de
Die Canton Vento 876 DC
Die Canton Vento 876 DC im Größen- und Preisvergleich (Foto: Canton)

Test Canton Vento 876 DC: Beste Standbox um 2.000 Euro?

Canton Vento 876
Die kleine Standbox Vento 876 mit zwei 16 Zentimeter großen  Tiefmitteltönern (Foto: Canton)

Die Canton Vento 876 ist die kleinste Standbox der Vento Familie und wirkt mit ihrer Bauhöhe von 95 und der Schallwandbreite von 22,5 Zentimetern fast schon zierlich. Doch man darf die kleine 876 nicht unterschätzen. Das Gehäuse mit den geschwungenen Seitenteilen aus speziell gefertigtem Multiplex ist genauso aufwändig wie das der größeren Modelle, das Lack-Finish ebenfalls ohne jeden Makel – siehe auch Canton Vento Familien-Übersicht.

Bestückt ist die kleine Standbox mit der Familien-typischen Hochton (Keramik-) Kalotte im 25 Millimeter Format und zwei baugleichen 16 Zentimeter großen Tiefmitteltönern. Es handelt sich dabei um eine sogenannte 2,5 Wege-Konstruktion, wie sie sich in den letzten 20 Jahren für Lautsprecher dieser Größe und Bestückung durchgesetzt hat.

Der obere Tieftöner bestreicht den gesamten Frequenzbereich von etwa 35 Hertz bis 3.000 Hertz, der untere unterstützt lediglich im Bass/Grundton unterhalb von 300 Hertz. Das sorgt für mehr Membranfläche und etwas mehr Wucht im Tiefton. Dennoch, das sei hier schon verraten, ist die Canton Vento 876 im Bass dezenter als ihre beiden Schwestern Vento 886 und Vento 896. Und das ist gut so. Denn in vielen Räumen ist weniger oftmals mehr. In Sachen optimaler Aufstellung jedenfalls tut man sich mit der Canton Vento 876 um einiges leichter als mit ihren beiden größeren Schwestern 896 und 886.

Musikfreunde, die sich mit ihrem Raum nicht so gut auskennen,  verweise ich immer gern auf den Raumrechenservice von Dr. Hunecke. Da bekommt man mit etwas Zeiteinsatz ziemlich genau simuliert, wo die beste Aufstellung für einen perfekten Bass ist. Im LowBeats Hörraum hatten wir mit der 876 keine Probleme. Selbst relativ dicht an der Rückwand produzierte sie noch einen knochigen, sauberen Bass.

Hunecke Raumrechen service
Der Raumrechenservive von Dr. Hunecke. Gibt man die Daten seines Raumes ein, bekommt man recht zuverlässige Ergebnisse in Bezug auf die Halligkeit und die Positionierung des Lautsprechers. Die beste Position ermittel man per Cursor. Man klickt die Box und den Hörplatz an und verschiebt beide so lange, bis eine befriedigend lineare Kurve dabei herauskommt. Ein Hinweis an dieser Stelle: ganz gerade wird es nie!
Yuro Honiong Star Tracks
Mittlerweile als CD kaum, auf verschiedenen Download-Portalen aber sehr wohl noch zu bekommen. Grandios: Das legendäre „Walking On The Moon“

Und dennoch ist die Familien-Ähnlichkeit der Canton Vento 876 zu 986 und 886 sofort zu hören. Es ist diese Über-alles-Ausgewogenheit, der satte Bass und die feinseidige Mittelhochtonauflösung, die harten Saxophon-Einsätzen wie in Yuri Honings „Walking On The Moon“ (Album Star Tracks) etwas die Schärfe nimmt, ohne ein einziges Detail zu unterschlagen. Bei diesem Stück wird deutlich, wie laut diese kleine Standbox eigentlich spielen kann, ohne zu verzerren. Und dass der Tiefton auch bis zu sehr hohen Pegeln nicht weniger wird – im Gegensatz zu vielen andern Lautsprechern.

Yuri Honings „Walking On The Moon“ ist auch deshalb so Hörtest-geeignet, weil Aufnahmeleiter Harry Van Dalen für eine perfekte räumliche Abbildung gesorgt hat. Diese Aufnahme ist wirklich dreidimensional – wenn der Lautsprecher das darstellen kann. Die Canton Vento 876 macht das sehr gut.

Sie erweckt die Illusion, im Aufnahmeraum zu sein und stellt den markanten, gezupften E-Bass plastisch in den Raum. Wie schon gesagt:  Auch die 876 verfügt über den Familien-typischen punchigen, satten Bass, der Musik wie die neue Yello Toy sehr ansprechend in den Hörraum drückt. Der Tiefton der 876 ist wirklich amtlich und weit mehr, asl man von einer solch schlanken Standbox erwarten würde.

Der Vorteil der 876 gegenüber ihren größeren Geschwistern – zumindest im LowBeats Hörraum – war jener: Bei ihr konnte man die einzelnen Basswellen noch genauer nachvollziehen: Das gesamte Klangbild hatte noch mehr Struktur als bei den beiden größeren Schwestern 886 und 896.

Diese Präzision im oberen Bass und Grundton macht oftmals den Unterschied. Hier entsteht die Lebendigkeit einer Aufnahme. Bei Gregory Porters Live In Berlin schien das Zusammenspiel von Porters Stimme mit dem Piano noch genauer, „richtiger“ zu sein als beispielsweise mit der Vento 886. Die Aufnahme lebte noch ein bisschen mehr und auch die Stimme kam noch etwas markanter.

Cover Gregory Porter "Live In Berlin
Ein mitreißendes Konzert des Jazz-Vokalisten: Gregory Porter Live In Berlin (Cover Amazon)

Das LowBeats Klang Orakel: die Canton Vento 876 online vergleichen

Wie auch ihre Geschwister 896 und 886 haben wir die Canton Vento 876 im LowBeats Hörraum aufgenommen. Diese Aufnahmen erfolgen unter jeweils unter den absolut gleichen Bedingungen – optimale Position, gleicher Pegel – und stehen alle im LowBeats Klang Orakel zur Verfügung.

Mit ihnen kann man fast alle bei LowBeats getesteten Lautsprecher miteinander vergleichen. Probieren Sie es aus: Wer über einen ordentlichen Kopfhörerverstärker und einen guten Kopfhörer verfügt, kann sich hier einen sehr sehr genauen Eindruck über die Unterschiede verschaffen.

Wie ihre beiden großen Schwestern Vento 896 und 886 würde ich auch die kleine 876 mit stabiler Transistor-Elektronik kombinieren. Weil sie etwas leiser ist als ihre großen Schwestermodelle, sollten es auch hier wenigstens 100 Watt pro Kanal an 4 Ohm sein. Die Top-Empfehlung für die Vento 886, der Exposure 3010 S2D aus dem Exposure Familientest, gilt auch hier. Exposure 3010 S2D und Canton Vento 876 ist ebenfalls eine sehr musikalische und packende Kombination.

Fazit: Die Canton Vento 876 im Familienvergleich

Die kleine Canton Vento 876 war die Überraschung im Vergleich. Das Flaggschiff 896 hatten wir ja bereits im August 2016 im Test und waren mehr als angetan. Konnte da noch mehr kommen?  Quantitativ natürlich nicht, qualitativ schon. Die Lebendigkeit, sie Ausgewogenheit und die schöne Präzision, mit der die 876 jede Art von Musik wiedergibt, macht sie für mich zur interessantesten Vento Standbox.

Wer große Räume hat, viel Bass und hohe Pegel schätzt, ist mit den beiden größeren perfekt bedient. Doch wer die Bassfülle von 896 und 886 nicht braucht (oder nicht mag), bekommt mit der Vento 876 einen in allen Belangen herausragenden Lautsprecher.

Aber macht sie das zur besten Standbox um 2.000 Euro? Ich würde  sagen: Auf alle Fälle ist sie im engsten Favoritenkreis. Klanglich ist sie sicherlich einer der besten ihrer Klasse. Von der Verarbeitung her kenne ich nichts Besseres und ihre Pegelreserven sind für einen Lautsprecher dieser Größe enorm. Kommt noch hinzu, dass sie in Bezug auf die Musik ein Allround-Talent ist: Man kann mit ihr jede Art von Musik sehr gut hören. Was bitteschön will man mehr?

Canton Vento 876 DC
2017/01
Test-Ergebnis: 4,7
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Feiner, offener Klang
Hohe Pegelfestigkeit
Perfekte Verarbeitung
Exzellente Preis/Klang-Relation

Vertrieb:
Canton Elektronik GmbH + Co. KG
Neugasse 21 – 23
61276 Weilrod
www.canton.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Canton Vento 876: 2.398 Euro (Paarpreis)

Alles zur Canton Vento Serie:

Test Standlautsprecher Canton Vento 896 DC
Test Standlautsprecher Canton Vento 886 DC
Test Kompaktlautsprecher Canton Vento 836
Test Kompaktlautprecher Canton Vento 826
Test Kompaktlautsprecher Canton Vento 816
Familien-Test Übersicht Canton Vento Serie
Hintergrund: Canton DC – mehr Bass, weniger Verzerrungen
LowBeats Klang Orakel Standlautsprecher

Autor: Holger Biermann

Avatar-Foto
Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.