Alle Gehäuse sind intern mehrfach versteift, um die unumgänglichen Resonanzen in so hohe Bereiche zu verschieben, in denen sie nicht mehr unangenehm auffallen. A 45 und A 55 bekommt man neben den klassisch verfügbaren Farben “Seidenmatt Weiß” und “Hochglänzend Schwarz” zudem noch in Kirsche Echtholzfurnier mit Hochglanzlack. Diese Variante kostet einen kleinen Aufpreis: 300 Euro bei A 45, 400 Euro bei A 55.

Das Bild zeigt die Sockel-Konstruktion, die mit höhenverstellbaren Füßchen den Lautsprecher perfekt in Waage bringt und vor allem den nötigen Abstand von der Bodenplatte zum Fußboden herstellt. Denn das Bassreflexrohr der A-Serie-Standboxen strahlt ja nach unten ab und braucht für den optimalen Bass einen definierten Abstand.
A55, A45, A35 und A 45BS in der Praxis
Beginnen wir mit der Aufstellung. Alle vier Anniversary Boxen erzeugen einen beeindruckenden Bass. Deshalb gehört keiner dieser Lautsprecher in die Ecke, sonst wird es des Guten zu viel. Wenn es überhaupt nicht anders geht, kommt unter den A-Modellen nur die A 35 in Betracht. Aber für beengte Verhältnisse gibt es am Markt bessere Angebote – siehe beispielsweise die Monitor Audio Silver 6G Linie.
Wir haben unsere Empfehlungen hier einmal in einer Tabelle zusammengefasst; sie basieren auf den Erfahrungen, die wir mit Canton Anniversary in unseren beiden Hörraumen gemacht haben:
Modell | A 45 BS | A 35 | A 45 | A 55 | |
empf. max. Raumgröße | 25 qm | 30 qm | 40 qm | 60 qm | |
empf. Verstärkerleistung | mind. 80 Watt | mind. 80 Watt | mind. 120 Watt | mind. 150 Watt | |
empf. Abstand zur Rückwand | mind. 40 cm | mind. 20 cm | mind. 40 cm | mind. 50 cm | |
max. unverzerrter Pegel | 100 dB | 110 dB | 113 dB | 116 dB |
Die Angaben bezüglich maximaler Raumgrößen sind etwas schwammig, weil wir nicht wissen, wie laut Sie, liebe Leser hören und wie weit die Distanz vom Hörplatz vom Lautsprecher ist. Wir unterstellen, dass der Hörplatz zwischen drei und fünf Meter von den Boxen entfernt ist und dass Sie Live-Konzerte von Platte, CD oder Streaming auch mal richtig laut hören wollen. Und das ist mit den Standboxen der Serie problemlos möglich. Die Slideshow zeigt die LowBeats Messungen zu den maximalen Pegeln. Zur Erklärung der Werte: Gemessen werden die Lautsprecher einzeln. Zu den gemessenen Werten muss man daher noch 3 dB wegen der zweiten Box sowie einen gewissen Headroom hinzurechnen.
Die Messungen zeigen, dass die Canton Anniversary Modelle zwar erstaunlich breitbandig spielen, aber vom Wirkungsgrad her nicht die lautesten sind. Entsprechen kräftige Verstärker sind hier gefordert. Ich würde sagen: Über weniger als 80 Watt pro Kanal sollte man bei keinem der Anniversary-Modelle nachdenken; bei A 45 oder A 55 dürfen es auch gern 200 oder 300 Watt an 8 Ohm sein. Und dank der Canton-typischen DC-Schaltung vor den Tieftönern (wirkt wie ein Subsonic-Filter) ist das A-Team auch sehr hoch belastbar.
Dennoch ist die geforderte Leistung eine Herausforderung. Wahrscheinlich wird sich der geneigte Käufer bei dem günstigen Preis der Anniversary-Modelle schwertun, in der häufiig kommunizierten Gewichtung (Lautsprecher = so teuer wie der Rest der Anlage) einen optimalen Amp zu finden. Man muss hier das Pferd von der anderen Seite aufzäumen: Weil der Lautsprecher so günstig ist, darf der Verstärker ruhig etwas teurer sein.
Aufgrund der langen Zeit, die wir mit den Canton Anniversary Modellen schon hören, haben sich Traum-Paarungen herauskristallisiert: A 45 BS mit Cambridge Audio CX81 und A 45 und A 55 mit Atoll IN 300. Diese Kombinationen gefielen fast immer. Die A 35 entpuppte sich als am wenigsten anspruchsvoll und harmonierte mit fast allen angeschlossenen Verstärkern. Außer mit kleinen Röhren-Amps vom Schlage des 8 Watt starken Mira Ceti von Fezz Audio. Doch die sind für die ganze Familie nichts…
Canton A-Serie im Klang Orakel
Bei unserem letzten Canton Besuch unterstrich Entwicklungsleiter Göbl noch einmal, dass er a.) mit allen Canton Modellen einer festen Klang-Philosophie folgt und b.) immer das möglichst beste Klangergebnis aus den jeweiligen Gegebenheiten (also Treibertechnik und Gehäuse) herausholen will. Es gibt also in keiner Serie gezielte Klangunterschiede aus preispolitischen Gründen. Und tatsächlich: Wer je das Vergnügen beziehungsweise die Gelegenheit hat, alle vier Modelle der A-Serie zu hören, wird feststellen, dass diese Lautsprecher wirklich recht verwandt klingen.
Weil aber kaum jemand in der Lage sein wird, alle vier miteinander zu vergleichen, bieten wir dieses Möglichkeit online an: Wie bei LowBeats Familientests schon fast Tradition, haben wir die Testboxen in die Münchener MSM Studios geschleppt und dort nach dem binauralen Aufnahmeverfahren von LowBeats (Patent angemeldet) aufgenommen und für Sie in die Familientest-Sparte des Klang Orakels gestellt. Dort können Sie – einen guten Kopfhörer und etwas Muße vorausgesetzt – alle vier ausgiebig und so oft Sie wollen, miteinander vergleichen.

Die Sache ist hoch spannend. Denn wenn sehr ähnliche Lautsprecher immer auf dem optimalen Platz aufgenommen und im exakt gleichen Pegel wiedergegeben werden, sind die Unterschiede meist nicht sehr groß.
Canton Anniversary im Hörtest
Und trotzdem gibt es diese Unterschiede natürlich. Vor allem die kleine A 45BS fällt etwas heraus. Nicht im Bass: da steht sie der A 35 in so gut wie nichts nach. Aber in den Mitten hat sie nicht ganz die Lebendigkeit und Dynamik ihrer größeren Schwester. Bei verschiedenen Choraufnahmen kamen wir immer wieder zu verschiedenen Ergebnissen. Die einen fanden die etwas “gedecktere” Wiedergabe der A 45BS besser, die anderen favorisierten die offene, quirlig lebendigere der A 35. Sagen wir es einmal so: Mehr Details und mehr Feinheiten zeigte die A 35, weshalb wir sie letztendlich auch in den Mitten höher bewerteten.

Aber wie auch die kleine A 45BS entfachte die A 35 Bässe, bei denen man sich nur die Augen reiben konnte: Wie bitte: Aus einer so kleinen Standbox? Wie machen die das bei Canton? Und wir sprechen hier keineswegs von den bekannten, viel zu satten, langsam-fetten Bässen. Der Tieftonbereich der A 35 kommt zwar satt und tief, aber auf wunderbare Weise federnd. Die Bass- und Snaredrum-Schläge zu Beginn von James Blood Ulmers “Crying” hämmerte die schlanke Canton auf beängstigende Weise echt in den Hörraum.
Was Canton ja immer auszeichnet, ist die hohe Neutralität der Lautsprecher. Das gilt uneingeschränkt auch für die quicklebendige A 35, die im MIttelhochtonbereich insgesamt etwas mehr funkelte als die kompakte A 45BS.
Doch die etwas größere A 45 konnte es noch besser. Es war das nochmals tiefere Bassfundament, der etwas entspanntere Mittenbereich, der uns nach vielen Tagen des Hörens zu einem eindeutigen Ergebnis kommen ließ. Unter vier großartigen Lautsprechern ist dies der überzeugendste. Grandios, wie er den Raum bei Gustav Holsts Planeten (Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan) aufriss und die ganze Weite des Weltalls quasi von unten öffnete. Und bei den Streichern spielte die A 45 noch einen Hauch gefälliger als die kleinere Standboxen-Schwester.
A 55 und A45 ähneln sich klanglich sehr stark. Kein Wunder: Mit Ausnahme der größeren Bassfläche gibt es keinen Unterschied; selbst der Mitteltöner ist der gleiche. Bei geschlossenen Augen und mittlerem Pegel haben wir es häufig nicht geschafft zu sagen, welche der beiden Boxen gerade spielt.

Mit mehr Pegel und womöglich der richtigen (basslastigen) Musik wurde es dann deutlich. Denn was die A 55 an Tieftonenergie in den Raum schieben kann, das ist außergewöhnlich. Man nehme ein gutes Stück elektronischer Musik (Yello: “The Expert”, Felix Laband: “Miss Teardrop”) und lasse sich von den Basswellen der A 55 durch den Raum tragen. Das ist eine sehr fantastische Erfahrung: überall passiert etwas, überall funkelt es und von ganz unten kommt eine Basswoge nach der anderen.
Und wie auch bei A 35 und A 45 ist das kein tumber Bass. Sondern einer, der Kraft hat und der bei gut gemachten Aufnahmen den Erlebniswert deutlich steigert.
Wie so oft kommt mit die härteste Konkurrenz aus dem eigenen Haus: Vento. Lange Zeit hatten wir auch die gesamte Vento-Linie (allerdings die Modelle der ersten Generation) im Hörraum. Und da konnten wir natürlich bestens vergleichen: 886 DC und 896 DC waren harte Gegner. Viele Besucher fanden die aufwendigeren Gehäuse der Ventos attraktiver; klanglich aber gab es in der Regel keine zwei Meinungen: Anniversary spielte die hübschen Ventos letztendlich an die Wand. Diesen Canton-internen Vergleich kann man auf eine simple Formel bringen: schönere Optik oder besserer Klang? Als HiFi-Fan entscheidet man sich höchstwahrscheinlich für Anniversary…

Fazit
Die Canton Anniversary Serie hat ihren Langzeittest bei uns bestens gemeistert. Trotz der vielen Einsätze sehen die Gehäuse noch tadellos aus und obwohl wir zum Teil brachial laut gehört haben, ist nie etwas kaputtgegangen. Klasse.
Auch sonst können wir nur Bestnoten vergeben: 3 x überragend. Einzig das imposante Flaggschiff A 55 muss sich mit einem “sehr gut” bescheiden, weil es a.) der mit Abstand teuerste Lautsprecher ist, b.) den meisten Platz bei der Aufstellung und c.) sehr kräftige Verstärker benötigt. Das gab Abzüge in der Praxis.
Klanglich aber ist die A 55 eine Klasse für sich. Bei aller Familien-Ähnlichkeit zu A 45 und A 35 zeigt sie am Ende doch, was drei 20 cm Bässe bewegen können. Hat sie den richtigen Platz und den richtigen Verstärker, kann sie ein atemberaubender Genuss sein.
Die A 45 steht ihr kaum nach, ist aber deutlich günstiger. So erklärt sich die nochmals bessere Bewertung. Rein klanglich ist das Ursprungs-Anniversary Modell unser Favorit.
Die kleine Standbox A 35 klingt im Vergleich zu A 45 und A 55 vielleicht nicht ganz so souverän. Aber sie hat immer noch einen erstaunlich satten Bass und überzeugt mit ihrer Anspruchslosigkeit in Bezug auf Aufstellung und Verstärker. Die A 35 ist die fraglos universellste und attraktivste ihrer Serie.
Die A 45BS ist ein Muss für Menschen, die ihren Besuch erstaunen wollen. Die Kompaktbox macht so viel tiefen Bass, dass jeder fragen wird, wo denn der Subwoofer versteckt ist. Dieser Lautsprecher ist eine bezahlbare Sensation – mit dem kleinen Nachteil, nicht sehr pegelfest zu sein. Aber bei so viel Klang…
Insgesamt ist die Canton Anniversary Familie für die Mitbewerber ein harter Brocken. So viel haptische und klangliche Qualität zu diesen Preisen dürfte den meisten schwerfallen. Alle Ergebnisse in der Slideshow:
Vertrieb:
Canton Elektronik GmbH + Co. KG
Neugasse 21 – 23
61276 Weilrod
www.canton.de
Direktvertrieb aller Anniversary Modelle auf Cantons Online-Seite
Mit- und Gegenspieler:
Test Hochpegel-Standbox Heco Celan Revolution 9
Test Dynaudio Evoke 50: viel Bass, viel Spaß?
Monitor Audio Silver 6G – alle 5 Modelle im Familientest
Doppeltest Vollverstärker: Cambridge Audio CX61 und CX81
Test Atoll IN 300: DAC-Amp mit Kraft und Feindynamik
Mehr von Canton:
Test Canton Atelier 1100 – Top-Klang aus der Wand
Test Škoda Superb mit Canton: der Preishammer
Übersichts-Beitrag Familientest Canton Vento
Hintergrund: Canton DC – mehr Bass, weniger Verzerrungen
Test Canton musicbox S: BT-Speaker für Klanggourmets
Test Soundbar Canton DM 90.3: Kraft und Dynamik
Hörvergleich aller getesteten Canton Anniversary Modelle im LowBeats Klang Orakel