de
SPL Phonos Front
Phono-Preamp SPL Phonos; 1.760 Euro (Foto: J. Schröder)

Erster Test Phono-Vorstufe SPL Phonos

Mit der Phono-Vorstufe SPL Phonos stellt LowBeats ein weiteres Mitglied der neuen Professional-Fidelity-Familie des niederrheinischen Audio-Spezialisten exklusiv vor. Nachdem der D/A-Wandler-Preamp Director  sowie die Leistungsendstufe Performer s800 bereits ihren bravourösen Einstand bei LowBeats feiern konnten, waren wir auf die Phonos natürlich besonders gespannt.

SPL Phonos red front
Die SPL Phonos ist neben einer schwarzen wahlweise auch mit einer roten oder silbernen Alu-Frontblende erhältlich (Foto: SPL)

Nicht ohne Grund, stellen doch Phono-Vorstufen für ihre Entwickler eine besondere Herausforderung dar. In der Tat bewegt man sich mit ihnen an der Grenze des physikalisch Machbaren, und das gleich in mehrfacher Hinsicht: So gilt es zunächst einmal, die speziell bei Moving-Coil-Tonabnehmern winzigen Ausgangsspannungen von wenigen hundert Mikrovolt um etwa 60 dB (1000-fach) zu verstärken.

In diesen Größenordnungen wird bereits das unvermeidliche thermische Rauschen der Quellwiderstände zur kaum überwindbaren Hürde – viel mehr als etwa 78 Dezibel Rauschabstand sind im MC-Betrieb daher kaum zu realisieren.

Die bei Schallplatten-Wiedergabe notwendige Rückentzerrung der Schneidkennlinie nach der aktuell gültigen RIAA-Norm (siehe Diagramm unten) macht die Sache nicht leichter. Schließlich klettert dadurch der Eingangspegel von 20 Hz bis 20 Kilohertz um annähernd 40 dB (100-fach), was einem guten Phono-Preamp speziell bei hohen Frequenzen genügend Austeuerungsreserve abverlangt.

Das lässt sich zwar erreichen, wenn man das RIAA-Entzerrer-Netzwerk in den Gegenkopplungspfad des Verstärkers einfügt (was auch häufig gemacht wird) – dann jedoch arbeitet der Phono-Amp bei tiefen Frequenzen mit deutlich geringerer Gegenkopplung, was wegen der damit einhergehenden, ansteigenden Verzerrungen zu einem häufig feststellbaren, untenherum etwas aufgedickten Klangcharakter führt.

RIAA-Schneidkennlinie
Die RIAA-Schneidkennlinienentzerrung dient dazu, die Rillenauslenkung über den Audiofrequenzbereich einigermaßen konstant zu halten (höhere Packungsdichte) sowie den Rauschabstand zu verbessern. Dazu werden die tiefen Frequenzen definiert abgesenkt, die hohen dagegen angehoben (Diagramm: J. Schröder)

Ausgehend von der soeben kurz beschriebenen aktiven Filterung über die aktiv-passive Variante (Tiefenanhebung im Gegenkopplungszweig, anschließende Höhenabsenkung per passivem RC-(Widerstands-Kondensator-)-Netzwerk) bis hin zu Verstärkern mit rein passiver Entzerrung findet man daher bei Phono-Preamps alle möglichen Schaltungsvarianten – mitunter auch solche, bei denen der Entwickler schon ziemlich „tricksen“ musste, um alle Forderungen nach geringem Rauschen, Übersteuerungssicherheit und exakter Schneidkennlinien-Entzerrung einigermaßen unter einen Hut zu bringen.

Dieses Phänomen lässt sich speziell bei durchwegs Röhren-bestückten Phono-Preamps beobachten. Beispielsweise reicht die Schleifenverstärkung der beteiligten Glaskolben häufig nicht aus, um mit den RIAA-Standard-Zeitkonstanten (3180/318/75 µs) einen im Bassbereich linearen Frequenzgang zu erzielen – von ihrer Mikrofonie-Empfindlichkeit einmal ganz abgesehen.

SPL Phonos: Zweistufen-Konzept in „Voltair-Technik“

Auf solche Schaltungs-Klimmzüge lässt sich die SPL Phonos jedoch gar nicht erst ein: Ebenso wie schon die beiden anderen getesteten Mitglieder der SPL-Pro-Fi-Familie arbeitet auch sie mit einer ungewöhnlich hohen Betriebsspannung von +/- 60 Volt – im SPL-Jargon „Voltair-Technik“ genannt. (Ähnlich machte es übrigens auch schon der legendäre Preamp Radford ZD 22, der bereits Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts eine Versorgungsspannung von immerhin 50 Volt für den Phoonoentzerrer verwendete).

Dadurch kann die SPL Phonos kompromisslos einem sehr direkten 2-Stufen-Prinzip folgen, das da lautet: Erst verstärken, anschließend entzerren. Als aktive Elemente setzt sie dabei – ebenfalls wie ihre Geschwister – auf die SPL-exklusiven Hochvolt-Operationsverstärkermodule, die mit diskreten Bauelementen in SMD-Technik aufgebaut, auf separaten Platinchen daherkommen.

Pro Kanal generieren jeweils drei dieser Module im MC-Betrieb eine maximale Gesamtverstärkung von etwa 72 dB (4000 fach) – bei MM-Betrieb sind’s immerhin 50 dB (314-fach). Das reicht locker, um selbst den unempfindlichsten Hochpegeleingang anzusteuern.

SPL Phonos audioboard
Dank der SPL-exklusiven Voltair-Op-Amp-Module baut die Schaltung der SPL Phonos sehr kompakt. Rechts im Bild Filterelemente zur RIAA-Schneidkennlinien-Entzerrung, realisiert mit hochwertigen Styroflex-Kondensatoren (Foto: J. Schröder)

Um den Pegelbedingungen sowohl in HiFi-Anlagen als auch im Tonstudio gerecht zu werden, verfügt die Phonos über eine dreistufige Pegelniveau-Umschaltung: Die Schalterstellung „normal“ entspricht der Standardverstärkung, „-10 dB“ ist für empfindlichere Hochpegel-Eingänge von HiFi-Preamps gedacht, während sich „+4 dB“ für unempfindlicheres HiFi-Equipment oder den Betrieb im Tonstudio anbietet.

Die Umschaltung zwischen MM- und MC-Betrieb erfolgt dabei über einen separaten Schalter: Der wirkt ebenso wie derjenige fürs Pegelniveau indirekt über hochwertige Relais innerhalb der Schaltung, was den Signalweg kurz hält – wichtig bei störempfindlichen Phono-Preamps.

Sehr praktisch: Unterschiedliche Parallelkapazitäten für MM- sowie verschiedene Eingangswiderstände für MC-Tonabnehmer lassen sich bei der Phonos über frontseitige Stufenschalter einstellen – darüber freuen sich Vinyl-Liebhaber, die gern mit Tonabnehmern experimentieren. Dadurch entfällt das lästige „Jumpern“ und die klangliche Wirkung lässt sich bei laufender Platte sofort feststellen.

Nicht zuletzt wegen der extrem geringen Signalspannungen ist das Thema Bauteile-Qualität bei Phono-Preamps von besonderer Bedeutung.

Das gilt speziell für die Kondensatoren und Widerstände im Entzerrer-Netzwerk: Hier geht es nicht nur um Genauigkeit, sondern auch um weniger prominente, aber nicht minder wichtige Faktoren – beispielsweise den Verlustwinkel bei Kondensatoren, der übrigens auch bei Kabeln eine nicht unerhebliche Rolle spielt.

Aus diesem Grunde verwendet die Phonos im Entzerrer-Netzwerk ausschließlich hochwertige Styroflex-Kondensatoren.

Aufgrund ihrer Bauweise würden diese für die benötigten Kapazitätswerte jedoch ziemlich groß ausfallen, sodass sich SPL Entwickler Bastian Neu entschied, wo erforderlich, eine Parallelschaltung aus mehreren kleineren Styroflex-Kondensatoren einzusetzen.

SPL Phonos RIAA-Equalising
Wie das Messdiagramm zeigt, begradigt das RIAA-Invers-Filter der SPL Phonos die Schneidkennlinie ausgesprochen exakt und absolut kanalgleich – die Schriebe beider Kanäle fallen perfekt zusammen (Diagramm: J. Schröder)

Um die klanglichen Fähigkeiten der SPL Phonos gründlich auszuloten, entschlossen wir uns kurzerhand, den Hör- und Praxistest im Stuttgarter Refugium von Analog-Spezialist Thomas Fast (www.fastaudio.com) durchzuführen.

Hörtest: Vollreifes Bouquet und packende Dynamik

Hier fanden wir nicht nur vielfältige Vergleichsmöglichkeiten, sondern auch optimale Rahmenbedingungen: Beispielsweise diente als „Abhöre“ die Magnepan 3.7, die als Flächenstrahler dank ihrer ausgeprägten Richtwirkung zu höheren Frequenzen hin in der Lage ist, allfälliges Verstärkerrauschen auch über größere Distanzen hinweg ziemlich gnadenlos aufzudecken.

Als Vergleichsinstanzen zur SPL Phonos dienten dabei der kleine iFi Micro iPhono, die als Altreferenz gern genutzte, allerdings nicht mehr erhältliche Audiolab PPA 8000, sowie der in der Analog-Szene hoch gelobte, 2.400 Euro teure model blue Mk II vom süddeutschen Spezialisten Blue Amp.

Als Hochpegel-Vorstufe und Endverstärker brachte Thomas Fast jeweils röhrenbestückte Vertreter ins Spiel – namentlich den Tsakiridis Alexander sowie die martialische KR Audio Kronzilla VA 680i.

SPL Phonos zum Test im Analogstudio von Thomas Fast
Optimale Test- und Vergleichsbedingungen für die SPL Phonos fand LowBeats im Analog-Studio von Thomas Fast in Stuttgart (Foto: J. Schröder)

Um auch die feinsten Informationen aus der Plattenrille zu kitzeln, bestückte der Hausherr die beiden auf einem Feickert-Blackbird-Laufwerk montierten Kuzma-Stogi-313-VTA Tonarme mit zwei Top-Tonabnehmern aus dem Hause Lyra: Zum einen mit dem – man darf zweifellos sagen – „Erfolgsmodell“ Etna, zum anderen mit dem niederohmigen Etna SL (Single Layer), das aufgrund seiner ultrageringen Ausgangsspannung von lediglich 250µV (bei einer Schnelle von 5 cm/s) allerhöchste Ansprüche an den Noise Floor des Phono-Preamps stellt.

Laufwerk Feickert Blackbird mit Kuzma Stogi Tonarm
Mit dieser kompromisslosen Signalquelle haben wir getestet: Laufwerk Feickert Blackbird mit Kuzma Stogi VTA Tonarmen. Der hintere führte das Lyra Etna, der vordere das superleise Etna SL (Foto: J Schröder)

Es versteht sich von selbst, dass diese Hörtest-Anlage mit allen beteiligten Phono-Preamps superb klang – und damit natürlich auch die Unterschiede zwischen ihnen erkennen ließ. So hielt der mit 500 Euro günstigste Kandidat, der iFI Micro iPhono zwar sehr gut mit, konnte aber in Sachen Offenheit und Feinauflösung weder der SPL Phonos noch dem Blue Amp wirklich Paroli bieten.

Die letzteren beiden schenkten sich allerdings nichts, wobei sie durchaus ihre Paradedisziplinen hatten: Während der Blue Amp durch sein innerlich ruhiges, sehr transparentes Klangbild bei eindrucksvoller Stereoperspektive punktete, spielte die SPL Phonos etwas mehr aus der Mitte heraus und bot den farbenprächtigeren, gesättigteren Ton.

Auch in dynamischer Hinsicht zeigten sich Ausprägungen: Während der Blue Amp seine dynamische Spannung aus seiner enormen Rauscharmut gewann, zeigte sich die SPL Phonos in Sachen Eigengeräusch etwas unruhiger, schien jedoch in Richtung höchster Pegel keine Grenzen zu kennen.

Der Hörvergleich zwischen Lyra Etna und seiner superleisen SL-Variante an der SPL Phonos bestätigte das: Mit letzterer zeigte die Phonos bereits vernehmliches Rauschen und wirkte eher verhalten, wohingegen sie mit den dynamischen „Ausbrüchen“ des normalen Lyra wie entfesselt aufspielte.

Wie viel an eher unspektakulär dargebotener Feinauflösung in ihr steckt, zeigt die SPL Phonos, wenn man ihr gute Anschlusskabel gönnt: Mit dem hervorragenden Mogami 2803 als Kleinsignal-Verbindung zum Tsakiridis Alexander gab’s jedenfalls noch mal einen hörbaren Sprung nach vorn.

Fazit: Packende Dynamik, super Preis/Leistungs-Relation

Dieser Test bestätigt einmal mehr, was Vinylfans ohnehin schon immer wussten: Als erster Verstärker in der analogen Signalkette nimmt der Phono-Preamp eine klanglich wichtige Rolle ein. Die SPL Phonos erfüllt diesen kritischen Part voll und ganz.

In ihrem Umfeld ist sie zwar nicht die rauschärmste Vertreterin, punktet jedoch mit feiner Zeichnung, natürlichen, vollen Klangfarben und knackiger, souveräner Dynamik – oder wie es LowBeats-TV-Moderator René Heller auf den Punkt brachte: sie „rockt“.

Hinzu kommt, dass sich die SPL Phonos dank ihres umschaltbaren Pegelniveaus vielerlei Einsatzbereiche im HiFi- und Tonstudio-Umfeld erschließt. Ein weiterer Pluspunkt sind die auch im laufenden Betrieb bequem erreichbaren Möglichkeiten zur Tonabnehmer-Anpassung.

Auch wenn sie für ultraleise Tonabnehmer nicht die ideale Spielpartnerin ist, hat sich die SPL Phonos unbedingt eine dicke Empfehlung verdient.

SPL Phonos
2016/08
Test-Ergebnis: 4,4
überragend
Bewertung

Bewertungen:

Klang:
Praxis:
Verarbeitung:

Gesamt:

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Voller, energiereicher Ton und hohe Dynamik
Frontseitige Schalter zur Tonabnehmeranpassung
Dreistufige Pegelniveau-Umschaltung für Tonstudio und HiFi-Umgebung
weniger für ultraleise Tonabnehmer geeignet

Vertrieb:
SPL electronics GmbH
Sohlweg 80
41372 Niederkruechten
Germany
Tel. +49 2163 98340
Fax +49 2163 983420
spl.audio/de/

Preis (Hersteller-Empfehlung):
SPL Phonos: 1.760 Euro

Mehr zu SPL:

Test SPL Performer m1000: High End Mono-Amps aus dem Studio
Testübersicht SPL Pro-Fi-Familie
Test Profi D/A-Wandler-Preamp für zuhause: SPL Director
Erster Test Leistungs-Stereo-Endstufe SPL Performer s800
Test SPL Phonitor x: Kopfhörerverstärker mit 3D-Klang

Autor: Jürgen Schröder

Avatar-Foto
Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.