Ein glattes Dreiviertel-Jahrhundert: 75 Jahre HiFi-Linzbach. Damit sind die Bonner fraglos der älteste Audio-/HiFi-Laden der Republik. Der Laden galt bereits als sehr gut, als Bonn noch Hauptstadt war. Mit dem Mauerfall zog dann der Regierungstross gen Berlin – und damit jede Mange solvente Kundschaft ab. Doch HiFi-Linzbach profitierte trotzdem: Durch den Umzug zogen auch die Botschaften weg und die Linzbacher sicherten sich geschickt die verwaiste Villa, in der einst die Südkoreanische Ländervertretung residierte. „Passend“, könnte man sagen, denn die noble Villa ist eine großzügig-adäquate Umgebung für das schöne und noble HiFi, das hier über den Tresen geht.
75 Jahre HiFi-Linzbach…
… das klingt nach vielen ikonischen Komponenten, die hier schon gespielt haben. Da schwirren viele schwärmerische Geschichten durch die Gemäuer: „Weißt du noch damals? – die große Infinity Reference Standard…?“ 75 Jahre klingt auch nach alt und angestaubt. Aber keine Sorge: Anders als viele, sehr viel jüngere HiFi-Läden in Deutschland hat HiFi-Linzbach seine Zukunft längst gesichert und den Generationen-Übergang schon vor Jahren eingeleitet.

Das Urgestein und markante Gesicht des modernen HiFi-Linzach, Benno Salgert, hatte die Verantwortung für die Firma bereits vom Unternehmensgründer Dieter Linzbach übernommen. Vor wenigen Jahren nun hat er diesen Stab selbst an seinen Sohn Michael, heute 35, weitergereicht. Michael (links im Bild) ist quasi mit High End im Kinderzimmer groß geworden und brennt – ungewöhnlich für Menschen dieses Alters – lichterloh für das Thema.
Und man spürt man den Einfluss des
75 Jahre HiFi-Lizbach. Es waren nicht nur viele Kunden zum Gratulieren, Feiern und Hören gekommen. Auch die Vertriebe ließen sich nicht lumpen. Vier Beispiele von vielen möchte ich dabei herausheben. Erstens: Der Accuphase-Vertrieb (PIA) macht sich ja in den vergangenen Jahren unverständlich rar. Aber für die Linzbacher schickte man dann doch ein Team mit voller Accuphase-Kapelle: Ehre, wem Ehre gebührt.

Zweitens: Thorens-Chef Gunter Kürten kam ebenfalls mit vollen Händen. Natürlich hatte er auch ein paar Neuigkeiten dabei – wie den TD 404 und ein noch erst im Prototypen-Stadium laufendes Thorens-/EMT-Tonabnehmersystem. Vor allem aber mit seiner Thorens New Reference, dem Über-Plattenspieler, der dank elektronischer Seismik-Regulierung selbst dann nicht reagiert, wenn gewichtige Menschen direkt neben dem Rack auf dem Dielenboden herumspringen – immer wieder beeindruckend.

Drittens: Auch der B&W-Vertrieb hatte sich was Schönes einfallen lassen: Mitte Juni hatten die Briten ja gerade eine Sonderversion der 801 D4 vom Stapel gelassen: die Abbey Road Limited Edition. Dieser Lautsprecher soll an die 45-jährige Partnerschaft zwischen B&W und dem womöglich berühmtesten Tonstudio der Welt erinnern, in dem – man ahnt es – seit 45 Jahren unter anderem mit B&W gemastert wird.

Die ansonsten mit der aktuellen 801 D4 Signature absolut baugleich ARLE-Version hat als Reminiszenz an die Kooperation einen Deckelbezug aus rotem Connolly-Leder – das auf den Ton genau den Ledersesseln in den legendären Studios Eins und Zwei gleichen soll. Teil des Pakets ist auch ein prachtvoller Bildband zum Thema Abbey Road und B&W.

Und natürlich ist die Stückzahl limitiert: auf 280 Stück oder 140 Paar. (Wie die Briten auf die Zahl kommen, bleibt jedoch rätselhaft: 45 Jahre, Hausnummer 3…?) Trotzdem ein schönes Stück HiFi, das HiFi-Linzbach zunächst exklusiv bei sich stehen hat.
Der größte Gratulant aber war – viertens: – Audio Components. Die Hamburger kamen mit ganzer Chefetage und bespielten gleich drei Räume mit McIntosh plus Sonus faber. Im großen Saal der Villa spielte – standesgemäß – die Sonus faber Suprema, die noch nie zuvor bei einem Händler in Deutschland stand.

Die Suprema ist ja alles andere als ein gewöhnlicher Lautsprecher, sondern ein Über-Manns-hohes System, das von zwei Subwoofer-Türmen unterstützt wird und ein gewaltiges Klangbild aufziehen kann. Auch der Preis ist außergewöhnlich: 800.000 Euro. Aber vor solchen Preisen erschrickt man bei HiFi-Linzbach nicht; erst vor kurzem wurden Lautsprecher dieser Klasse verkauft. Aber es war nicht nur die Suprema. Auch Livio Cucuzza, aktuell der ranghöchste Sonus-faber-Mitarbeiter, machte sich von Cremona aus nach Bonn und blieb zwei Tage. Viel mehr Ehre geht nicht.

Ich könnte noch etliche andere Gratulanten aufzählen: Armin Kern (ortofon), Michael Stolz (Rotel/MICHI), Werner Kempf (Siltech) und viele andere: Natürlich machte auch Stereo-Kollege Matthias Böde seine Aufwartung.

Aber ich schwenke stattdessen lieber in den Garten, wo es sich die Besucher bei bestem Wetter gutgehen ließen. Ob denn so gutes Wetter nicht etwa abschreckend gewesen sei? „Ich glaube eher, das guter Wetter hat uns gerettet“, antwortete Michael Salgert. „Sonst wären wir hier komplett überlaufen worden. So war es einfach schöner.“
Und so auch noch einmal von uns: Happy Birthday!