Software verändert Spielregeln: Apple hat die AirPods Max in der USB-C-Version mit einer neuen Software bereichert. Das ist ein Dream-Team auch für audiophile Gemüter, ein klarer Klanggewinn – und für Apple der Gewinn einer neuen Zielgruppe. Wir hatten das Apple AirPods Max Software-Update im Test.
Plant Apple die Weltherrschaft? Mit Sicherheit nicht. Denn Apple hat sie bereits – in der Gemeinschaft der Apple-Nutzer. ich rede hier nicht über kritische EU-Beamte oder gar Monopole, das ist mir (im audiophilen Sinne) egal. Es sind die Fakten, die wir auf der Straße sehen, in der U-Bahn, im Sportstudio, in den Verkaufszahlen. Wer ein iPhone besitzt, ein iPad, einen Mac – der ist mit hoher Durchdringung auch Besitzer eines Apple-Klangwandlers. Wir haben die Mac-Elektronik natürlich auch mit den Modellen anderer Hersteller getestet. Geht, mitunter sogar sehr gut. Aber wenn Apple die Chancen seiner Soft- und Hardware-Hoheit kombiniert, dann sieht jeder Mitbewerber auf dem freien Markt alt aus, sehr alt.
Jetzt könnte ich Elogen singen oder tausende Zeilen füllen. Will ich alles nicht. Hier geht es um ein konkretes Beispiel: die großen, ohrumschließenden Kopfhörer Apple AirPods Max – mit der neuesten Software. Die Basis hatten wir bei LowBeats bereits ausgiebig gehört und betrachtet – siehe Test. Mittlerweile hat sich einiges geändert: Bei den neueren Modellen der iPhones und MacBooks hat Apple mittlerweile „Apple Intelligence“ freigeschaltet. Das pusht den Nutzwert und die Nutzerführung mitunter dramatisch. Aber ein nur scheinbar kleines Update für einen Kopfhörer?
Apple AirPods Max Software-Update im Detail
Doppelt falsch gedacht. So klein ist der Max nicht. Das ist ein Statement mit fast 400 Gramm Gewicht und Schalen aus dem vollen Alu. Das wirkt mitunter bullig, Joggen ist faktisch nur bei zwei Stundenkilometern möglich, aber gerade die Jugend liebt ihn. Insbesondere in den Vierteln der Besserverdiener. Denn mit einer Preisempfehlung von 579 Euro sind wir auch finanziell in der Apple-Spähre.

Trotzdem genau jetzt nicht bei eBay nach gebrauchten Schnäppchen suchen. Denn der klangliche Upgrade in die High-Res-Welt ist nur dem neuen Modell vorbehalten. Die Unterschiede zum Ur-Max MKI sind recht einfach zu sehen: Den Oldie gab es einzig in Weiß und Silber – vor allem nur mit dem Apple-eigenen Lightning-Anschluss. Genau der ist von der EU vertrieben worden (weniger Standards, weniger Müll).
Modell Two, offiziell „AirPods Max (USB-C)“, von dem ich hier schreibe und den ich jedem ans Herz legen möchte, gibt es in fünf Farben – wir haben die mutige „Orange“-Version als Testmuster erhalten (die aber eher aber in Richtung Pfirsich changiert). Vor allem: Hier gibt es einen USB-C-Port. Wie gesagt, von der EU aufgedrängt, aber auch sinnvoll in seiner weltweiten Verfügbarkeit und Beschaffungsvielfalt. Eine Strippe legt Apple dem Lieferumfang bei – sehr wertig ummantelt, aber nur einen knappen Meter kurz.

Wir haben uns bei Amazon ein Exemplar mit zwei Metern beschafft – funktioniert problemlos, und es wird auch nicht von der Apple-Software als Fremdprodukt verbannt. Das Kabel benötigen die meisten Mitmenschen primär für die Ladevorgänge – das kabellose Laden per QI-Plattform ist nur den In-Ears mit Akku in der kleinen Tragebox vorbehalten. Jetzt kommt die etwas traurige Nachricht. Das frische Versprechen von High-Res und latenzfreier Übertragung funktioniert nur mit jener Kabel-USB-C-Verbindung.

„Och, da bin ich raus, ich will doch bei meinem Spaziergang über die Maximilianstraße oder an der Binnenalster kein Kabel an meinem schönen Kopf haben…?“ Tja, dann ist man eben halt raus – und verpasst einen wirklich großen Klangzuwachs. Denn die AirPod Max MKII sind mit der neuen Software und dem USB-C-Kabel auch im Alltag absolut überzeugend. Drei Szenarien fallen mir ein, in denen das Kabel gar nicht stört: Ich sitze am Mac und streame meine High-Res-Lieblinge herbei. Oder ich sitze im Ohrensessel und habe mein iPhone zur Seite (das aktuekke neu auch einen USB-C-Anschluss besitzt). Diese iPhone-Spielweise ist auch im Zug oder im Flugzeug ideal, wenn ich dort den Modus ohne Funk und WLAN aktiviere.
Der Vergleich Rechner/iPhone zieht einen Rattenschwanz an Folgefragen hinterher: Kann mein iPhone ein ebenso guter Player sein wie mein MacBook mit dem größeren D/A-Wandler? Die Antwort: Es ist nebensächlich, denn die Wandlung überantwortet Apple im Dialog von der Hardware zu dem H1 Chip im Inneren jeder Hörmuschel, ebenso den „Handshake“ des personalisierten 3D Audio mit dynamischem Head Tracking. Kann ich trotzdem auf der Bahnfahrt, über den Wolken, den dringend notwendigen Noise-Cancelling-Modus aktivieren? Ja, das geht. Beeinflusst aber den Klangeindruck. Dazu später in unserem Hörtest. Macht es einen Unterschied, ob die Musikfiles auf meinem iPhone gespeichert sind oder ob ich sie aus meiner Cloud oder dem Apple Music/Classical herunterlade? Da gibt es Glaubensrichtungen, wie bei allen Streaming-Diensten. Bei den AirPods Max ist das Thema zu vernachlässigen – wenn es Unterschiede gibt, dann verschwinden sie hinter dem Zugewinn der Kabelanbindung und des Software-Updates.
Das Update trägt den schönen Namen „7E101“ – muss man sich nicht merken, weil Apple das Update unsichtbar an die Max sendet. Einwilligung und aktiver Ladevorgang vorausgesetzt. Welche Version habe ich denn? Einfach in die Bluetooth-Einstellungen auf iPhone, iPad oder Mac gehen, das Info-Symbol neben dem Max antippen – und alles wird transparent aufgelistet.
Kurzer Exkurs zur Hardware. Liebe Kinder: Bitte nicht die vielen, vielen YouTube-Bastelvideos anschauen, es wird die Garantie erlöschen. Mein Erfahrung mit Apple ist: Wenn wirklich Service gebraucht wird, dann ist Apple hilfsbereit, live in den Stores, ebenso per Mail oder Telefon. Auch wenn die Garantie erloschen ist und keine Hilfe naht – dann erfährt man auch dies mit freundlichen Worten…

Wir haben hineingeschaut. Hilfreich ist eine Explosions-Darstellung von Apple, muss man nicht selbst erstellen. Im Zentrum liegt eine Zellulose-Membran, mit vier Zentimetern in der Diagonale, leicht spiralförmig geprägt, dahinter Neodym-Ringmagnete. Das ist eine stabile Basis. Der Superstar ist natürlich der Prozessor selbst. Ein H1 aus eigener Forschung und Entwicklung. Irritierend finden manche Kritiker, dass Apple bereits einen H2-Chip über die Startlinie geschickt hat – für die AirPods 4 die AirPods Pro2 und die Brille Apple Vision Pro. Erstaunlich, dass der größte, teuerste Kopfhörer noch auf H1 getaktet ist. Weil hier die Software entscheidender scheint als die Hardware. Wenn der Hersteller eines Wandler-Chips auch der Schreiber der Software ist, kann er fein und konstant an der Klangschraube drehen.
Mit der Software ist ein Transfer von Musik in 24 Bit und 48 Kilohertz möglich. Zudem hat Apple die Latenz verringert. Wird Musikfans nicht kratzen. Aber die Zielgruppe der Gamer – alles läuft flüssiger und in höchster Zeitnähe von Bild und Ton. Bei Videos kann ich ja das Bild auf die technischen Vorgaben der Kopfhörer und Lautsprecher lippensynchron justieren, im boomenden Markt der Live-Stream-Gamer funktioniert das nicht.
Apple schenkt der Gemeinde nun also einen Superfortschritt per Software-Update – und zwar komplett kostenlos. Und mit dem Update werden die (Vorsicht, langer Name) Apple AirPods Max Gen2 H1 7E101 auch potenzielle Superwandler für jene Klangfreunde, die vorher dachten, die AirPod Max seien nur etwas für Hipster. Ich persönlich fühle mich mit dem neuen Max sehr angenehm umworben. Zumal Apple sanft und leise auch seine Weltherrschaft bei Klangformaten und in der Präsenz der Studio-Technologie ausbaut – siehe auch das LowBeats Interview mit dem Medienforscher Dr. Christofer Jost im Interview.
Die Hörtests
Hört man das Upgrade? Es könnte nicht eindeutiger sein. In so einem komplexen Fall von Software, Optionen, Justage vertraut man den einfachen Dingen in der Musik und Altbekanntem. Was man halt auswendig kennt und hundertfach über viel klassische Elektronik und Lautsprecher gehört hat. Hier: Leonard Cohen live in „Songs from the Road“ und seiner Verklärung des Chelsea Hotels. Da muss es abgegangen sein. Künstlerisch, menschlich und sexuell. Am besten in der Kombination. Recht offen spricht Leonard über Janis Joplin – und Jahrzehnte später live auf einer weiten Klangbühne.

Das ist mehr als ein Effekt, als ich das Kabel einstecke und den Bluetooth-Transfer zwischen iPhone und Max umgehe. Erst im Vergleich erkennt man, wie reduziert unsere bisherigen Apple-Kopfhörer waren. Alles ist griffiger, klarer in der Form: der Basslauf, die Stimme des weisen Mannes, jeder einzelne Jauchzer im Publikum. Es gab im Bluetooth-Streaming eine gewisse Künstlichkeit, die man aber erst im Wechsel wahrnimmt. Nicht dramatisch, aber die USB-C-Verbindung macht tatsächlich ein analoges Lebensgefühl aus. Alles klingt gesitteter, kultivierter, auf den Punkt und einen Hauch geschmeidiger. Da müssen ein paar echte Hör-Experten beim Klangtuning im Headquarter zu Cupertino zugegen gewesen sein.
Klare Angelegenheit. Ein Konflikt moralischer Natur kommt aber auf, wenn wir uns den Optionen in der Apple-Software-Oberfläche nähern. Ok, ich sitze im ratternden Zug, klasse, dass es ein sehr effektives Noise Cancelling gibt. Das auch bei langem Hören (ich bin oft auf Schienen unterwegs) keine Irritationen hinterlässt. Nicht selbstverständlich, das können nur die besten unter den NC-Profis. Zuhause im ruhigen Wohnzimmer macht das keinen Sinn. Da ist eher von abzuraten, weil mit ANC etwas Watte in der Klangpräsenz auftaucht. Aber: Ein tolles Tool für Reisen.

Und was ist mit 3D-Audio? Das wird aber die Zukunft sein; der Effekt ist stark. Mit Kabelkontakt vergisst man alles Technische. Das klingt, als ob Karajan in den 1970er Jahren schon immersiv gedacht hat (hat er ja auch mit dokumentierten Quadro-Bändern). Legendäre Decca-Aufnahmen mit drei Mikrofonen – rechts, links, Raumstütze – plötzlich aus vielen virtuellen Achsen zu hören, ist bisweilen irritierend, aber auch beeindruckend. Es ist einfach gut, was Apple hier an Show inszeniert. Es genügt nicht immer meiner Ethik, aber als Option möchte ich diese Wiedergabeform nicht missen. Die Singdarsteller auf der Opernbühne, die Weite der Sofien-Säle, die Saftigkeit der Wiener Philharmoniker – Apples 3D ist nicht immersiv, sondern hier immanent.

Fazit Apple AirPods Max Software-Update
Win-Win-Win – für mich ganz persönlich. Das Software-Update zauberte sich faktisch „über Nacht“ unsichtbar und kostenlos auf die Apple AirPods Max II. Fühlt sich gut an: Apple denkt an mich, Apple kümmert sich um mich. Das könnte auch ein Angelhaken sein. Ich habe hineingebissen – und viel Freude erlebt. Das Kabel ist dem Bluetooth-Strean noch immer erlegen. Wussten wir. Doch hier wird der Klanggewinn richtig groß, eindeutig und bereichert die Musik, die Musiker und die Tontechniker. Die weitere Überraschung: 3D, eben mit Kabel, kann die Kinnlade fallen lassen und wird sicher ein Teil unserer Klangzukunft. Wer sich darauf einlässt und die richtige Musikwahl trifft, wird in neue Galaxien gebeamt, beziehungsweise gestreamt.
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Ein Software-Update mit großer Wirkung, elegant und kostenlos (aber nur für Version USB-C) |
| Beeindruckender 3D-Sound mit Head Tracking |
| Pairing und Gerätewechsel mit Apple-Devices optimal |
| Hervorragende Material- und Verarbeitungsqualität |
Vertrieb:
Apple Retail Germany B.V. & Co. KG
www.apple.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Apple AirPods Max (V2 7E101): 579 Euro
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