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Das Rega Bias2 am RB 1000 Tonarm des Rega P9.
Das Rega Bias2 am RB 1000 Tonarm des Rega P9. Das Bias2 ist der kleinste, bei Rega gefertigte MM-Abtaster und kostet 150 Euro (Foto: P. Schüller)

Test Rega Bias2: MM-Tonabnehmer für Aufsteiger

Das Rega Bias2 ist der Nachfolger des Rega Ur-Tonabnehmers Bias. Als Firmenchef Roy Gandy 1988 mit der Produktion eigener Abtaster begann, war Bias das erste, das die kleine Manufaktur verließ. Damals war es ein rasender Erfolg und es verkaufte sich vom Start viel besser als geplant. Das Bias war damals ein eminent wichtiger Schritt. Endlich konnte Rega komplette Plattenspieler anbieten.

Das Rega Bias gibt es immer noch, heute in der Version Rega Bias2. Dahinter steckt ein MM-System mit elliptischem Nadelschliff für 150 Euro. Äußerlich unterscheidet es sich von seinen größeren Familien-Mitgliedern Rega Elys2 und Rega Exact vor allem in der Farbe seines Systemkörpers.

Wer aber von oben drauf schaut, bemerkt die fehlende dritte Bohrung für die Dreipunktbefestigung, die Rega ja schon seit vielen Jahren propagiert. Die Dreipunktbefestigung ist im Grunde eine höchst schlüssige Idee, entfällt mit ihr doch die aufwändige (und von Nicht-Profis kaum leistbare) Einstellung von Überhang und Kröpfung des Tonabnehmers. Warum Rega diese blendende Idee gerade bei ihren günstigen Abtastern Rega Carbon und Bias2 nicht umsetzt, bleibt schleierhaft.

Die Messwerte des Bias2 sind – gemessen an den größeren Abtastern des Hauses – recht gut. Vor allem die Tiefenabtastfähigkeit (bei 315 Hertz) überzeugt mit knapp 90 Mikrometer bei 20mN. Weitere Messwerte:

System-Impedanz links: 163 mH /460 Ohm, rechts: 160mH/584 Ohm
Systemgewicht (mit Schrauben): 4,4 Gramm (5,8 Gramm)
Ausgangsspannung L/R: 7,6/8,2mV
Hochtonverzerrungen L/R -26,9/-31,6db

Die LowBeats Messungen des Rega Bias2
Die Kanalgleichheit des Rega Bias2 (Kurve oben) ist tatsächlich sehr gut und auch die Übersprechdämpfung der Kanäle (unten) ist vorzeigbar (Messung: P. Schüller)

Die Parameter des Bias2 lassen darauf schließen, dass es sich in mittelleichten Tonarmen besonders wohlfühlt – also exakt die Gewichtsklasse, die Rega mit seinen „kleinen“ Tonarmen RB 110 und RB 330 besetzt. Das würde also passen und Rega selbst empfiehlt das Bias2 ja für seine Laufwerke Planar 2 und Planar 3 (zum Test geht’s hier) – die mit genau diesen Tonarmen bestückt sind.

Das Bias2 im Hörtest

Das Bias2 war sicherlich der Tonabnehmer, den wir am längsten gehört haben. Nicht, weil es so schön war, mit ihm Musik zu hören, sondern weil wir uns so unsicher waren, wo dieser Abtaster eigentlich einzuordnen ist. Denn trotz seiner ordentlichen Messwerte klingt das Bias2 nicht wirklich überzeugend.

Stimmen wie von Nick Cave in Push The Sky Away oder von Loriot (Peter und der Wolf) transportierte es durchaus glaubhaft; man hörte diese eigentümlichen Rauigkeiten, die die jeweiligen Stimmen so einzigartig machen. Es kam auch alles quicklebendig und mit hoher Neutralität und Präzision.

Was mir aber fehlte, war die Wärme im oberen Bassbereich und die Leichtigkeit bei der Wiedergabe. Sehr gut kann man diese Eigenheit bei unserem Referenzstück für das LowBeats Klang Orakel, „Die Geschichte des Prinzen Kalender“ aus der Scheherazade von Rimsky-Korsakov hören.

Einerseits waren fast alle Informationen da und auch die Solo-Geige hatte ihre feinen Reize, aber es fehlte die Überzeugung, der satte Druck von unten. Ein ebenfalls gutes Beispiel war das von mir so gern verwendete Yello (The Expert): Die Lebendigkeit des Bias2 kam voll zum Tragen, aber auch hier hätte es etwas mehr Saft & Kraft sein dürfen.

Da war das nächstgrößere MM-System, das Elys2, besser. Es holte die Informationen noch ausgewogener und souveräner aus der Rille. Wer sich selbst ein akustische Bild vom Vergleich Bias2 versus Elys2 machen möchte, den verweise ich auf das LowBeats Klang Orakel. In diesem Sound-Archiv sind alle Rega Tonabnehmer als Musik-File hinterlegt, sodass man sie ganz leicht miteinander vergleichen kann.

Fazit: Warum sich das Bias2 so schwer tut

Das Rega Bias2 ist wahrlich kein schlechter Tonabnehmer, aber halt auch kein herausragend guter. Haus-intern liegt er zwischen dem interessanten, weil sehr günstigen Carbon und dem zwar 100 Euro teureren, aber ausgewogeneren Elys2 .

Und weil das Bias2 aus unerklärlichen Gründen keine Möglichkeit zur Dreipunktbefestigung hat, fehlt auch dieses – eigentlich starke – Argument für den Kauf.

In den Hörtests am Planar 3-2016 und am P9 konnte sich das Bias2 vom Carbon zwar absetzen, aber nicht in dem Maße, wie es sich für einen Abtaster geziemt, der dreimal so teuer ist. Steht man vor der Wahl zwischen Bias2 oder Elys2, würde ich – trotz der schlechteren Messwerte und 100 Euro Aufpreis – das Elys2 wohl vorziehen.

Rega Bias2
2016/07
Test-Ergebnis: 3,5
GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Messwerte

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Lebendig-neutrales Klangbild
Gute Messwerte
Wenig Bassenergie
Keine Dreipunktbefestigung

Vertrieb:
TAD Audio Vertriebs GmbH
Rosenheimer Straße 33
83229 Aschau
www.tad-audiovertrieb.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Rega Bias2: 150 Euro

Hier die Links zu den anderen Beiträgen des Familientests:

Test Rega Carbon: MM-Tonabnehmer für Einsteiger
Test Rega Elys2: Der Golf unter den MM-Systemen
Test Rega Exact: MM-Abtaster der Oberklasse
Test Rega Apheta2: MC-Abtaster für Kenner
Alle Rega MM-Tonabnehmer im Vergleich
LowBeats Klang Orakel Tonabnehmer

Im Beitrag erwähnt:

Der erste Test: Rega Planar 3-2016

Ratgeber:

So gelingt es perfekt: Tonabnehmer selber einbauen

Hintergrund:

Die LowBeats Tonabnehmer-Tests: Messmethoden und Analyse

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.