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4K UHD-Blu-ray: Bohemian Rhapsody – Gänsehaut garantiert!

Bild- und Tonqualität BD von Bohemian Rhapsody

Zeiten, Frisuren und Mode ändern sich (Foto: 20th Century Fox)
Zeiten, Frisuren und Moden ändern sich (Foto: 20th Century Fox)

Um der Story auch visuell einen Bogen zu verschaffen, beginnt Bohemian Rhapsody zunächst mit gröberen, körnigeren, dafür aber wärmeren Bildern (mehr dazu, wie Kameramann Newton Thomas Sigel drehte im nächsten Kapitel). Im späteren Verlauf werden die Aufnahmen ruhiger, schärfer, aber auch etwas weniger farbig. Damit entspricht der Look ein wenig dem Zeitenwandel und unterstützt das Geschehen visuell. Ein kleines bisschen spielte man außerdem herum, indem man die Musikvideos oder TV-Auftritte absichtlich in 4:3 filmte, um altes „Archiv“-Material zu visualisieren. Wie unterschiedlich der Look ist, sieht man gut, nachdem die ersten Szenen rund um Live Aid beendet sind und man 15 Jahre zurückschwenkt. Sind die Vorbereitungen für das große Benefiz-Konzert eher kühl vom Look, dafür aber bestechend scharf, sehr laufruhig und hervorragend kontrastiert, bekommt die 70er-Jahre-Szenerie einen sichtbar wärmeren, rötlicheren und etwas kontrastschwächeren Look. Seitliche Sonneneinstrahlung sorgt für ein etwas softeres Bild. Und es gibt obendrauf das typische Halo um Köpfe/Haare, das 70er-Jahre-Filme ausmacht. Grundsätzlich ist das als Stilmittel zu werten und wird perfekt wiedergegeben. Ab der Zeit Mitte der 70er wird’s klarer konturiert, schärfer und noch stabiler. Wenngleich die BD dauerhaft sehr hell und manchmal etwas arg farb-/kraftlos erscheint.

Freddy wird zur Rampensau (Foto: 20th Century Fox)
Freddy wird zur Rampensau (Foto: 20th Century Fox)

Da wir uns in einem Film von Anbieter 20th Century Fox befinden, gibt’s für die deutsche Synchro (wie immer) nur reguläres dts. Ich wiederhole mich hier gerne: Obwohl das grundsätzlich schade ist, weil es an der Zeit ist, verlustfreie Tonspuren für sämtliche Sprachen anzubieten, machen es die dts-Fassungen von Fox meist deutlich besser als die Dolby-Digital-Varianten von Paramount oder Warner. Und so ist es auch bei Bohemian Rhapsody. Beeindruckend, wie griffig und druckvoll der Subwoofer dem Bass und der Bass-Drum in jedem Song unter die Arme greift. Die zügig gespielten Schläge auf den Ride-Becken kommen dazu fein und detailreich ans Ohr. Der englische dts-HD-MA-Sound macht das nur einen Hauch besser. Fangesänge sind noch etwas feiner und klarer, aber im Tiefbass-Bereich liegen beide Fassungen absolut auf einem Niveau. Wenn Bohemian Rhapsody erstmals live gespielt wird, kommt die Bass-Drum so fett ins Heimkino, dass man kaum mehr merkt, es mit einer komprimierten Tonspur zu tun zu haben. Das Gleiche gilt für das Getrampel der Fans bei „We Will Rock You“ – viel mehr Druck geht nicht (68’00).

Bild- und Tonqualität UHD

Rami Malek beherrscht Mercurys Posen perfekt (Foto: 20th Century Fox)
Rami Malek beherrscht Mercurys Posen perfekt (Foto: 20th Century Fox)

Ausgenommen dem extra auf Archiv-Material-Look getrimmten Sequenzen, die mit einer Arriflex 35 analog aufgezeichnet wurden, nutzt Bohemian Rhapsody die Alexa SXT und die Alexa 65. Die SXT kam zu Beginn zum Einsatz, um die noch etwas rauere Zeit darzustellen, in der Queen noch nicht wirklich entdeckt worden war. Vom Moment ihrer ersten Auftritte auf der Bühne und dem Erfolg der Band an wurde dann die Alexa 65 eingesetzt. Gleichzeitig wird der Look glatter, kühler und moderner. Außerdem ist der Film die zweite UHD eines Realfilms, die mit HDR10+ ausgestattet ist.

Ausgehend von den 3.4K und 6.5K des digitalen Quellmaterials war leider nicht herauszubekommen, ob davon ein 2K- oder 4K-DI erstellt wurde. Unabhängig davon ist die Auflösung in Close-ups aber fantastisch und noch einmal besser als über die schon gute Blu-ray. Das geringfügige Korn in Himmels-Hintergründen ist noch etwas feiner, was tatsächlich ein 4K-DI nahelegen würde.

Wunderbar gelingt die Kontrastgebung, die über die gesamte Laufzeit ein dynamisches Format gar nicht vermissen lässt. HDR10 leistet hier bereits hervorragende Arbeit. Die UHD zeichnet in dunklen Szenen gut durch, ohne je zu versumpfen oder Schwarz ins Clipping zu bringen. Gleichzeitig sind die Strahler über der Bühne schön hell und Reflexionen auf Freddys Klamotten kommen eindrucksvoll rüber. Ebenfalls auffällig: Das noch mal deutlich wärmere Color-Grading. Liefert die UHD zu Beginn noch einmal stärkere Rot- und Brauntöne, kann sie später mit gesunden Gesichtsfarben punkten, wo die BD arg kalkweiße Haut präsentiert.

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Bohemian Rhapsody Bild-Vergleich Blu-ray (17’41)
Blu-ray (17’41): Die Blu-ray ist durchweg kontrastärmer im direkten Vergleich. Helle Bereiche überstrahlen zudem (Foto: T. Wolters)
Bohemian Rhapsody Bildvergleich UHD HDR10
UHD HDR10: Die UHD lässt Farben noch wesentlich wärmer erscheinen und liefert mehr Differenzierung im Türkis des Vans (Foto: T. Wolters)
Bohemian Rhapsody Bildvergleich 2: Blu-ray (37’22)
Blu-ray (37’22): Etwas farbloser und weniger differenziert zeigt sich auch die Natur über die Blu-ray (Foto: T. Wolters)
Bohemian Rhapsody Bildvergleich 2: UHD HDR10
UHD HDR10: Hier sieht man über die UHD mehr Nuancen von Braun und der Himmel wird besser durchzeichnet (Foto: T. Wolters)
Bildvergleich 3 Blu-ray (120’01)
Blu-ray (120’01): Wenn man es im direkten Vergleich sieht, wirkt Rami Malek über die BD leichenblass (Foto: T. Wolters)
Bildvergleich 3 UHD HDR10
UHD HDR10: Die UHD liefert über das andere Color Grading und HDR mehr Farbe und wirkt lebendiger (Foto: T. Wolters)
Bohemian Rhapsody Bildvergleich 4: Blu-ray (114’22)
Blu-ray (114’22): Eine Ausschnittsvergrößerung zeigt über die BD schon eine sehr gute Detailtiefe und gut lesbare Schriften (Foto: T. Wolters)
Bohemian Rhapsody Bildvergleich 4: UHD HDR10
UHD HDR10: Über die UHD ist vielleicht nicht direkt die Auflösung deutlich besser. Allerdings sieht man weniger chromatische Aberration an den Rändern der Schalter und Schriften, was sie noch lesbarer macht. Außerdem wirkt die Textur des Mischpults an sich feiner (Foto: T. Wolters)
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Die UHD von Bohemian Rhapsody erfährt für den O-Ton ein Upgrade auf Dolby Atmos, während die deutsche Fassung weiterhin in dts kodiert ist. Die Atmos-Spur klingt auf der regulären Ebene zunächst genauso gut wie ihr dts-HD-MA-Pendant auf der Blu-ray. Und wer jetzt denkt, was ein Musik-Biopic mit 3D-Sound anfangen soll, der unterschätzt die Atmosphäre, die man über die Heights erzeugen kann. Schon Mays Gitarrenversion der 20th Century Fox Titelmelodie erklingt zusätzlich von oben. Auch das Stimm-Wirrwarr der zum Stadion pilgernden Zuschauer ergänzt das Geschehen und die Düsen des Flugzeugs hört man ebenfalls über sich, wenn die Kamera unter dem Flügel steht (4’10). Die enge Club-Atmosphäre beim ersten gemeinsamen Auftritt lässt das Klatschen und auch die Jubelrufe von oben erklingen und zusätzlicher Hall bei Ramis Zurechtrücken des Mikrofons erweitert das Geschehen auf innovative Art und Weise. Beinahe jeder Auftritt wird so durch die Höhenspuren unterstützt. Und es gibt auch „echte“ 3D-Sounds, wie beispielsweise das rumpelig-klapprige Fahrgeräusch des Tourbusses „durch“ die Kamera (27’50) oder das Flugzeug kurz darauf (29’55).

Höhepunkt der Karriere und des Films Bohemian Rhapsody
Höhepunkt der Karriere und des Films (Foto: 20th Century Fox)

Besonders witzig geraten die zahlreichen „Galileos“ bei den Aufnahmen zum Titelsong, die frei in der Luft schwebend aus den vier Atmos-Speakern abwechselnd kommen (42’10). Auch die bunten Pop-Art-Schriften, die für die Welt-Tournee stehen, zischen über die Köpfe hinweg (50’15) – es gibt also durchaus einige Anlässe, die Höhen mit einzubeziehen und dies sorgt für ein Intensivierung der Atmosphäre und Räumlichkeit vor allem während der Bühnenauftritte. Während der für Freddy unangenehmen Pressekonferenz gibt’s außerdem immer wieder Blitzlicht-Gewitter aus den Heights, was auf den Zuschauer ein ähnlich bedrängendes Gefühl hinterlässt, wie bei Mercury. Streiten darf man natürlich über den Regen während des Konflikts zwischen Freddy und Mary (ab 92’30). Aber das hatten wir ja schon oft, dass man Regen eigentlich nicht fallen hört – es sei denn, man steht unter einem Dach, auf das er prasselt. Korrekt und schön atmosphärisch ist hingegen wieder die Kulisse beim Live-Aid-Konzert, die für echte Live-Atmosphäre sorgt.

Bonusmaterial

Bohemian Rhapsody Still Freddie Mercury
Die Krankheit kündigt sich an (Foto: 20th Century Fox)

Im Bonusmaterial von Bohemian Rhapsody warten insgesamt drei Featurettes sowie die komplette, ungekürzte Live-Aid-Performance. In „Wie aus Rami Malek Freddie wird“ erfahren wir zum einen noch mehr über Mercury und seinen Migrations-Hintergrund, aber eben auch, wie es dazu kam, das Malek die Rolle angeboten wurde, für die er soeben frisch mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Wirklich bemerkenswert sind die Bewegungsabläufe, die er von Polly Bennett, einem Bewegungs-Coach, vermittelt bekam. Denn das ist genau das, was diese unglaubliche Authentizität seiner Darstellung ausmachte. „Der Look und Sound von Queen“ läuft etwas über 20 Minuten und integriert stärker auch die Aussagen von Brian May und Roger Taylor. Beide waren in der Produktionsphase stark beteiligt – im Gegensatz zu John Deacon, der sich praktisch komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat.

Witzig wird’s wenn May anzweifelt, dass es wirklich „Jahre dauert“, ein guter Drummer zu werden. Denn tatsächlich verbesserten die Darsteller ihr vorher vorhandenes musikalisches Können oder lernten es komplett, wie im Falle von Ben Hardy, der nie zuvor am Schlagzeug saß. Allen war jedoch wichtig, dass kein Queen-Fan und kein Musiker mit dem Finger auf sie zeigen und sich über sie lustig machen könnte. Sie wollten, dass es echt aussieht. „Live Aid“ nimmt sich dann 20 Minuten Zeit, darzustellen, wie man das gigantische Musikereignis in einer Mischung aus echter Bühne, praktisch identischer Beleuchtung und CGI zum Leben erweckte. Wie unglaublich nahe man dabei am Original-Aufbau blieb. Unfassbar auch, welchen Aufwand man betrieben hat, um die ikonischen Kostüme zu reproduzieren – bis hin zu einer Extra-Anfertigung der Boxerschuhe eines deutschen Sportschuh-Herstellers, die dieser für den Film noch einmal anfertigen ließ. Die komplette Live Aid Performance beschließt dann das Bonusmaterial.

Bohemian Rhapsody: das Fazit

Wenn ein erklärter Radio-Ga-Ga-Hasser wie der Verfasser dieser Zeilen bei genau diesem Song während der Live-Aid-Performance von Rami Malek eine emotionale Gänsehaut bekommt, dann hat ein Film etwas verdammt richtig gemacht. Die Kombination aus den Erinnerungen an das damalige Konzert mit der Energie, die Bohemian Rhapsody ausstrahlt, führt zu einem zweistündigen Film-Highlight, das man gesehen haben muss. Die UHD liefert dazu das eindrucksvollere Bild mit mehr Kontrast und deutlich mehr Farbdifferenzierung. Außerdem liefert nur diese den sehr atmosphärischen Atmos-Sound in Englisch.

Timo Wolters, blu-ray-rezensionen.net

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Bohemian Rhapsody
2019/03
Test-Ergebnis: 4,4
sehr gut
Bewertungen
Film
Bild BD
Bild UHD
Ton DE
Ton EN

Gesamt

Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Bryan Singer, Dexter Fletcher
Darsteller: Rami Malek, Gwilym Lee, Ben Hardy, Joseph Mazzello, Lucy Boynton, Mike Myers,
Tonformate BD: dts-HD-Master 7.1: en // dts 5.1: de
Tonformate UHD: Dolby Atmos (TrueHD-Kern): en // dts 5.1: de
Bildformat: 2,39:1/1,33:1
Laufzeit: 135
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66/BD-100
Real 4K: ?? (?? DI)
High Dynamic Range: HDR10, HDR10+
FSK: 16

Unter anderem hier erhältlich:

Trailer zu Bohemian Rhapsody

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Autor: Special Guest