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Test JBL Flip 4, Passiv-Radiator
Mit seinen seitlichen Passiv-Bass-Radiatoren erzeugt der JBL Flip 4 einen beachtlichen Punch im Bass (Foto: S. Schickedanz)

Test JBL Flip 4: Was kann der Bluetooth-Bestseller?

Mensch, was ist der JBL Flip 4 erwachsen geworden. Ich kenne noch die erste Generation des erfolgreichsten Bluetooth-Lautsprechers sehr gut, die im Partyraum von Freunden seit Jahren klaglos mit Elan einen knallharten Job erledigt. Kaum zu glauben, was der kleine Speaker – sein Gehäuse ist gerade mal 17,5 Zentimeter breit – in dem vergleichsweise großen Raum für einen verzerrungsfreien Pegel erzeugt. Dabei fehlen ihm die seitlichen Passiv-Radiatoren, welche die Generationen 3 und 4 vom grandiosen JBL Charge geerbt haben.

Seine vier winzigen Hochleistungs-Chassis heben den JBL Flip 4 auf einen neuen Level. Musste man Flip 1 und Flip 2 noch lange einspielen, um neben ordentlichen Mitten und Höhen auch etwas Bass zu erhaschen, spielt der Neue direkt aus der Packung schon erstaunlich breitbandig auf.

Das gilt ganz besonders, wenn man die Darbietung in Relation zu Abmessungen und Preis setzt. Schließlich werden die kleinen JBLs für unter 140 Euro angeboten und bleiben damit ein gutes Stück unter dem Bose SoundLink Mini II, das diese Klasse überhaupt erst salonfähig machte.

Test JBL Flip 4, Bedien-Tasten
Der JBL Flip 4 besitzt auch einen Riemen zum Aufhängen. Die bewährten Gummi-Buttons regeln die Lautstärke via Bluetooth direkt am Smartphone. Mit der Play-Taste lässt sich die Wiedergabe starten oder stoppen und Siri beziehungsweise der Google-Sprachassistent aktivieren. Dazu muss man die Play-Taste einige Sekunden gedrückt halten und das Flip mit der JBL Connect App eingerichtet haben (Foto: S. Schickedanz)

Gegenüber dem einstigen Klassenprimus tritt der JBL Flip 4 nicht nur mit einem besonders ausgewogenen Klang an. Die Amerikaner brachten ihrer jüngsten Schöpfung auch eine Reihe Kunststücke bei, die man bei Bose vergeblich sucht. Dazu zählt die wasserabweisende Bauweise, die bereits beim JBL Flip 3 Einzug hielt. Die neueste Generation des Bestsellers erfüllt jetzt sogar die Schutzklasse IPX7, die kurzzeitiges Eintauchen in Wasser beinhaltet.

Beim Flip 4 gibt es neben verbesserten Treibern und neuem Gehäuse das neue Feature JBL Connect+, mit dem sich mehr als 100 (!) Flip-4-Lautsprecher koppeln lassen, um Partys in großen Räumen zu rocken. Auch neu ist die Sprachsteuerung auf Knopfdruck namens JBL Voice Assistant. Mit ihr können Nutzer bequem über den Bluetooth-Lautsprecher auf Siri oder Google Now zugreifen.

Soweit die Theorie. Für mich bedeutet die Neuerung erst mal einen Blick in die Bedienungsanleitung, was aber bei normaler Musikwiedergabe dank der großen, eindeutig gekennzeichneten Gummi-Buttons nicht nötig ist.

Test JBL Flip 4, Anschlussfeld
Der JBL Flip 4 verfügt über einen Mikro-USB- und einen 3,5-mm-Analog-Klinken-Eingang. Eine Gummiklappe schützt die Eingänge vor Nässe und Schmutz (Foto: S. Schickedanz)

Doch auf die Gefahr, dass ich mich hiermit als Non-Digital-Native oute. Auf den ersten Blick macht mich die als Beipack-Zettel beigelegte Schnellstartanleitung auch nicht schlauer. Im Kleingedruckten finde ich immerhin gerade noch ohne Brille erkennbar den Hinweis auf die mit dem Voice-Assistant verbundene App.

Nach dem Herunterladen von JBL Connect+ aus dem Apple App Store klappt es auch, wenn man etwas mitdenkt und die Play-Taste am JBL Flip 4 etwas länger drückt, als zum Steuern der Musikwiedergabe nötig ist. Dann meldet sich tatsächlich Siri und beantwortet einem die üblichen Fragen nach dem Wetter und so weiter.

Apps für iOS und Android ermöglichen Stereo

Über die JBL Connect App lassen sich auch weitere Bluetooth-Boxen wie das JBL Charge 3 steuern und die Gleichschaltung einer Hundertschaft von Flips bewerkstelligen. Außerdem, und das finde ich als altmodischer HiFi-Onkel besonders erfreulich, kann man mit ihr auch zwei JBL Flip 4 über Bluetooth zu einem drahtlosen Stereo-Paar verbinden.

Mit einem Flip 4 lassen sich zwei Smartphones respektive Tablets verbinden. Beim Vorgänger waren es noch drei, doch sollten zwei in der Praxis locker reichen.

Test JBL Flip 4, USB-Ladekabel
Ein Netzteil liegt dem JBL Flip 4 nicht bei, sondern nur ein USB-Ladekabel für PCs oder USB-Netzteile (Foto: S. Schickedanz)

Doch auch schon in Mono klingt der JBL Flip 4 für seine Klasse schlicht überragend. Während sein Urahn Flip 1 zu wenig Bass erzeugte und der Bose-Bestseller SoundLink Mini II es am unteren Ende seines Übertragungsbereichs gerne übertreibt, bietet der neue JBL genau das richtige Maß aller relevanten Frequenzen.

Von seinen klaren, erstaunlich differenzierten Höhen kann der SoundLink Mini nur träumen, während der Bass trotz kompakterer Abmessungen auf Augenhöhe mit meinem JBL Charge 2 liegt. Was die Präzision des Punchs betrifft, liegt er sogar schon ohne lange Einspielzeit über dem „bestens abgehangenen“ Charge, das mir nach Jahren immer noch sehr viel Freude macht.

JBL Flip 4: Der Hörtest

Stimmen wirken unverfärbt und sehr deutlich artikuliert. Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass der JBL Flip 4 ursprünglich eine ganze Klasse unter dem Bose SoundLink Mini und der Canton Musicbox XS angesiedelt war. Natürlich habe ich eine High-End-Anlage mit Standboxen, die mir auch im Job als persönliche Referenz dient.

Dennoch versetzt mich der neue JBL Flip in totale Begeisterung. Was dieser kleine Bluetooth-Speaker für seinen Preis aus einem extrem kompakten, nur 7 cm durchmessenden Gehäuse an Klang zaubert, ist gigantisch. Dabei spielt es letztlich keine Rolle, ob der Flip liegt oder aufrecht steht. Schlitze auf beiden Seiten lassen die Luft auf der Unterseite entweichen, die Flexibilität bei der Aufstellung ist damit deutlich größer als zum Beispiel beim Bose SoundLink Mini.

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Connect+ App
Mit der JBL Connect+ App lassen sich neben dem JBL Flip 4 auch das JBL Charge 3 und das Pulse 2 konfigurieren (Foto: S. Schickedanz)
JBL Connect+ App
Die JBL Connect+ App ermöglicht den Party-Modus mit einer Hundertschaft Flip 4 oder den Stereo-Betrieb mit zwei Bluetooth-Boxen (Foto: S. Schickedanz)
JBL Connect+ App
Die Benutzung verschiedenen Funktionen wie der Freisprecheinrichtung wird in der App erklärt (Foto: S. Schickedanz)
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Bei „Roads in der Live-Version von Portishead fiel neben der tollen Stimmwiedergabe und dem ausgesprochen satten Bassfundament auch gerade das fein heraushörbare Publikum auf. Kaum zu glauben, wie tief man mit diesem Kraftzwerg in die Aufnahme hinein hören kann. Exzellent waren auch die frische, feine Höhen- und die satte, differenzierte Basswiedergabe bei „Hideaway“ von Kiesza. Fabelhaft, das machte Appetit auf etwas Anspruchsvolles aus dem Jazz-Bereich.

Würde das JBL Flip 4 sich auch „Panther“ von Marcus Millers Ozell Tapes  gewachsen zeigen? Die Verblüffung erreichte glatt ihren Höhepunkt, wie fein die kraftvoll fauchenden Hi-Hats oder die Obertöne vom E-Bass des Ausnahmetalents bei großer Lautstärke herauskamen. Auch das Anreißen der Saiten lag gerade von der Attacke und Straffheit weit über dem, was man in seinen kühnsten Träumen von der Fliegengewichtsklasse unter den Bluetooth-Lautsprechern erwarten würde.

Seine Spielfreude und die Größe der Abbildung überzeugten mich restlos. Mehr geht nicht fürs Geld. Gar nicht auszudenken, was für unter 300 Euro mit zwei JBL Flip 4 in Stereo möglich wäre.

JBL Flip 4 spielt laut, bassstark und sauber

Vor allem verblüfft auch die erzielbare Lautstärke, die nicht so stark auf Kosten des Basses geht wie bei manch anderer Bluetooth-Box. Allerdings lässt sich im obersten Bereich der Lautstärkeregelung eine leichte Verschlechterung der tonalen Balance vernehmen. Der Klang wirkt dann etwas spitzer, aber immer noch erträglich. Verzerrungen sind auch bei Pegelorgien kein Thema.

Empfindliche Ohren können beim Hören am Lautstärkeanschlag auch noch ein leichtes Pumpen des Limiters wahrnehmen – schließlich kann auch JBL nicht die Physik überlisten. Wie weit die zum Harman-Konzern mit seinen unendlichen Ressourcen gehörenden Amerikaner allerdings gerade beim JBL Flip 4 die Grenze des Machbaren verschieben können, verblüfft allerdings schon gewaltig.

Größenvergleich mit Red Bull Dose
Geht ab wie nach einem Energy Drink, obgleich das JBL Flip 4 auch vom Durchmesser kaum größer als eine Red-Bull-Dose ist. Wer Farbe liebt bekommt es neben Schwarz übrigens auch in Mintgrün und drei weiteren Farben. (Foto: S. Schickedanz)

Das Wichtigste: Die Musik groovt einfach mit dem neuen JBL Flip 4. Wie bereits beim kürzlich getesteten Cambridge YoYo (M) spielte ich ständig wieder neue Titel von meinem iPhone und hörte mit großem Pegel die ganze Zeit, während ich diese Zeilen schrieb.

Wer ein USB-Netzteil besitzt, kann mit seinen Playlists rund um die Uhr tolle Musik über das JBL Flip 4 abspielen, ohne durch schrille Töne genervt zu sein. Ein Netzteil wie bei den ersten Generationen des meistverkauften Bluetooth-Speakers liegt der aktuellen Ausführung nicht bei. Die kommt nur mit einem leuchtfarbenen Ladekabel von USB A auf Mikro-USB, das sich unter einer Gummiklappe – sie schützt auch den 3,5-mm-Mini-Klinkeneingang vor Schmutz und Wasser – anschließen lässt.

Unterwegs nuckelt der mobile Bluetooth-Lautsprecher an einem immerhin 3000 mA großen Lithium-Akku, der beim Flip 4 laut JBL 12 Stunden gegenüber 10 beim stromhungrigeren Vorgänger Musikwiedergabe verspricht, was den bisherigen Erfahrungen nach auch nicht zu hochgegriffen ist, sofern man es nicht mit dem Abhörpegel übertreibt.

Sollte während der Musikwiedergabe ein Anruf auf dem Handy eingehen, genügt ein Druck auf die Play-Taste am Flip 4, um das Gespräch mit dem Freisprechmikrofon über den Bluetooth-Lautsprecher zu führen. Dabei konnte mein iPhone weit entfernt vom Lautsprecher liegen und der Flip durfte auch ein gutes Stück vom Mund entfernt sein.

Fazit

Das Flip 4 hat das Zeug, die Bestseller-Story souverän fortzuschreiben. Zwar gibt es klangliche Alternativen, doch die kosten mehr und sind in vielen Fällen lange nicht so robust ausgelegt, wie das wasserfeste JBL. Features wie JBL Connect+ für laute Partys oder der Stereo-Modus mit zwei von seiner Sorte machen den günstigen Bluetooth Speaker zum überragenden Angebot unter den günstigen Bluetooth Speakern.

JBL Flip 4
2017/04
Test-Ergebnis: 4,8
Überragend
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Sehr homogene Abstimmung mit verblüffend sattem Bass, kann sehr laut und verzerrungsarm spielen
Stereo- und Party-Modus mit zwei bzw. über 100 JBL Flip 4 durch JBL Connect+
Sehr robuste Bauweise, gegen Stöße, Stürze sowie Spritzwasser geschützt
Kein Netzteil im Lieferumfang

Vertrieb:
Harman Deutschland GmbH
Allee 18
74072 Heilbronn
Deutschland
www.jbl.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
JBL Flip 4: 140 Euro

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Und der Nachfolger des Flip 4:

Test JBL Flip 5: Besser als der Bestseller Flip 4?

Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.