ende
Astidir
Ice, ice Baby: Die isländische Band Árstíðir stimmt auf „Vetrarsól – Voices Of The Winter Sun“ altes Liedgut der Insel im Nordatlantik acapella an (Foto: Astidir)

Árstíðir „Vetrarsól – Voices Of The Winter Sun”: das audiophile Album

Der Eyjafjallajökull. Erinnert sich noch jemand an den bösen Vulkan, dessen Aschewolken den Flugverkehr in Europa lahmlegten? Das war 2010, das Jahr in dem die isländische Band Árstíðir bereits zwei Jahre nach ihrer Gründung auf große Tour ging – von Sibirien bis Kalifornien, von Zagreb bis Spitzbergen. Acht Alben des Trios Daniel, Gunnar und Ragnar folgten. Ihre gemeinsame DNA: Smarte Gesangsharmonien, geformt aus eigenständigen Stimmen, die jeweils auch souverän als Lead-Vocals anheben. Dazu gerne Streicher-Einheiten, ein anrührender Nordic-Folk-Pop, wenn man so will. Insofern reihen sich die Drei durchaus in die prominente MusikerInnen-Liste von Island ein, in der bereits Sigur Rós, Ólöf Arnalds oder Björk stehen.

Album Nummer neun sollte ein Acapella-Werk werden, das altes, mystisches Liedgut der Insel im Nordatlantik eindringlich zu Gehör bringt. Zwölf Stücke vereint „Vetrarsól“, die allesamt einen Blick in die musikalische Seele der früheren Entbehrung gewohnten Bewohner freigibt. Gleichzeitig die traditionelle Gesangs- und Chormusik der Insel beleuchtet. Darunter finden sich auch besondere Stücke, zum Beispiel auf der Basis eines Gedicht des isländischen Einsiedlers Gísli á Uppsölum. Dazu kommt mit „Ljósfaðir“ eine großartige Komposition des isländischen Big-Band-Dirigenten Sigurður Flosason, die sich respektvoll in das schillernde Dutzend einordnet.

Árstíðir „Vetrarsól – Voices Of The Winter Sun“
Árstíðir „Vetrarsól – Voices Of The Winter Sun“ erscheint bei Prime Audio als CD oder LP sowie als Stream oder Download, z.B. auf bandcamp

Die Musik von Árstíðir „Vetrarsól – Voices Of The Winter Sun“:

„Heyr Himna Smiður“, eine Hymne von 1208 – ging vor elf Jahren sogar hierzulande viral: Die Drei nahmen es spontan in einer deutschen Bahnhofsvorhalle auf (Wuppertal). Das Lied repräsentiert die ergreifenden Geschichten von Entbehrung, Einsamkeit und gleichzeitig lebendiger Naturschönheit der kargen Insel, anmutig vokal vorgetragen. Die mystische Klangwelt von „Ljósfaðir“ scheint schon gar nicht von dieser Welt zu stammen – der musikalische Leuchtturm des Albums. Aber auch die übrigen Stücke haben Gänsehaut-Potenzial – teils mit gregorianischen Anleihen, teils mit sakralem Touch oder auch leichtfüßig wie der Album-Ausklang. Das Album spielte das Trio weitgehend im eigenen Studio klanglich sehr gelungen ein. Die Tontechnik fing die leuchtenden Vocals der „Wintersonne“ wunderbar körperhaft, subtil und differenziert ein. So strahlt der nordische Winter auch hyggelig im HiFi-Wohnzimmer.

Video „You Again“ als Beispiel dafür, welche Musik die Isländer sonst so machen….

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Bewertung

Árstíðir „Vetrarsól – Voices Of The Winter Sun“
2025/01
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Musik
Klang
Repertoirewert

Gesamt

Weitere audiophile Empfehlungen:

Svaneborg Kardyb „Superkilen“: der audiophile Tipp für den Dezember
European Guitar Quartet „Fourtune“: das audiophile Album des Monats
Kristin Asbjørnsen „Hjemveier“: das audiophile Album der Woche
Al Di Meola „Twentyfour“: das audiophile Album Juli 2024
Die audiophile Aufnahme: Gert Kapo „Amanet“
Das Audiophiles Album der Woche: Taranczewski „Lom“
Das audiophile Album: Lizz Wright „Shadow”

Autor: Claus Dick

Avatar-Foto
Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.