de
Die gesamte Canton Vento Serie im LowBeats HiFi-Hörraum
Die gesamte Canton Vento Serie im LowBeats HiFi-Hörraum versammelt. Das kleinste Modell kostet 920 Euro, das größte, die 896, kostet 3.400 pro Paar (Foto: H. Biermann)

Canton Vento Serie – die Familien-Übersicht

Es ist die wichtigste Linie von Deutschlands namhaftestem Lautsprecherhersteller: die Canton Vento Serie. Diese bietet drei Standlautsprecher zwischen 2.400 – 3.400 Euro (Paarpreis) und drei Kompaktlautsprecher von 920 – 1.300 Euro, hat also gleich sechs Modelle in einem äußerst attraktiven Preisbereich. Grund genug für LowBeats, die gesamte Canton Vento Serie einem Vergleich zu unterziehen.

Das Flaggschiff Vento 896 DC hatte ja seinen Testeinstand schon im August 2016; nun folgen die kleineren Geschwister von Vento 886 bis 816. Der Familientest gibt nicht nur eine gute Übersicht darüber, welche Vento in welcher Situation die Beste ist – sondern klärt auch die Frage, welche unter ihnen vielleicht noch etwas besser ist als die anderen …

Die aktuelle Vento 6er Linie ist bereits die dritte Generation. Und Vento ist im Laufe ihrer Evolution immer besser geworden. Die Vorgänger hießen – im Falle des Flaggschiffs – 890 und später 890.2.

Eingeführt wurde Vento 2004 parallel zur Bauhaus-angelehnten Karat-Serie und war nicht nur optisch eine Alternative. Durch die – im Gegensatz zu Karat – breitere Schallwand ergibt sich etwas mehr Energie im Grundtonbereich und, weil die Abstrahlung der Vento Tieftöner nach vorn (und nicht zur Seite wie bei Karat) erfolgt, ist auch die Aufstellung unkritischer.

Einer der größten Unterschiede zu Karat ist damals wie heute die elegant geschwungene Formgebung, die das Gehäuse noch einmal sehr viel stabiler gegen Resonanzen macht. Doch das Verfahren dazu ist ziemlich aufwändig.

Denn um die Gehäusewände in diese Form zu bringen, werden in der Canton Schreinerei für jede Seitenwand viele Lagen Birkenholz aufeinander geleimt, um dann unter hohem Druck in einer Presse geformt zu werden. Das ist viel Handarbeit und normalerweise in den unteren Preisbereichen gar nicht darstellbar. Bei Canton Vento aber ist es eines der Markenzeichen. Wie auch die nahezu perfekte Lack-Oberfläche.

Die Oberflächen der Canton Vento Serie
Mit diesen Oberflächen sind die beiden großen Standboxen der Canton Vento Serie, die 896 8nd die 886 zu bekommen. Alle anderen gibt es „nur“ in High Gloss Schwarz und High Gloss Weiß. Der Lack ist super, das Finish nahezu perfekt (Foto: Canton)

Ein weiteres Erkennungsmerkmal sind die Treiber der aktuellen 6er-Serie, beziehungsweise die Membraneinspannungen der Tief- und Mitteltöner. Schon die der Vorgänger fielen durch die eigenwillige Faltung auf.

Die Sicken der neuen Tief- und Mitteltöner sind dreifach gefaltet. Das erhöht die Linearität des Hubs. Auch dies ist das Ergebnis aufwändiger Simulationen; Canton ist einer der wenigen Hersteller in Europa, der auf die Analyse-Soft- und Hardware von Wolfgang Klippel setzt, der in diesem Bereich absolut führend ist.

Die doppelt gefaltete Sicke
Das Auffälligste an den Mittel- und Tieftönern der neuen Canton Vento Serie sind die dreifach gefalteten Sicken, die einen sehr linearen Hub versprechen. Die Membranen selbst sind aus einem Komposit aus Aluminium und Titan. Die Treiber entstehen alle im Canton Werk in Tschechien (Foto: Canton)

Eine Besonderheit sind auch die Bassreflex-Ports auf der Unterseite der Standboxen. Der Begriff, der sich dafür eingebürgert hat, lautet „Downfire“. Diese Port-Anordnung hat verschiedene Vorteile. Erstens: Man sieht das Loch nicht. Zweitens: Durch den kurzen Abstand zur Bodenplatte hat man immer definierte Zustände. Sollte man meinen.

Jedoch: Die Aufstellung wird durch Downfire nicht einfacher. Wir mussten 896, 886 und 876 ganz schön lang im LowBeats HiFi-Hörraum herum  schieben, bis der Tiefton so knackig und druckvoll war, wie er sollte. Bei den kompakten 836 und 826 mit ihrer BR-Ports auf der Rückseite verhält es sich diesbeüglich nur ein bisschen einfacher. Völlig unkompliziert ist hier der kleine Onwall-Monitor 816: Er hat ein geschlossenes Gehäuse.

Vorwärts Zurück
Sockel der Canton Vento Standboxen
Alle Standlautsprecher der Canton Vento Serie haben eine Sockel-Konstruktion: Vier Kegel halten Abstand zwischen Bodenplatte und Gehäuse und lassen so genügend Platz für die Luftzirkulation des nach unten abstrahlenden Bassreflex-Ports (Foto: H. Biermann)
Doenfire BR-Port der Canton Vento 876
Der Bassreflex-Port auf der Gehäuse-Unterseite – hier die Vento 876 . Die vier Kunststoff-Kegel sorgen für den richtigen Abstand zur Bodenplatte (Foto: H. Biermann)
Vorwärts Zurück

Die Canton Vento Serie umfasst zwar recht viele Modelle, die Treiber-Bestückung scheint jedoch übersichtlich: Es gibt den Serien-typischen Hochtöner mit 25 Millimeter Keramikkalotte, der in allen Modellen zum Einsatz kommt, sowie drei Korbgrößen für die Tief- und Mitteltöner: 16, 18 und 20 Zentimeter.

Aber gleich sind Tief- und Mitteltöner derselben Größe nur äußerlich: Die Bässe haben schwere Membranen, die Mitteltöner leichte. Die Bässe haben lange Schwingspulen (für großen Hub), die Mitteltöner kurze und leichte – jeder Treiber ist halt auf sein spezielles Anforderungsprofil zugeschnitten. Auch das ist ein Vorteil, wenn wie bei Canton die gesamte Treiber-Entwicklung und -Fertigung im eigenen Haus ist.

Die Membranen sind übrigens der alten Reference Serie (ohne „K“) entliehen. Es ein dreilagiges Komposit aus Titan und Aluminium (daher der Name „Titanium“) und dadurch äußerst stabil. Der Trichter in der Mitte ist recht tief, der Konus-Verlauf wird nach außen hin immer flacher.

Diese Form hat den Vorzug, dass der Konus dort, wo die Schwingspule ansetzt, extrem fest ist und die unvermeidbaren Biegewellen weiter nach außen an den Rand gedrängt werden, wo sie weniger ausgeprägt sind und weniger Schaden anrichten.

Vorwärts Zurück
Die Hochtonkalotte der Canton Vento Serie
Der Hochtöner mit 25 Millimeter Keramik-Kalotte sorgt für feien Höhen bis hin ins kleinste Vento-Modell (Foto: H. Biermann)
Der Vento Tieftöner mit 20 Zentimeter Membran aus Aluminium und Titan
Der Vento 896 Tieftöner ist mit seinen 20 Zentimetern der größte Bass im Programm. Seine Membran besteht aus Aluminium und Titan und wirkt deshalb so silbern-gräulich. Die mittig aufgeklebte Dustcap verhindert den Blick auf einen recht tief laufenden Trichter zur Schwingspule hin (Foto: H. Biermann)
Vorwärts Zurück

Anfang Dezember 2016 besuchte Canton Entwicklungsleiter Frank Göbl die LowBeats Redaktion, um die Besonderheiten der Canton Vento Serie zu erläutern. Das gab uns tiefere Einblicke in die Entwicklungsprozesse und Produktstrategien bei den Hessen. Zum Beispiel diese: Gibt es bei Canton für jede Familie einen eigenen Sound? Göbl: „Nein. Wir sagen ja nicht: Einstiegsklasse, also Badewannen-Abstimmung.

Das war vielleicht früher einmal so. Heute mache ich jede Box so gut wie möglich. Ich habe mein Klangideal im Kopf und einen ganz speziellen Lautsprecher als Vergleichs-Referenz im Hörraum. Nach dem richte ich alle, auch die Reference-Modelle aus. Jeder Lautsprecher wird dadurch so gut, wie es die Materialausstattung eben hergibt.

Mit diesem Richtungswechsel wurden übrigens auch die günstigeren Serien erfolgreicher.“ Für eine größtmögliche klangliche Familienähnlichkeit ist also gesorgt.

Canton Vento Serie mit DC: mehr Bass, aber weniger Risiko

Und dann das Thema Hochpassfilterung, das sich bei Canton durch den Zusatz „DC“ zu erkennen gibt. Die Hochpassfilterung besteht aus einem Kondensator in Serie und einer parallelgeschalteten Spule. Der Sinn dieser Konstruktion war früher die Pegel-Erhöhung im (sinnvollen) Bassbereich und die gleichzeitige Reduzierung von Pegel im unsinnigen Bereich – also im Tiefstbass.

Das ergab mehr gefühlten Pegel und eine höhere Belastbarkeit. Allerdings rutschte früher die Impedanz oft in gefährliche Bereiche um 2 Ohm. Davon sind die aktuellen Vento Modelle weit entfernt. Die DC Hochpassfilterung sorgt heute immer noch für eine höhere Betriebssicherheit, aber auch für einen glatteren Impedanzverlauf und somit für einen geschmeidigeren Übergang zum Mitteltöner, der mit 250 beziehungsweise 300 Hertz vergleichsweise tief angekoppelt wird.

Damit die Impedanz nicht zu weit absackt, handelt es sich bei den parallel-geschalteten Bässen allesamt um 10-Ohm-Modelle. Im LowBeats Hörraum jedenfalls gab es mit keinem der angeschlossenen Verstärker ein Problem. „DC“ aber ist ein Privileg der Standboxen; die kompakten müssen ohne auskommen.

Alle Canton Lautsprecher, das gilt natürlich auch für die Vento Modelle, haben einen sehr satten, kräftigen Bass. Das ist schön und klingt meist sehr erwachsen, erfordert aber Wissen und Fingerspitzengefühl bei der Aufstellung und eine realistische Einschätzung der eigenen häuslichen Gegebenheiten.

Wenn der Hörraum beispielsweise nur 18 Quadratmeter groß ist und für die Lautsprecher lediglich der Platz in der Ecke bleibt, sind die Vento 896 nicht unbedingt die beste Wahl. Bei unserer tabellarischen Übersicht (die in Stand- und Kompaktboxen unterteilt ist) haben wir aus den Erfahrungen im LowBeats Hörraum Empfehlungen für eine Mindestraumgröße und Abstände zur Rückwand mit aufgenommen:

 Übersicht Standboxen Vento 896  Vento 886 Vento 876
 Prinzip 3-Wege Bassreflex 3-Wege Bassreflex 3-Wege Bassreflex
 Treiberbestückung2 x 20 cm TT, 1 x 18 cm MT, 1 x 2,5 cm HT2 x 18 cm TT, 1 x 18 cm MT, 1 x 2,5 cm HT1 x 16 cm TT, 1 x 16 cm MT,1 x 2,5 cm HT
 Empf. Mindestraumgröße 25 Quadratmeter20 Quadratmeter16 Quadratmeter
 LowBeats Aufstellungs-Tipp frei, mind. 50 cm Abstand zur Wand frei, mind. 50 cm Abstand zur Wand frei, mind. 30 cm Abstand zur Wand
 Abmessungen (B x H x T) 28,5 x 110 x 37 cm 25 x 102,5 x 33 cm 22,5 x 95 x 30 cm
 Gewicht 28,6 Kilo 18,0 Kilo 15,0 Kilo

Und im Anschluss gleich die Übersicht über die drei Kompakten:

Übersicht Kompaktboxen Vento 836 Vento 826 Vento 816
Prinzip2-Wege Bassreflex2-Wege Bassreflex2-Wege geschlossen
Treiberbestückung1 x 18 cm TMT, 1 x 2,5 cm HT1 x 16 cm TMT, 1 x 2,5 cm HT1 x 16 cm TMT, 1 x 2,5 cm HT
Empf. Mindestraumgröße18 Quadratmeter12 Quadratmeter10 Quadratmeter
LowBeats Aufstellungs-Tippfrei, mind. 30 cm Abstand zur Wandfrei, mind. 20 cm Abstand zur Wanddirekt an der Wand
Abmessungen (B x H x T)22 x 36 x 30 cm19,5 x 30 x 30 cm19,5 x 30 x 9 cm
Gewicht8,7 Kilo6,0 Kilo4,5 Kilo

Der große Canton Vento Hörtest

In den Hörtests gaben sich alle Geschwister der Canton Vento Serie keine Blöße. Wie von Canton Entwicklungsleiter Frank Göbl avisiert, war bei allen Modellen die klangliche Ähnlichkeit untereinander sehr hoch, das Niveau ist bei allen drei enorm.

Die Natürlichkeit und Neutralität dieser Boxen prädestiniert sie für jede Art von Musik, gleich, ob Reggae oder Klassik: Mit Vento macht man nichts verkehrt. Die größten Unterschiede zwischen den Modellen gab es – naturgemäß – im Bass, wo aber „viel „nicht unbedingt „besser“ bedeutet.

Mein absoluter Favorit nach vielen Tagen des Hörens ist allerdings die kleine Standbox 876 sowie die beiden kompakten 826 und 816. Alle drei sind zwar nicht ganz so satt-druckvoll im Bass wie die größeren Geschwister, klingen aber feiner, leichter und ebenfalls wunderbar ausgewogen.

Die Canton Vento Serie im LowBeats Klang Orakel

Wie üblich haben wir auch alle Modelle der Canton Vento Serie im Hörraum aufgenommen und im LowBeats Klang Orakel verewigt. Dort kann man auf einfachstem Wege – vorausgesetzt Kopfhörer und Kopfhörerverstärker sind von gehobener Qualität – alle Vento Lautsprecher untereinander oder mit den Modellen anderer Hersteller vergleichen. Und da hört man sofort, dass die Ventos alle aus einem Stall kommen. Aber auch die Unterschiede im Bass werden sofort deutlich.

Halten wir fest: Eine solche Gehäusequalität ist in dieser Preisklasse sehr selten. Und klanglich sind die Modelle der Canton Vento Serie absolut mehrheitsfähig: keine Spezialentwicklungen für Spezialanwendungen, sondern Lautsprecher, die mit fast jeder Musik und fast jedem Verstärker bestens zurecht kommen. In der Summe der Eigenschaften gibt es wohl kaum Besseres.

Die Einzeltests und Soundfiles zur Vento Familie:

Test Kompaktlautsprecher Canton Vento 816
Test Kompaktlautsprecher Canton Vento 826
Test Kompaktlautsprecher Canton Vento 836

Test Standlautsprecher Canton Vento 876 DC
Test Standlautprecher Canton Vento 886 DC
Test Standlautsprecher Canton Vento 896 DC
Hintergrund: Canton DC-Technologie
LowBeats Klang Orakel Standlautsprecher
LowBeats Klang Orakel Kompaktlautsprecher

Weitere Informationen zur Vento Serie auf der Website von Canton

Autor: Holger Biermann

Avatar-Foto
Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.