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Teufel TURN auf OMEGA von Sieveking Sound
Der Teufel TURN auf dem edlen Kopfhörer-Ständer OMEGA von Sieveking Sound. Der TURN kostet 200 Euro. Im Hintergrund der Referenz-Kopfhörerverstärker Phonitor von SPL (Foto: H. Biermann)

Test: Teufel TURN: Kopfhörer mit Extra-Bass

Ein Over Ear-Kopfhörer mit Bassanpassung und gleichermaßen robuster Bauweise wie grimmigem Äußerem: Der Teufel TURN ist quasi der City-SUV unter den Kopfhörern.

Teufel Turn: Robust wie ein SUV

Stabile Kunststoff-Muscheln, ein Kopfband aus Federstahl und von den technischen Maßgaben – sprich Impedanzen von 32 Ohm – perfekt für den Umgang mit iPhone & Co geeignet. Alles macht einen wirklich robusten Eindruck. Teufel selbst hat Falltests aus einem Meter Höhe gemacht, die der TURN ohne Nachwirkungen überstanden haben soll. Das habe ich natürlich umgehend nachgemacht. Auch in meinem „Fall“ hatte der TURN anschließend keine Schrammen, keine Kratzer. Nur ein Ohrpolster löste sich; aber das ist ja als Teil des Konzepts zur besseren Reinigung tatsächlich vorgesehen. Hinter dem Ohrpolster sitzt eine gelochte Kunststoff-Platte, hinter der wiederum der 40 Millimeter große Breitband-Treiber angebracht ist. Die 40 Millimeter Treiber haben sich quasi als Standardmaß etabliert und werden von fast allen Herstellern dynamischer Kopfhörer dieser Größe genutzt. Ausnahme ist der Sennheiser HD 800 mit seinem 56 Millimeter Treiber. Aber das ist eine andere Geschichte … Der TURN sieht ja nicht nur robust, sondern auch nach hoher Geräuschdämmung aus; Teufel unterstreicht deren Effizienz. Aber die ist mäßig. Hat man den TURN auf, hört man die Geräusche von außen annähernd ungedämpft. Ich persönlich bevorzuge das, weil eine komplette Abschottung von der Welt auch bedeutet, dass man von Durchsagen in der Bahn nichts mitbekommt oder  – noch schlimmer – das Auto von hinten nicht hört. Und deshalb: Gut gemacht, auch weil sich deshalb kein unangenehmes Gefühl einstellt wie bei komplett abschließenden Hörern.

Erstaunlich leichtfüßig im Handling

Ein Wert der technischen Daten allerdings lässt erst einmal Übles ahnen: 470 Gramm Lebendgewicht. Fast ein Pfund also, das man da auf den Ohren mit sich schleppt. Nicht eben die perfekte Umsetzung des Mobilitäts-Gedankens. Die Robustheit fordert ihren Preis. Doch trotz des hohen Gewichts haben es die Entwickler geschafft, dass mir der Teufel TURN auch nach mehreren Stunden nicht lästig wurde. Ist es eine geschickte Gewichtsverteilung, der passgenau einstellbare Sitz oder liegt es an den gut gemachten Ohrpolstern? Wahrscheinlich ist es die Kombination aus alledem: Entgegen seinem Äußeren fühlt sich der TURN angenehm leicht und komfortabel an.

 

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Extra-Bass mit einem Dreh
Der rote Ring ist in einer Stufe drehbar. Mit dem Turn macht der TURN mehr oder weniger Bass (Foto: H. Biermann)
Der Teufel TURN von unten
Der Teufel TURN von unten. Man sieht, dass das Anschlusskabel links als auch rechts einen Eingang findet. Teufel macht diese Offerte, damit auch zwei Hörer der gleichen Quelle lauschen können. (Foto: H. Biermann)
Teufel TURN mit abgenommenem Ohrpolster
Das Bild zeigt die Muschel mit abgenommenem Polster. Hier sieht man die gelochte Schallwand, hinter der das kleine Gehäuse mit dem 40 Millimeter Treiber sitzt. Damit man auf keinen Fall die Kanäle verwechselt (was ja eigentlich nicht schlimm ist), sind beide deutlich gekennzeichnet (Foto: H. Biermann)
Das Anschlusskabel des Teufel TURN
Das Anschlusskabel des Teufel TURN. Über einen Bjonettanschluss lässt es sich fest am TURN verankern (Foto: H. Biermann)
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TURN: mehr oder weniger Bass

Der TURN ist ein Kopfhörer mit passiver Bassanpassung. Ideengeber könnte hier der Beyerdynamic Custom One Pro gewesen sein, der vier unterschiedliche Bass-Intensitäten bietet. Der TURN hat lediglich zwei, die nach meinem Dafürhalten auch ausreichend sind. Auf passivem Wege kann man natürlich nicht anheben, sondern nur absenken. Im TURN passiert das mittels einer kleinen Frequenzweiche, die die Bässe unterhalb 150 Hertz im Pegel absenkt – gut zu shen in der LowBeats Messung:

LowBeats Frequenzgang-Messung des Teufel TURN
Frequenzgang-Messung des Teufel TURN: Ausgewogen bis 6.000 Hertz, darüber ein leichter Anstieg. Gut zu sehen ist der Einfluss der Bassabsenkung, die unterhalb 150 Hertz die Bassenergie reduziert (Messungen: J. Schröder)

Über einen Dreh am Rad der rechten Außenmuschel wird diese Frequenzweiche aktiviert und die Bassenergie in diesem Bereich dezent reduziert – was zu einer schlankeren Wiedergabe führt.

Die Hörtests starteten wie üblich nach mehreren Stunden Einrauschen und liefen – auch wie üblich – am professionellen Kopfhörer-Verstärker SPL Phonitor und an einem voll geladenen iPhone 5. Wie die meisten auf mobil getrimmten Hörer klang auch der TURN am iPhone etwas flüssiger, besser, gefälliger, am Phonitor etwas dynamischer, aber härter. Ich finde es richtig, dass sich die Entwickler an der Realität, heißt den schwachbrüstigen Ausgangsstufen der Smartphones orientieren und nicht an den extrem stabilen und perfekt ausgelegten Stufen der Kopfhörer-Verstärker.

Für den Hörtest hatte ich mir ein paar liebgewonnene Hörtest-Klassiker zurechtgelegt beziehungsweise auf das iPhone gezogen: Den Anfang machten die Flying Pickets, die die alte Peter-Gabriel-Hymne „Here Comes The Flood“ auf berückende und sehr intensive Weise interpretieren. Schon hier begann mein Erstaunen über diesen Kopfhörer. Entgegen seinem burschikosen, äußerlichen Auftritt zeigte sein Klangbild extrem feine Züge mit vielen Details und einer großen Leichtigkeit. So, dass man die Stimmen der Sänger mühelos voneinander unterscheiden konnte. Gemessen an dem ähnlich teuren, ebenfalls Ohr-umschließenden Sennheiser DJ 7 zeigte der Teufel eine tonal ähnlich überzeugende Vorstellung mit bester Sprachverständlichkeit und frei von Lästigkeiten.

Das nächste Teststück: „Panther“ von Marcus Miller. Das Stück ist bester Jazzrock, die Aufnahme groovt und rockt und Miller lässt die Saiten seines Basses schnalzen wie Tatzenhiebe. Der Teufel TURN brachte diese staubtrockenen Bass-Salven mit großer Dynamik und Sauberkeit ans Ohr. Da legte der Sennheiser einiges mehr an Bassfülle drauf – womit Feinheiten verloren gingen. Und wie war das mit der Extraportion Bass beim TURN? Nach dem Dreh am Teufel-Rad kommt tatsächlich mehr Bassenergie. Klanglich aber bringt das keine Vorteile. Im Gegenteil. Stimmen klangen zwar voller, aber eigenwillig mulmig, der knackige Bass und der ebenfalls wuchtige Schlagzeug-Sound weicher und weniger kernig.

Fazit: Einer der klangstärksten Kopfhörer dieser Preisklasse

Und hätte es noch eines Beweises bedurft: Auch beim letzten Teststück, der 9. Symphonie von Dvorak (Pure Audio/Deutsche Grammophon, eingespielt unter Ferenc Fricsay) kamen die kernigen Streicher in ihren tiefen Lagen herrlich frisch und kraftvoll, in der Einstellung mit mehr Bass nur mulmiger und überzogen dick. Das genau ist ja das Geniale am TURN: Einer der wenigen Kopfhörer am Markt zu sein, der mit sauberem Bass auch Details unterhalb 200 Hertz zu Tage fördert.

Viele Mitbewerber-Modelle sind hier einfach viel zu fett: Einerseits, um trotz lauter Umgebungsgeräusche unterwegs noch einen substanziellen Bass zu erzeugen, andererseits um dem Zeitgeist zu genügen und den (wahrscheinlich) überwiegend jugendlichen Kunden die von dieser Zielgruppe erwartetet Bassfülle zu liefern. Das ist zwar irgendwie verständlich, macht den modernen Hang zu viel Bass trotzdem nicht besser. Mein Plädoyer fällt daher so aus: Den TURN auf die „Flat“ stellen und anschließend die Finger davon lassen. Dann hat man einen der klangstärksten Kopfhörer dieser Preisklasse. Im LowBeats Klang Orakel Kopfhörer  haben wir Aufnahmen aller getesteten Kopfhörer archiviert. Mithilfe eines guten Kopfhörerverstärkers und Kopfhörers kann man im Klang Orakel die verschiedenen Modelle direkt miteinander vergleichen.

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Markus Miller Live
Markus Miller ist der wohl beste Studio-Bassist der Welt – aber auch live eine Sensation. Bei „Panther“ auf Live And More knallt und rummst es herrlich (Cover: Amazon)
Cover Flying Pickets Everyday
Die Flying Pickets sind in meinen Ohren immer noch eine der besten Acapella-Bands. Auf Everyday interpretieren sie unter anderem den Peter-Gabriel-Klassiker „Here Comes The Flood“. Grandios! (Cover: Amazon)
Die Pure Audio Variante
Große Musik dirigiert von einem großen Musiker: Dvoraks 9. Symphonie unter Ferenc Fricsay, aufgenommen in HiRes (Pure Audio). (Cover: JPC)
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Teufel TURN
2015/12
Test-Ergebnis: 4,0
GUT – SEHR GUT
Bewertung

Gesamt

Klang
Praxis
Verarbeitung

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Feiner, offener, druckvoller Klang
Bass zweistufig einstellbar
Sehr robust
Hohes Gewicht

Vertrieb:
Lautsprecher Teufel
Bikini Berlin
Budapester Str. 38-50
https://teufel.de

Preis (Hersteller-Empfehlung)
Lautsprecher Teufel TURN: 199,99 Euro

Weitere mobile Kopfhörer:

Test Bose QC35: NC-Kopfhörer mit Bluetooth
Test B&W P5 Wireless: Eleganz und Bluetooth
Test beyerdynamic T 5 p 2. Generation

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.