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Porsche Panamera 4S Seitenansicht
Porsche Panamera 4S (Foto: S. Schickedanz)

Test: Porsche Panamera 4S mit Burmester und Auro-3D

2009 setzte Burmester mit dem Sound-System des neuen Porsche Panamera eine Benchmark für Klang ab Werk. Doch inzwischen fand in diesem Bereich eine Aufrüstung und Leistungsexplosion statt, die mit dem Drehmoment-Zuwachs in Zeiten des Turbos vergleichbar ist. Mercedes setzt inzwischen ebenfalls mit großem Erfolg auf BurmesterBMW holte B&W an Bord und Cadillac kommt mit Bose Panaray. Es war also für die Trendsetter aus Zuffenhausen an der Zeit, bei der zweiten Generation der viertürigen Sportlimousine, dem Porsche Panamera 4S noch mal nachzulegen. Das ist ihnen bravourös gelungen.

Das Burmester 3D-High-End-Sound-System im neuen Panamera 4S tritt nicht nur mit mehr und besseren Lautsprecher-Chassis plus mehr Leistung an.

Mit Auro-3D bedient es sich auch eines der vielleicht besten Raumklangverfahren unserer Tage (hier ein Vergleich mit Dolby Atmos und DTS:X). Durch einen Height-Layer mit zusätzlichen Lautsprechern in der Mitte der beiden A-Säulen und Upscaling mittels Auro-Matic zieht der Neue die Bühne vor den Insassen hoch.

Dafür werden Signale von Radio, CD oder MP3 von Mono bis 7.1. in Echtzeit so aufbereitet, dass ein dreidimensionaler Klangeindruck entsteht.

Insgesamt 21 statt bisher 16 Lautsprecher tragen ein Übriges zum überragenden Raumeindruck des Porsche Panamera 4S bei. Es gab kaum einen Punkt an der Burmester-Anlage, der nicht überarbeitet wurde.

Porsche Panamera 4S (2016) Burmester
Geht wie der Wind: Der neue Porsche Panamera 4S wirkt ebenso knackig wie sein Burmester-Surround-System mit Auro-3D (Foto: S. Schickedanz)

Damit der Air Motion Transformer (AMT) generell noch schneller auf Impulse ansprechen kann, wurde die Masse der Membran verringert und sein Wirkungsgrad gesteigert.

Wo bisher nur ein Breitbänder als Center eigesetzt wurde, arbeitet jetzt ein 2-Wege-System mit AMT im Hochtonbereich.

So bietet dieser wichtige Lautsprecher in der Mitte des Armaturenbretts künftig ebenfalls die feine Hochtonauflösung des legendären Bändchens (Burmester ist im Porsche immer noch der einzige Hersteller, der Bändchen im Auto verwendet).

Zudem weisen jetzt die drei vorderen Kanäle identische Schallwandler mit einheitlicher Klangcharakteristik auf. Der neue Center steigert die Stabilität und Fokussierung der Hörbühne nicht nur mit 3D-Audio, sondern auch mit üblichen Stereo- und Surround-Programmen.

Der rasende Konzertsaal

Stabilität war auch bei den Körben der 10-cm-Mitteltöner gefragt, die jetzt aus Aluminium-Druckguss statt aus Kunststoff bestehen.

Damit fertigt Burmester jetzt alle Körbe sowie die Trägerplatten der Hochtöner aus Metall. Das lässt Verzerrungen und Verfärbungen sinken und steigert die Impulsfestigkeit.

Der neue Aktiv-Subwoofer mit 25-cm-Tieftöner profitiert von seinem auf 27 Liter vergrößerten Gehäuse und dem Schub einer 400-Watt-Class-D-Endstufe. Die Gesamtleistung stieg auf eindrucksvolle 1.455 Watt Sinus.

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Porsche Panamera 4S Burmester Height-Lautsprecher
Mit Auro-3D und speziellen Height-Lautsprechern in der Mitte der beiden A-Säulen hebt Burmester die Bühne an (Foto: S. Schickedanz)
Porsche Panamera 4S Burmester Mitteltöner
Burmesters Bändchen wurde verbessert. Der Neodym-Magnet des AMT (rechts) ist übrigens so stark, dass die Montageplatte ohne Schrauben hält. Der 10-cm-Mitteltöner bekam jetzt wie alle anderen Konus-Treber einen steifen Alu-Druckgusskorb und eine größere Schwingspule (Foto: S. Schickedanz)
Porsche Panamera 4S Burmester Center
AMT-Bändchen gibt es nicht nur wie bisher für den linken (Abb.) und rechten Kanal. Auch der neue 2-Wege-Center verwendet den Air Motion Transformer (Foto: S. Schickedanz)
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Durch den Einsatz hocheffizienter Class-D-Verstärker mit über 95% Wirkungsgrad im gesamten kraftzehrenden Bass-Bereich geht dieser Leistungszuwachs nicht zu Lasten des Stromverbrauchs.

Im Gegenteil: Die Energieaufnahme konnte im Sinne eines möglichst niedrigen Kraftstoffverbrauchs sogar verringert werden. Auch das Systemgewicht liegt mit 14,3 kg vergleichsweise niedrig.

Der neue Signal Enhancer kümmert sich um Audio-Signale mit niedrigen Datenraten. Sein ausgeklügelter Software-Algorithmus nimmt eine umfangreiche Restauration des Audio-Signals vor. In deren Verlauf werden kodierungsbedingte Artefakte und Echoanteile reduziert, während sich Bandbreite und Dynamik erhöhen.

Gerade bei Digitalradio, Bluetooth-Audio-Streaming oder MP3-Wiedergabe verbessert der erstmalig eingesetzte Algorithmus nachhaltig die Wiedergabequalität.

Tester Stefan Schickedanz im Porsche Panamera 4S
Gibt Gas, hat Spaß: Autor Stefan Schickedanz bei der kurzweiligen Arbeit (Foto: S. Schickedanz)

Soviel zur Theorie. Doch bei Porsche und Burmester zählt am Ende die Summe der Emotionen. Die lässt sich nicht vorausberechnen, sondern erfahren. Dafür nahmen wir an einem schönen Herbsttag den Sportwagen unter den Luxus-Limousinen in Empfang.

Zwar hat der Panamera 4S jetzt einen 6-Zylinder-V-Motor, der es mit Turboaufladung auf 440 PS bringt. Das lässt mich als Anhänger des alten 8-Zylinder-Saugmotors zumindest von den Emotionen etwas der Vergangenheit nachtrauern.

Immerhin gibt es im Panamera Turbo noch einen V8, der zu dem nicht gerade federleichten Porsche sicher noch besser passen dürfte – wenn man sich gut 50 Prozent Aufpreis leisten kann.

Porsche Panamera 4S (2016) mit Burmester
Der neue Porsche Panamera 4S wirkt noch stimmiger (Foto: S. Schickedanz)

Doch das neue, 2,9 Liter große Triebwerk entwickelt im Porsche Panamera 4S immerhin 440 PS und 550 Nm Drehmoment. Somit besteht an Leistung kein Mangel. Wer die Sound-Taste drückt, bekommt obendrein eine Menge Drama geboten.

Porsche Panamera 4s mit Burmester: der Fahr- und Hörtest

Das wirkt auf einer einsamen Landstraße durchaus unterhaltsam, verwirrt aber etwas, weil die subjektiv empfundene Beschleunigung über den nüchternen Zahlen auf dem Tacho liegt. Ganz ohne Frage ist es den Entwicklern in Weissach gelungen, dem Porsche Panamera 4S einen richtigen Sportmotor mit Faible für hohe Drehzahlen einzupflanzen.

Dennoch beeindruckte mich am meisten das neue Fahrwerk mit seiner aktiv mitlenkenden Hinterachse. Die unterstützt nicht nur die Wendigkeit in der Stadt, sondern auch das Einlenken und die Neutralität in sehr schnellen Kurven. Eigentlich hielt ich das ganze irgendwie bisher für eine Art neumodisches Hexenwerk, doch der Panamera und kurz drauf auch der neue BMW 740Ld xDrive überzeugten mich restlos.

Der Panamera mutiert dadurch geradewegs zum reinrassigen Sportwagen, dem man sein hohes Gewicht von knapp 2 Tonnen und seine 5 Meter Länge auf der Landstraße nicht im geringsten anmerkt. Der kurz zuvor getestete BMW M140i xDrive wirkt dagegen kopflastig, bei hohem Tempo weniger kurvenwillig und fühlt sich trotz kürzerem Radstands und niedrigerem Gewichts viel ungelenker an als der perfekt balancierte, extrem neutrale Porsche Panamera 4S.

Wie auf Schienen: Er lenkt leichtfüßig ein, das Heck folgt den Vorderrädern wie auf Schienen. So als wüsste es immer, was du dir als Fahrer gerade von ihm wünschst. Der Allradantrieb ist so gut wie gar nicht in der Lenkung zu spüren. Und dann wären da noch die Bremsen, eine Disziplin, in der mich Porsche fast noch mehr fasziniert als beim Beschleunigen. Das ganze lässt den Panamera grooven – passend zum Sound von Burmester. Das Besondere daran: Die Musik führt ein Doppelleben. Mal verbindet sie sich auf der Landstraße mit dem Fahrrhythmus zu einem ekstatischen Gemisch. Mal führt sie ein Eigenleben, ist so intensiv, dominant, dass das Fahren beinahe zweitrangig wird. Das hilft im Stau, von dem es auf unserer Testfahrt mehr als genug gab: Stuttgart as usual…

Es geht null voran über Stunden. Normalerweise würdest Du gerade in einem über 400 PS starken Sportwagen überkochen, bevor es der Motor tut. Doch so stoisch und gelassen wie der Porsche Panamera 4S das Stop&Go über sich ergehen lässt, so gelassen bin ich hinterm Lenkrad. Lausche der Musik und schwebe in einem Paralleluniversum.

Sehr gut. Erstens habe ich es nicht eilig, den Testwagen auf der anderen Seite der Schwabenmetropole in Zuffenhausen abzuliefern. Zweitens fallen mir nach einer superben Live-Performance von Elvis Costello „Watching The Detectives“ immer mehr Titel ein, die ich auf diesem System noch hören möchte. Der Bass ist so etwas von trocken, da braucht es zu Hause schon einen baulich optimierten Raum – mal ganz abgesehen von der Hardware, die dann bei Burmester vom Preis ganz schnell in Richtung sechs Stellen tendiert. Der Tieftonbereich hat extremen Kick, feine Abstufungen und reicht abgrundtief in den Keller. Für komplett nicht mal 7.000 Euro ein Sonderangebot – gerade auch im Vergleich zu Wohnzimmer High End.

Burmester Türbässe
Schön verpackt hat Porsche die außergewöhnlich großen 22er-Türbässe (Foto: S. Schickedanz)

Kein Vergleich zum alten Modell, das gerade im Bereich um 60 Hertz, wo die Beats bei Rock und Pop liegen, reichlich dick auftrug. Und auch die Strenge im Mittel- und Hochtonbereich ist jetzt Geschichte. Man muss dem alten Panamera zu Gute halten, dass er in einer Zeit erschien, als es nichts annähernd vergleichbares ab Werk gab, weshalb ich mich am tollen Timing labte und über diese kleinen Schwächen hinwegsah.

Doch inzwischen sind mit der Mercedes S- und E-Klasse (auch Burmester) oder dem BMW 7er mit B&W Diamond auch andere ganz zackig unterwegs. Mit dem Panamera 4S setzt sich Porsche abermals an die Spitze der Bewegung. Zwar wirkt der Sound von Mercedes noch etwas ausgewogener im Stimmbereich, aber der Drive des Zuffenhausener Produkts ist absolute Spitze.

Burmester Subwoofer
Unterm Kofferraumboden kauert ein 25er-Subwoofer mit 400-Watt-Class-D-Endstufe (Foto: S. Schickedanz)

Elvis steht vor mir und singt, dass sich die Nackenhärchen aufstellen. Dazu kommt eine knochentrockene Drum – und zwar von vorne, wie es sein muss. Wer einen scharfen Fokus mag oder Klassik naturbelassen lauschen möchte, sollte am Breitwand-Zentralbildschirm mit seiner Touch-Steuerung „Pure“ wählen. „Live“ kommt sehr schön bei Rock-Konzerten, „Smooth“ ist eine Kastration für Leute, die eigentlich eher das Standard-System hätten nehmen sollen.

Surround kann man sich schenken. Und „3D Surround“ ist so gut, dass man eine breite hohe Bühne ohne Kompromisse im Punch oder der Tonalität von CD oder AAC aus dem iPhone bekommt. So gut sogar, dass man nach dem Zurückwechseln auf die anderen Programme selbst „Pure“ als irgendwie gedeckelt empfindet. Das von den belgischen Galaxy Studios entwickelte, sogar in Hollywood verwendete Auro-3D-Verfahren mischt nicht umsonst den AV-Receiver-Bereich auf. Auf dem Touch Screen des Porsche Panamera 4S lässt sich sogar – sehr gut umgesetzt – die Intensität des 3D-Effekts nach persönlichem Geschmack anpassen.

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Leiter Porsche Sound-Entwicklung
Der Leiter der Porsche Sound-Entwicklung, Mathias Renz, demonstriert hier das nicht immer intuitive, aber obercoole neue Bedienkonzept des Panamera (Foto: S. Schickedanz)
Burmester Klangmenü
Klasse gelöst wurde das Klangmenü, das auch den Abruf von Presets für verschiedene Anlässe bietet. Doch wer erst mal 3D Surround gehört hat, mag vom restlichen Angebot gar keinen Gebrauch mehr machen (Foto: S. Schickedanz)
Burmester Auro-3D Menü
Die Intensität des Auro-3D-Effekts lässt sich im Handumdrehen anpassen (Foto: S. Schickedanz)
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So knackig und leichtfüßig wie das gesamte Fahrzeug gibt sich auch der Sound. Es fällt schwer, den Wagen nach einer Tour über die Schwäbische Alb wieder abzuliefern. Für einen Eindruck vom überragenden Fahrverhalten der intern G2 getauften Panamera-Generation und den überwältigenden Klang des Burmester 3D High-End-Systems haben die kurzweiligen Stunden gereicht.

Zur Eingewöhnung an die sehr kreative Touch-Screen-Bedienung im Smart-Phone-Stil mit frei konfigurierbarem Home Screen braucht es etwas länger. Speziell das vertikale Scrollen während der Fahrt führt zu ungewöhnlichen Fingerhaltungen (wie zum Teil auch der Rest des hübschen, aber nicht unbedingt funktionalen Cockpits) und will geübt sein. Wobei es mich nicht wundern würde, wenn hier mit der Zeit noch etwas Feinschliff Einzug halten würde. Immerhin: Der Mut, mal wieder alles anders zu machen, verdient Respekt, vor allem, wenn man im Sinn hat, dass die ganzen smarten Kunststücke auf der ausgereiften, aber biederen Basis von Audis Multi Media Interface (MMI) aufbaut.

Fazit

Im neuen Panamera 4S haben sich Porsche und Burmester selbst übertroffen. Die Neuauflage der Sportlimousine begeistert mit einem noch zackigeren, direkteren Fahrverhalten und einem ebenso nachgeschärften 3D-Klang. In Sachen Timing, Auflösung, Präzision, Drive und differenziertem, knochentrockenem Bassfundament fährt der große Porsche wieder voraus. Und in seinem Fahrzeugsegment sowieso. Da kann man schon nachsehen, dass das mutige und innovative, im Prinzip richtige Bedienkonzept aus dem Stand noch nicht ganz die Reife von iDrive und Co. aufweist.

Porsche Panamera 4S mit Burmester 3D Surround-System
2016/11
Test-Ergebnis: 4,8
Überragend
Bewertung
Auto
Anlage
Spassfaktor

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Geniales Timing, ungestüme Attacke und großartige Räumlichkeit
Ein reinrassiger Sportwagen im Nadelstreifenanzug
Auro-Matic erzeugt authentische 3D-Klänge aus normalen CDs und Songs vom Smartphone
Eigenwillige, teilweise nicht ganz optimale Bedienung über Touch Screen im Smartphone-Stil

Vertrieb:
Porsche AG
70435 Stuttgart
www.porsche.com/germany

Preis (Herstellerempfehlung):
Porsche Panamera 4S ab 113.000 Euro, Burmester 3D-High-End-Sound-System 6.750 Euro Aufpreis.

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.