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Trinnov Amplitude 8
Trinnov Amplitude 8 ist eine gewaltige audiophile 8-Kanal-Endstufe in der 1-Zentner-Klasse, 12.495 Euro (Foto: R. Vogt)

Test Trinnov Amplitude 8 – 8 x 300 highendige Watt

Lange fehlte den Franzosen eine adäquate Endstufe zu ihren genialen Surround-Prozessoren. Die gibt es nun seit einigen Monaten mit der Trinnov Amplitude 8. Wie der Name bereits andeutet, bietet die massive Endstufe acht Kanäle und damit genug für eine ausgewachsene Surround-Installation oder Mehrwege-Aktiv-Lösung in einem sehr ähnlichen Design wie auch die Altitude-Vorverstärker.

Trinnov Amplitude 8
Trinnov Amplitude 8 ist intern ein 2x 4-Kanal-Aufbau mit getrennten Netzteilen (Foto: R. Vogt)

Das Attribut „massiv“ bekommt bei der Trinnov Amplitude 8 eine schweißtreibende Bedeutung – spätestens wenn man versucht, den dicken Brummer aus seinem mehrlagigen und mit Holzbrettern versteiften Karton zu heben. Das sollte man besser zu zweit erledigen: 44,8 Kilogramm! Das ist erst recht verblüffend, wenn man im Hinterkopf hat, dass Trinnov für die Amplitude 8 ja Schaltendstufen verwendet, die dank hohem Wirkungsgrad eigentlich für kleine, leichte und kompakte Formfaktoren sprechen.

Trinnov Amplitude 8
Amplitude 8 mit zwei gigantischen Ringkerntrafos für 2 x 1,5kW  (Foto: R. Vogt)

Nun kommt diese schiere Masse weniger von den Hypex-Endstufenmodulen. Sie erklärt sich primär aus den zwei riesigen Ringkern-Netzteilen und dem extremen Aufwand zur Ableitung der Wärme mit wuchtigen Kühlrippen für das thermische Gleichgewicht. Warum zwei Netzteile? Nun, in 110-Volt-Ländern wie den USA bekommt man die maximal geforderten 3 Kilowatt Gesamtleistung gar nicht so ohne Weiteres aus einer einzelnen Steckdose, daher der Split in zweimal 1,5kW. So liefert die Trinnov an 4-Ohm-Lautsprechern dann auch eine Dauerleistung von 375 Watt an allen Kanälen gleichzeitig.

Trinnov Amplitude8
Trinnov Amplitude 8 mit acht NCore Class-D-Endstufen von Hypex (Foto: R. Vogt)

Nun sind die Entwickler von Trinnov ehrlich genug, um zu bekennen, dass sie keine Spezialisten in Sachen Leistungsverstärker sind. Schon Arnaud Destinay bekannte im Interview, dass man sich mit analoger und digitaler Signalverarbeitung gut auskenne, bei den Leistungsverstärkern aber auf externes Wissen zurückgreifen müsse. Daher bedient sich Trinnov – wie andere, gestandene Hersteller auch – aus dem Regal des OEM-Programms der Firma Hypex. Deren Module verwenden unter anderem Marantz oder Nubert. Das NCORE-Schaltungsprinzip mit selbst-schwingenden Schaltverstärkern bietet neben grundsätzlich vorteilhaften Eigenschaften wie sehr geringen Verzerrungen und Rauschen den Vorteil, dass ihr Frequenzgang im Gegensatz zu konventionellen Class-D-Konzepten nicht lastabhängig variiert – und das bei einer Laststabilität bis hinab zu 2 Ohm.

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Trinnov Amplitude8
Amplitude 8: zwei Netzanschlüsse, Hauptsicherungen und -schalter. Eine gesonderte Masseklemme erlaubt einen Brumm-mindernden Potentialausgleich (Foto: R. Vogt)
Trinnov Amplitude8
Trinnov Amplitude 8 lässt sich per DB-25-Kabel mit einer einzigen Strippe für alle 8 Kanäle symmetrisch mit dem Altitude 32 verbinden (Foto: R. Vogt)
Trinnov Amplitude 8
Am Trinnov Amplitude 8 sind alle Eingänge als XLR ausgeführt. Wer Cinch benötigt, muss adaptern. Die Ferneinschaltung erledigt ein gängiger Trigger-Anschluss mit Durchleitung (Foto: R. Vogt)
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Hörtest Trinnov Amplitude 8

Im praktischen Hörtest ließen sich die avisierten Eigenschaften leicht verifizieren. Der Franzosen-Brummer lieferte unbändigen Schub mit einer der Vorstufe Trinnov Altitude 32 verwandten, wunderbaren Balance aus Grob- und Feindynamik – und das beides reichlich. Beeindruckend in Wucht und Details gleichermaßen, stemmte die Amplitude 8 mächtige Orchester-Tutti oder große Bigbands, um im nächsten Moment beispielsweise die Solo-Stimme Ella Fitzgeralds wie aus dem Nichts ins Licht zu stellen. Der große Aufwand an Stromversorgung und Kühlung bewährte sich bei langanhaltenden Tiefbass-Attacken wie der dramatischen Koppelungs-Sequenz aus „Interstellar“ mit sattester Orgel und großem Orchester mit Chor. Bei dem von Hans Zimmer in einer riesigen Kirche aufgenommenen Werk mischt sich der satte Bass mit Soundeffekten und Dialog. Wo normale AV-Receiver unweigerlich in die Knie gehen, schiebt die Trinnov unbeeindruckt weiter und kann zum dramatischen Höhepunkt sogar noch zulegen, ohne dabei an Differenzierung oder Abbildung zu verlieren. Perfekt. Wenn man diesem Kraftsportler mit Gefühl überhaupt eine Schwäche ankreiden kann, dann vielleicht, dass es Endstufen gibt, die einen Hauch von einer breiteren Palette an Klangfarben mahlen können. Aber auf höherem Niveau kann man kaum jammern.

Fazit: Kraft mit Gefühl

Mit der Trinnov Amplitude 8 bekommt die Trinnov Altitude 32 eine würdige Endstufe an ihre Seite. Die Ausstattung mit doppeltem Netzteil, Masseklemme, Trigger mit Durchleitung und DB25-Anschluss ist vorbildlich. Das gewaltige Doppelnetzteil und die aufwendig gekühlten Hypex-NCORE-Endstufen klingen kraftvoll und dabei angenehm feinzeichnend und kommen selbst bei großer und langanhaltender Leistungsabgabe nie in Atemnot. Das ist wahrlich highendig.

Trinnov Amplitude 8
2017/03
Test-Ergebnis: 4,5
Referenz
Bewertungen:

Bewertungen

Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Riesige Leistungsreserven
Klingt kraftvoll und feinfühlig
DB-25-, Trigger- und Masseanschluss
Keine Cinch-Eingänge

Vertrieb:
MediaLantic
Martin-Hoffmann-Str. 11
12435 Berlin
www.medialantic.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Trinnov Amplitude 8: 13.030 Euro

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Trinnov Amplitude 8
Trinnov Amplitude 8 (Foto: R. Vogt)


Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.