Ein Streifzug in die Welt der Feinstofflichen: Kann das Material eines Hochtöners den Wesen und die Klasse eines Lautsprechers wesentlich verändern? Oder konkreter: Macht es Sinn, das Angebot jener Lautsprecher-Hersteller anzunehmen, die einen Austausch eines konventionellen Hochtöners gegen ein Modell mit Diamant-Membran anbieten, obwohl dafür stattliche Preise aufgerufen werden? Im Falle der Audiaz Opera Diamond lautet die Antwort: leider Gottes ja.
Die Geschichte ist eine sehr lange und Dr. Weber, Chef und Mastermind von AudiaZ kann ein ebenso langes Lied davon singen. Alles begann ganz harmlos: Ich hörte seine Opera (in der Standard-Version mit Keramik-Hochtöner), wusste sofort, dass dieser Lautsprecher exakt auf meiner Wellenlänge liegt, bestellte sie zum Test und machte sie nach kurzer Absprache mit den Kollegen zur LowBeats Lautsprecher-Referenz – neben der FinkTeam Borg (jetzt Episode2) für die gehobenen Preisklassen.
Und nun begann es: Ich war mit der Opera in der Standard-Version absolut zufrieden; die eingebaute 30mm Hochtonkalotte von Accuton ist nach vielen Jahren der Verbesserungen einer der besten Hochtöner am Markt. Die Wiedergabe der Opera war bestechend fein und dynamisch, ich war mit allem im Reinen. Nur Dr. Weber nicht. Der ausgewiesene Diamant-Membran-Verfechter versuchte mich über Monate von den Vorzügen der Diamant-Version seiner Opera zu überzeugen. Lange Zeit war er der Einzige, der den absurd teuren Diamant-Mitteltöner BD 90-6-727 einsetzen einsetzte (Preis: 40.000 Euro; 20 Karat Kunstdiamant).
Ich hatte diese Aufrüstungs-Szenarien früher schon oft mit verschiedenen Gauder-Modellen durchgespielt und da schien mir die Relation von Aufpreis zu Klangzugewinn nicht passend. Aber Dr. Weber, ein gleichermaßen sympathischer wie beharrlicher Mann, versuchte mich im Monatsrhythmus eines Besseren zu belehren. Und so ließ ich mich von ihm zu einem zweistufigen Prozess überreden: Erst wollte er mir den Vergleich in seinem Demo-Studio in Rosenheim vorführen, dann – wenn dieser einigermaßen überzeugend ausfallen würde – könnte ich das Ganze im LowBeats Hörraum noch einmal nachvollziehen.
Gesagt, getan. Nach 2 – 3 Stunden des Hörens im Audiaz-Hörraum schwand meine Überzeugung, dass der Diamant nur geringe Vorteile böte. Mit Diamant reifte das Klangbild auch an Stellen, an denen ich es nicht vermutete…
Was ist anders an der AudiaZ Opera Diamond?
Aber wo genau liegen überhaupt die Unterschiede zur Normal-Version der Opera? Tatsächlich sind der Aufbau und die Bestückung mit – Ausnahme des Hochtöners – absolut identisch. Also Doppelbass-Bestückung mit zwei 22 cm Accuton-Modellen plus 17cm Tiefmitteltöner, alles feinst untergebracht im aufwändigen Opera-Gehäuse mit OVO-Design – siehe Test.
Auch der Einsatzbereich beider Hochtöner-Typen ist weitgehend gleich: Er beginnt bei 2.000 Hertz. Allerdings ist die Diamantmembran schwerer als die Keramikmembran, entsprechend unterscheiden sich auch die Einbauresonanzen beider Hochtöner. Die Messungen zeigen Unterschiede sowohl in der Frequenz (775Hz mit Diamant; beziehungsweise 840Hz ohne) als auch in der Bedämpfung (Impedanzmaximum 38 Ohm beziehungsweise 32 Ohm). Auch das Membranresonanzen-Verhalten beider Materialien unterscheidet sich deutlich.
Demenentsprechend muss Dr. Weber hier eine Frequenzweichen-Anpassung vornehmen, die so umfänglich ist, dass ein Vor-Ort-Umbau nicht möglich ist. Und wenn er schon bei der Umbau-Operation ist, spendiert der Herr Doktor gleich noch einige der sündhaft teuren Duelund-Kondensatoren im Hochtonbereich. Die „D“-Variante soll halt insgesamt einen Tick nobler sein: Der Preis für die Aufrüstung beträgt immerhin 9.000 Euro – von 39.000 auf 48.000 Euro.
Das sind Preise, da schwirren auch dem Autor dieser Zeilen die Sinne. Und trotzdem ist AudiaZ mit diesen Kursen im Kreise der Lautsprecher mit Accuton-Diamantbestückung eher noch preiswert, denn der Diamant-Hochtöner ist fast achtmal teurer als sein klassischer Pedant. Und selbst der liegt schon bei knapp 500 Euro – pro Stück.
Die Diamant-Kalotte ist deutlich schwerer als das Pendant aus Keramik, der Wirkungsgrad ist somit etwas geringer. Schlägt sich das auf den Gesamt-Wirkungsgrad der Opera „D“ nieder? Nein. Wir haben nachgemessen und kamen auf die (erfreulich hohen) 88,5 Dezibel der Keramik-Version. Und auch der Impedanzverlauf änderte sich nicht – er entspricht jener der Normal-Ausführung.
Das ist eine gute Botschaft. Denn beide Versionen können durchaus aus mit kleineren Röhren-Amps spielen – wobei sich allerbeste Transistor-Verstärker häufig als die bessere Wahl entpuppen. Und erwartungsgemäß ändert sich bei der Diamant-Variante auch die Aufstellungs-Empfehlung nicht. Wie bei der „normalen“ Opera verlangt die optimale Position mindestens 40 – 50 cm Platz nach hinten.
Hörtest
Aber nun Butter bei die Fische: Klingt die Variante mit Diamant-Hochtöner wirklich besser und ist sie den Aufpreis von 9.000 Euro wert? Ich meine: ja. Wir müssen uns nicht darüber unterhalten, dass das alles extrem ambitionierte Preise sind. Aber im Lautsprecher High End sind die Preis ja in den vergangenen Jahren förmlich explodiert. Und gemessen daran hat mich die Aufrüstung von „normal“ auf „D“ wirklich überzeugt.
Zum Beispiel: Die vier Gitarristen des European Guitar Quartet haben mit „Fourtune” ein tolles Album vorgelegt: Fast schon wie die Gitarren-Meister des „Friday Night In San Francisco“ glänzen die vier Musiker mit irrwitzigen Riffs und großartiger Harmonien.
Man braucht nicht lange, um die Vorzüge des Diamanten zu hören. Seine Wiedergabe ist müheloser und der Zuhörer tut sich um einiges leichter, den flinken Fingern auf dem Steg zu folgen. Der Hochton hat nicht mehr Energie, aber eine erheblich höhere Transparenz.
Mit der Keramik-Version klang alles einen Tick dynamischer, aber gröber. Gerade so, als sein der Pinsel, mit dem das Klangbild gemalt wurde, um Etliches dicker. Der feinere Strich, die genauere Darstellung, wie absolut authentische Mühelosigkeit – schon bald wurde klar, dass der Diamant einfach mehr Informationen bietet. Tatsächlich wuchs nicht nur die reine Informations-Menge – kleine Schnipser hier und leises Klacken dort –sondern auch die Qualität der Raum-Information. Der Diamant zog die Gardine weg und ließ den Raum nach hinten weiter erscheinen. Ob das nun an seinem niedrigen Klirr oder seiner höheren Bandbreite geschuldet ist, sei einmal dahingestellt.
Dass der gesamte Mittelhochtonbereich, also auch die Mitten um einiges feiner, klarer, durchsichtiger klangen, lässt sich durch Obertöne noch einigermaßen leicht erklären. Dass aber auch der Bass müheloser und federnder kam, verblüffte mich dann doch. Wir schalteten dutzende Male hin und her: Kein Zweifel: Auch die Bässe der „D“-Version waren farbiger, vielschichtiger, authentischer…
Fazit AudiaZ Opera „D“
Lange Zeit war ich skeptisch, nun aber vollends überzeugt. Die Diamant-Kalotte bringt noch einmal deutlich mehr Feinzeichnung in die Wiedergabe und das beileibe nicht nur im Hochton. Es stellt sich natürlich immer die Frage, ob die Opera nicht schon in der Normal-Version ein sauguter Lautsprecher und 9.000 Euro Aufschlag eine ganz schön stolze Summe ist. Beides ist richtig. Aber wer den Diamanten mal so perfekt ausgereizt wie in der Opera gehört hat, dem fällt es schwer, zurückzugehen. Wir konnten es nicht: Die D-Version ist neue Referenz bei LowBeats.
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Ungemein transparenter, harmonisch-feiner Klang |
| Druckvoll-trockener Bass |
| Elektrisch gutmütig, auch für Röhren geeignet |
| Wirkungsgradstark und pegelfest |
Vertrieb:
AudiaZ
Niederdonauweg 10
Amalienstraße 45
83024 Rosenheim
08031 33738
www.audiaz.de
Paarpreis
AudiaZ Opera Diamond: 48.000 Euro
Die technischen Daten
AudiaZ Opera | |
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Technisches Konzept: | 3-Wege Standbox, Bassreflex |
Treiber (alles Accuton): | TT: 2 x 22,0 cm, MT: 1 x 16,8 cm, HT: 1 x 30 mm (Diamant) |
Wirkungsgrad: | 88,5 dB (2,83 Volt) |
Maximaler Pegel (Dauer / kurzfristig): | 105 dB / 117 dB |
Verstärkerleistung für max. Dauer-Pegel: | 160 Watt |
Min. Impedanz: | 3,2 Ohm @ 23 Hertz |
Abmessungen B x H x T: | 28,4 × 125,7 × 28,4 cm |
Gewicht: | 56,0 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
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