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Stereofone Lautboard Display
Das noble Stereofone Lautboard vereint höchste audiophile Tugenden mit einer ungewöhnlichen Pegelfestigkeit einerseits und einer ungeheuren Finish-Auswahlandererseits. Es ist auf seine Art einzigartig, aber der Preis durchaus gehoben: ab 16.000 Euro (Foto: Stereofone)

Test Stereofone Lautboard: das ultimative Klangmöbel

Side- oder Lowboards mit eingebauten Lautsprechern gibt es bereits etliche am Markt. Das Stereofone Lautboard von Peter Zirker aber hebt sich ab: Es ist teurer, von der Verarbeitung her edler, von den vielen Farbvarianten einzigartig und beim Klang absolut State Of The Art. Noch Fragen?

In der Wagnerstadt Bayreuth ist die Gegenwart des großen Komponisten fast überall spürbar. Schon wer nur als Gast wenige Tage in Bayreuth weilt, kann sich dem kaum entziehen. Aber als Einwohner? Peter Zirker, Betreiber des HiFi-Ladens „Stereofone“ ist Klassik-, Opern- und – wie kann es als Bayreuther Kind anders sein? – begeisterter Wagner-Fan.

Das verbindet ihn auch mit vielen seiner Kunden. Nicht wenige von ihnen sind eifrige Pilger auf den grünen Hügel. Manche arbeiten dort sogar. So zählt Zirker etliche Musiker zu seiner Stammkundschaft, die während der Festspielzeit ihre Pausen nutzen, um im kleinen, aber feinen Stereofone-Laden (der passenderweise in der Richard-Wagner-Straße liegt) über Musik und ihre Wiedergabe zu philosophieren.

Wagner entdeckt Lautboard
Hätte sich Richard Wagner die Sache mit dem Festspielhaus geschenkt, wenn es damals schon das Lautboard gegeben hätte? (Gemälde von Matthias Ose)

Und deshalb weiß Zirker auch nur zu gut, was diese spezielle Kundschaft möchte: Eine Anlage, die Wagners Walküren-Ritt mit der ganzen Dynamik eines voll besetzten Festspielhaus-Orchesters übertragen kann, die man aber – bitteschön – doch nicht nicht sehen muss…

Für diese Art Kunden hat Zirker zwei Alternativen im Angebot: den Installer-Klassiker: Wand aufstemmen, Einbauboxen einsetzen, zumörteln, Ende. Oder deutlich einfacher, sauberer und zudem preisgünstiger: sein Stereofone Lautboard.

Das Konzept des Stereofone Lautboard

Dsa Lautboard könnte man grob unter der Rubrik „Medienmöbel“ verorten. Also ein – in diesem Falle – Sideboard mit Aktiv-Lautsprecherbestückung und integriertem Streaming-Client. Wurde aber bei ähnlichen Modellen (Spectral mit Canton, Roterring mit Nubert) ein bestehendes Funktionsmöbel mit passenden Lautsprechern bestückt, so wurde das Lautboard eigens für ein außergewöhnliches Lautsprecherkonzept entworfen. Das ist ein Unterschied. „Man muss“, sagt Zirker, „das Lautboard eher als Stereo-Lautsprechersystem in nur einem Gehäuse betrachten. So wie eine JBL Paragon. Halt mit einem moderneren, funktionelleren Gehäuse.“

Im Grunde ist das Lautboard dem auch preislich vergleichbaren Stereomaster SM150 von Lyravox ähnlich: Ein hoch anspruchsvolles Stereo-System in einem sehr breiten Gehäuse, das nur noch einen Stromanschluss und einen Netzwerkzugang braucht. Doch anders als das Hamburger SM150 dient das fränkische Lautboard auch noch als funktionales Möbel.

Stereofone Lautboard @ Stereofone
Das Lautboard im üblichen Einsatz: Es steht direkt an der Rückwand und trägt den TV, dessen Ton natürlich auch über das Klangmöbel wiedergegeben wird. Das Bild entstand bei Stereofone in Bayreuth und zeigt links einen kleinen Teil der Zirker‘ schen Tonträger-Sammlung. Natürlich überwiegend Klassik… (Foto: H. Biermann)

Zirker selbst hat im Laufe seiner Zeit schon diverse Lautsprecher konzipiert; die Dura von 2003 gibt es immer noch und sie ist so aktuell wie eh und je. Dennoch kümmerte sich der studierte Architekt bei diesem Projekt vor allem um die Äußerlichkeiten: das Design (entwarf er selbst), den Zusammenbau (lässt er in Bayreuth vom Tischler seines Vertrauens machen) und die perfekten Oberflächen.

Und er hatte klare Vorstellungen davon, was so ein Klangmöbel leisten können muss, denn Zirker kennt seine Pappenheimer: Auch der audiophile Klassikliebhaber, der stets beteuert, nie laut zu  hören, dreht – wenn entsprechende Filme im TV laufen oder per Streaming-Dienst zugespielt werden, so laut, dass die üblichen Systeme von Spectral, Roterring & Co mit ihren eingebauten HiFi-Boxen zwangsweise einknicken müssen. Das sollte bei seinem System nicht passieren.

Für das Akustik-Konzept holte sich Zirker mit Hans-Martin Burmester einen ganz besonderen Spezialisten mit ins Team. Burmester ist nach über 40 Jahren des HiFi-Verkaufens und Lautsprecher-Entwickelns derzeit im Übergang zum (Un-) Ruhe-Stand und der wahrscheinlich einzige Händler Deutschlands, der über HiFi-Technik und Akustik so gut wie alles weiß. Er könnte aus dem Stegreif einen mehrstündigen, wissenschaftlich fundierten Vortrag über die kohärente Abstrahlung von Mehrwege-Lautsprechern im Allgemeinen und Koax-Systemen im Besonderen halten. Und manchmal macht er das auch… Vor allem aber kennt sich Burmester bestens mit DSP-korrigierten Lautsprechern aus.

Deshalb war er die Bestbesetzung, um Zirkers Wunsch nach einem audiophilen Hochpegellautsprecher-System kompromiss- wie kompressionlos umzusetzen. Burmester ersann dafür ein radikales Konzept, das dem legendären, ebenfalls einteiligen JBL Paragon von 1957 nicht unnähnlich ist: ein Einbox-Hornsystem.

JBL Paragon: schöner geht es nicht.
Der legendäre Hornlautsprecher JBL Paragon von 1957 gab die Vorlage für das Stereofone Lautboard von 2019

Basshörner sind mittlerweile etwas aus der Mode gekommen, weil sie viel Mündungsfläche brauchen, wenn sie Tiefbass erzeugen wollen. Aber nicht in diesem Fall. Lautsprecher-Fuchs Burmester adaptiert hier einen alten Trick, auf dem schon das Eckhorn von Paul Klipsch aus dem Jahr 1943 basiert: Er integriert die angrenzenden Wandflächen mit ins Konzept. Für das Stereofone Lautboard bedeutet das also: es muss direkt an der Rückwand stehen. Aber dann ist sehr viel Bass-Energie garantiert. Zirker wählte den Namen seines Projekts mit Bedacht: Dieses Klangmöbel soll leise, aber auch sehr laut sehr gut klingen. Das gelingt mit klassischem HiFi nur selten.

Denn die üblichen HiFi-Treiber sind auf Wohnzimmer-Lautstärken hin optimiert. Mit den Pegel- und Dynamik-Anforderungen eines Live-Konzerts dagegen sind sie in der Regel überfordert, das weiß auch Burmester. Beim spanischen Spezialisten Beyma fand er professionelle Beschallungstreiber, die klangstark, aber dennoch sehr laut und quasi unkaputtbar sind. Die bringt er per DSP zum kultivierten Klingen.

Ein kluges Konzept: Ascendo macht es bei seinem Flaggschiff-Lautsprecher Live 15 ganz genauso. Burmester sagte im Gespräch lächelnd dazu: „Die Auswahl der Chassis erfolgte nach dem Gesichtspunkt, dass ein Wirkungsgrad besser als 95 Dezibel (1 Watt/ 1 Meter Abstand) mit einer gewissen Selbstverständlichkeit, Lockerheit, Schnelligkeit einhergeht, was bei durchschnittlichen Wirkungsgraden durch mehr Verstärkerleistung erfahrungsgemäß kaum ausgeglichen werden kann. Zur Erinnerung: 6dB mehr entspricht einer 4-facher Verstärkerleistung…“

Stereofone Lautboard Koax-Tiefmitteltöner
Hoher Wirkungsgrad, hohe Dynamik und extrem hohe Belastbarkeit kennzeichnen die Treiber vom spanischen Spezialisten Beyma. So auch den 20 cm großen, koaxialen Mittelhochtoner des Lautboard. Der Koax mit dem auffälligen Hochtonhorn in der Mitte wird normalerweise bei der Beschallung oder im Studio eingesetzt (Foto: Beyma)

Das Lautboard sieht zunächst einmal ziemlich unverdächtig aus. Der einzige Hinweis darauf, dass es sich dabei um einen Lautsprecher, ja gar um ein Horn handelt, ist die die Schräge mit integriertem Display in der Mitte. Die Schräge ist wesentlicher Bestandteil der akustischen Bass-Schallführung, denn sie bildet zusammen mit den Flächen der oberen und der unteren Lautboard-Teile die Hornführung.

Stereofone Lautboard Front
Das Lautboard (Abmessungen: 195,0 x 76,0  x 46,0 cm) ist wie ein modernes JBL Paragon. Nur dass selbst die größten TVs darauf Platz finden und im Fuß (hinter der Klappe unten) jede Menge Platz für Elektronik & Co vorhanden ist (Foto: Stereofone)

Burmester setzt hier pro Kanal zwei Tieftöner im 18 cm Format ein. Sie werkeln Rücken an Rücken: Der eine strahlt zu einer der Seiten hin ab, der andere in das Horn. Zwei 18 cm Bässe diesen Kalibers pro Kanal sind an sich schon eine Menge. In Verbindung mit einem Horn birgt das explosives Potenzial…

Stereofone Lautboard Basshorn-Öffnung
Das Dreieck in der spiegelnden Unterseite des Oberteils ist der Hornaustritt. Die Schräge und die Fläche des unteren Lautboard-Teils stellen quasi den Hornmund dar (Foto: H. Biermann)

Um im Mittelhochtonbereich Ebenbürtiges aufzufahren, vertraut Burmester auf extrem robuste Koaxial-Speaker, ebenfalls von Beyma. Bei diesen Spezialtreibern sitzt ein Hochtonhorn inmitten eines 20 cm Tiefmitteltöners. Auch dieser Kombination-Treiber ist extrem wirkungsgradstark. Und er hat einen weiteren Vorteil: Der Koax kommt dem Ideal der Punktschallquelle weit entgegen und ist eine gute Basis für eine sehr genaue Abbildung.

Doch der koaxiale Mittelhochtöner hat noch eine Besonderheit: Um die Räumlichkeit des Klangbilds zu vergrößern, arbeitet der Mitteltöner als Dipol; das Gehäuse ist nach hinten offen und die nach hinten abgestrahlte Mitteltonenergie wird über die Rückwand reflektiert. Das macht die Abbildung größer, vielschichtiger, greifbarer. Unterstützt wird diese Dipol-Charakteristik von einem zusätzlichen Hochtöner pro Kanal, der indirekt nach hinten abstrahlt.

Stereofone Lautboard Abstrahlung
Das Schaubild verdeutlicht das Konzept. Die blauen Pfeile stehen für die Bässe, die roten Pfeile für den direkten Mittelhochtonbereich, die gelben für indirekten Hochton. Durch die teilweise indirekte Abstrahlung über Reflektionen wirkt das Klangbild größer und tiefer (Schema: Stereofone)

Dieser indirekte Hochton-Schall wird durch die gelben Pfeile symbolisiert. Wie auch die indirekt abgestrahlten Mitteltonanteile (hier ohne Pfeile) ist die indirekte Hochtonwiedergabe in der Phase um 90° gedreht; nur so klingt es authentisch.

Alle Lautsprecher sind unsichtbar hinter dem Bespannstoff des Oberteils verborgen. Die beiden koaxialen Mittelhochtöner liegen möglichst weit auseinander, um das denkbar beste Stereo-Panorama zu erzeugen. Zwischen den beiden Koaxen haben Burmester und Zirker – hier erkennt man man die lange Akustik-Erfahrung der beiden – ein Array von Diffusoren eingebaut; das macht das Klangbild gezielt größer.

Doch die wichtigste Leistung ist natürlich die präzise Justage aller Lautsprechertreiber zueinander. Wer Hans-Martin Burmester kennt, der weiß, dass sich der penible Konstrukteur dafür viel Zeit gelassen hat. Denn es bedarf viel Wissen und auch viel Fingerspitzengefühl, um die unterschiedlichen Schallanteile so geschickt im richtigen Pegel, aber auch im richtigen Zeitverhalten so optimal einzustellen, dass ein großes, authentisches Klangbild entsteht.

Doch die exakte Korrektur aller Treiber erfordert auch einen leistungsfähigen DSP. Der ist natürlich an Bord und ermöglicht nicht nur die perfekte Anpassung der Treiber-Kombination an den Raum, sondern auch die Frequenzweichen-Funktion, welche die Tief- und die Mitteltöner aktiv bei 140 Hertz voneinander trennen.

Der hohe Dynamik-Anspruch des Lautboard erfordert leistungsfähige Endstufen. Die fand Burmester beim Profi-Anbieter Pascal. Es handelt es sich hier um eine hoch effiziente 4-Kanal Class-D Endstufe mit Leistung im Überfluss: insgesamt über 1.000 (2 x 500) Watt. Obwohl ich es schon öfter angedeutet habe, muss ich es an dieser Stelle noch einmal dick unterstreichen: Hinter der hübsch-barocken Fassade des Stereofone Lautboard steckt ein sehr, sehr potentes Lautsprecher-System.

Der Aufbau des Stereofone Lautboard

Jedes Lautboard entsteht in liebevoller Handarbeit in Bayreuth. Das spürt man, wenn man mal die Finger darüber gleiten lässt. Oder wenn man sieht, wie sich hier alles präzise ineinander fügt. Oder wenn man versucht, es anzuheben: 80 Kilo wollen hier geliftet sein. Solidität steht ganz oben auf der Zirker’schen Liste, weshalb das Lauboard auch mit Rollen angeboten wird.

Das klangrelevante Top mit den Lautsprechern besteht komplett aus den bekannt stabilen, 19mm starken Multiplexplatten (kreuzweise verleimter finnische Birke) und ist zusätzlich intern mehrfach versteift. Für die vibrationsgefährdete Frontseite wird zudem eine zweite Lage aufgedoppelt: Da wackelt nichts. Der untere Teil besteht aus klassischem MDF; das lässt sich besser lackieren. Unsere Slideshow vermittelt einen Eindruck von der hohen Perfektion:

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Stereofone Lautboard Display
Die Schräge ist Teil des Basshorns, aber auch Sitz des Displays, das bei der Bedieneng hilft (Foto: Stereofone)
Stereofone Lautboard Ecke
Wo Solidität greibar wird: das Lautboard über die Kante gesehen. Auch die Bespannung ist perfekt gemacht (Foto: Stereofone)
Aufbau
Eine eingelassene LED-Kette sorgt für eine stimmunsvolle Beleuchtung des Klangmöbels (Foto: Stereofone)
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Doch das wirklich Herausragende am Stereofone Lautboard ist die große Auswahl der Oberflächen. Es gibt so gut wie keine Ausführung, die Zirker & Co. nicht machen können. Wem das immer noch nicht reicht, kann seine individuellen Wünsche umsetzen lassen. Zirker: „Wir haben bislang noch so gut wie alles hinbekommen.“ Für sein neuestes Lautboard hat sich Zirker beispielsweise von Joseph Beuys, beziehungsweise dessen Werk „Neues vom Gold“ inspirieren lassen. Eine großartige Idee.

Joseph_Beuys_Gold
Ein einfacher Strich des Meister gab die Idee zu einer Spezial-Ausführung des Lautboard. Und irgendwie passt die Farbe besonders gut… (Werk: Joseph Beuys)

Doch es bleibt nicht bei der großen Zahl an Oberflächen: Zusammen mit den unterschiedlichen Rohr-Ausführungen und den verschiedenen Stoff-Bespannungen ergibt sich eine schier endlose Kombinationsvielfalt.

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Stereofone Lautboard Oberflächen
Eine Auswahl der Lautboard-Oberflächen (Zusammenstellung: P. Zirker)
Stereofone Lautboard Rohre
Eine Auswahl der Rohr-Ausführungen (Zusammenstellung: P. Zirker)
Stereofone Lautboard Bespannungen
Eine Auswahl der möglichen Bespannstoffe (Zusammenstellung: P. Zirker)
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Praxis

Aufgrund der hohen Solidität trägt das Lautboard natürlich jede Art von modernem TV mühelos; selbst ein 80 Zöller hätte hier noch Platz – was aber sicher nicht so schön aussähe. Ein 65 Zöller wie der, den wir in der Testphase nutzten, ist hier vom ästhetischen Gesichtspunkt her sicher die beste Wahl.

Ausgeliefert wird das Lautboard mit dem Yamaha Netzwerkplayer NP-S303. Mancher HiFi-Fan würde diesen Netzwerkplayer wohl eher in der Mittelklasse verorten. Und dennoch war seine Wahl für das Lautboard genau richtig.

Elektronik
Hinter der offenen Klappe des Mediafachs ist viel Platz. Hier findet man die Elektronik mit der 4-Kanal-Endstufe (Silber, links) sowie den zum Lieferumfang gehörenden Yamaha NP-S303. Dank des Yamaha sind Airplay, Bluetooth, USB-Stick-and-Play, Wireless LAN, MusiCast inklusive und die Streaming-Dienste Tidal, Deezer, Spotify, Qobus etcetera vorbereitet (Foto: H. Biermann)

Denn Yamahas günstiger Tausendsassa verhindert, dass die Kosten für das Lautboard in den schmerzhaften Bereich um 20.000 Euro rutschen. Und er klingt weit teurer als sein Preis vermuten ließe; Kollege Jürgen Schröder gab dem NP-S303 fast die volle Punktzahl. Das kommt bei LowBeats nur ganz selten vor. Und wenn jemand wirklich in diesem Bereich mehr möchte, kann er – das Lautboard ist an dieser Stelle modular aufgebaut – einfach einen höherwertigen Streamer verwenden.

Die Bedienung des Netzwerk-Players geht, wie immer bei Yamaha-Geräten, beinahe schon kinderleicht von der Hand; hier sei noch einmal auf den hervorragenden NP S-303-Test des Kollegen Schröder verwiesen. Die Bedienung des eigentlichen Lautboard, also Quellenanwahl und Lautstärke geschieht per Fernbedienung. Das Lautboard hat zwar einen DSP, kann aber „nur“ Stereo. Virtuelle Raumklang-Programme wie ihn viele Soundbars eingebaut haben, weichen ab vom Ideal des besten Klang. Also lassen Burmester & Zirker diese Spielarten außenvor. Und wie sich im Hörtest zeigen sollte, kann Stereo auch für TV-Ton absolut beeindruckend sein.

Der Aufbau, beziehungsweise die Aufstellung des Stereofone Lautboards ist zwar vom Gewicht her schwer, vom Prinzip aber absolut selbsterklärend: Es muss direkt an die Wand geschoben werden und der Hör-Sessel oder das Hör-Sofa sollte idealerweise mittig davorstehen, damit ein perfektes Hör-Dreieck entsteht. Das Lautboard sieht zwar aus wie ein Möbel, reagiert aber natürlich genauso auf raumakustische Gegebenheiten wie andere Lautsprecher auch. Allerdings erlaubt der eingebaute DSP über vier vordefinierte Equalizer-Einstellungen eine flexible Anpassung.

Gewisse Punkte aber lassen sich auch mit viel Rechenpower nicht ändern: Weil wir es beim Lautboard mit einem Hornsystem zu tun haben, das zudem die Rückwand als Reflektionsfläche nutzt, ist ein Mindestabstand von 3 Metern sinnvoll, sonst mischt sich der Schall nicht zu einem großen Ganzen. Es ist ein bisschen wie das Festspielhaus in Bayreuth, wo die Musik des Orchesters über eine Art Hornkehle erst auf die Rückwand gelenkt wird, um sich besser mit den Stimmen auf der Bühne zu mischen.

Peter Zirker
Das Lautboard wird von Peter Zirker persönlich ausgeliefert und aufgebaut. Damit verbunden sind die Tipps zum optimalen Aufbau und die akustische Anpassung an den Raum (Foto: H. Biermann)

So klingt das Stereofone Lautboard

Betrachtet man das Lautboard als klassisches Stereo-System, gibt es diesen einen Platz, an dem das Klangbild perfekt einrastet. Sänger stehen enorm plastisch auf der Bühne, ein Piano wird in vollem Umfang auch in der Tiefe dargestellt. Burmester ist in Bezug auf die Abbildung ein Pedant und hat dem Lautboard diesbezüglich beste Manieren und eine ungewöhnliche Plastizität anerzogen.

Und es gibt diesen einen Moment, wenn einen das Lautborad komplett mitreißt. Die einzelnen Anschläge des Piano haben einen unglaubliche Kraft, die sich quasi explosionsartig entfaltet. Ein Schlagzeug-Solo kommt mit einer Leichtigkeit und Mühelosigkeit, die man sonst nur von guten Bühnen-Monitoren kennt. Bei guten Aufnahmen lassen diese enormen Dynamik-Fähigkeiten das Klangbild fliegen. Natürlich haben wir Wagners Walküren-Ritt (Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan) gehört. Womöglich in einer Lautstärke, die man den Nachbarn gemeinhin nicht zumutet.

Wagner Walküre Karajan Berliner Philharmoniker
Dynamik in allen Lagen: der Ritt der Walküren (Cover: Amazon)

Aber das ist herrlich, wie am Ende alle Bläser, Streicher und das Schlagwerk zum großen Finale ausholen – und das Lautboard dieses furiose Spektakel mühelos mitmacht. Und wie dieses Horn im Sideboard-Gewand auch die Pauken wunderbar präzise und kraftvoll-körperhaft in den Raum drückt. Der anschließende Applaus macht deutlich, was das Lautboard nicht ganz so gut kann: Das letzte Quentchen Auflösung in den oberen Mitten. Da schummelt es sympathisch durch Unterlassung.

Bei Filmton ist das Lautboard fast noch spektakulärer: Wir ließen Bohemian Rhapsody laufen. Klanglich ist der Film eine Sensation. Das Lautboard brachte uns direkt ins Londoner Wembley Stadion, wo Queen für das Live Aid Konzert auftrat: Gänsehaut. Auch hier wieder jegliches Fehlen von dynamischer Kompression, die bei so vielen untermotorisierten Heimkino-Systemen den Zauber schnell verfliegen lässt. Mit dem Lautboard hat alles eine stabile Größe. Und beim Filmton ist auch der Hörplatz nicht mehr ganz so entscheidend. Wir konnten uns im Raum bewegen und hatten immer noch eine klare Ortung: super.

Fazit

Die Idee, Lautsprecher in Sideboards zu verbauen, ist nicht neu. Aber sie wurde noch nie so konsequent und so liebvoll umgesetzt. Sicher: Das Stereofone Lautboard ist mit seinen knapp 16.000 Euro nicht ganz günstig. Aber Außergewöhnliches war noch nie billig. Zumal dieses Klangmöbel ja nicht nur hunderte von Ausführungs-Varianten bietet, sondern auch dem technisch nur wenig beleckten Musikfreund eine kinderleicht zu bedienende, moderne Medienzentrale bietet. Diese Musikfreunde müssen sich nicht kümmern um Hornsysteme, DSPs und hohe Leistung der Endstufen. Sie können sich nur sicher sein, dass dieses ungewöhnliche Tonmöbel mit seinem fast „unsichtbaren“ Lautsprechersystem für so gut wie alle Lautstärken noch Pegelreserven bereit hält.

Lautboard-Erdenker Peter Zirker hat in seinem langen HiFi-Leben schon einige sehr große Systeme verkauft. Deshalb ist er bescheiden und will mit seinem Lautboard nur „die beste Zweitanlage der Welt“ anbieten. Er ist dicht dran. Optik und Verarbeitung bekommen eine glatte Eins, der Klang ist natürlich nicht ganz so gut wie ein ähnlich teures, klassisches Aktivsystem mit zwei Lautsprechern. Dennoch hält sein „Lautboard“ das Versprechen, das der Name gibt. Dynamik, Schnelligkeit und verzerrungsarmer Maximalpegel sind außergewöhnlich und sehr viel höher, als man diesem quasi unsichtbaren System zutrauen würde. Ein Erlebnis.

 

Stereofone Lautboard
2020/03
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Ungemein dynamisch-natürlicher, plastischer Klang
Ungewöhnlich hohe Pegelstärke
Fantastische Verarbeitung, große Auswahl an Ausführungen
Nur klassisches Stereo möglich

Vertrieb:
Stereofone
Richard-Wagner-Strasse 13
95444 Bayreuth
www.stereofone.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Stereofone Lautboard: ab 15.900 Euro

Im Beitrag erwähnt:

Test Yamaha NP-S303: der „Volks-Netzwerkspieler“
Test Stereomaster SM150 von Lyravox: der beste Soundbar der Welt?
Aktivbox Ascendo Live 15 im Test: High-End-Spaß aus dem Heimkino

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.