultrakompakten Gehäuse einer 360°-Schallabstrahlung lange nicht so stark im Wege wie die physischen Gegebenheiten von ausgewachsenen HiFi-Boxen.

Bose SoundLink Resolve
Wie bei der Amazon Echo, die auch als omnidirektionaler Lautsprecher konzipiert ist, sitzen alle Bedienungsorgane beim Bose Soundlink Revolve auf der Oberseite. Allerdings wird die Lautstärke durch Drucktasten geregelt (Foto: Stefan Schickedanz)

Dennoch geht Bose den Weg, den Treiber, einen Breitbänder nach Art des Hauses, waagerecht in der Röhre aufzuhängen und über einen unter der Membran platzierten Reflektor-Kegel indirekt über die seitlichen Öffnungen abstrahlen zu lassen. Derartige Konstruktionen gab es auch schon vereinzelt im HiFi-Bereich, doch konnte sich keine davon durchsetzen.

Auch German Physiks, die ein anderes akustisches, gleichwohl auf 360°-Klang zielendes Prinzip verwenden, rangen jahrzehntelang um Anerkennung im eigenen Land, bis mit einem neuen DDD-Wandler aus Karbon der große Durchbruch gelang. Die HiFi-Gemeinde ist schließlich an Direktstrahler mit ihrer scharf umrissenen Abbildung und klarer Hochtonauflösung gewöhnt.

Beides bleibt bei indirekt strahlenden Lautsprechern meist auf der Strecke. Sie wirken vergleichsweise diffus und erzeugen eine Klangwolke.

Bei kleinen BT-Speakern sind das jedoch Luxussorgen, da es ihnen gewöhnlich ohnehin an Präzision mangelt, während die Abbildung eher mickrig wirkt. Eine Klangwolke wäre also ein Fortschritt.

Bose baute den SoundLink Revolve entsprechend der Anforderungen der Schutzklasse IPX4, damit er Spritzwasser und Regen trotzt. Das robuste Alu-Gehäuse soll sogar Stürze unbeschadet überstehen.

Netzteil
Anders als die meisten Bluetooth-Boxen bringt Bose ein eigenes Netzteil mit steckbarem USB-Kabel mit. (Foto: Stefan Schickedanz)

Mit der Bose Connect App für iOS und Android lassen sich zwei Bose Soundlink Revolve zum Stereo-Paar kombinieren oder im Party-Modus für die Wiedergabe in mono zur Beschallung großer Locations synchronisieren. Der integrierte Lithium-Ionen-Akku verspricht eine Wiedergabedauer von bis zu 12 Stunden.

Über die integrierte Freisprechanlage kann der Benutzer Anrufe abwickeln, was sehr praktisch ist, wenn das Handy während der Musikwiedergabe plötzlich klingelt.

Auch der Zugriff auf Apples Sprach-Assistenten Siri oder Google Now ist direkt über den Lautsprecher möglich, wenn er über Bluetooth mit dem SoundLink verbunden ist.

Der Druck auf den Multi-Funktions-Button aktiviert die Sprachsteuerung über das Freisprechmikrofon des Lautsprechers. Wer während der Verbindung mit dem SoundLink Revolve eine SMS diktieren will, muss allerdings Siri an der Tastatur seines iPhones aktivieren.

Mit der Bluetooth-Box lassen sich auch analoge Musik-Quellen nutzen. Unten auf der Rückseite findet sich ein 3,5-mm-Mini-Klinken-Eingang. Daneben sitzt die Micro-USB-Buchse zum Laden am mitgelieferten USB-Netzteil oder einem Rechner (das Kabel lässt sich für diesen Zweck vom Steckernetzteil abnehmen).

Es gibt allerdings noch eine optionale Ladeschale von Bose für 30 Euro, auf welcher der SoundLink über seine an der Unterseite verborgenen Kontakte aufgetankt werden kann. Dann wird das Netzteil nicht mehr direkt mit dem Lautsprecher verbunden, was das Gefummel mit dem Micro-USB-Stecker erspart.

Unterseite
Die Unterseite des Bose SoundLink Revolve beherbergt ein Universal-Gewinde für ein Stativ und ist mit Kontakten für die optionale Ladeschale gewappnet (Foto: Stefan Schickedanz)

Übrigens sagt der SoundLink Resolve beim Einschalten den Ladestand seines Akkus an und unterstützt mit Sprachansage auch das Pairing mit dem Bluetooth-Device. Die Wiederherstellung der Bluetooth-Verbindung nach dem Anschalten geht wie bei Bose gewohnt ganz fix. Android-Nutzer können darüber hinaus das Pairing durch die Nahfeld-Kommunikation NFC vereinfachen.

So klingt der SoundLink Revolve

Im Hörtest musste man sich erst ein wenig an die im Vergleich zum JBL Flip 4 leicht diffuse Klangcharakteristik gewöhnen. Nach einer kurzen Einhörzeit ließ sich dem Klang durchaus einiges abgewinnen. Zwar wirkte der Bose SoundLink Revolve nicht ganz so frisch und zackig wie die üblichen Bluetooth-Boxen und die Stimmen wirkten etwas unkonturiert.

Doch wie bei den Amerikanern üblich, war alles aus einem Guss. Es gab weder aufgeblähte Blubber-Bässe am unteren Ende noch scharfe Höhen. Die Musik besaß durchaus eine emotional erlebbare Qualität.

Doch nach den hochtrabenden Ankündigungen von wegen „Boses bester Bluetooth-Lautsprecher“ war dieser verhaltene Klang, der im Bass zwar nicht wummerte, aber auch nicht besonders satt oder knackig wirkte und im Stimmbereich etwas distanziert klang, eher etwas enttäuschend.

So begann ich mit der Aufstellung zu experimentieren. Eigentlich sollte man bei einem omnidirektionalen Konzept von der Grundidee eher befreit sein. Doch die Mühe lohnte sich.

Die wandnahe Aufstellung half wie bei konventionellen Bluetooth-Lautsprechern dieser Klasse dem Bass auf die Sprünge, wobei der ideale Wandabstand differiert und in Abhängigkeit vom Raum durch Ausprobieren gefunden werden will.

Vor allem aber zeigte sich, dass der Klang mit zunehmendem Hörabstand besser wurde. Offensichtlich ergab sich bei einem Abstand von zwei oder drei Metern ein ausgewogenes Verhältnis aus Direktschall und Raumanteilen. Dann hatte ich eher das Gefühl, einer größeren Box zu lauschen.

In Verbindung mit dem durch die Wandnähe gesteigerten Bass, der aber immer noch nicht zur Übertreibung neigte, ergab sich ein angenehmes Klangerlebnis, das gerade dem Wunsch nach Hintergrundbeschallung durchaus gerecht wurde.

Die maximale Lautstärke sollte man dabei besser nicht ausnutzen, denn ab zwei Drittel des Möglichen beschneidet Bose den Bass recht deutlich und die Klangbalance kippt schlagartig. Wenn der Pegel nicht ausreicht, dann lieber noch einen zweiten Revolve hinzuziehen – Ihre Ohren werden Ihnen diese Ausgabe danken.

Das Akustik-Prinzip
Die Animation zeigt in etwa, wie das Konzept SoundLInk Revolve funktioniert: ein Breitband-Treiber strahlt nach unten den gesamten Frequenzbereich auf einen Diffusor, der den Schall gleichmäßig in alle Richtungen verteilt (Zeichnung: Bose)

Wenn man den Abstand zum Lautsprecher allerdings verringerte und ihn gar auf dem Schreibtisch als Nachweis-Monitor Betrieb, drehte sich das Ergebnis um. Der Bose Revolve wirkte im Nahfeld verwaschen und stumpf.

Fazit: Die Revolution bleibt aus

Mit dem Klang des neuen, viel beachteten Bose SoundLink Revolve verhält es sich umgekehrt proportional zu konventionellen Bluetooth-Lautsprechern wie dem JBL Flip 4 und ganz besonders dem KEF Mou. Letzterer zeigte die Sekundärtugenden eines Nahfeld-Monitors und lieferte die besten Klangergebnisse direkt vor der Nase auf dem Schreibtisch, wo er seine besondere Präzision und seine hohe Auflösung ausspielen konnte.

Da die Stärken des Bose eh nicht im Bereich von Präzision, Feinzeichnung oder Attacke liegen und sein Konzept stark von der Einbeziehung der Raum-Reflexion profitiert, ist er das genaue Gegenteil. Während der ultrapräzise KEF Mou aus der Distanz enttäuschte, begeisterte der Bose Revolve umso mehr, je weiter man sich von ihm entfernt.

Wer also mit einer kleinen, dabei trotzdem verhältnismäßig teuren Box sein ganzes Wohnzimmer beschallen will – vom Handy ohne Kabel – für den geht mit dem in Schwarz oder Weiß erhältlichen Zylinder der neue Akustik-Ansatz von Bose voll auf.

Es klingt recht natürlich, unaufdringlich und vor allem nicht nach kleiner Blech-Dose. Bei richtiger Aufstellung überzeugte auch das Taktgefühl und man konnte lang zuhören, ohne zu ermüden.

Aber ein regelrechter Wow-Effekt wie seinerzeit beim Bose Soundlink Mini, dass aus seinen winzigen Gehäuse für damalige Verhältnisse unglaublich vollen Klang zauberte, wollte sich beim Revolve nicht einstellen.

Das liegt allerdings auch daran, dass die Konkurrenz seit einigen Jahren mit allen Kräften Jagd auf den Trendsetter Bose macht und dabei große Fortschritte gemacht hat.

Zum anderen hat Bose mit dem 360°-Sound aber auch nicht die „eierlegende Wollmilchsau“ geschaffen, sondern manche Probleme gelöst und gleichzeitig andere geschaffen.

Die Physik überlisten gelingt eben auch den Klangmagiern von Bose nicht.

Bose SoundLink Revolve
2017/06
Test-Ergebnis: 4,2
Sehr gut
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Ausgewogener Klang
Sehr gute Ausstattung mit eigenem Netzteil
Erzeugt auf Distanz eine große Klangwolke
Klingt etwas müde und diffus

Vertrieb:
Bose GmbH
www.bose.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Bose SoundLink Revolve: 230 Euro

Vergleichbare mobile Bluetooth Speaker:

Test Siri-Speaker Apple HomePod
Test JBL Flip 4: Was kann der Bluetooth-Bestseller?

Audiophiler Bluetooth-Lautsprecher Cambridge Audio YoYo im Test
Test Canton MusicBox XS
Edler Bluetooth-Speaker KEF MUO im Test
Besser als Bose?
Test Teufel Bamster Pro

Mehr zu Bose HiFi:

Test Bose SoundLink Mini II
Test Bluetooth-Box Bose SoundTouch 10
Bose Lifestyle 650 und 600, Bose Soundtouch 300
Test Soundbar Bose Soundtouch 300
Test Bose QC35 NC Kopfhörer mit Bluetooth

Bose im Auto:

Cadillac CT6 mit Bose Panaray aus der neuen Advanced Technology-Serie
Test Nissan Micra 2017 mit Bose Personal Sound

Autor: Stefan Schickedanz

Avatar-Foto
Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.