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Al Di Meola
Zieht neue Saiten auf: Ali Di Meola, nach Alan Parsons 2022, Markenbotschafter der High End 2023, legt mit „Twentyfour“ ein audiophiles Gitarren-/Orchester-Werk vor – mit Mark Levinson als Klangberater (Foto: F. Grill)

Al Di Meola „Twentyfour“: das audiophile Album Juli 2024

„Friday Night In San Francisco“, gefolgt von „Saturday Night In San Francisco“ zieren längst das große audiophile Songbook als herausragendes All-Star-Trio-Gitarrenwerk. Neben Paco De Lucia und John McLaughlin sticht Al Di Meola souverän heraus. Am 22. Juli wird der US-Saitenspringer aus New Jersey glatte 70 und blickt dabei auf über ein halbes Jahrhundert Musikkarriere zurück. Sein neuestes Werk, das sehr fein aufgenommene Al Di Meola „Twentyfour“, reiht sich nahtlos in sein wunderbares musikalisches Schaffen ein.

Als Kind trommelte der kleine Albert Laurence Schlagzeug und bekam Gitarrenunterricht. Eine weise Entscheidung seiner Eltern, die ursprünglich aus der Gegend um Neapel stammten. Frühe Vorbilder wie die Ventures oder die Beatles heizten seinen Musikenthusiasmus an, später sollte Larry Coryell das Fusion-Fieber auslösen und Al Di Meola auf die Notenspuren von Jazz, Blues und Rock locken. 2011 tauchte er in lateinamerikanische Gefilde ab, gemeinsam mit Charlie Haden und dem kubanischen Pianisten Gonzalo Rubalcaba. Auf „Pursuit of Radical Rhypsody“ (audiophil, Label Telarc), 2013 frönte er den Beatles mit dem Solo-Gitarrenalbum „All Your Life: A Tribute To The Beatles…“ (audiophil, Allegro / in-akustik). Und, nicht zu vergessen das sprühende, ebenfalls klasse klingende Livekonzert von „Morocco Fantasia“ von 2017 (in-akustik). Dies sind nur ein paar hochkarätige Beispiele.

Und nun „Twentyfour“ – was nicht auf die Anzahl seiner bislang erschienen Alben schließen lässt, die liegt deutlich höher. „Twentyfour begann wie ein Samenkorn, das in einer dunklen Zeit im Jahr 2020 gepflanzt wurde, aber vier Jahre später erblühte es zu einem lebendigen Strauß musikalischer Ausdrucksformen, größer und schöner als ich es mir je hätte vorstellen können. Was als eine Form der Therapie während der Pandemie begann, hat sich zu einem vollwertigen Kunstwerk entwickelt. Es ist ein Beweis für die Kraft der Musik, zu heilen und zu verändern“, so der Maestro.

Dabei nicht kleckern, sondern klotzen, so das Motto: Denn das neue Album vereint 15 Stücke, die sich über 80 Minuten auf physischen Tonträgern wie Doppel-CD oder Doppel-LP verteilen. Ein opulentes Unterfangen, auch dank orchestraler Unterstützung, die seinem Gitarrensound an so einigen Stellen Flügel verleihen. Und dem Ganzen einen strahlenden Charakter verleihen.

Der Markenbotschafter der High End 2023 entführt uns auf „Twentyfour“ somit in eine erweiterte Gitarrenwelt, getragen von Streichern, aber auch der stilsicheren Counterpart-Gitarre (und dem Piano) von Hernan Romero, der Tabla von Amit Kavthekar, den Congas und der Kistentrommel von Richie Morales sowie dem Klangkörper-Gespür von Fabrizio Festa, der für die Orchestrierung ebenso wie Derek Wieland verantwortlich zeichnet. Und: „Mein Freund und Co-Produzent Hernan Romero brachte seine ästhetische Sensibilität“ ins Spiel, so Al di Meola.

Die Musik von Al Di Meola „Twentyfour“:

Klar, dass ein ehemaliger Markenbotschafter der HIGH END Messe sich vehement dem guten Ton verpflichtet fühlt. Wie auf einigen seiner Alben der vergangenen (beinahe) 50 Jahre glänzt auch der Neuling mit toller Feindynamik, schöner Plastizität und authentischen Farbschattierungen. Das gilt für Solonummern und noch mehr für die orchestralen Stücke, die das Album mitprägen – hier kommen noch die Faktoren Auflösung und Raumgefüge hinzu: klasse. Kein Wunder, denn Al Di Meola involvierte einen kapitalen US-Highender: „Danke an Mark Levinson für seine Freundschaft und seine Klangexpertise!“ Noch Fragen?

„Fandango“ eröffnet den Reigen brillant in einer Fusion-Flamenco-Melange. Ein Zeugnis für die im wahrsten Wortsinn fantastische Fingerfertigkeit, ebenso wie Al di Meolas Gespür für Emotionen, akustische Räume und Melodien-Flow. Dazu das vehement hinzukommende Orchester mit sprühender Percussion und Drum-Einsatz. „Ava’s Dance In The Moonlight“ schaukelt sich genussvoll auf, von Anfang an umrahmt und umgarnt von schwebenden Orchesterwolken, dann taucht Percussion die Szenerie in ein pulsierendes akustisches Licht.

Inspiriert hat das Stück sein „kleines Mädchen Ava und ihrer Liebe für Tschaikovskys ‚Nussknacker Suite‘ mit Ballet“. Al di Meola startet akustisch, greift sich dann die E-Gitarre, um dann beide im Wechsel zu spielen.
„Eden“ macht seinem Namen alle Ehre. Ein berührendes Stück, auch getragen von der Stimmpracht von Siuxx (Ivan Lopez), der einzige Song mit Vocals. „For Only You“ kommt als sehr gediegenes Slow-Motion-Saiten-Stück daher, während auf „Paradox Of Puppets“ die E-Gitarre die Hauptrolle spielt, begleitet von Trommel-Wirbel, ähnlich wie beim psychedelisch angehauchten „Genetiki“.

Al Di Meola „Twentyfour“ Cover
Al Di Meola „Twentyfour“ erscheint bei Ear Music / Edel als Doppel-CD oder Doppel-LP sowie als Stream oder Download, z.B. auf qobuz.de

Wenngleich die Orchesterbeiträge hier und da ein bisschen dezenter hätten ausfallen können – wie beispielsweise beim exzellent auf Gitarren reduzierten „Esmeralda“ oder der „Immeasurable“-Trilogie – „Twentyfour“ besticht als ein glänzendes Gesamtwerk, das den 70-jährigen Gitarristen absolut zu Ehren gereicht.

Wer den Meister-Gitarrero live hierzulande erleben möchte, bitte schön: Al Di Meola spielt 2024 in München (16. Juli, Bayerischer Hof), Stuttgart (21. Juli, Jazz Open), am 24. Juli in Wolfsburg (Sommerfestival), dann am 21. September auf dem Jazzfestival Viersen sowie am 12. November auf dem Jazzfestival in Leverkusen.

Al Di Meola „Twentyfour“
2024/07
Test-Ergebnis: 4,6
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Musik
Klang
Repertoirewert

Gesamt

Aktuelles Video: „Ava’s Dance In The Moonlight“

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Autor: Claus Dick

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Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.