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Der Exposure 1010 S2 in Schwarz und von vorm
Der Exposure 1010 S2 unterscheidet sich schon rein äußerlich etwas von den beiden größeren Modellen 2010 S2D und 3010 S2D. Auch klanglich geht er eigene Wege, ist aber dabei sehr überzeugend. Der 1010 S2 leistet knapp 3 x 50 Watt an 8 Ohm und kostet 650 Euro (Foto: Exposure)

Test Exposure 1010 S2: Feinster Klang für 650 Euro

Der Exposure 1010 S2 ist der kleinste Vollverstärker der Briten und fällt gemessen an seinen beiden Brüdern etwas aus dem Rahmen – siehe auch Exposure Übersichtbeitrag. Die Schallwand aus gebürstetem Aluminium ist weniger stark, die Front ist insgesamt etwas kleiner. Sein Lautstärke-Regler sitzt mittig, die Quellen-Eingänge werden mit einzelnen Knöpfen angewählt.

Äußerlich macht der 1010 S2 einen guten Eindruck – bis man ihn anfasst: Die Deckelkonstruktion ist ziemlich windig und macht beim Draufklopfen deutliche Geräusche. Wenn man weiß, wie viel die Mechanik in das klangliche Gesamtergebnis mit eingeht, sind das nicht die besten Voraussetzungen…

Deutlich mehr Vertrauen schafft der Blick ins Innere des in Malaysia gefertigten Exposure 1010 S2. Hier findet sich an vielen Stellen die gleiche Bauteile-Qualität wie bei den deutlich teureren Brüdern. Zum Beispiel der langzeitstabile Lautstärkeregler von Alps oder die Netzteil-Trafos von Kendell.

Das Innenleben des Vollverstärkers Exposure 1010 S2
Das Innenleben des Exposure 1010 S2 ist ausgesprochen luftig; das Gehäuse könnte sehr viel kleiner sein. Zumal Exposure auch beim kleinen Vollverstärker auf eine Konstruktion mit Kühlkörpern verzichtet. Die Endstufen-Transistoren sitzen unter den Platinen und nutzen das Bodenblech als Kühlfläche (Foto: H. Biermann)

Ebenfalls gleich ist die Prämisse, unter welcher der 1010 S2 gebaut wird: Klang vor Ausstattung, kurze Signalwege. Dazu gehören auch die Relais, die die Eingänge schalten. Im Gegegnsatz zu seinen beiden größeren Brüdern gibt es für den Exposure 1010 S2 keinerlei Ausbaustufen. Er ist ein simpel ausgestatteter Vollverstärker – mehr nicht. Will man Schallplatte hören oder Musik von der Festplatte, gilt es, durch Zusatzgeräte nachzurüsten.

Die Rückseite des Exposure 1010 S2
Die Rückseite des Exposure 1010 S2 zeigt keinerlei Besonderheiten – mit Ausnahme der bei den Engländern gängigen Kunststoffbuchsen für die Lautsprecher. Hier funktionieren nur Bananas – offenen Kabelenden können nicht festgezurrt werden (Foto: Exposure)

Fünf Hochpegel-Eingänge stehen zur Verfügung, wobei der Ein-/Ausgang für „Record“ eher ein Überbleibsel aus dem letzten Jahrhundert ist. Ganz anders der Klang des 1010 S2: der ist absolut zeitgemäß.

Hörtest Exposure 1010  S2

Das Rondo Finale aus Mahlers 5. Symphonie unter Claudio Abbado ist ein dynamisches, von der Energie sehr schön ausbalanciertes Stück – wie gemacht für das LowBeats Klang Orakel (Cover: Amazon)

Nur etwas anders als seine beiden größeren Brüder. Klar: Der kleine Exposure hat nicht so viel Kraft, das wird schnell deutlich. Aber er wird im Bass nicht einfach dünnlich, wie viele andere Verstärker seiner Preisklasse, sondern klingt immer ausgewogen, satt und fein. Sein maximaler Pegel bleibt halt gewissermaßen bei einer gehobenen Zimmerlautstärke stehen.

Aber im Gegensatz zum 2010 S2D und zum 3010 S2D, die beide exemplarisch für das lebendig-kernige Klangerleben von Exposure stehen, ist der 1010 S2 auf eine ganz bezaubernde Art zurückhaltend und fein. In Bezug auf Raumtiefe übertrifft er auch den 2010 S2D noch einmal deutlich.

Hatte ich das Gefühl, mit dem kleinen 1010 S2 bei Mahlers 5. Symphonie viele Meter weit in den Aufnahmeraum schauen zu können, schob der 2010 S2D das Orchester auf wenige Meter vor meine Nase. Konnte ich mit dem 2010 S2D jedes Knarzen der Sreicher im Orchester hören, blieb der kleinere 1010 S2 etwas dezenter, weniger präsent, aber viel angenehmer.

Auch die Klangfarben von Geige, Bratsche & Co schienen mir mit dem Kleinen genauer, zumindest aber sehr viel angenehmer getroffen, weil dessen Klangbild auch den gefälligen Schuss „Wärme“ hatte.

Dieser Hörtest lief ebenfalls überwiegend an der fantastischen Dynaudio Contour 20 – die natürlich mit ihrem Einstandspreis von 4.500 Euro nicht standesgemäß ist. Sehr viel Passenderes fanden wir in Gestalt der Elac UniFi BS U5.

Diese sehr dynamische, vergleichsweise wirkungsgradstarke Box passt nicht nur in Bezug auf den Paarpreis (700 Euro), sondern hilft mit ihrer dynamisch zupackenden und klanglich/tonalen Art dem kleinen Exposure dort auf die Sprünge, wo er vielleicht kleine Defizite hat. Wie ich finde, eine Traumkombination.

Fazit Exposure 1010 S2

Der Vollverstärker 1010  S2 bietet kaum Ausstattung und vergleichsweise wenig Leistung. Dafür aber satte Klangfarben und ein tolles Panorama.

In der Preisklasse unter 700 Euro gibt es sicherlich nur wenige Verstärker, die ernsthaft besser klingen. Der kleine Exposure ist ein Meister des feinen Tons – und der großzügigen Räumlichkeit oben drauf.

Aber er ist letztendlich gar nicht so günstig, wie es scheint. Denn will man LPs oder Musik von der Festplatte oder aus dem Netz hören, heißt das: zusätzliche Geräte kaufen.

Exposure 1010 S2
2016/12
Test-Ergebnis: 4,0
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Feiner, warmer + weiträumiger Klang
Gute Preis/Klang-Relation
Vergleichsweise geringe Leistung
Mäßige Verarbeitung

Vertrieb:
High Fidelity Studio
Dominikanergasse 7
86150 Augsburg
www.high-fidelity-studio.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Exposure 1010 S2: 650 Euro

Mehr zur Exposure Vollverstärker-Verwandtschaft:

Test Exposure 2010 S2D: Der Puristen-Verstärker
Test Exposure 3010 S2D: Hohe Dynamik und Akilität
Übersicht Familientest Exposure S2 Vollverstärker

Im Beitrag erwähnt:

Test Dynaudio Contour 20: Absolute Natürlichkeit
Test Elac UniFi BS U5: Koax für 700 Euro

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.