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Naim Mu-so QB
Naim Mu-so QB (Foto: LowBeats)

Test Naim Mu-so QB: Das audiophile Wireless-System

vgMit dem „Soundbar“ Mu-so betrat Naim Neuland. Man stelle sich vor: Ein Bluetooth-fähiges All-In-One-Produkt von einem Hersteller, der eigentlich für maximal mögliche Trennung stand. Externe Netzteile – sogar für die separate Aktiv-Frequenzweiche, getrennte Vor- und Endstufen sowieso, eigene Phono-Vorstufen, separate Kammern für die einzelnen Treiber der SBL (Separate Box Loudspeaker) und so weiter. Offenbar war der Tabubruch wohl überlegt und kam gut an, denn anders ist das Erscheinen einer weiteren, würfelförmigen und günstigeren Variante namens Naim Mu-so QB nicht zu erklären.

Für 900 Euro gibt es jetzt die kleinste und günstigste Naim-Anlage aller Zeiten. Zwar wird sie nicht im Stammwerk in Salisbury, sondern in Fernost gebaut. Aber sie hat das Auftreten, das man von den britischen Produkten gewohnt ist und auch deren Anfassqualität.

Sogar der Firmenname wird wie gewohnt holografisch leuchtend in Szene gesetzt – und zwar im Acrylglasboden des Würfels, dessen Kantenlänge 21 Zentimeter beträgt.

Seine Stoffbespannung gibt es in vier Farben – Burnt Orange, Vibrant Red und Deep Blue – und alle restlichen Oberflächen bestehen aus Aluminium.

Die Rückseite trägt Kühlrippen für das Elektronikmodul mit der 300-Watt-Endstufe. Die Lautsprecher sind über die Front und die Seiten des aufwändig gearbeiteten Sound-Systems verteilt.

Vorne sitzen zwei schräg eingebaute 2,5-cm-Kalotten-Hochtöner und zwei 6,4-cm-Mitteltöner. Darunter befindet sich ein ovaler Front-Bass, zu dessen Unterstützung zwei Passiv-Radiatoren (ABR) mit Aluminium-Flachmembranen in den Seitenwänden eingebaut sind.

Naim Mu-so QB Perspektive
Die Hoch- und Mitteltöner sind schräg in die Schallwand eingebaut, um eine breite Bühne zu erzeugen. Seitliche ABR-Passiv-Radiatoren unterstützen den ovalen Font-Bass (Foto: Naim)

Bevor wir zur Zwerchfellmassage kommen, die mit diesem Ensemble möglich ist, möchten wir jedoch auf die immensen Möglichkeiten eingehen, dieses hochkarätige Treiber-Team zum Leben zu erwecken.

Der Würfel wartet nämlich mit den Eigenschaften auf, die wir schon an den Unity-Systemen des englischen Herstellers schätzten. Man kann mit dem Naim Mu-so QB Musik über das Netzwerk von einem UPnP-Server streamen und hat dafür zwei Möglichkeiten: via LAN-Kabel oder drahtlos über WLAN.

Die maximale Auflösung von 24 Bit/196 kHz wird allerdings nur über Ethernet erreicht. Drahtlos liegt die Grenze bei 48 kHz, was aber in der Praxis immer noch einen superben Sound ermöglicht.

Und selbst das Klangresultat von Bluetooth dürfte dank leistungsstarkem aptX-Codec viele noch verblüffen, schließlich artet es mittlerweile mit dem Fetisch Datenrate ähnlich aus wie am Sportwagen-Stammtisch mit den PS. Dabei gibt es noch ganz andere Faktoren, die für Performance und die damit einhergehende Freude verantwortlich sind.

Bluetooth arbeitete im Test am zuverlässigsten. Mit dem klanglich überlegenen Apple AirPlay führte die Veränderung der Lautstärke mitunter zu Aussetzern und die Reaktionszeit fiel im Allgemeinen deutlich länger aus.

Noch etwas instabiler funktionierte das drahtlose Musikhören mit der Naim App, die es kostenlos für iOS oder Android gibt.

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Naim Mu-so QB App Privacy Einstellungen
Schöne neue Welt: Die Installation verläuft einfach, konfrontiert einen aber mit den Überwachungs-Sorgen der heutigen Zeit (Screenshot: LowBeats)
Naim Mu-so QB App Einrichtung
Praxisgerecht: An der Naim App lässt sich der Wandabstand für saubere Basswiedergabe einstellen (Sreenshot: LowBeats)
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Die App reagierte besonders behäbig und führte gelegentlich zu Abstürzen oder zumindest teilweisem Funktionsausfall.

Dafür löste Naim mit seiner App den erstmaligen Verbindungsaufbau mit dem Netzwerk sehr überzeugend, denn die sonst während der Installation übliche Eingabe der Zugangsdaten des WLAN-Routers – gerade auf dem Smartphone eine Strafarbeit – entfällt. Man muss nur den Zuckungen einer rückseitigen Leuchtdiode und den entsprechenden Deutungen in der App folgen.

Auch die Gourmet-Vorauswahl an Webradio-Sendern – darunter zwei Naim-eigene Kanäle – und die Möglichkeit, den Look über auswählbare Skins zu individualisieren, gefiel uns. Wer auf Online-Musikdienste steht, wird mit Spotify Connect und Tidal bedient.

Naim Mu-so QB Touchscreen Front
Das schwarze Feld im Zentrum des Lautstärke-Reglers auf der Oberseite des Naim Mu-so QB wurde als Touchscreen ausgelegt. Leider sind die Anzeigen nicht alle selbsterklärend (Foto: Naim)

Ein USB-Anschluss ist ebenfalls vorhanden, um Songs von einem Memory-Stick auch in Hi-Res-Formaten wie WAV, FLAC und AIFF wiederzugeben.

Zudem gibt es einen 3,5-mm-Stereo-Klinkenanschluss für Mobilgeräte sowie einen S/PDIF-Lichtleiter-Eingang für Digital-Quellen wie CD-Player.

Naim Mu-so QB, die Klang-Sensation unter den Kleinen

So praxisgerecht wie seine Ausstattung, so überzeugend präsentierte sich der Klang des über App oder Touchpanel auf der Oberseite gesteuerten Sound-Systems.

Akustisch ließ es durchaus seine Verwandtschaft mit einer bis in die 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts zurückreichenden Ahnenreihe erkennen.

Allem voran waren dafür die vollmundigen, gehaltvollen Mitten verantwortlich. Stimmen klangen mit dem QB halt so gar nicht nach kompaktem WLAN-Lautsprecher und auch die Bühne wirkte viel größer, als man es von vergleichbaren Produkten kennt.

Diese Tugenden äußerten sich nicht nur bei Jazz oder Klassik, selbst Pop, Rock oder House profitierten von wohltemperierten Klangfarben – und vom geradezu sensationellen Bass.

CDS
Mu-so meets Naim CDS. Der kleine All-in-one-Würfel bewahrt sämtliche Naim-Tugenden (Foto: LowBeats)

Der Naim Mu-so QB bot knackigen Punch und kam für seine Gattung bemerkenswert tief in den Frequenzkeller. Die basslastigen Remixes von Depeche Mode oder moderne Sachen wie „Decisions“(featuring Milley Cyrus) von Borgore machten damit sogar mehr Freude als mit mancher ausgewachsenen Stereo-Anlage, aber weniger Probleme.

Der Würfel verpasste dem Raum genau die Dosis Tiefgang, die zum Grooven nötig ist, ohne ihn zu überfordern und zum Dröhnen anzuregen. Er hat sogar eine leicht zu handhabende Raumanpassung, die den Bassverlauf an den Wandabstand angleicht.

Wer mehr Bass möchte, kann überdies eine gut abgestimmte Loudness zuschalten beziehungsweise abschalten, wenn er sie nicht mag (im Fabrikzustand ist sie aktiviert).

In den Höhen gab sich der Mu-so feinzeichnend, aber eher zurückhaltend im Pegel. Das ließ den Klang sehr gefällig wirken und lenkte die Aufmerksamkeit auf den üppigen, prallen, qualitativ hochwertigen Bass, der dem Qube die Sekundärtugenden eines Subwoofers verlieh und für ein großartiges Rhythmusgefühl sorgte.

Timing, jene archaische Kernkompetenz von Naim Audio, ging bei der Adaption an die Trends des 21. Jahrhunderts nicht verloren.

Fazit zum Naim Mu-so QB

Man kann mit dem satten, sehr sauberen und natürlichen Naim Mu-so QB stundenlang Musik genießen. Und zwar in einer Qualität, für die man früher gerade bei den Perfektionisten von Naim Audio eine ganze Stange mehr Geld locker machen musste – vom Platzbedarf ganz zu schweigen.

Er brilliert nich nur durch eine Extraportion Taktgefühl, er kann auch viel unverzerrter und lauter spielen als seine gewöhnlichen Artgenossen. Vor allem vermeidet er bei komplexer Musik jenes Pumpen, das bei den meisten WLAN- und Bluetooth-Boxen just auf dem Höhepunkt den Spaß verdirbt.

Die Verarbeitung ist top, lediglich in die Software könnte Naim noch etwas Nacharbeit investieren, dann sind die 900 Euro die vielleicht beste Investition der aktuellen HiFi-Welt.

Naim Mu-so QB
2016/04
Test-Ergebnis: 4,8
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Ausgewogener, extrem verzerrungsarmer Klang – spielt sehr laut ohne zu komprimieren
Sattes, konturiertes Bassfundament
Stabiles, ästhetisch anspruchsvolles Aluminium-Gehäuse
Naim App arbeitet nicht immer zuverlässig

Vertrieb:
Focal Naim Deutschland GmbH
Hainbuchenweg 14–18
21224 Rosengarten
Telefon: +49 4105 7705-0
Telefax: +49 4105 7705-29
www.focal-naim.de

Preis:
Naim Mu-so QB: 900 Euro

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Autor: Special Guest