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Der NuPrime IDA 16 von vorn
Der NuPrime IDA 16 in der Testumgebung. Der Verstärker ist kaum als solcher zu erkennen. Die Lautstärkereglung erfolgt über Drucktasten auf der Oberseite (Foto: H. Biermann)

Test Vollverstärker NuPrime IDA 16 mit Super-DAC

Fünf Digitaleingänge, beste DACs und ein Design wie aus Star Wars: Der NuPrime IDA 16 steht für eine neue Generation HiFi-Verstärker.

Scheint, als habe Devialet mit seinen super-adretten „Expert“-Vollverstärkern nicht nur technisch, sondern auch optisch einen neuen Trend gesetzt: den des sehr flachen Verstärkers. Der NuPrime IDA 16 ist der Nachfolger des IDA 18 und hat einen ähnlichen Schlankheitskurs hinter sich. Lesen sich die Abmessungen für Breite (43 cm) und Tief (38 cm) noch ziemlich normal, ist die Höhe von fünf Zentimeter doch zumindest einmal besonders. Philip Schneckenburger beschreibt den IDA 16 in seinem Test auf hifitest.de als Stealth-Bomber unter den Vollverstärkern.

Ich hatte die exakt gleiche Assoziation – auch weil unser Testexemplar in seinem matten Schwarz so unscheinbar daher kam, als ob es gar nicht gesehen werden wollte … Mit dem asiatischem Prunk-HiFi à la Accuphase jedenfalls hat das nichts mehr zu tun.

Der IDA 16 ist der größere zweier Vollverstärker (der kleinere heißt IDA 8) von NuPrime. Die Firma ist sozusagen ein junger, highendiger Ableger von NuForce, die über eine jahrelange Erfahrung bei der Konzeption sehr fein klingender Class-D-Verstärker verfügen – was auch hier hier wieder deutlich wird. Im Gegensatz zu fast allen andern Firmen am Weltmarkt, nutzt NuPrime weder Hypex- noch ICE-Power-Module, sondern seit 2005 eine eigene Schaltung.

NuPrime IDA 16 heißt: HiRes bis zum Anschlag

Ein Analog-Eingang und fünf digitale: Das ist jetzt für einen Verstärker dieser Klasse nicht übermäßig viel, aber natürlich für fast alle Anforderungen ausreichend. Analog könnte man sich da vielleicht noch ein oder zwei mehr wünschen. Aber nun: Der NuPrime IDA 16 ist ein Digitalverstärker, der in erster Linie für digitale Quellen ersonnen wurde und auch mit ihnen optimal arbeitet.

Die Möglichkeiten, die er für Aufnahmen verschiedener Auflösungs-Güten hat, sind gewaltig. Der USB-Eingang unterstützt alles, was kommt – auch weit über 192KHz hinaus: 352,8 KHz, 384 KHz und DSD 2,8 MHz, 5,6 MHz, 11,2 MHz. Damit ist der IDA 16 aktuell der Vollverstärker mit höchster Auflösungs-Möglichkeit. Aber ob das alles Sinn macht? Zumindest hat man die beruhigende Gewissheit, dass man könnte, wenn es denn nur irgendwann einmal eine Software dafür gäbe. Aber auch die anderen vier Digitaleingänge (2 x optisch, 2 x Cinch) erlauben Zuspielungen bis 192 KHz, also im Grunde das Höchste, was heute schon in größerer Menge verfügbar ist.

Am schönsten inspirieren lassen kann man sich diesbezüglich bei highresaudio.com, die nach meinem Dafürhalten die schönste, vor allem auf HiRes-Datenmaterial geprüfte Auswahl an hochauflösender Musik haben.

Das Anschluss-Board des NuPrime IDA 16
Die Anschlussvielfalt des IDA 16 ist überschaubar, aber praxisgerecht. Es stehen nur ein Paar Lautsprecherklemmen zur Verfügung (Foto: NuPrime)

Die Besonderheiten des NuPrime IDA 16

Das Gehäuse aus Aluminium hat nur zwei große Flächen: Deckel und Boden. Die Seitenwände sind aufgrund ihrer Größe schon sehr stabil, Deckel und Boden sind besonders bedämpft. Den Klopftest bestand der IDA 16 daher weitaus besser als die meisten Konkurrenten in seiner Klasse. Fraglos ein Vorzug seiner Bauweise. Und fraglos klanglich besser. Denn mitschwingende Gehäuse verschlechtern den Klang nachweislich. Auch die aufwändigen Dämpfungs-Füße sind Teil des resonantabführenden Konzepts und angeblich sogar zum Patent angemeldet.

Was ist noch besonders am IDA 16? Die Lautstärkeregelung erfolgt über Dünnfilm-Schichtwiderstände in 99 Schritten à 0,5 Dezibel und ist auch am unteren Ende der Pegelskala sehr feinfühlig und zudem rauscharm. Ein eingebauter Prozessor ermöglicht das individuelle Einpegeln eines jeden Eingangs – sehr hilfreich bei stark unterschiedlichen Quellen. Und es gibt den HT-Modus, mit der die Vorverstärkerfunktion des IDA 16 umgangen wird und man so seine Endstufen und die angeschlossenen Lautsprecher in ein Mehrkanal-Heimkinosystem einbinden kann.

Der DAC des IDA 16 ist ein Sabre ESS 9018, der in vielen ambitionierten Wandlereinheiten weltweit eingesetzt wird. Er macht es möglich, dass der große NuPrime sogar DSD 11.2 MHz wandeln kann. Das Klangideal bei NuPrime ist angeblich das der Röhre, weshalb im Eingang soft-klingende JFETs sitzen und die Schaltung in einem relativ großen Bereich im Class-A-Betrieb läuft.

Die Endstufe mit Schaltnetztteil bezieht ihre Stabilität unter anderem aus einer großen Phalanx eigens für NuPrime entwickelter Kondensatoren und ist vergleichsweise kräftig: An Lautsprecher mit üblichen Nenn-Impedanzen um 4 Ohm gibt sie mehr als 300 Watt pro Kanal ab. Das dürfte in den meisten Fällen mehr als ausreichend sein.

Für den Hörtest verwendeten wir die Kompaktbox KEF LS 50, deren Impedanzverlauf ziemlich sauber um sechs Ohm herum verläuft und somit gewissermaßen „anspruchslos“ ist, sowie die Standbox Gauder Arcona 100, die im Bassbereich durchaus auf zwei Ohm runtergeht und so eine Herausforderung für jeden Verstärker darstellt.

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Der Testaufbau mit NuPrime IDA 16, AVM A3.2 und Cambridge Azur 651
Der NuPrime IDA 16 (2. Rack-Ebene Mitte) mit seinem Gegenspieler: AVM A 3.2 oben rechts neben dem Rechner (Foto: H. Biermann)
NuPrime IDA 16 Test: Musik vom Rechner
Mit-Tester Raul Bonati (Digital-Profi der 3. Dimension in München) hatte seinen eigenen Laptop voll mit HiRes-Musik mitgebracht. HiRes-Aufnahmen in allen Auflösungs-Varianten waren die Grundlage des Hörtests (Foto: H. Biermann)
Die Fernbedienung des IDA 16
Die Fernbedienung des IDA 16 ist aus Metall und ebenfalls außergewöhnlich gestaltet (Foto: NuPrime)
Das Netzkabel des NuPrime IDA 16
Das Netzkabel des NuPrime IDA 16 ist gefiltert. Der Filter wirkt in beide Richtungen: Der IDA 16 wird weniger mit Hochfrequenzmüll behelligt und von ihm selbst geht auch weniger HF-Müll ins Netz (Foto: H. Biermann)
NuPrime IDA 16 gegen Yamaha A-S 1100
Die Kontrahenten des ersten (CD-) Durchgangs: NuPrime IDA 16 gegen Yamaha AS-1100. Nicht nur optisch ist der IDA 16 ein Gegensatz zum aufwändig auf klassisch getrimmten Japaner (Foto: H. Biermann)
Gauder Acoustic Arcona 100 + KEF LS 50
Die Lautsprecher des Tests: Standbox Gauder Acoustic Arcona 100 und Kompaktbox KEF LS 50 (Foto: H. Biermann)
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Der NuPrime IDA 16 im Praxis- und Hörtest

Der erste Hör-Vergleich lief gegen den Yamaha AS-1100, der LowBeats Referenz in der 2.000-Euro-Klasse. Der Yamaha kostet deutlich weniger, hat aber die aufwändigen Wandlerstufen nicht an Bord, insofern ist der Vergleich noch statthaft.

Die Zuspieler für diesen Durchgang waren der Blu-ray-Player Oppo 103 D sowie der Ayon CD 5s, ein CD-Player mit Röhrenausgangsstufe und eingebauter Wandlersektion. Auch wenn dieser Player bekanntermaßen minimal „soft“ klingt, sind sein Auflösungsvermögen und seine Klangfarbenvielfalt doch überragend.

Trotz des etwas geringeren Preises schlug sich der Yamaha erwartungsgemäß sehr gut; er ist einfach einer der überragenden Verstärker dieser Klasse. Er spielt druckvoll, lebendig und die feinen Hochton-Klangverästelungen in Monti Alexanders „Hurricane Come And Gone“ zelebrierte er sogar noch ein bisschen müheloser als der dezent zurückhaltende NuPrime. Der wiederum spielte etwa erdiger, habhafter und leuchtete die Raumtiefe dieser großartigen Aufnahme noch etwas weiter aus. Auch bei der zweiten Scheibe, Dvoraks 9. Symphonie auf Stereo-Blu-ray (Pure Audio /Deutschen Grammophon), spielten die

Monty_Alexander_Caribbean_Circle
Fantastische Aufnahmen von Tonmeister David Chesky (Cover: Amazon)

beiden in etwa auf Augenhöhe – mit leichtem Vorsprung für den IDA 16. Beim „Scherzo Molto Vivace“ drückte er die Celli-Sätze noch kraft- und druckvoller in den Hörraum als der etwas feinere Yamaha.

Des Hörtests zweiter Teil lief dann mit HiRes-Musik per USB vom Rechner. Der Gegenspieler zum NuPrime IDA 16 – der Yamaha konnte es nun nicht mehr sein, er kann die HiRes-Signale ja nicht wandeln – sondern ein AVM Evolution A3.2 mit eingebautem DAC.

Wir starteten mit der kleinen KEF LS 50 und hier punktete der AVM mit der noch eine größeren Präzision im Bass, dem genaueren Nachschwingen der Trommelfelle. In anderen Belangen – Natürlichkeit, Abbildungsgenauigkeit, Klangfarbenvielfalt lag der NuPrime vorn. Eine Nachfrage beim AVM-Vertrieb ergab allerdings, dass der von uns herangezogene A3.2 wohl zur ersten Generation gehörte und dass im Laufe der üblichen Evolution genau die von uns bemängelten Punkte sehr viel besser gewordenen wären. Wir prüfen das nach … Nichtsdestotrotz war es eine richtig gute Vorstellung des NuPrime IDA 16.

Dvoraks 9. Symphonie als Pure Audio Blu-ray
Das Remaster einer großartigen Aufnahme aus dem Jahre 1960: Dvoraks 9. Symphonie unter Ferenc Fricsay nun als HiRes- (Pure Audio-) Aufnahme zu haben (Cover: JPC)

Hörtest mit KEF LS 50 und Gauder Arcona 100

Aber wie würde sich das Ganze an der Impedanz-technisch sehr viel anspruchsvolleren Gauder Arcona 100 auswirken? Ganz genau so. Der Bassbereich des AVM ist überragend gut: knackig, sauber, informativ. Der IDA 16, auch das war hier zu hören, hat aber ebenfalls Leistung ohne Ende.

Und er schafft es trotz Schaltnetzteil, ein wunderbar feines, sattes Klangbild zu erzeugen. Maceo Parkers Bremen Concert als Studio Master klang mit der Kombination Gauder/NuPrime absolut realistisch. Der IDA 16 nahm dem etwas harten Klangbild der Aufnahme mit Parkers druckvollem Saxophonspiel auf eine ganz charmante Art die Schärfe; mit dem AVM kam mehr Härte ins Spiel.

Der NuPrime harmonierte sowohl mit der Gauder-Box als auch mit der KEF LS 50 super. Wäre ein 2.700-Euro-Amp für eine 1.200-Euro-Kompaktbox nicht etwas überdimensioniert, würde ich fast sagen, dass der IDA 16 meine Top-Empfehlung für die kleine KEF ist …

192, 96 oder 48 Kilohertz: was klingt am besten? Weil der IDA 16 alles durch die Bank so überzeugend spielte, drängte sich auch hier noch einmal ein Vergleich der unterschiedlichen Auflösungsstufen an. Die HiRes-Hörteststücke hatten wir wie selbstverständlich in 24Bit/192Kilohertz-Auflösung gehört. Doch bei einer Zuspielung der Musikdateien in 24/96 klang es noch einmal etwas besser: griffiger, kein Deut weniger detailreich, insgesamt natürlicher. Die Reduzierung auf 24/48 war tatsächlich der erwartete Rückschritt: alles klang gröber, weniger lebendig, weniger geschmeidig.

Fazit: Überragender HiRes-DAC, Klang + Leistung satt

Dem Digitalen gehört die Zukunft und damit auch den Digitalverstärkern. Der IDA 16 ist besonders zukunftstauglich, weil er jedes Format spielen  und dank seiner immensen Leistung auch jede Box treiben kann.

Ein sehr eigenständig aussehendes, aber klanglich rundum überzeugendes Paket. Mit so viel Leistung, so fein-ausgewogenen Klang und den überzeugenden DAC-Fähigkeiten legt der NuPrime IDA 16 die Messlatte hoch – zu hoch für fast alle Mitbewerber dieser Preisklasse.

NuPrime IDA 16
2015/12
Test-Ergebnis: 4,2
SEHR GUT
Bewertung

Gesamt

Klang
Praxis
Verarbeitung

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
 Satt-ausgewogen, feiner Klang
Leistungsstark
Superbe Wandler
Gute Preis/Leistungs-Relation

Vertrieb:
Audium
Catostr. 7b
812109 Berlin
www.audium.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
NuPrime IDA 16: 2.700 Euro

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Die Mit- und Gegenspieler im Test:

Test Kompakt-Lautsprecher KEF LS 50: In Tradition der LS35A
Test Vollverstärker Yamaha AS-1100

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.