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Das Audio-Technica VM510CB am Rega RB 1000 Arm
Das Audio-Technica VM510CB am Rega RB 1000 Arm (Foto: P. Schüller)

Test Audio-Technica VM510CB: VM-Technik für 100 Euro

Innerhalb der VM-Serie ist das Audio-Technica VM510CB das kleinste und mit knapp 110 Euro günstigste Modell. Der Systemkörper ist wie bei allen 500er Modellen aus Kunststoff, sein Nadeleinschub wie bei fast allen MM-Systemen austauschbar. Der analoge Riese Audio-Technica hat mit Einsteiger-Systemen einige Erfahrung: Immerhin stammt auch das meist verwendete HiFi-System überhaupt, das AT 95, aus der japanischen Manufaktur.

Und wie das überaus bewährte AT 95 ist auch das Audio-Technica VM510CB  mit einem V-förmig (namensgebend) angeordneten Doppelmagneten aufgebaut. Wegen dieses besonderen Aufbaus soll im Vergleich zu üblichen MM-Systemen (bei denen nur ein Magnet bewegt wird) eine höhere Kanaltrennung erzielt werden. Und tatsächlich weisen unseren Messungen darauf hin. Dennoch gehört auch das VM510CB natürlich in die Kategorie der klassischen MM-Systeme mit vergleichsweise hoher Ausgangsspannung. Die liegt beim 510er bei etwa 4 Millivolt.  Es ist also für alle üblichen MM-Phonostufen geeignet. Die Abschlusswerte sollten – soweit einstellbar – bei 47 Kilo-Ohm und 100 – 200 Picofarad liegen. Und wie alle seine Geschwister der VM-Serie ist das Audio-Technica VM510CB für den Einbau in die heute meist üblichen mittelleichten Tonarme (z. B. Rega 100er, 200er oder 300er Serie) optimal geeignet.

Audio-Technica VM-Serie: VMN10 konisch aufgeklebt
Der konische Schliff der aufgeklebten Diamantnadel-Spitze des VMN10 (Foto: P. Schüller)

Der Abtaster des Audio-Technica VM510CB ist ein kleines Stück konisch (häufiger wird der Begriff „sphärisch“ verwendet) geschliffener Diamant, das mit einem Ersatzstoff verklebt auf einem Nadelträger aus Aluminium sitzt. Die folgende Slideshow zeigt, dass innerhalb dieses Familientests der konische Schliff der rundlichste ist, der somit am wenigsten in die Tiefen der Rille und ihre Informationen abtauchen kann:

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Der konische, recht runde Schliff der VMN10-Nadel
Der konische, recht runde Schliff der VMN10-Nadel (Foto: Audio-Technica)
Der elliptische Schliff der VMN20-Nadel
Der elliptische Schliff der VMN20-Nadel. Die Diamantspitze ist kleiner als bei VMN30 (Foto: Audio-Technica)
Der elliptische Schliff der VMN30-Nadel
Der elliptische Schliff der VMN30-Nadel (Foto: Audio-Technica)
Der MicroLine-Schliff der VMN40-Nadel
Der recht scharfe MicroLine-Schliff der VMN40-Nadel (Foto: Audio-Technica)
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Die Messwerte

Obwohl der kleinste Abtaster aus dieser Serie, verblüfft auch das 510CB mit weitgehend tadellosen Messwerten. Der Frequenzgang ist linealglatt, steigt aber zu höheren Frequenzen recht früh leicht an, was auf einen brillanten Klang schließen lässt. Oder die sensationelle Abtastfähigkeit von 120 Mikrosekunden. Böte die Testschallplatte noch höhere Werte, hatte selbst das kleine Audio-Technica diese womöglich auch noch genommen…

Frequenzgang und Übersprechen des Audio-Technica VM510CB
Frequenzgang und Übersprechen des Audio-Technica VM510CB (Messungen: P. Schüller)

Hier alle elektrischen Mess-Ergebnisse in der Übersicht:

Die Messwerte des Audio-Technica VM510CB
Die Messwerte des Audio-Technica VM510CB (Messungen: P. Schüller)
Klirr und Intermodulation. des Audio-Technica VM510CB
Klirr und Intermodulation des Audio-Technica VM510CB (Messungen: P. Schüller)
Die Differenzton-Verzerrungen des Audio-Technica VM510CB
Die Differenzton-Verzerrungen des Audio-Technica VM510CB (Messungen: P. Schüller)

Konischen Abtastnadeln sagt man ja immer nach, sie könnten den feinsten Rillenausformungen bei höchsten Tönen weniger gut folgen. Das VM510CB tritt zumindest im Messlabor den Gegenbeweis an und glänzt gerade bei den Hochton-Impulsverzerrungen mit erstaunlich niedrigen Werten. Das Übersprechen ist von Links auf Rechts etwas niedriger, geht mit mehr als 20 dB aber völlig in Ordnung.

Auch von der Ausgangsspannung her ist das VM510CB absolut in Ordnung: Das LowBeats Labor ermittelte 8,6 (links) beziehungsweise 8,2 Millivolt Ausgangsspannung. Da aber Audio-Technica bei seinen Messungen 6 Dezibel weniger ansetzt, muss man die LowBeats Werte durch zwei teilen, um sie mit den Katalogdaten vergleichbar machen zu können. Das entspräche – nach einer Mittelung beider Kanäle – dann 4,2 Millivolt.

Das Audio-Technica VM510CB im Hörtest

Cover Art: Mahlers 5. Symphonie mit den Wiener Philharmonikern
Mahlers 5. Symphonie, eingespielt von den Wiener Philharmonikern unter Leonard Bernstein ist vor allem auf LP ein herausragendes Werk. Klanglich eine Herausforderung für die Wiedergabekette (Cover: Amazon)

Im Hörtest aber wurde schnell deutlich, dass der konische Schliff akustisch nicht von Vorteil ist. Das Audio-Technica VM510CB ist ein tonal recht ausgewogenes System, dessen leichter Anstieg zu höheren Frequenzen so deutlich gar nicht hörbar ist. Stimmen brachte es sonor und mit einer schönen Tonalität, Bässe kamen satt mit gutem Tiefgang. Die von uns gern genommene Fünfte Sinfonie von Mahler unter Bernstein brachte das 510er mit grollenden Pauken und großzügigem Raum über die Bühne. Im Großen und Ganzen gut.

Im Vergleich zum nur 20 Euro teureren VM520EB allerdings war seine Vorstellung etwas matt: Die Hörner der Wiener Symphoniker hatten nicht dieses krachende Funkeln, viele andere, kleine Details waren nur zu ahnen, wo sie beim 520er eindeutig zu hören waren und auch der Strich der Geigen kam mit dem 520er feiner, harziger, lebendiger.

Das gleiche Bild auch bei New Lore, dem neuen Album des US-amerikanischen Singer Songwriters Sean Rowe. Den eigenwilligen Ton der  Stimme boten beide, aber die Eigenheiten, das Raue des Gesangs und die feinen Obertöne der Gitarre („I´ll Follow Your Trail“) zelebrierte das 520 mit mehr Luft und mit mehr Information.

Aber vielleicht spricht das nur für die hohe Qualität des VM520EB. Denn im Vergleich zu dem Ortofon 2M Red, dem 100-Euro-Einstiegssystem der Dänen, spielte das Audio-Technica VM510CB durchaus auf Augenhöhe: Das Ortofon hatte mehr Luft, spielte agiler, kerniger, aber auch rauer. Hier hätte ich gerade bei klassischen Aufnahmen und bei Chormusik in jedem Fall das Audio-Technica vorgezogen. Aber das 520EB klingt halt noch einmal deutlich besser.

Mein letzter Hördurchgang galt stark zerkratzten Schallplatten. Und tatsächlich war in diesem Fall das VM520CB mit seinem konischen Schliff fast besser geeignet, weil es gnädiger auf all die kleinen und großen Kratzer reagierte.

Cover Art Sean Rowe "New Lore"
Plattencover Sean Rowe New Lore (Cover: Amazon)

Fazit

Die Quintessenz für das Audio-Technica VM510CB fällt zwiespältig aus. Es ist ein sehr ordentliches System mit guten Messwerten, das gegen andere Einsteigersysteme der 100-Euro-Klasse bestens bestehen kann. Die ärgste Konkurrenz kommt hier aus eigenem Haus. Das VM520EB bietet für nur 20 Euro Aufpreis so viel mehr Luft und Spielfreude, das man sich ernsthaft fragen muss, warum die Japaner in diesem engen Preisbereich zwei so ähnliche Tonabnehmer positionieren. Wie gesagt: Außer bei sehr verkratzten LPs gibt es für das 510er kaum Argumente.

Audio-Technica VM510CB
2017/07
Test-Ergebnis: 3,9
 GUT – SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Messwerte

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Leicht heller, dezenter Klang
Fantastische Abtastfähigkeit
Wenig Feinauflösung
Höhenanstieg ab 5 kHz

Vertrieb:
Audio-Technica Niederlassung Deutschland
Lorenz Schott Strasse 5
55252 Mainz-Kastel
www.audio-technica.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Audio-Technica VM510CB: 109 Euro

Die anderen Audio-Technica VM-Tonabnehmer:

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Test Audio-Technica VM520EB + VM520EB/H
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Der Gegenspieler:

Test Ortofon 2M Red
Der Audio-Vergleich im LowBeats Klang Orakel Tonabnehmer

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So misst LowBeats Tonabnehmer
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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.