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Test 2017 Opel Insignia Grand Sport mit Bose
Der 2017 vorgestellte Opel Insignia Grand Sport ist eine Augenweide, die mit Bose und Brembo Klangfreuden und Fahrspaß verbindet. (Foto: S. Schickedanz)

Test Opel Insignia Grand Sport 2017 mit Bose Sound

Wie peinlich, ich glaub‘ es nicht. Hab ich eben gebettelt, den viertürigen Opel Insignia Grand Sport 2.0 Direct Injection Turbo noch länger fahren zu dürfen? Das letzte Mal, dass ich mit einem Testwagen in den Bergen war, handelte es sich um einen 540 PS starken Audi R8 Spyder. Aber es kommt noch besser. Erst letzte Woche bin ich hier nachts auf Heimatbesuch mit über 300 PS langgefegt. Schließlich ist der Taunus so etwas wie mein Kinderzimmer. Hier jagte beziehungsweise demütigten mein bester Freund und ich als Schüler auf unseren 50ern bergab in den Serpentinen dicke Motorräder, die in den Kurven mit ihren breiten Motoren nicht so tief runter kamen. Und hier musste zu meiner Zeit im Rhein-Main-Gebiet jedes neue Auto seine Feuertaufe bestehen.

„Du siehst müde aus, Frank. Mach’s Dir bequem, ich fahr noch ein Weilchen.“ Der Kopf des Düsseldorfer Kollegen Kreif (Trenddokument) fällt zu Seite, sehr gut. Das Fahren macht so was von Spaß, obgleich der neue Opel Insignia Grand Sport 4,9 Meter lang ist und in dieser derzeitigen Top-Variante „nur“ 260 PS aus vier Zylindern respektive 2.0 Liter Hubraum unter der Haube hat.

Auch wenn es die reinen Zahlen im Vergleich zu den meisten „rollenden Konzertsälen“, die mir im Zuge meiner Car-Audio-Tests unter die Fittiche kommen, nicht unbedingt vermuten lassen: Der neue Hoffnungsträger der einfach nicht aus den Schlagzeilen der Wirtschaftspresse kommenden Rüsselsheimer bietet hochverdichtete Fahrfreude. Er liegt wie ein Brett, bleibt dabei selbst im Sportmodus des adaptiven Fahrwerks noch erstaunlich komfortabel und bremst, dass er die verzögerten Reaktionen der reichlich „digital“ ausgelegten 8-Gang-Automatik von Asin Warner damit doppelt und dreifach aufwiegt. Ein echtes Fahrerauto. Ein Wolf im Schafspelz.

Test 2017 Opel Insignia Grand Sport mit Bose
An den beiden 16,5-cm-Tief-Mitteltönern in den vorderen Türen des Opel Insignia Grand Sport prangen Bose-Logos (Foto: Opel)

Während ich wie auf Carving-Skiern durch die Kurven schwinge und mein Copilot vor sich hindöst – was man als Kompliment fürs Fahrwerk oder als Zeichen, dass ich allmählich nachlasse, werten kann – muss ich unentwegt an die Opel-Werbung mit Klopp und dem Umparken denken. Damals dachte ich noch: Ja, ja, schon gut, davon träumt Ihr wohl. Jetzt sehe ich die Sache anders: Es ist eben nicht das Gleiche, als wenn man einem Promi Testimonials für eine Zahnpasta oder Pasta-Sorte in den Mund legt. Die meinen das ernst in Rüsselsheim.

Insignia Grand Sport: Opel reloaded

Da ernstzunehmendes Marken-HiFi ab Werk zuerst die oberen Preisklassen von Fahrzeugen eroberte, geht meine Opel-Praxis, wenn man den schwach motorisierten Astra-Leihwagen ausblendet, mit dem ich vor fünf Jahren nach einem Winterwetter-bedingten Flugausfall einige Kollegen von München nach Stuttgart kutschierte, auf die 60er, 70er und frühen 80er Jahre zurück. Mein Vater fuhr vier Opel Rekord in Folge.

Eine einschneidende Erfahrung, denn bis ich selbst den Führerschein machte, wurde mir im Auto regelmäßig schlecht. Das galt ganz besonders für die Autos meiner Eltern, die mit weicher Fahrwerksabstimmung und Starrachse Urlaubsreisen für mich zum reinsten Horrortrip machten. Die Affinität meiner Familie zu schicken Coupés mit schwarzer Innenausstattung machte in Verbindung mit der Sommerhitze die Qual perfekt – schließlich waren damals Klimaanlagen in Deutschland nicht üblich und selbst Wärmeschutzglas gab es anfangs nicht.

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Test 2017 Opel Insignia Grand Sport mit Bose
Das Bose Sound-System lässt sich über Klangregler und Presets für verschiedene Programme an den Hörgeschmack anpassen (Foto: S. Schickedanz)
Test 2017 Opel Insignia Grand Sport mit Bose
Drahtloses Bluetooth-Streaming oder USB-Zuspielung sind gleichermaßen möglich. Das Bose Sound-System wird über einen Touch Screen gesteuert (Foto: S. Schickedanz)
Test 2017 Opel Insignia Grand Sport mit Bose
Das Navigations-System ist gut bedienbar, benutzt aber nur DAB+ Radio-Daten für die Stauumfahrung (Foto S. Schickedanz)
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Das prägte mich entscheidend: Obwohl gerade der Opel Rekord B Coupé und Rekord C Coupé verdammt gut aussahen, wollte ich mit 18 partout nur Auto fahren, wenn es sich um ein Cabriolet handelte – eine Fahrzeugart, die in den 80ern vor flächendeckender Einführung von Windschotts noch ein anderes Lebensgefühl ausdrückte. Nach dem Führerschein kaufte ich mir erst einmal ein Motorrad, denn ich war auf dem besten Wege, ein Autohasser zu werden.

Marken-HiFi ab Werk wird erschwinglich

Doch statt am Ende womöglich Karriere als Verkehrsexperte bei den Grünen in Stuttgart, wo ich mittlerweile lebe, zu machen, teste ich inzwischen Autos, die eines gemeinsam haben: Ein Sound-System, das anmacht. Und das besitzt der neue Opel Insignia. Es kommt von Bose, der bekannten amerikanischen Marke, die mit Konzernmutter General Motors eng verbunden ist. Im Cadillac DeVille brachte Professor Amar G. Bose vor über 30 Jahren seine legendären Lautsprecher zusammen mit einem Bose Autoradio erstmals auf die Straße.

Mit dem 2,7 Tonnen schweren, 5,7 Meter langen Cadillac Escalade bewegte ich den größten bisher von mir getesteten Konzertsaal auf vier Rädern. Und mit dem Cadillac CT6 legte ich im letzten Jahr die letzten Vorbehalte gegenüber amerikanischen Autos ab und staunte zugleich, welchen Aufwand Bose beim Panaray-Sound-System mit seinen 34 Lautsprechern als Vorreiter der Advanced Technology Series betrieb.

Jetzt kriege ich mich vor Staunen gar nicht mehr ein, was Opel und Bose hier für verhältnismäßig kleines Geld auf die Räder gestellt haben. Das Bose-System des Insignia Grand Sports hat gerade mal doppelt so viele Lautsprecher wie der Motor Zylinder hat. Aber es bringt auch einen „Turbo“ mit: Im Kofferraum schiebt ein 13-cm-Rich-Bass-Tieftöner in einem maßgeschneiderten 9,6-Liter-Bassreflexgehäuse in der Reserverad-Mulde an. Die Kombination von fettem Sound und Notrad ist daher ausgeschlossen.

Test 2017 Opel Insignia Grand Sport mit Bose
In den Spiegeldreiecken sitzen zwei 2,5-cm-Hochtöner, die von außen keinen auffälligen Unterschied zum Standard-System aufweisen (Foto: S. Schickedanz)

Die nötige Power liefert ein 7-Kanal-Digital-Verstärker mit Bose Digital Signal Processing hinten rechts im Seitenteil des Kofferraums. Zwei 2,5-cm-Hochtöner in den Spiegeldreiecken sorgen gemeinsam mit zwei 16,5-cm-Tief-Mitteltönern in den vorderen Türen – unterstützt von einem  9-cm-Twiddler (Breitbänder) in der Mitte der Instrumententafel – für ein sehr ordentliches Staging mit recht breiter und hoher Bühne über dem Armaturenbrett, das viel schicker gestaltetet ist, als in den direkten Mitbewerbern von VW und Škoda. Für den geräumigen Fond müssen zwei 13-cm-Breitbandlautsprecher in den hinteren Türen genügen.

Das für nicht mal 600 Euro angebotene Bose System in dem ab rund 25.000 angebotenen Insignia 2017 klingt auf jeden Fall gerade vorne sehr anständig. Die Tonalität ist ausgeglichen, Stimmen und Instrumente kommen – typisch Bose – sehr angenehm aus den acht Lautsprechern. Etwa bei „Dreams“ von Karen Souza oder „We Almost Lost Detroit (Live)“ von Gil Scott-Heron. Doch auch elektronische Pop-Songs wie „Donald Trump“ von Mac Miller machen damit richtig Spaß.

Trotzdem drehe ich die Lautstärke dezent zurück. Schließlich will ich Frank nicht aus seinem Dämmerzustand aufwecken. Der geschätzte Kollege musste schließlich früh aufstehen. Und mir macht das Fahren ja bekanntlich riesigen Spaß. Schließlich erfahre ich den Taunus zum ersten Mal mit einem hessischen Auto – sozusagen artgerechter Auslauf für Fahrer und Fahrzeug.

An Möglichkeiten mangelte es keineswegs. Schließlich fand sich auch noch ein Gefährt aus regionaler Herkunft in der Garage meines Vaters, als ich 1980 bereits den Führerschein in der Tasche hatte.

Allerdings zog ich es vor, statt des viertürigen Opel Rekord E1 die aus Süddeutschland importierte Kompakt-Limousine meiner Mutter auszuleihen – besonders dann, wenn ein Ausflug in den Taunus anstand, denn die besaß Einzelradaufhängung statt Starrachse und gefühlvolle Zahnstangen-Servo- statt schwammiger Kugelumlauf-Lenkung, Bosch K-Jetronic Kraftstoff-Einspritzung statt altmodischem Solex Fallstrom-Registervergaser. Keine Frage: Da siegten Technikbegeisterung und Sportsgeist über Lokalpatriotismus.

Blitz-Besuch im Taunus

Das hole ich jetzt alles nach: „Frank, es ist nur noch eine Viertelstunde zum Zwischenziel, die fahre ich am besten auch noch.“ Als ich dann auf einem Parkplatz das gut in der Hand liegende, lederbezogene Multifunktions-Lenkrad an den inzwischen wieder munteren Kollegen abgebe, ist mein Grinsen so breit, dass ich kaum durch die Tür der familientauglichen Sportlimousine passe. Was ist passiert? Mit mir im Grunde gar nichts. Aber Opel hat sich mächtig gewandelt.

Würde heute ein dynamik-affiner Fahrer den Vergleich zwischen dem Opel Insignia Grand Sport und einer zeitgenössischen Sportlimousine süddeutscher Produktion machen, sähe die Sache anders aus als früher. Es gibt inzwischen auf beiden Seiten Multilenker-Hinterachsen, die Lenkung erfolgt elektromechanisch und die Motoren sind technisch ausgereizt, dabei selbstverständlich digital gesteuert. Und selbst in Sachen Smartphone Apps zum Fernzugriff geht es eng zu.

Es kommt noch besser. Angenommen, es würde sich bei dem süddeutschen Vergleichsfahrzeug um einen 3er BMW mit xDrive handeln: Dessen Besitzer dürfte sich vermutlich die Haare raufen und sich mit Fragen wie diesen quälen: Warum kann mein teureres Auto kein Torque-Vectoring, um die Kraft gezielt zwischen den Antriebsrädern der Hinterachse zu verteilen?

Test 2017 Opel Insignia Grand Sport mit Bose
Mit seinem elektronisch gesteuerten Twinster Differenzial für die Hinterachse bietet der Opel Insignia Grand Sport dank Torque Vectoring und sportlicher Kraftverteilung mit 60% der Allrad-Kraft an der Hinterachse jede Menge Sicherheit und vor allem auch Spaß im Winter. Leider lag im Taunus kein Schnee mehr (Foto: Opel)

Verbesserung der Fahrstabilität und des Einlenkens durch zwei elektrisch gesteuerte Lamellen-Kupplungen im Hinterachsdifferenzial versus radselektiven Bremseingriff. Oder Brembo-Bremsen mit definiertem Druckpunkt und exzellenter Dosierbarkeit kalt wie warm versus Sport-Bremssättel in auffälliger Metallic-Lackierung. Und zwar zu Ungunsten der Süddeutschen. Als ich beim Zwischenstopp das „amtliche“ Differential sehe, wird mir schlagartig klar: Die machen ernst bei Opel.

Deshalb konnte ich es nach dem Technik-Talk kaum erwarten, den damit ausgestatteten 260-PS-Turbo-Benziner zu scheuchen. Schließlich mussten wir zu Anfang der Fahrvorstellung des Opel Insignia Grand Sport mit dem Basis-Benziner mit 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbo-Direkteinspritzer Vorlieb nehmen.

Doch auch selbst das war mir eine Freude – dank knackigem 6-Gang-Schaltgetriebe und direkter, gleichmäßiger Leistungsentfaltung. Es gab mir außerdem die Möglichkeit, das Standard-Audio-System von Opel gegen den Bose Sound im Vergleich zu hören. Auch hier dürften sich manche Fahrer der Premium-Marken ärgern, denn ihre Standard-Anlagen haben in der Regel auch nicht mehr drauf.

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Das Twinster Sportdifferenzial leistet mehr als Bremseingriffe bei vielen anderen Allrad-Konzepten (Foto: Opel)
Brembo baut die Bremsen für Traumsportwagen wie den Nissan GTR oder die roten Renner aus Maranello. Für das Top-Modell der Insignia Linie greift man in Rüsselsheim ebenfalls auf diese erlesene italienische Zutat zurück (Foto: Opel)
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Die direkten Mitbewerber VW Passat B8 und Škoda Superb und wirken mit ihren Interpretationen des Einheitscockpits mit tief liegendem Touchscreen im Doppel-DIN-Format reichlich hausbacken gegen den auch innen schick gestylten Opel Insignia Grand Sports. Allerdings sind bei den beiden Produkten des VW-Konzerns die Materialien im Innenraum etwas edler, was mir zumindest bei den Kunststoffen der beigen Innenausstattung des 1,5-Liter-Insignia ins Auge stach. Die hoch motorisierte Sport-Version wirkte dann in Schwarz deutlich gediegener und bot auch den von mir geschätzten schwarzen Dachhimmel.

Die direkten Konkurrenten VW Passat und Škoda Superb bieten keine heckbetonte Antriebskraftverteilung wie der Opel Insignia, der mit seinem adaptiven Twinster Allradantrieb gewöhnlich 60 Prozent der Leistung an der Hinterachse bereitstellt. Dass damit schöne Drifts wie im Demo-Film möglich sind, liegt auf der Hand. Mangels geeignetem Territorium verzichte ich allerdings auf die Überprüfung.

Brembo im Opel Insignia Grand Sport: Die italienische Spaß-Bremse

Der neue Opel Insignia Grand Sport macht mir auch so schon viel Vergnügen. Er wirkt für einen Oberklasse-Opel mit fast fünf Metern Außenlänge vom Fahrersitz aus sehr kompakt und fühlt sich auch so leicht an wie ein deutlich kleineres Fahrzeug. Dieser Schein trügt nicht. Die Ingenieure in Rüsselsheim speckten unsere Limousine um 175 Kilogramm, den Kombi namens Insignia Sports Tourer gar um 200 Kilo ab. Er wiegt deshalb auch ohne exotische Karosseriewerkstoffe wie Aluminium oder Karbon nicht einmal 1,5 Tonnen.

Daher braucht das dreistufig verstellbare adaptive Flexride-Fahrwerk auch in der Position „Sport“ keine übertriebene Härte, um den Wagen stabil auf der Straße zu halten. Er taucht auch beim Bremsen mit den fantastischen Brembos aus Bella Italia vorne nicht übermäßig ein und lässt einen selbst auf den schlechten Straßenbelägen mancher Nebenstraßen im Taunus ganz locker spät die Kurven anbremsen.

Dass mir das Bremsen und elegant durch die Kurven schwingen mehr Spaß als das Gas geben macht, liegt nicht etwa an einer mangelnden Leistungsentfaltung des aufgeladenen Direkteinspritzers, der immerhin 400 Nm Drehmoment  bereitstellt. Es liegt auch nicht an der Hardware der 8-Gang-Automatik. Es liegt allein an der Applikation, der Schaltstrategie des Getriebes. Wer entspannt zügig durch die Kehren des Taunus gleiten möchte, wird enttäuscht.

Es vergeht selbst im Sport-Modus eine gefühlte Ewigkeit, bis das Getriebe sich zum Herunterschalten entschließt. Der Tritt aufs elektronische Gaspedal wird damit erst mit spürbarer Verzögerung in Vortrieb umgesetzt. Das passte beim Volvo V90 T6 AWD, der auch einen Asin-Warner-Schaltautomaten verwendet, oder den 8-Gang-Automatiken von ZF besser. Beim Opel heißt es für sportliche Fahrer: Alles oder nichts. Du musst entweder gegen einen deutlichen Widerstand den Kickdown nach alter Väter Sitte wagen oder die Schalt-Paddel am gut in der Hand liegenden Lenkrad bemühen.

Test 2017 Opel Insignia Grand Sport mit Bose
Die Fahr-Premiere des Opel Insignia Grand Sport war für den Autor des Berichts eine Reise in seine eigene Vergangenheit. Er stammt nämlich aus dem Rhein-Main-Gebiet und sein Vater fuhr früher Opel Rekord (Foto: Opel)

Angesichts des erstaunlich günstigen Preises des agilen, stimmigen Gesamtpakets sprechen wir hier allerdings von Jammern auf hohem Niveau. Der Sound des kräftigen Vierzylinders hinterlässt mich gespalten. Zwar kommen keine mechanischen Geräusche ans Ohr und der Sound wirkt auch recht gut gedämpft, doch gleichzeitig reichlich artifiziell. Mal pfeift er wie ein Raumschiff, mal grummelt das Opel-Aggregat. Doch können die Autobauer einem Audiophilen nichts vormachen. Schon bevor ich den entsprechenden Hinweis auf ASM (Active Sound Management) in den technischen Unterlagen finde, ist mir klar, dass hier Sound-Tuner am Werk waren, die mit Hilfe des Bose Sound-Systems den Motorklang zurechtgestylt haben. Das haben zwar auch die Konstrukteure des Nissan GT-R gemacht, aber ihren elektronischen Trickserien kommt man dabei mit dem Gehör nicht so leicht auf die Schliche.

Immerhin hört man beim Insignia Diesel, mit dem wir am Ende der Dienstreise zum Flughafenbahnhof tuckerten, keinerlei Genagel im Innenraum, wovon sich viele teure Taxi-Limousinen aus dem Ländle eine Scheibe abschneiden könnten.

Fazit: Opel Insignia Grand Sport mit Bose Sound

Letztes Mal im Taunus wurde ich geblitzt. Diesmal bin ich geflasht. Der Kurztrip nach Hessen hat nicht nur Heimatgefühle geweckt, sondern auch ein Umparken im Kopf bewirkt. Zwar passt eine 5-Meter-Limousine derzeit weder ohne lästiges Rangieren in meine enge, schwer zugängliche Garage, noch in mein automobiles Beuteschema. Doch gilt für für den Opel Insignia Grand Sport, was ich schon über manche tolle HiFi-Komponente im Fazit geschrieben habe: Dieses ebenso günstige wie in jeder Hinsicht äußerst ansprechende Auto würde ich einem guten Freund respektive einer guten Freundin empfehlen – auf die Gefahr hin, dass ich dann wegen des tollen Fahrwerks und der bemerkenswerten Brembos nur die Rücklichter sehe. Immerhin ist die schnittige Rückansicht mit den dreidimensional wirkenden Leuchtelementen und den links und rechts angeordneten Auspuffrohren die Schokoladenseite des zeitlos schnittigen Insignia-Designs.

Das Bose Sound-System des Opel Insignia Grand Sport leistete sich bis auf eine gewisse Brummigkeit im Bass, die allerdings nur bei Franks fett abgemischten Beginnern auftrat, keine Schwächen und darf für 580 Euro als Schnäppchen bezeichnet werden. Die Konnektivität gefiel mir gut, vom klanglich einwandfreiem, auch zum Telefonieren nutzbaren Bluetooth-Streaming über jede Menge-USB-Buchsen (zwei davon finden sich sogar im Fond). Das Navi nutzt zwar nur DAB+ Infos für Verkehrsmeldungen, lässt sich aber wie das gesamte Infotainment am zentralen Tochscreen gut bedienen. Wer’s braucht, bekommt sogar Apple CarPlay oder Android Auto. Und mit Opel OnStar können sich Mobilgeräte über einen bordeigenen Hotspot in das schnelle 4G/LTE WLAN des Wagens einloggen – etwa für Musik-Streaming aus dem Internet.

Gerade in der 2.0-Turbo-Variante mit 260 PS macht der Opel Insignia Grand Sport viel mehr Spaß als sein direkter Mitbewerber von Škoda. Der von LowBeats getestete Superb ist zwar ein grundsolides, komfortables Auto, doch er wirkt viel schwerer und schwammiger im Fahrwerk und der Lenkung. Auch der Allradantrieb ist eher auf Sicherheit und weniger auf Fahrdynamik abgestimmt. Die Schaltlogik seines Doppelkupplungsgetriebes ist allerdings besser an das Auto angepasst als die 8-Gang-Automatik des bildschönen Rüsselsheimer Newcomers. Auch das Canton-Audio-System bildet noch besser ab und löst feiner auf als das Bose-Pendant, mit dem es allerdings einen nicht übermäßig differenzierten Bass gemeinsam hat. Ungeachtet aller Unterschiede bieten sowohl Opel als auch Škoda zwei Preishammer an – was für die Autos und die Anlagen gilt. Nur eben unter gegensätzlichen Vorzeichen. Bei den Rüsselsheimern ist das Auto dynamischer, bei den Tschechen die Anlage.

Opel Insignia Grand Sport mit Bose Sound
2017/03
Test-Ergebnis: 4,6
Überragend
Anlage
Auto
Spassfaktor

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Gerade im Stimmbereich sehr ausgewogener Klang mit sattem Bass
Viel Anlage und viel Auto für’s Geld
Ausgewogene Fahrzeugbalance, heckbetonter Allrad-Antrieb mit Torque-Vectoring, exzellente Bremsen, sehr guter Fahrkomfort
Im Bass geht Quantität vor Qualität und auch die Abstimmung der Automatik könnte noch etwas Feinschliff vertragen

Vertrieb:

Adam Opel AG
65423 Rüsselsheim am Main
www.opel.de

Preis (Herstellerempfehlung):
Opel Insignia Grand Sport 2.0 Direct Injection Turbo: 41.500 Euro, Bose Sound System 580 Euro

Im Beitrag erwähnte Themen:

Test Škoda Superb mit Canton HiFi System
Test Volvo V90 T6 AWD mit Bowers & Wilkins Sound System
Test Bose Panaray-Sound-System im Cadillac CT6
T
est Mazda MX5 mit Bose Sound
Test Audi R8 Spyder mit Bang & Olufsen Sound System
Active Sound Management: aktuelle Sound-Design Trends im Automobilbau

Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.