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Die T+A Pulsar ST 20 im LowBeats
Die T+A Pulsar ST 20 macht sich auch im LowBeats Wohnhörraum super. Die Dreiwegebox mit den Gardemaßen 92 x 19 x 32 cm (H x B x T) ist überragend verarbeitet und kostet pro Paar 2.900 Euro (Foto: H. Biermann)

Test T+A Pulsar ST 20 – Standbox mit Stern

Schnittzeichnung der T+A Pulsar ST 20
Eine Schnittzeichnung der T+A Pulsar ST 20: Die beiden Tieftöner (unten) nutzen einen Großteil des Volumens. Der Mitteltöner oben hat eine eigene Kammer, in der auch der Hochtöner sitzt. Zusätzliche Verstrebungen erhöhen die Stabilität des Gehäuses. Auskragende Alu-Beine sorgen für ausreichende Standfestigkeit der 17,0 Kilo schweren Säule (Animation: T+A)

Seit über 40 Jahren entwirft und verkauft T+A-Chef Siegfried Amft Lautsprecher. In Summe waren es viele Hundert, darunter solche Meilensteine wie die Solitaire OEC 500 mit geregelten Treibern, die Solitaire A2D, einer der ersten digital entzerrten Schallwandler, die mächtige Transmissionlinebox TMR 160 oder die neueren K-Lautsprecher mit Aluminiumgehäuse. Alle zeichnen sich durch so etwas wie eine technische Ästhetik aus. Beim Betrachten dieser Lautsprecher wurde oder wird schnell klar: Hier handelt es sich um ambitionierte Audio-Technik. Insofern ist die hier vorgestellte T+A Pulsar ST 20 eine Ausnahme, denn bei ihr hat T+A den Fokus auf Lifestyle und geschmeidiges Wohnzimmer-Ambiente gesetzt.

Sie ist, das kann man so sagen, die mit Abstand schönste T+A Box nicht nur des aktuellen Programms. Und dabei geht es nicht nur um das wirklich perfekte Lack-Finish, um die sehr gefällige Größe oder die anmutige Form. Hier stimmt einfach alles.

Natürlich hat T+A Chef Siegfried Amft in allen Bereich das Sagen, dennoch aber weite Teile der Lautsprecherentwicklung längst in jüngere Hände gelegt: Jochen Fabricius setzt schon seit einigen Jahren die Lautsprecher-Ideen der Herforder in klingende Schallwandler um.

So auch bei der kleinen Pulsar Familie. Die besteht aus der Regalbox R 20 und der hier getesteten Standbox T+A Pulsar ST 20. Und dabei, so heißt es im Hause T+A, bleibt es auch erst einmal. An eine Erweiterung der Serie denkt man derzeit nicht.

Schade. Allein schon die Linienführung hat was. Um den Seitenwänden die attraktive, ovale Form zu geben, wird einfach der Radius herausgefräst: Vorn und hinten an den dünnsten Stellen bleiben 19 Millimeter, in der Mitte üppige 30 Millimeter stehen – ganz schön aufwändig.

Das Gehäuse selbst ist vielfach verstrebt und wenn man drauf klopft, hört man, dass hier nichts zum Klingeln neigt. Wie bei allen Test-Lautsprechern habe ich versucht, die Treiber auszubauen. Es ging nicht. So passgenau saßen Tief- und Mitteltöner in den gefrästen Aussparungen, dass sie von mir einfach nicht herauszulösen waren.

Ebenfalls immer ein Zeichen von hoher Qualität: Die Treiber werden durch Gewindeschrauben in der Schallwand verankert. Die in dieser Klasse sonst oft verwendeten Holzschrauben können einen so festen Halt über viele Jahre nicht garantieren.

Die T+A Pulsar ST 20 ist eine klassischer Dreiwege-Lautsprecher mit Doppelbass-Bestückung. Um einen möglichst homogenen Klang zu gewährleisten, sind alle Membranen aus Aluminium: die 25 Millimeter große Hochtonkalotte genauso wie die Invers-Membranen des 12 Zentimeter großen Mittel- und der 15 Zentimeter großen Tieftöner.

Deren Randeinspannung (Sicke) hat eine dreifache Faltung und erlaubt deshalb etwas mehr lineare Bewegung (Hub) als vergleichbar große Treiber mit klassischer Einspannung. Auch Canton hat bei seinen neueren Modellen (zum Beispiel bei der Vento Serie) diese Dreifachfaltung eingeführt.

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Die Alu-Membran der T+A Pulsar ST 20
Charakteristisches Kennzeichen der neuen T+A Pulsar-Serie sind die sternähnlichen Ausprägungen der Inversmembran, die den Konus stabilisieren sowie die Dreifachfaltung der Sicke (Foto: H. Biermann)
Die 25 Millimeter große Aluminium-Hochtonkalotte der T+A Pulsar ST 20
Auch die 25 Millimeter große Aluminium-Hochtonkalotte der neuen Pulsar-Linie ist mit einer Prägung stabilisiert (Foto: H. Biermann)
Die Bassreflex-Öffnung der T+A Pulsar ST 20
Die ST 20 ist eine Bassreflex-Konstruktion. Auch das Bassreflexrohr ist auf der Front mit einer Alu-Blende kaschiert (Foto: H. Biermann)
Das Bi-Wiring-Anschlussfeld der T+A Pulsar ST 20
Das Bi-Wiring-Anschlussfeld sitzt in einem massiven Alu-Blech. Bei der Auslieferung verbindet ein hochwertiges Kabel die Sektionen für Bass (unten) und Mittelhochton (Foto: H. Biermann)
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Die Membranen der ST-20-Tieftöner kommen durch diesen Trick auf einen Hub von +/- 6 Millimeter. Das ist stattlich. Angetrieben wird der Aluminium-Konus von einer 3,8 Zentimeter großen Schwingspule. In der Mitte, dort wo die Schwingspule ansetzt, hat die Invers-Membran ihren flachsten Bereich, hier neigt sie am stärksten zu Resonanzen. Deshalb sorgt an dieser Stelle die sternförmige Prägung für zusätzliche Stabilität.

Die Prägung hat sich so gut bewährt, dass Fabricius auch die Hochtonkalotte über diesen Weg versteift und deren Eigenresonanz in den für unsere Ohren unhörbaren Bereich um 29.000 Hertz verschiebt. Die Treiber, allesamt bei T+A entwickelt und optimiert, machen einen exzellenten Eindruck.

Die Abdeckungsringe der T+A Pulsar ST 20
Alle Treiber sind mit einem stabilen Aluminium-Ring abgeschlossen: Schrauben sieht man auf der Front deshalb nirgends (Foto: H. Biermann)

Doch die besten Treiber nutzen nichts, wenn die Frequenzweichenschaltung sie nicht passend kombiniert. Im Gespräch gab sich Jochen Fabricius als Verfechter steilflankiger Schaltungen zu erkennen: „ Flache Filter klingen einfach nicht“, sagt er. „Bei der ST 20 haben wir bei den  Übergangsfrequenzen von 300 und 2.200 Hertz die Trennung mit 18 Dezibel pro Oktave elektrisch umgesetzt; akustisch ergeben sich daraus 24 Dezibel.“  Damit aber nicht genug. Eine Materialresonanz des Mitteltöners dämmt Fabricius durch einen zusätzlichen (Notch-) Filter ein.

T+A erfüllt technisch immer hohe Ansprüche. Das heißt im Falle der ST 20: Der Frequenzgang ist – natürlich – vorzeigbar linear. Die Impedanz rutscht nicht weit unter 4 Ohm und der Wirkungsgrad ist hoch genug, um vom angeschlossenen Verstärker nicht hunderte von Watt fordern zu müssen. Das ist im besten Sinne anspruchslos – was man auch hört.

Wir haben die drei Exposure Vollverstärker 1010S2, 2010S2D und 3010S2D an der T+A Pulsar ST 20 gehört: selbst an dem kleinen 1010S2 ergab sich ein sehr komplettes, großes Klangbild mit sattem Bass. Noch besser wurde es natürlich mit großer Elektronik, etwa an der LowBeats Röhrenverstärker-Referenz Octave V 80 SE.

Präzise Basse, losgelöstes Klangbild: die T+A Pulsar ST 20 im Hörtest

Yello: Toy. Das Cover
Toy ist das 13. Album von Yello. Alle waren extrem gut aufgenommen, dieses ist vielleicht das Beste (Cover: Amazon)

Was sofort auffällt: Die T+A Pulsar ST 20 ist ein sehr kompletter, ein sehr linearer Lautsprecher. In keinem Frequenzbereich scheint Energie zu fehlen, nirgendwo ist etwas zu viel. Jochen Fabricius meinte zwar, er hätte der ST 20 ein etwas satteres Bassfundament angezüchtet als gemeinhin bei T+A üblich, aber davon war im LowBeats Hörraum nichts zu merken. Der Tiefton war genau so, wie er sein muss: satt, schwarz, aber mit viel Kraft und Kontrolle.

Das von uns immer so gern herangezogene Album Toy der Schweizer Elektropopper von Yello (Anspieltipp: „Cold Flame“) machte mit der ST 20 richtig Spaß, weil dieser Lautsprecher den Hörer packt und ihn mit in die Basstiefen zieht – einfach, weil er in jenen Bereichen so genau und präzise spielt, in denen viele andere Mitbewerber gern wummerig werden.

Und weil er trotz seiner bescheidenen Abmessungen zu erstaunlich hohen Pegeln in der Lage ist. Oder wie sagte Lautsprecherentwickler Jochen Fabricius schmunzelnd: „Dieser Lautsprecher ist durchaus Party-tauglich.“

Diese saubere Abstimmung und der Umstand, dass ihr Bassreflexport auf der Vorderseite mündet, ermöglichen es, die T+A Pulsar ST 20 recht dicht an der Rückwand des Raumes aufzustellen – ohne dass der Bass aufdickt. Im LowBeats Hörraum funktionierte das bis zu einem Abstand von 25 Zentimetern. Das ist wirklich wohnraumgerecht.

Im Vergleich zu einer anderen echten Schönheit, der Sonus faber Chameleon T, deren Klangbild vor allem auf zurückhaltende Musikalität und Natürlichkeit gezüchtet wurde, zeigt die T+A deutlich mehr Prägnanz, Attacke und authentische Impulsivität – was sich natürlich ebenfalls bei impulsiver Musik wie von Yello bestens macht.

Im Vergleich zur – in vielen Punkten sehr ähnlichen – Canton Vento 886 DC spielt die T+A in den Mitten verhaltener und etwas weniger informativ. Die auf maximale Transparenz und Detailgenauigkeit getrimmte Canton wirkt daher lebendiger, farbiger und offener.

Claudio Abbado und die Berliner Philharmoniker mit Mahlers 5. Symphonie (Cover: Amazon)

Das allerdings nur in Räumen, die wie der LowBeats Hörraum bewusst recht stark bedämpft sind. In modernen Wohnräumen mit wenig Mobiliar und viel Glas ist man oft froh über etwas Zurückhaltung im Präsenzbereich, weil solche Räume von sich aus eher hell klingen. Schrille Geigen oder Stimmen wirken dann schnell hart und lästig.

Ein oder zwei Dezibel mehr oder weniger im Präsenzbereich sind hier klangentscheidend und die Entwickler müssen sich entscheiden, in welcher Umgebung ihr Lautsprecher wie klingen soll.

Die Sonus faber Entwickler wählten für die Chameleon T einen sehr zurückhaltenden Easy-Listening-Charakter, perfekt für sehr hell klingende Wohnzimmer.

Canton setzt bei der gesamten Vento Familie auf maximale Offenheit. Und  T+A Entwickler Fabricius entschied sich hier für den Mittelweg: Wenn die ST 20 schon so hübsch ist, dann soll sie auch in entsprechenden Wohnräumen gut klingen…

Der gleiche Eindruck mit klassischer Musik: Der Trauermarsch aus Mahlers 5. Symphonie beginnt mit einer klagenden Trompete, bevor das gesamte Orchester mit Wucht einsetzt. Die Canton scheint hier mehr vom Geschehen zu vermitteln: Die Trompete klingt etwas klarer, die Streicher präsenter.

Doch auch hier punktet die T+A mit sauberem Tiefgang und hoher Natürlichkeit. Und auch das Loslösen der Musik vom Lautsprechergehäuse passiert bei den ST 20 in Vollkommenheit: Bei geschlossenen Augen nimmt man die schmalen Säulen gar nicht wahr. Auch das ist eine hohe Kunst.

Fazit T+A Pulsar ST 20

Hinsichtlich Neutralität und Basspräzision ist die Pulsar ST 20 eine echte T+A. Dazu ist sie ein außerordentlich hübscher, exzellent verarbeiteter Standlautsprecher – wie gemacht für moderne Wohnräume.

Der Umstand, dass sie auch mit kleineren Verstärkern problemlos harmoniert und selbst bei einer Aufstellung ziemlich dicht vor der Rückwand noch sauber im Bass bleibt, unterstreicht ihre Eignung für Musikliebhaber, die ihre Passion leben, dabei aber nur wenig Abstriche bei der Ästhetik machen wollen.

Für knapp 3.000 Euro gibt es sicher einige Lautsprecher, die noch mehr Mitten-Auflösung bieten. Das aber ist ja gar nicht immer von Vorteil. Und das Gesamtpaket T+A Pulsar ST 20 ist schwer zu toppen.

Die T+A Pulsar ST 20 im LowBeats Hörraum
Die T+A Pulsar ST 20 im LowBeats Hörraum. Ein richtig hübscher Lautsprecher, der auch recht dicht vor der festen Wand einen sauberen Bass produziert (Foto: H. Biermann)

Ein kleiner Tipp zum Schluss: Die T+A Pulsar ST 20 war über 4 Monate in der Redaktion und der Unterschied zwischen den Zuständen „gerade ausgepackt“ und „viele Stunden gespielt“ war erheblich.

Im Grunde gilt dieser Hinweis auf die Einspielzeit ja für jeden Schallwandler – also Lautsprecher und Tonabnehmer. Aber bei manchen Modellen macht sich das Einspielen halt besonders bemerkbar. Die bei LowBeats überragend getestete Tannoy Canterbury GR kam erst nach mehr als 300 Stunden zur vollen Blüte…

T+A Pulsar ST 20
2017/04
Test-Ergebnis: 4,3
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Ausgewogen-natürlicher Klang mit superbem Bass
Tolle Loslösung des Klangbilds von den Boxen
Einfach anzutreiben und aufzustellen
Könnte detailreicher sein

Vertrieb:
T+A elektroakustik GmbH & Co. KG
Planckstraße 9–11
32052 Herford
www.ta-hifi.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
T+A Pulsar ST 20: 2.900 Euro

Mitspieler im Hörtest:

Test Vollverstärker Exposure 1010 S2
Test Vollverstärker Exposure 2010 S2D
Test Vollverstärker Exposure 3010 S2D
Test Röhren-Vollverstärker Octave V 80 SE

Gegenspieler im Test:

Test Sonus faber Chameleon T
Test Canton Vento 886

Ebenfalls von T+A:

Test T+A CALA CDR – Komplettanlage neu definiert
Test Kompaktbox T+A Pulsar R 20 – so schön kann HiFi sein
Test T+A PA 2500 R – so baut man Vollverstärker
Test: All-in-One Musicreceiver T+A R 1000 E

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.