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Bose QC35 scene
Reisekopfhörer Bose QC35; 380 Euro (Foto: Bose)

Test Bose QC35: NC-Kopfhörer mit Bluetooth

In den letzten Jahren gab es wohl kaum einen Kopfhörer, der so einhellig allerbeste Beurteilungen einheimsen konnte wie der Bose QC25. Das gilt nicht nur für sein höchst effizientes Außengeräusch-Unterdrückungs- (Noise Cancelling-)System, sondern auch für Materialauswahl und Verarbeitungsqualität – ganz besonders aber für seinen hervorragenden Klang, mit dem der Bose in seiner Klasse der Reisekopfhörer durchaus Maßstäbe setzt. Zwar wurde sein Preis aufgrund des gestiegenen Dollarkurses inzwischen von 300 auf 330 Euro angepasst, doch ist das angesichts des Gebotenen aber immer noch relativ günstig. Aber wie das eben so ist: Der Feind des Guten ist das Bessere und so hat es Bose tatsächlich in Angriff genommen, den QC25 nochmals zu toppen. Das Ergebnis heißt Bose QC35 und kostet mit 380 Euro rund 50 Euro mehr als der QC25, der jedoch weiterhin im Programm bleibt.

Bei dem allgemein zu verspürenden Drang nach Kabelfreiheit liegt es natürlich auf der Hand, wo Bose den wesentlichen Ansatzpunkt für eine Verbesserung erkannte: Und richtig – dank seiner Nearfeald-Connection- (NFC-)tauglichen Bluetooth-Elektronik kann der neue Bose C35 auf das gewohnte Anschlusskabel verzichten, was seinem Besitzer Bewegungsfreiheit von bis zu 10 Metern zu seinem (mobilen) Zuspieler verschafft.

Weiterer Vorteil: Da das Bluetooth-Protokoll Betriebssystem-übergreifend arbeitet, kommuniziert der Bose QC35 sozusagen von Haus aus sowohl mit Android- als auch mit Apple-Gerätschaften.

Den kabelgebundenen QC25 hingegen muss man beim Kauf passend zu seinem Abspielgerät auswählen, da die Funktionstasten im Kabeldongle nicht kompatibel sind.

Natürlich lässt sich aber auch der QC35 drahtgebunden betreiben; das entsprechende Kabelchen liegt sogar bei – es überträgt jedoch weder Tastaturkommandos noch Mikrofonsignale.

QC35 in Transportcase
In dem mitgelieferten, stabilen Tranportcase ist der QC35 auf Reisen immer gut aufgehoben. Adapter und Anschlusskabel finden hier ebenfalls Platz (Foto: J. Schröder)

In Sachen Stromverbrauch strebt Bose offensichtlich allmählich den Spielzeit-Weltrekord an. Bis zu 20 Stunden soll der QC35 im Bluetooth-Betrieb durchhalten – kabelgebunden verspricht Bose sogar bis zu 40 Stunden.

Aufgetankt wird der interne Akku per (mitgeliefertem) USB-Kabel an einem (nicht mitgelieferten) externen Ladegerät. Offensichtlich bietet der interne Stromspeicher reichlich Kapazität: Selbst an meinem kräftigen iPad-Lader brauchte der Bose QC35 einige Stunden zum Volltanken.

Bose QC35: Connectivity und kabellose Kommunikation

Auch wenn der neue Bose ohne Anschlusskabel auskommt, braucht sein Besitzer mit ihm nicht aufs Telefonieren zu verzichten. Für diesen Zweck bringt der QC35 ein bordeigenes Bluetooth-Headset mit: Bose spendierte ihm hierfür sogar ein eigenes Mikrofon mit Außengeräusch-Unterdrückung.

Zum Annehmen von Anrufen braucht man lediglich die am rechten Wandlergehäuse befindliche Multifunktionstaste einmal zu drücken.

Lautstärke, Multifunktionstaste, LEDs
Die großen Tasten dienen der Lautstärkeinstellung, die mittige Multifunktionstaste dient zum Starten und Anhalten, Titelsprung oder zum Annehmen von Anrufen. Die beiden LEDs signalisieren Bluetooth-Aktivitäten sowie den Akku-Füllstand (Foto: J. Schröder)

Eine witzige, obendrein recht praktische Bose-Idee ist die eingebaute „Flugbegleiterin“ des Bose QC35: In einer aus sechs wählbaren Sprachen informiert sie über den aktuellen Akku-Füllstand sowie den derzeitig verbundenen Bluetooth-Zuspieler, signalisiert die Bereitschaft fürs Bluetooth-Pairing, nennt den gerade Anrufenden beim Namen und verabschiedet sich sogar beim Abschalten des Hörers mit einem Dreiklang.

Damit aber nicht genug, stellt Bose mit „Bose Connect“ sogar eine eigene, kostenlose App zur Verfügung (erhältlich für Android und iOS): Auch diese hilft, wenn erforderlich, beim Bluetooth Pairing, löscht die Bluetooth-Geräteliste, personalisiert Höreinstellungen und teilt die Seriennummer mit.

Derzeit scheint das von der App Gebotene noch nicht sonderlich verlockend. Es zeigt aber, in welche Richtung es zukünftig gehen kann – denkbar wären beispielsweise ein programmierbarer Equalizer oder auch ein Audio-Recorder zur Aufzeichnung von Telefongesprächen.

Bose Connect App
Noch beschränkt sich die Bose Connect App auf Hilfsfunktionen wie Bluetooth-Pairing oder Verwalten der Geräteliste. In Zukunft sind aber viele andere Anwendungen möglich (Screenshot: J. Schröder)

Bose QC35: Basierend auf Bewährtem

In Sachen Mechanik orientiert sich der Bose QC35 weitestgehend am QC25. Hier gab’s auch kaum mehr etwas zu verbessern. So sind die Bose-Brüder dank Glasfaser-verstärktem Nylonteilen nicht nur strapazierfähiger als sie optisch wirken, sondern auch in jeder Hinsicht hochwertig verarbeitet. Mit seinem etwas breiteren Kopfbügel kommt der 35er allerdings noch etwas robuster daher.

Wie schon beim QC25 verdient sich auch der 35er wieder ein Sonderlob für seinen perfekten Tragekomfort. Wesentlichen Anteil hieran haben die bei Bedarf auswechselbaren Ohrpolster.

Sie tragen sich nicht nur äußerst angenehm, sondern sorgen dank ihrer Silikon-unterstützten Füllung für absolut dichten Sitz – wichtig für eine gute Basswiedergabe. Aber nicht nur das: Die damit einhergehende, hohe Außengeräuschdämpfung erleichtert dem Noise-Cancelling-System die Arbeit erheblich.

Wird es schon allein durchs Aufsetzen des QC35 recht still, so werden speziell tiefe Außenschall-Komponenten nach Einschalten des NC-Systems nochmals dramatisch reduziert – und zwar so deutlich, dass man mühelos seinen eigenen Puls hören kann.

Das minimale, von der Verstärkerelektronik herrührende Restrauschen zeigt sich im Vergleich zum ohnehin schon rauscharmen QC25 sogar nochmals reduziert, was sich vorwiegend im unteren Frequenzspektrum bemerkbar macht.

Ebenfalls vom QC25 übernommen hat der neue Bose die aktive Schallwandler-Entzerrung. Hierbei korrigiert eine Art Equalizer innerhalb der Verstärker-Elektronik allfällige Frequenzgang-Ungenauigkeiten. Ausgeschaltet oder mit leerem Akku musiziert der QC35 auch, dann aber natürlich ohne aktive Entzerrung.

Der Hörtest

Die Bluetooth-Elektronik mitsamt Antennen, ein zusätzliches Mikrofon fürs Telefonieren und natürlich der Akku – all das bringt der neue Bose bei gleich großen Wandlergehäusen wie denen des QC25 zusätzlich unter.

Es liegt daher nahe, dass sich das auch auf die akustische Abstimmung des QC35 auswirkt. Daher war ich besonders gespannt auf den Klangvergleich zwischen den beiden Bose-Brüdern – nicht umsonst: Hier zeigten sich in der Tat hörbare Unterschiede, die sich bei den Messungen denn auch bestätigten.

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Sweep Bose QC35 vs Bose QC25
Amplitudenfrequenzgang Bose QC35 (rot) im Vergleich zum Bose QC25 (blau): Gut zu erkennen der abweichende Verlauf zwischen 2 und 6 Kilohertz (Diagramm: J. Schröder)
Sweep Bose QC35
Amplitudenfrequenzgang Bose QC35: Die Anhebung im Bereich von 2 bis 6 Kilohertz liegt exakt im Bereich der größten Ohrempfindlichkeit und ist daher sehr gut hörbar (Diagramm: J. Schröder)
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Bei im Bass- und Grundtonbereich sehr ähnlichem, warmem und fülligem Timbre rückte der QC35 den Präsenz- und unteren Hochtonbereich merklich stärker in den Vordergrund als der 25er.

So klang dieser im direkten Vergleich nach dem Wechseln zwar zunächst etwas dunkler, besaß aber dennoch mehr Leuchtkraft und wirkte insgesamt etwas freier, lebendiger.

Damit orientierte sich der neue QC35 klanglich eher wieder an früheren, Bose-typischen Klangabstimmungen – beispielsweise an der des altehrwürdigen QC2. Die Amplitudenfrequenzgänge von QC2 und  QC35 kommen sich denn auch erstaunlich nahe (näheres hierzu im Test des QC25).

Welchen von beiden Bose-Hörern man nun klanglich bevorzugt, ist ein bisschen abhängig von den persönlichen Hörgewohnheiten. Obwohl ich prima mit ihm klarkomme, klingt für mich der QC35 ein wenig geschminkter, plakativer. Aus klanglichen Gründen würde ich daher persönlich eher zum QC25 tendieren.

Wie der Bose QC35 im Vergleich zum QC25 oder zu seinen Mitbewerbern klingt, könnt ihr im LowBeats Klangorakel übrigens mit eigenen Ohren hören – ein Service, den es nur bei LowBeats gibt.

Fazit QC35: Drahtlose Alternative zum QC25

Bekanntermaßen steht das Kürzel QC bei Bose für „Quiet Comfort“. Diesem Begriff macht der neue Bose QC35 wirklich alle Ehre: So ist die Wirkung seiner Außengeräuschunterdrückung geradezu sensationell und durch den perfekten, angenehmen Sitz lässt er sich selbst über mehrere Stunden hinweg problemlos tragen.

Dass der Bose QC35 mit all seiner Technik rund ein Drittel mehr wiegt als der QC25 (310 bzw. 196 Gramm), fällt beim Tragen jedenfalls nicht auf.

Auch in Sachen Praxistauglichkeit lässt sich der QC35 so schnell nichts vormachen: Die Bluetooth-Einbindung klappt superschnell, reibungslos und arbeitet zuverlässig auch bei größeren Abständen. Und mit 20 Stunden Akku-Laufzeit dürfte der QC35 ohnehin zum derzeitigen Spielzeit-König werden.

Betrachtet mal all das, fällt der Mehrpreis von 50 Euro gegenüber dem kabelgebundenen QC25 sehr günstig aus – auch wenn dieser nach meinem persönlichen Geschmack leichte klangliche Vorteile bietet. Fest steht auf jeden Fall jetzt schon, dass der QC35 ebenso zum Publikumsliebling avancieren wird wie sein QC25-Bruder – und das völlig zu Recht.

Bose QC35
2016/07
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertung

Bewertungen:

Klang:
Praxis:
Verarbeitung:

Gesamt:

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Sehr guter, langzeittauglicher Klang
Äußerst effizientes Noise Cancelling
Sehr angenehmer Sitz
Rekordverdächtig lange Spielzeit

Vertrieb:
Bose GmbH
Max-Planck-Straße 36
61381 Friedrichsdorf
Telefon: 0800 2673 444
Fax: (+49) 06172-710419
www.bose.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Bose Quietcomfort QC35 (Ausführung Silber oder Schwarz): 380 Euro

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.