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Marantz SA-10 Top View
SACD-Spieler und D/A-Wandler Marantz SA-10; 7.000 Euro (Foto: Marantz)

Test Marantz SA-10: Top DAC-CD-SACD-Player

Zu den rühmlichen Ausnahmen des eher unrühmlichen Mondpreis-Trends im HiFi gehören unbedingt die Komponenten des japanischen Audio-Spezialisten Marantz: Obwohl sie klanglich ebenso wie technologisch stets ganz vorn mitspielen, bewegen sich die Preise selbst der edelsten Marantz-Bausteine stets im Rahmen des Irdischen. Bestes Beispiel hierfür ist der neue Top-Class-CD/SACD-Spieler und D/A-Wandler Marantz SA-10: Zwar ist er mit einem UVP von 7.000 Euro keineswegs ein Schnäppchen, kann aber angesichts des Gebotenen im Vergleich zu technologisch ähnlich ambitionierten Geräten durchaus als sehr bodenständiges Angebot gelten.

Das Wort „bodenständig“ darf man beim Marantz SA-10 durchaus wörtlich nehmen, bringt er doch stolze 18,4 Kilogramm Gewicht auf die Waage. Sein doppelwandig aufgebautes Vollmetall-Gehäuse sowie der üppig dimensionierte Ringkerntrafo für die Stromversorgung machen ihn zum massiven Bollwerk, obwohl sein repräsentatives Erscheinungsbild das gar nicht so offenkundig, sondern eher dezent zum Ausdruck bringt.

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Marantz SA-10 Innenansicht
Die Innenansicht zeigt den akkuraten, doppelstöckigen Aufbau des Marantz SA-10 (Foto: Marantz)
Marantz SA-10 Ringekerntransformator
Im Detailfoto gut zu erkennen ist das hochwertige, verkupferte Chassis mit dem Abschirmbecher für den Ringkerntransformator (Foto: Marantz)
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Zu diesem „Manifest der Solidität“ trägt zweifellos auch die hauseigen entwickelte Mechanik des optischen Laufwerks bei, auf die Marantz zu Recht stolz ist: So erfolgt das Aus- und Einfahren der Lade mit Accuphase-ebenbürtiger Geschmeidigkeit und auch die Laufruhe im Betrieb lässt keine Wünsche offen.

Obendrein arbeitet das Opto-Laufwerk im Marantz SA-10 ungewöhnlich multimedial: So kann es neben CDs und 2-Kanal-SACDs auch bespielte DVD-Rs auslesen – letzteres klappt sogar mit High-Res-Datenfiles.

Marantz SA-10 SACD-Transport
Die solide Mechanik um die SACD-Abtasteinheit ist eine hauseigene Marantz-Entwicklung (Foto: Marantz)

Ganz im Stile des Hauses bietet auch der Marantz SA-10 wieder ausgefeilte Digitaltechnik, auf die ich später noch ausführlicher eingehen werde. Ungewöhnlich dabei die Vorgehensweise der beiden Marantz Masterminds Rainer Finck und Ken Ishiwata während der Entwicklungsphase des SA-10.

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Marantz SA-10 Rainer Finck
Die Masterminds hinter dem Marantz SA-10: Rainer Finck – hier beim Vortrag über Noiseshaping (Foto: H. Biermann)
Marantz SA-10 Ken Ishiwata
… sowie Klangtuning-Spezialist und Marken-Kulturbotschafter Ken Ishiwata (Foto: H. Biermann)
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Um wirklich wahrnehmbare Verbesserungen zu erzielen, simulierte Finck unterschiedliche Wandler- und Digitalfilter-Konzepte per Computer, die man anschließend aufwändigen Hörvergleichen unterzog. Allein diese Hörtest- und Evaluierungsphase nahm knapp zwei Jahre in Anspruch.

Marantz SA-10: Konzept und Ausstattung

Wegen ihrer besonderen Qualitäten lag es natürlich nahe, die D/A-Wandler-Abteilung auch für externe, digitale Tonquellen zugänglich zu machen. Somit wendet sich der Marantz SA-10 nicht ausschließlich an die Fans physischer Tonträger wie CD oder SACD.

Ausgestattet mit einem jitterarm asynchron arbeitenden USB-Interface, verbindet er sich mit Laptop oder Computer ebenso wie mit klassischen Digitaltonquellen à la Streamer oder Set-Top-Box via Opto- oder koaxialen S/P-DIF-Eingang. Mobile Gerätschaften von Apple wie iPhone, iPad oder iPod finden zudem eine separate USB-Buchse für den direkten Anschluss.

Marantz SA-10 rear terminal
Rückseite des Marantz SA-10 mit dem Anschlussfeld (Foto: Marantz)

Eher ungewöhnlich, aber umso praktischer ist die Tatsache, dass der Marantz SA-10 einen erstaunlich kompromisslos aufgebauten Kopfhörerverstärker mitbringt. Somit lässt sich der SA-10 über die frontseitig angeordneten Bedienelemente einschließlich Lautstärkesteller sogar autark betreiben.

Mit dreistufig umschaltbarer Verstärkung eignet sich der Headphone-Amp dabei für Kopfhörer aller Art, auch mit stark unterschiedlichem Kennschalldruckpegel.

Marantz SA-10 front view
Über die frontseitig angebrachten Funktionstasten lässt sich der Marantz SA-10 auch direkt am Gerät bedienen. Hier findet sich ebenfalls der Lautstärkesteller für den Kopfhörer-Ausgang (Foto: Marantz)

Der analoge Anschluss des SA-10 an Preamp oder Vollverstärker geschieht wahlweise unsymmetrisch via RCA-Buchsen oder – wie von Marantz empfohlen – elektronisch symmetriert über XLR-Armaturen.

Eine Pegeleinstellung der Analogausgänge ist beim Marantz SA-10 hingegen nicht vorgesehen. Speziell beim Verwenden seiner XLR-Ausgänge sollte der nachfolgende Eingang daher einigermaßen übersteuerungsfest sein, da der Marantz SA-10 bei digitaler Vollausteuerung (0dBFS) eine Ausgangsspannung von rund 4 Volt (eff.) abgibt.

Natürlich gehört zum Lieferumfang des Marantz SA-10 auch eine IR-Fernbedienung: Diese befehligt neben dem SA-10 ebenfalls den passenden Referenz-Vollverstärker PM-10 aus gleichem Hause.

Über den IR-Commander gelangt man auch ins Setup-Menü des SA-10: Neben allgemeinen Einstellungen – beispielsweise dem Deaktivieren der beiden geschickt in die Frontplatte eingelassenen, blauen Show-LEDs – finden sich hier ebenso Möglichkeiten zur digitalen Klangmanipulation. Auch dazu später mehr im Kapitel Hörtest.

Marantz SA-10: Technik

Will man beim aktuellen Klangniveau digitaler Gerätschaften nochmals deutliche Verbesserungen erzielen, muss man sich schon ziemlich ins Zeug legen. Dementsprechend kompromisslos ging Marantz denn auch beim SA-10 vor: So zeigt sich die D/A-Wandler-Sektion gegenüber dem Vorgängermodell SA-7S1 komplett neu entwickelt.

Dem Marantz SA-10 liegt die Annahme zugrunde, dass ein perfekt gewandeltes DSD-Signal dem analogen Original von allen Digitalformaten am nächsten kommt. Da er als SACD-Spieler das DSD-Format ohnehin nativ verarbeitet, bestückte Marantz ihn denn auch gleich mit einem reinrassigen, hauseigen konstruierten DSD-Wandler. Sind hingegen übliche PCM-Daten zu verarbeiten, so werden diese ebenfalls ins 1bit-DSD-Format gebracht und anschließend gewandelt.

Damit geht der Marantz SA-10 den entgegengesetzten Weg wie die meisten seiner Mitbewerber: Bei denen nämlich finden sich in der Regel hochintegrierte DAC-Chips „von der Stange“, die konstruktiv den Schwerpunkt eher auf PCM-Wiedergabe legen – eingehende DSD-Signale dagegen werden hier nicht nativ ausgegeben, sondern vor der analogen Konvertierung ins PCM-Format umgerechnet.

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Marantz SA-10 digital input and mmm-stream-module
Das Bild zeigt das Modul für die digitale Eingangssektion sowie die MMM-Stream-Einheit mit den beiden Sharc-DSPs. Das Synchronisieren der S/P-DIF-Eingänge mit dem fixen, internen Systemtakt des SA-10 erfolgt jitterfrei ohne PLL über einen ASRC-Chip (Foto: Marantz)
analog audio and output module
Die größte Fläche auf diesem Board beanspruchen die analogen Ausgangstreiber mitsamt der Spannungs-Stabilisierung. In der oberen Bildmitte zu sehen sind die Ausgabeeinheiten des 1bit-Wandlers (Foto: Marantz)
headphone amp module
Erstaunlich aufwändig aufgebaut zeigt sich auch das Kopfhörerverstärker-Modul (Foto: Marantz)
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Der vom Marantz SA-10 verfolgte Lösungsweg hingegen führt nicht nur zu kompromissloser DSD-Wiedergabe – auch stellt er bei PCM-Tonkost eine verlockende Alternative zu üblichen Standard-DAC-Chips dar. Letztere glänzen zwar im Messlabor und Datenblatt bei statischen Signalen mit enormer Auflösung von bis zu 32bit, jedoch beträgt die innerhalb des Chips verarbeitete (effektive) Wortbreite kaun mehr als 6bit – ein Großteil der verfügbaren Dynamik wird durch Überabtastung (Oversampling) und Rauschformung (Noise Shaping) auf Basis komplexer Mathematik erzielt.

Solche tiefgreifenden Rechenprozesse innerhalb von DAC-Chips hält man bei Marantz nicht gerade für klangfördernd – und steht mit dieser Meinung keineswegs allein da: Auch Digitalpionier Ed Meitner (EMMlabs; Meitner) sowie sein ehemaliger Mitstreiter Andreas Koch (heute Playback Designs) stehen den klanglichen Einflüssen der nur begrenzt leistungsfähigen, DAC-Chip-internen Digitalfilter ziemlich kritisch gegenüber.

So stellten sich die Marantz-Entwickler zunächst mal die Frage: „Wie viel Filterung ist wirklich notwendig?“ Auch das führte schlussendlich zum im SA-10 realisierten, mehr oder weniger „diskret“ aufgebauten PCM-auf-DSD-Konverter. Für beide Basis-Abtastraten (44,1 bzw 48 Kilohertz), arbeitet dieser mit bis zu 256-fachem Oversampling und konvertiert aus der PCM-Information ein 1bit-Signal mit einer Taktrate von 11,3 respektive 12,3 Megahertz. Da beide Abtastfrequenzreihen über jeweils eigene Masterclock-Oszillatoren verfügen, kann der Marantz SA-10 auf eine qualitätskritische Abtastraten-Konvertierung verzichten.

dual clock
Für die Basis-Abtastfrequenzreihen 44,1 und 48 Kilohertz stehen jeweils separate Quarz-Oszillatoren zur Verfügung (Foto: Marantz)

Vergeblich sucht man bei ihm denn auch übliche DAC-Chips mit integriertem Digitalfilter: Deren Arbeit übernehmen stattdessen schnelle D-FlipFlops, gefüttert von zwei leistungsfähigen SHARC-Signalprozessoren. Dank 32bit-Fließkommatechnik erledigen diese ihre Rechenarbeiten mit äußerster Präzision – und damit um ein Vielfaches genauer als DAC-Chip-interne Filter. Bei einigen delikaten Details des „Marantz Musical Mastering“ genannten Verfahrens hält man sich bei Marantz verständlicherweise bedeckt, sind sie doch patentrechtlich geschützt.

Hörtest

Es war beim „Rondo Finale“ von Mahlers Fünfter, dirigiert von Claudio Abbado; mit dem ich den Marantz SA-10 erstmalig im LowBeats Hörraum beim Musizieren erlebte. Spontan fiel mir dabei sein weiträumiger, majestätischer Klangcharakter auf – geprägt von Gelöstheit und Detailreichtum. Zu der Zeit ahnte ich noch nicht, dass der Marantz SA-10 mal „mein“ Testgerät werden würde. Zu diesem wurde er erst nach einigen Experimenten mit seinen Digitalfilter-Optionen und einem darauf folgenden, ausgiebigen Telefongespräch mit Marantz-Mastermind Rainer Finck. Hierbei erfuhr ich nicht nur den technischen Background zum SA-10, sondern auch, dass die im Setup-Menü voreingestellten Digitalfilter-Optionen bereits die von Marantz präferierten sind.

Das kann ich voll bestätigen, war doch auch mein klarer Favorit der „zahmere“ Noiseshaper dritter Ordnung ohne Resonator („3rd 0). Einzige Ausnahme: Die Option „Dither = Off“ empfand ich noch einen Hauch natürlicher und tonlicher, wenngleich auch ein wenig „zurückhaltender“ als die etwas anspringendere, aber auch kantigere Default-Position „Dither = 1“.

Unabhängig von den Filtereinstellungen zeigte der Marantz SA-10 jedoch auch einen Grundcharakter, der selbstverständlich fernab von irgendwelchen tonalen Färbungen zum Ausdruck kam: Vielmehr faszinierte er durch seinen unaufdringlichen Detailreichtum sowie eine „flirrende“ Plastizität im Ton, wie sie nur ganz große Komponenten beherrschen. Es ist genau das, was ihn selbst von den meisten sogenannten Super-Playern abhebt: Mühelos und feindynamisch stets durchhörbar, serviert er auch dicht arrangierte Musikpassagen – so beispielsweise den Refrain bei der wunderschön-verführerischen Ballade „Chariot Rise“ von The Kilbanes, bei dem viele Konkurrenten nur allzu leicht ins Gepresste verfallen…

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Noch ein Beispiel: Lorde. Die neuseeländische Sängerin spielt so gekonnt mit ihrer Stimme, färbt sie in ständig wechselnden Schattierungen ein. Diese dynamischen Unterschiede machen die Musik spannend – vor allem, wenn sie wie beim Marantz SA-10 so penibel genau und doch so unaufgeregt-fein herausgearbeitet werden. Man muss sich wundern, wie viel Luft zwischen einem solchen Top-Laufwerk/DAC wie dem Marantz und üblichen CD-Playern der 1.000 bis 2.000 Euro Klasse noch liegen. Mit dem Marantz jedenfalls war um einiges mehr zu hören.

Und noch einmal das Thema mehr Luft: Der SA-10 läuft natürlich zur absoluten Hochform auf, wenn er mit SACDs gefüttert wird. Wir haben verschiedene SACDs vor allem vom Stockfisch Label im Hörraum (The Greater God, Steve Strauss) und tatsächlich ging mit ihnen die Sonne noch ein bisschen mehr auf: Die Gitarrensaiten funkelten unglaublich fein, der Gitarrenkorpus hatte genau die Substanz, wie ich sie von den Konzerten her kenne. Viele HiFi-Fans halten ja die SACD vor dem Hintergrund so vieler verfügbarer HiRes-Aufnahmen für überkommen. Wer aber die Vorzüge der SACD zu schätzen weiß, wird im Marantz SA-10 eine perfekt klingende Abspielmaschine finden.

Unterschreiben kann ich die Marantz Empfehlung, den SA-10 symmetrisch zu verkabeln. Mit XLR-Verbindungen ergab sich gegenüber den einfachen Cinch-Verbindung noch etwas mehr Substanz im Klangbild.

Eine echte Überraschung war für mich auch der Kopfhörer-Verstärker des Marantz SA-10, der wirklich auf ganzer Linie überzeugen konnte: Selbst mit anspruchsvollen, hochohmigeren Wandlern wie dem LowBeats-Referenzhörer Sennheiser HD 800 S spielte er absolut sauber, dabei außerordentlich packend und dynamisch.

Marantz SA-10 with Sennheiser HD 800 S
Der Kopfhörerausgang des Marantz SA-10 genügt selbst hohen Ansprüchen – hier im LowBeats Hörraum beim Zusammenspiel mit dem Sennheiser HD 800 S (Foto: J. Schröder)

Fazit

Lohnt es sich noch, im Zeitalter von Musik-Download und Streaming einen aufwändigen CD/SACD-Spieler wie den Marantz SA-10 zu kaufen? Unbedingt – sorgen doch Geräte wie er dafür, dass man auch zukünftig seine musikalischen Schätze in bester Qualität genießen kann. Hierzu passt denn auch folgendes Zitat aus dem Musikarchiv der Deutschen Nationalbibliothek: „Die neusten Medienformate haben die kürzeste Halbwertszeit.“ Wieviel Wahrheit in dieser Aussage steckt, beweist eindruckvoll das Vinyl-Revival – schon jetzt ist abzusehen, dass uns mit CD und SACD ähnliches bevorsteht.

Vor diesem Hintergrund erscheint ein Investment in den Marantz SA-10 als durchaus sinnvoll: Nicht nur, weil er derzeit zu den klanglich weltbesten Playern gehört – auch verspricht er dank solider Bauweise und edler Verarbeitung hohe Wertbeständigkeit. Und dafür sind 7.000 Euro einfach ein angemessener Preis.

Marantz SA-10
2017/07
Test-Ergebnis: 4,9
Referenz
Bewertungen:
Klang:
Praxis:
Verarbeitung:

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klingt majestätisch, weiträumig und detailreich
Hochwertige Verarbeitung, verkupfertes Chassis
Hervorragender Kopfhörer-Verstärker
Hochwertiges, sehr leises Laufwerk

Vertrieb:
Marantz Deutschland
Division of D&M Germany GmbH
49078 Osnabrück
www.marantz.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Marantz SA-10: 7.000 Euro

Im Beitrag erwähnt:

Test Edel-Kopfhörer Sennheiser HD 800 S

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.