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Marantz DTS:X Update
Laufendes Marantz DTS:X Update (Foto: R. Vogt)

Test DTS:X neuester Stand – im Vergleich mit Auro-3D und Dolby Atmos

Marantz DTS:X Update Ankündigung
Ankündigung für das DTS:X Update (Foto: R. Vogt)

DTS:X Update für Marantz AV8802
So funktioniert DTS:X

Erster Vergleich mit Dolby Atmos und Auro 3D
So wichtig sind Upscaler

Pünktlich, wie angekündigt, traf am 04.02.2016 das DTS:X Update für den Marantz AV8802 ein. Erste Zeichen gab es allerdings schon Tage vorher mit einer Einblendung auf dem am Marantz angeschlossenen Fernseher.

Die Ankündigung zeigte sich übrigens sogar bei Anwendern, die eine automatische Suche nach neuer Firmware abgeschaltet hatten.

Kleine Besonderheit am Rande: Die Information wurde über eine Funktion eingespielt, die die Japaner auch nutzen, um vor Erdbeben oder Ähnlichem zu warnen. Ähnlich ungewöhnlich war die Länge des Updates; die Prozedur dauerte weit über eine Stunde.

Die Änderungen in der Firmware sind weitreichend und praktisch alle Chips des AV-Prozessors werden mit frischer Software gefüttert. Schließlich kommt ja nicht nur ein neuer Decoder hinzu, auch das gesamte Signalrouting ändert sich – wie auch alle Menüs, die etwas mit den Decodern zu tun haben. Und sogar das Lautsprecher-Management und Einmess-System werden aufgefrischt.

DTS:X Logo
DTS:X Logo (Bild: DTS)

DTS:X Update – ein Jahr überfällig!

Auf das DTS:X Update warten die Fans schon seit einer halben Ewigkeit, obwohl es immer noch wenig Content dafür gibt. Allerdings ist zu erwarten, dass sich dieser Zustand flott ändert. Und ebenso sehnsüchtig wurde der Upmixer erwartet.

So wie Dolby Atmos stets Dolby Surround zur Kanalvermehrung dabei hat, besitzt auch DTS:X einen Decoder für generische, nicht mit DTS:X kodierte Tonspuren: den DTS Neural:X.

Wie Dolby Surround und Auro-Matic unterstützt auch dieser alles von Mono bis hin zu 7.1. Und er erweitert das Soundfield auf so viele Kanäle, wie das Setup Lautsprecher eben bietet.

Denn das kann man festhalten: Der verwendete Upmixer sollte wirklich gut sein. Schließlich möchte man seine bestehende Filmsammlung und Musik mit der kompletten Anlage hören – wenn man schon in 3D-Audio (oder Immersive Audio, wie der Profi sagt) investiert hat.

Nun stehen also mit dem Marantz AV8802 erstmals alle drei Immersive-Audio-Decoder und -Upmixer offiziell zur Verfügung und zwar angenehmer Weise für genau jenen AV-Vorverstärker, der als Alltags-Referenz das LowBeats Testkino befeuert.

Und es gibt erstmals mit diesem DTS:X Update zumindest eine Lautsprecher-Konfiguration, die der Marantz für alle drei Systeme gemeinsam unterstützt – nämlich genau die Anordnung, die im Testkino schon seit fast einem Jahr fest installiert ist.

Marantz Immersive Audio Lautsprecher-Konfigurationen
Diese Animation zeigt eine Auswahl erlaubter Lautsprecher-Konfigurationen (Foto: R. Vogt)

Das LowBeats Testkino arbeitet mit den tonal wunderbar neutralen und dabei sehr musikalisch klingenden JBL-Studiomonitoren als 7.1.4-Setup.

Es befindet sich eine 7.1-Anordnung auf Ohrhöhe mit drei Frontlautsprechern hinter der akustisch transparenten CinemaScope-Leinwand, zwei seitliche Surrounds sitzen ±90° aus der Hörachse neben dem Hörplatz und zwei rückwärtige Surrounds ±150°hinter dem Sofa.

Zwei „Uncle Doc“ (Lautsprecher Teufel M12000) bilden ein potentes Subwoofer-Array, ebenfalls hinter der Leinwand.

Knapp unter der Decke hängen über den äußeren Frontlautsprechern zwei Höhenkanäle, ausgerichtet genau nach Auro-3D Spezifikationen. Spiegelbildlich hängen zwei gleiche Monitore in selber Höhe und Breite an der Rückwand.

Diese Anbringung entspricht auch den äußersten Raumpositionen der Deckenlautsprecher für Dolby Atmos und DTS:X. Für beide Decoder sind theoretisch weiter in die Mitte der Decke gerückte „reine“ Deckenlautsprecher effektvoller und in vielen Fällen für Anwender, die kein Auro-3D verwenden, möglicher Weise die bessere Wahl.

Doch wer alle drei Decoder verwenden möchte, benötigt in jedem Falle die bei uns installierte Variante, da sonst bei Auro-3D deutliche Fehlortungen und eine zerrissene Abbildung entstehen.

Teufel LT 5 licensed by Dolby Atmos
Atmos Enabled: Der Lautsprecher zeigt zur Decke (Foto: Teufel)

Für Dolby Atmos sind auch indirekt von unten nach oben strahlende und über die Decke reflektierende so genannte „Dolby Atmos Enabled Speaker“ erlaubt, wie sie beispielsweise im Lautsprecher Teufel LT5 integriert sind und von vielen Herstellern als Zubehör angeboten werden.

Nun lässt auch DTS:X den Gebrauch dieser Reflex-Anordnung zu und für Räume, in denen keine Deckenlautsprecher montiert werden können oder dürfen, ist das sicherlich eine gangbare Alternative.

Wirklich ersetzen können sie physische Höhenlautsprecher nicht – schon gar nicht, wenn keine gut reflektierende Decke (etwa in einer Dachwohnung mit schrägen Decken), vorhanden ist.

Decoder-Vergleich im LowBeats Testkino

Marantz DTS:X Update
Die drei Codecs Dolby Atmos, Auro-3D und DTS:X bei der Arbeit (Foto: R. Vogt)

Ein belastbarer Vergleich der drei Decoder ist schwierig, denn es stehen derzeit praktisch keine Aufnahmen zur Verfügung, die unter identischen Bedingungen und mit gleichem Mastering in allen drei Verfahren geliefert werden.

Am ehesten funktioniert noch der Film „Pixels“, von dem es eine Dolby Atmos und eine Auro-3D Version gibt, wobei sich beide dennoch so weit unterscheiden, dass man von verschiedenen Mixing-Versionen ausgehen muss. Vergleichbar ist das eher nicht. Wir mussten uns also mit den verschiedenen, bereits vorhandenen Demo-Tracks behelfen.

Offensichtlich aber ist: Dolby und DTS funktionieren in etwa gleich, wobei die DTS-Verantwortlichen praktisch nichts an Information heraus lassen: Keine Whitepapers, keine Spezifikationen, nur, dass es sich um eine an die Consumer-Welt angepasste Version von MDA (Multi Dimensional Audio) handel.

Zur Erinnerung: MDA ist jener freie Codec, mit dem DTS (das in der Welt des kommerziellen Kinos Datasat heißt) gemeinhin arbeitet.

Und wie auch Dolby muss DTS die mögliche Zahl akustischer Objekte drastisch reduziert haben, damit der Server-gestützte Kino-Ton aus prallem Speicher und mit potenter Rechenkapazität auf eine Blu-ray Disc mit vergleichsweise bescheidenem Datenspeicher gepresst und von einem einfachen DSP-Chip klassischer AV-Receiver decodiert werden kann. Dolby beschneidet die 128 möglichen Objekte aus der Profiwelt auf 32 für die Heimkinowelt.

DTS:X Demo Blu-ray Disc
Die „2015 Demo Disc“ von DTS mit DTS:X Testmaterial (Foto: R. Vogt)

Tatsächlich funktionierten alle drei Decoder mit dem DTS:X Update im LowBeats Testkino tadellos und boten je nach Tonmix von zarter, eher unterbewusst wahrgenommener, räumlicher Atmosphäre bis hin zu klar ortbaren und spektakulären Effekten alles, was man sich vorstellt.

Für Dolby Atmos Anwendungen gibt es ja bereits einige Filme. So wirkt „Mad Max Fury Road“ noch spektakulärer und die emotionale Achterbahnfahrt von Sandra Bullock als Astronautin in „Gravity“ (Diamond Luxe Edition) noch dramatischer – insbesondere, wenn man sich quasi in klaustrophobischer Enge mit in Ihrem Helm befindet.

DTS:X ist gleichermaßen beindruckend. Einen guten Vorgeschmack gibt die letztjährige Demoscheibe mit einer Reihe von Beispielen. Mit am eindrucksvollsten fand ich den Kurzfilm „Locked Up“, dem kleinen Abenteuer zweier Kröten auf der Jagt nach einer Fliege im Regenwald: Mit knackscharf abgebildeten Effekten der summenden Fliege im dreidimensionalen Raum und sehr detaillierter, geradezu plastischer Atmosphäre des Dschungels. Das dürfte mit Dolby Atmos ähnlich gut sein, sowohl klanglich als auch in der Abbildung.

Auro-3D funktioniert ja klassisch Spur-basierend. Das klingt zunächst etwas unmodern, auch weil dabei die Lautsprecher-Positionierung am engsten reglementiert ist. Aber das traditionellere Verfahren hat auch seine Vorteile: So ermöglicht Auro-3D als einziges ein klassisches Mastering der Aufzeichnung, was insbesondere bei Musikproduktionen wichtig ist und dafür sorgt, dass ein Album auf jeder Anlage wie aus einem Guss klingt.

Bei den Objekt-basierten Konkurrenten wird ja die Aufnahme erst im jeweiligen Decoder endgültig zusammengesetzt, ein Mastering müsste also in jedem einzelnen Heimkino individuell stattfinden – also ein Ding der Unmöglichkeit. Entsprechend klingen die Musikaufnahmen, die es schon in Auro-3D gibt – etwa die Klassik-Konzerte von 2L oder das Popalbum „Aelita“ von Mando Diao – sensationell fein und schlüssig.

Eine verschmerzbare Einschränkung, zumindest bei den Decodern von Marantz und Denon, ist die Tatsache, dass Auro-3D in der Hörebene auf 5.1 Kanäle begrenzt ist, und daher im Zweifelsfalle, wie in unserem Testkino, die rückwärtigen Surround-Kanäle stumm bleiben.

Die Situation hierzu ist etwas unklar, denn die D&M-Ingenieure behaupten, das würde ihnen von Auro Technologies so vorgeschrieben. Auro wiederum sagt, es gäbe diese Beschränkung nicht. Die Auro-3D Test-Blu-ray jedenfalls beinhaltet auch Signale im Format 7.1.4.

Upmixer nach DTS:X Update: Surround aus Mono- oder Stereo-Signalen

Marantz DTS:X Update
Die drei Upmixer Dolby Surround, Auro-3D (Auro-Matic) und DTS Neural:X bei der Arbeit (Foto: R. Vogt)

Im Alltag spielen derzeit aber die Upmixer eine größere Rolle, blasen sie doch die eintreffende Zahl an Tonkanälen — also Mono, 2.0-Stereo, 4.0 bis 7.1 Surround — auf alle installierten Lautsprecher auf. Auch hier arbeiten Dolby und DTS wieder vergleichbar – mit einem klassischen Matrix-Verfahren plus Steering.

Dabei zeigt sich mit dem DTS:X Update eine neue Einschränkung, die uns Heimkinofans den Alltag sicher auch in Zukunft nicht leichter gestaltet und ein Stück Freiheit nimmt: Dolby Tonspuren lassen sich nicht mit DTS Neural:X upmixen und umgekehrt ebenso wenig. Da stehen sich die zwei Kontrahenten wie zwei beleidigte Leberwürste gegenüber.

PCM-Ton und Auro-3D dagegen bieten keine Einschränkung, genauso wenig der im Marantz AV8802 eingebaute Streamingplayer, der wohl ebenfalls PCM an die Decoder weitergibt. Anders ist auch nicht zu erklären, wieso sich beispielsweise sogar DSD-Dateien upmixen lassen.

Dolby und DTS benötigen, damit die Upmixer irgendetwas Sinnvolles tun, eine Pegel- und Phasenbeziehung zwischen mindestens zwei Kanälen. Bei einem monauralen Signal eines einzelnen Kanals passiert überhaupt nichts. Kommt etwas Identisches aus zwei Kanälen zeit-, phasen- und pegelgleich an, wird es dazwischen abgebildet. Das macht unser Ohr genauso.

Ist zwischen den zwei identischen Quellen ein physischer Lautsprecher, wird das Signal dorthin „gelenkt“ (englisch = steering), beziehungsweise dorthin kopiert und an den zwei Ursprüngen proportional reduziert oder gar eliminiert. Dadurch kommt beispielsweise die Stimme eines Nachrichtensprechers von einer gewöhnlichen Stereo-Übertragung per Dolby Surround oder DTS Neural:X aus dem Center.

Der linke und rechte Lautsprecher bleiben nach dem Upmixing stumm. Das gilt für komplexeres Material genauso, beispielsweise für Schlagzeug und die Stimme des Sängers in einer Musikaufnahme. Und, weil Dolby ProLogic & Co. schon immer so funktionierten, funktioniert das auch für bestehende (Matrix-) Surroundaufnahmen mit den neuen Upmixern.

Das gleiche gilt für die Surround-Kanäle, nur mit verdrehter Phase. Kommt also etwas aus dem linken und rechten Kanal gleich laut, gleichzeitig aber mit verschobener Phase, landet es in den Surrounds. Und alle Zwischenzustände verteilen sich entsprechend. Alles, was sich zwischen vorne und hinten abspielt, wird anteilig auch etwas in die Höhe verlagert. Eine echte, diskrete Information über die Elevation kann ein Matrix-Decoder nicht gewinnen, er kann nur raten.

Ein Problem ist gerade bei Musikwiedergabe von Stereoquellen wie CD oder Radio, dass abhängig von der Aufnahme zu viel im Center-Lautsprecher endet. Hier weist die aktuelle Marantz-Firmware leider einen kleinen Bug auf: Für Dolby Surround sollte sich diese Konzentration auf den Center per „Center Spread“-Regler im Audio-Setup regeln lassen. Der Regler ist auch vorhanden, Wirkung hat er leider keine. DTS Neural:X kennt diese Funktion offiziell nicht, der Regler ist beim Marantz trotzdem vorhanden – ebenso wirkungslos.

Auro-3D Auromatik-Parameter
Auro-3D Auro-Matik-Parameter (Foto: R. Vogt)

Auro-3D arbeitet auch als Upmixer etwas anders als seine Mitbewerber. Ein Matrix-Decoder verortet die Stimme eines Sängers anteilig in den Center, die ursprünglichen Audio-Kanäle bleiben aber unangetastet. Eine ungewollte Konzentration auf den Center kann also gar nicht auftreten. Andererseits ist dadurch die Kanaltrennung geringer.

Zusätzlich läuft im Hintergrund stets eine System-Analyse, die aufgrund von Hüllkurve und Phasenbeziehungen der Signale deren Raumanteil ermittelt und diesen proportional auf alle restlichen Kanäle verteilt. Das funktioniert sogar mit Mono-Signalen.

Bei schönen historischen Aufnahmen aus den 50ern von Ella Fitzgerald tat der Auro-Upmixer (der professionell „Auro-Matic“ heißt) sogar ein bisschen zu viel des Guten. Das aber lässt sich in sehr feinen Stufen bestens im Audio-Menü des Marantz AV8802 dosieren.

Ansonsten ist der Modus Auro-3D praktisch uneingeschränkt für Musikwiedergabe aus allen Quellen und von alle Medien geeignet. Er erzeugt fast immer eine wohlige Wolke realistischer Raumabbildung, die einen emotional mitnimmt ohne zu nerven.

Fazit: Dolby und DTS klingen effektvoll, Auro wirkt atmosphärischer

Verhalten bei echten Immersive-Audio-Aufnahmen:
Mit diskreten Aufnahmen im jeweiligen Verfahren schenken sich Dolby Atmos, DTS:X und Auro-3D nichts. Hier hängt die Qualität sicher mehr an der Aufnahme als am Codec. Hier gibt es keinen Gewinner und keinen Verlierer. Einzig: Dolby und DTS lassen größeren Spielraum in der Positionierung der Lautsprecher für die Höhenkanäle.

Upmixing von diskreten Surround-Aufnahmen:
Auch beim Aufbereiten von diskreten Surround-Aufnahmen (4.0 bis 7.1) schenken sich die drei Marken nicht viel. Dolby Surround, DTS Neural:X und Auro-3D (Auro-Matic) heben die Abbildung ein wenig und erzeugen dezent aber spürbar mehr Raumgefühl. Dabei wirken Dolby und DTS etwas effektvoller, Auro dagegen etwas atmosphärisch dichter. Geschmacksache. Auch dieser Anwendungsfall kennt weder Gewinner noch Verlierer.

Upmixing/Decoding von Matrix-Surround-Aufnahmen:
In den letzten Jahren verlieren Matrix-Surround-Aufnahmen, also Surround-kodierte Stereo-Tonspuren etwas an Bedeutung, aber in den Regalen und Schränken lagern noch viele Aufnahmen und im TV laufen viele solcher kodierten Shows, Filme und Serien.

In diesen Fällen arbeiten die reinen Matrix-Decoder Dolby Surround und DTS Neural:X klar besser als Auro-Matic, weil dessen Kanaltrennung deutlich schlechter ist. Dolby und DTS erzeugten kristallklare, im Center festgenagelte Dialoge und knackig fetzige Surround-Effekte – eben so, wie sie die Aufnahmen vorgeben. Und das mit einer Kanaltrennung und Präzision, die mit den alten Dolby ProLogic Decodern in dieser Größenordnung nie möglich waren. Manch alter Surround-Mix klingt damit, als wäre er diskret in 7.1 produziert. Toll. Diese Disziplin gewinnen klar Dolby Surround und DTS Neural:X.

Upmixing von Stereo-Musikaufnahmen:
Die Königsdisziplin für Upmixer und Matrix-Decoder war immer schon der Umgang mit Stereo-Aufnahmen, die eigentlich nicht dafür gemacht sind. Doch alles, was prinzipiell für die Stereo-Übertragung im UKW-Radio gedacht ist, sollte auch für einen Matrix-Upmixer kompatibel sein, denn beides setzt Intensitäts-Stereophonie und saubere Phasenbeziehungen voraus.

Dolby bot mit „ProLogicII Music“ und DTS mit „Neo:X Music“ speziell hierfür angepasste Decoder. Die neuen Upmixer „Dolby Surround“ und „DTS Neural:X“ sollen sich dynamisch dem Content anpassen. Das funktioniert auch weitgehend ganz gut, trotzdem „saugt“ manchmal der Center ein wenig viel Stereobasis auf. Und: Stimmen verfärbten sich bei Dolby Surround stets etwas nasal. Das aber scheint das große Marantz-Update verbessert zu haben.

DTS Neural:X fügt der gesamten Frontabbildung einen Hauch Extra-Brillanz hinzu. Das ist eine tonale Verschiebung, die nicht sein sollte und es klingt bei einigen Stücken fast schon nach Klirr. Auro-3D bleibt hier angenehm neutral, ergänzt den Center zur Stütze ohne „Saugeffekt“. Im Surround klingt Auro-3D ebenso neutral und erweitert die Raumabbildung nach hinten wie nach oben.

Sind echte Phaseneffekte einkodiert, kommen diese auch diskret, etwa Applaus klingt dadurch sehr plastisch. Mit Dolby schien der Applaus noch plastischer zu sein, aber auch etwas effekt-hascherisch und bei einigen Musikbeispielen zeigten sich in den Surround-Kanälen störende Phasenverschiebungen.

DTS Neural:X machte das bis auf die Phasenstörungen ähnlich. Dolby und DTS klingen hier etwas zu streng sortiert, erzeugten wahlweise Phaseneffekte in den Surrounds oder tonale Veränderungen in der Bühnenabbildung. Ein klarer Punktabzug für beide Verfahren. Klarer Sieger für Stereo-Musik-Aufbereitung ist Auro-3D. Das gilt übrigens genauso für die Variante Auro-2D, die gleich arbeitet, nur ohne Höhenkanäle.

Zusammenfassung:
Das perfekte System gibt es nicht. Bei entsprechenden Aufnahmen geben sich Dolby Atmos, DTS:X und Auro-3D nichts. Um Surround-Aufnahmen aller Gattungen auf 3D-Audio aufzublasen, eignen sich ebenfalls alle drei. Musik aus dem Radio oder von CD bereitet aber nur Auro-3D uneingeschränkt gut auf. Schade, bislang konnte das auch Dolby mit ProLogicII Music sehr gut, aber das ist wohl Geschichte …

Marantz Immersive Audio Lautsprecher-Konfigurationen
Wie im LowBeats-Testkino: Diese Anordnung der Höhenlautsprecher erlaubt bei Marantz mit dem DTS:X Update nun erstmalig einen gemeinsamen Betrieb von Dolby Atmos, DTS:X und Auro-3D (Foto: R. Vogt)
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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.