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Der brandneue Unity gab den Anstoß zum großen Vergleich: LowBeats hatte 7 Clearaudio-Tonarme im Test (Foto: Clearaudio)

Die glorreichen Sieben: 7 Tonarme von Clearaudio im Vergleich

Das hat es im deutschen HiFi-Journalismus schon lange nicht mehr gegeben: Sieben Tonarme im Vergleich. LowBeats wagt den Mega-Ritt und prüft sieben Ausleger aus dem reichen Programm des deutschen Analog-Spezialisten Clearaudio. Zum Teil schon Jahrzehnte von Ruhm umflort, einer davon ganz neu.

Natürlich hätte die Überschrift auch lauten können: „Arme für Reiche“. Nach dem Motto „Neues aus Kalau“. Doch die Headline wäre so neu nicht gewesen. Denn den schönen Spruch münzte der geschätzte Kollege Bernhard Rietschel schon vor vielen Jahren auf einen Tonarm-Test. Ob mit Inspiration des gleichfalls kalauerfreudigen Autors dieser Zeilen oder nicht, lässt sich nicht mehr mit Gewissheit sagen. Also Ehre wem Ehre gebührt.

Außerdem wäre die knackige Überschrift ein wenig am Thema vorbei gegangen. Denn das Testfeld umfasst nicht nur Ausleger der absoluten Luxusklasse.

Schließlich baut der Erlangener Analog-Spezialist Clearaudio nicht nur Tonarme ganz unterschiedlicher Prinzipien, sondern auch in unterschiedlichen Preisklassen (die auch dank umfangreichem Montage-Zubehör auf „fremde“ Laufwerke passen).

Clearaudio hat sich seit der Gründung 1978 von Peter Suchy, Vater der heutigen Firmenchefs Veronika und Robert Suchy, zum analogen Vollsortimenter hochgearbeitet. Laufwerke, Tonarme, Tonabnehmer, Phono-Verstärker und ein kaum mehr überschaubares Angebot an Zubehör – die Franken bieten dem Vinyl-Fan wirklich alles, was das Herz begehrt. Einzig der österreichisch-tschechische Anbieter Pro-Ject kann da mithalten, setzt allerdings preislich niedriger ein und sparen den absoluten Super-High-End-Bereich aus.

Clearaudio indes präsentiert ganz neu einen Radialtonarm der absoluten Top-Klasse: den Unity, sozusagen der aktuelle „Aufhänger“, in LowBeats mal einen solchen Vergleich zu wagen. Ein echter Billigheimer ist natürlich nicht dabei – der lässt sich bei ernsthaftem „Made in Germany“ auch nicht machen. Doch der eine oder andere Preis-Leistungs-Hit ist aber dabei, versprochen.

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Der brandneue Clearaudio brachte uns auf die Idee des ganz großen Vergleichs. Er ist das aktuelle Top-Modell der Eranger und lostet 15.000 Euro (Foto: Clearaudio)

Die 7 Tonarme von Clearaudio in der Übersicht

  • Profiler, um 1.900 Euro: 9-Zoll-Radialtonarm mit kombiniertem Saphir- und Kugellager
  • Tracer, um 2.500 Euro; 9-Zoll-Radialtonarm mit Kugellagern mit schräggestellter Achse
  • Unify, ab 2.700 Euro; Einpunktgelagerter Radialtonarm in 14-Zoll-Länge, erhältlich auch in 9“, 10“ und 12“. Taucht in der aktuellen Clearaudio-Preisliste nicht mehr auf, steht aber noch bei einigen Händlern
  • TT 5, ab 2.800 Euro; passiver (antriebsfreier) Tangentialtonarm mit V4-Edelstahl-Kugellagern
  • TT 3, um 4.100 Euro; passiver Tangentialtonarm mit „Zweipunkt“-Abtastung
  • Universal, ab 5.500 Euro; Radialtonarm mit 9 oder 12 Zoll langem Karbonrohr
  • Unity, ab 15.000 Euro; ganz neuer Einpunkt-gelagerter 10-Zoll-Radialtonarm mit Magnetstabilisierung

Die ersten sechs hat der Autor alle schon früher getestet – entweder solo oder im Rahmen von Plattenspieler-Reviews. Im Falle des brandneuen Unity ging dieser durch die zweitägige Feuertaufe bei der Vorführung der Super-Anlage von Octave und Gauder Akustik auf der HIGH END 2025, wo Clearaudio die standesgemäße Analogquelle stellte. Auf dem Laufwerk Reference Jubilee versah der Unity seinen Dauer-Dienst tadel- und anstandslos. Ein „jungfräulicher“ Unity frisch aus dem Werk wanderte dann im Anschluss der Messe direkt in den Test.

9 Clearaudio Tonarme
Ein Auszug aus dem Clearaudio-Programm: Immerhin sieben der hier aufgereihten neuen Tonarme haben wir verglichen (Foto: Clearaudio)

Die Rolle des Tonarms

Ein Plattenspieler ist ein komplexes Gebilde, in dem alle Beteiligten – Laufwerk, Tonarm und Tonabnehmer – und alle ihre Eigenschaften in einem kaum zu durchdringenden Beziehungsgeflecht stehen. Im Analogen bewegen wir uns im Reich der Mikrometer (µ), der Millionstel Meter. Die Nadel bewegt sich, teilweise dem Mehrfachen der Erdbeschleunigung ausgesetzt, in dieser winzigen Welt. Die winzigen elektrischen Signale, die der Generator im Tonabnehmer daraus wandelt, werden im Phonoverstärker dann 30fach (sehr unempfindliche Moving-Magnet-Stufe mit 32 Dezeibel Hub) bis über 8000fach (hochempfindliche Moving-Coil-Stufe mit 78 Dezibel Hub) verstärkt. Da leuchtet jedem Laien ein: wenn auf dem Weg von der Nadel bis zum Verstärker schon am mechanischen Beginn etwas dazwischen kommt, kann das verhehrende Auswirkungen auf den Klang haben.

Deshalb kommt auch dem Tonarm eine entscheidende Rolle zu. Wenn seine Lager zu viel Spiel haben oder der Bewegung zu viel Reibung entgegensetzen, wird die Abbildung unscharf und die Dynamik geht baden. Seine dynamische Masse (sehr leicht, leicht, mittel, mittelschwer, schwer) muss mit der sogenannten Nadel-Nachgiebigkeit (Compliance) der Nadel harmonieren. Da heute die meisten Tonabnehmer für mittlere bis mittelschwere Arme konzipiert werden und die Tonarme in der Regel diesen Klassen zuzuordnen sind, wird die Sache etwas leichter. Doch im Zweifelsfall: Immer den Fachhändler fragen. Wir geben am Ende der Tests jeweils Tonabnehmer-Empfehlungen für jeden Arm an; eine aus dem Clearaudio-Portfolio, eine vom Mittbewerb. Nicht zwingend, aber zielführend.

Zusätzliche Aspekte

Mimosen sind schwierig. Nicht die Blumen, sondern Geräte, die schon beim scharfen Ansehen zicken. Aus meiner Sicht müssen technische Kreationen, auch hochkomplexe HiFi-Gerätschaften, ihren Job machen, fertig. Auch im harten Einsatz. Der Autor verdient unter anderem mit Tests und Musikrezensionen sein Geld – und was er dann überhaupt nicht brauchen kann, sind Ausfälle.

Und hier kommt ein Aspekt mit ins Spiel, der in den meisten Tests kaum eine Rolle spielt: die Langzeittauglichkeit. Und hier können wir folgenden im Dauereinsatz schuftenden Clearaudio-Armen schon einmal Top-Noten vergeben.

Der TT 3 dient auf dem Laufwerk Clearaudio Reference Jubilee und mit Tonabnehmer Jubilee MC (gebaut zum 40jährigen Firmenjubiläum) seit seinem Test 2020 als Zuspieler für die Vinyl-Abhör-Anlage: Der Accuphase Vollverstärker und die MBL-Nahfeldmonitoren haben sich – man könnte schon sagen, seit Jahrzehnten – gleichfalls mackenlos bewährt.

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Ein Traum-Gespann: der TT 3 auf dem Clearaudio Reference Jubilee (Foto: L. Brandt)

Ebenfalls im jahrelangen Testeinsatz: Der ultralange Unify 14”, der TT 5 und der Universal stehen auf den drei Tonarmbasen des leider nicht mehr gebauten, dreizackigen Laufwerks Clearaudio Anniversary, das seit Ende des vorigen Jahrtausends in der „großen“ Anlage mit Octave-Röhrenverstärkern und Martin-Logan-Hybrid-Elektrostaten klaglos seinen Dienst versieht. Am Unify 14” montiert ist ein Mono-Abtaster für die alten Mono-Schallplattenschätze, am TT 5 normalerweise ein High Output MC-Tonabnehmer, um Phono-MM-Eingängen an Vollverstärkern auf den Zahn zu fühlen. Und am Universal-Tonarm mussten sich bislang (fast) alle über die vergangenen beiden Jahrzehnte getesteten Tonabnehmer bewähren, weil dieser Arm seinem Namen alle Ehre macht.

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Der Clearaudio Anniversary bietet immer noch eine exzellente Basis für TT3, Unify 14 Zoll und Universal (Foto: L. Brandt)

Und damit kommen wir zu einem weiteren wichtigen Punkt: der Service-Qualität des Herstellers. Meistens aus naheliegenden Gründen weder thematisiert noch probiert in „normalen“ Tests. Bei den Dutzenden Pickups, die an der Headshell des Universal montiert wurden, blieb es nicht aus, dass mal ein Stecker beziehungsweise Kabel abriss. Hier halfen Clearaudio-Cheftechniker Stefan Kmuch und sein Team immer extrem schnell und unkompliziert aus. Genauso schnell übrigens, wie bei zuweilen eben fälligen Ersatzriemen oder Reinigungsflüssigkeit oder Filzen für die Schallplatten-Waschmaschine Clearaudio Double Matrix Professional Sonic, die gleichfalls klaglos schon lange unverzichtbare Reinigungs-Dienste leistet.

Mit im Spiel

Womit wir bei den gerne oder unabdingbar im Test genutzten Mitläufern wären: Insbesondere für die beiden, allein durch die Nadel in der Rille angetriebenen passiven Tangential-Tonarme, sind saubere Scheiben essentiell. Schon kleine Staubpartikel oder Press-Reste können den Lauf hemmen. Und als Intensiv-Nutzer kann der Autor die beidseitig, mit Flüssigkeit und Schall reinigende Double Matrix Professional Sonic nur empfehlen.

Genauso wie die Einstellschablone und den vor allem für Gerne-System-Wechsler und Alles-Genau-Einstellen-Wollende den VTA-Lifter. Der erlaubt, sogar „on the fly“ den vertical tracking angle, also den vertikalen Abtastwinkel der Nadel in der Rille exakt auszurichten. Super-Sache und dauerbewährt, das 690 Euro teure Ding.

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Clearaudios VTA-Lifter empfiehlt sich für alle Radialtonarme (Foto: Clearaudio)

Bei allen Radial-Tonarmen und dem TT 5 (und überhaupt bei jedem LP-Hören) ist der Puck DW01 von Helmut Thiele wirklich segensreich. Das Ding ist zwar sauteuer (um 950 Euro), hilft aber hörbar. Das sollte mal gesagt werden. Aber es gibt natürlich auch günstigere Alternativen: Das mit 125 Euro viel günstigere und zudem passende Plattengewicht Clearaudio „Concept“ in der „45 Years Excellence“ Ausführung half und hilft beim LP-Ruhigstellen unter dem TT 3.

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Die Plattenauflage Thiele DW01 ist die Ultima Ration unter den Pucks (Foto: H. Thiele)

Ein entscheidender Pluspunkt für alle Clearaudio-Tonarme: Sie sind durchverkabelt. Die günstigeren mit dem „Direct Wire Plus“, die teureren mit dem „Super Sixstream“. Deswegen entscheidend: Die durchgehende Verkabelung von den Pins bis zu den Steckern, sogenannte Übergangs-Widerstände, wie sie sich den winzigen Strömen von MM- und erst recht von MC-Generatoren bei Cinch/XLR-Ausgangsbuchsen am Plattenspieler-Chassis und einem weiteren Phonokabel entgegensetzen. Die Durchverkabelung bringt da mehr als ein möglicherweise vom Leitermaterial bis zur Steckerverlötung nicht passendes, wenngleich superteures Super-Phonokabel.

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Mit Clearaudios Zubehör-Koffer kann dem aktiven Hobbyisten fast alles gelingen (Foto: Clearaudio)

Alle getesteten Arme waren übrigens mit Cinch konfektioniert, was dann problemlos bei diversen Phono-Preamps passte. Clearaudio bietet übrigens einen Verkabelungsservice an, der alle Tonarme mit Direct Wire Plus, Super Sixtream oder dem noch exklusiveren reinsilbrigen Silver Wire verdrahtet, dazu mit Cinch- oder mit XLR-Steckern konfektioniert.

Den gesamten Vergleich…

…hier aufzuführen, wäre sehr unübersichtlich geworden. Deshalb führen die folgenden Links zu den einzelnen Tests:

– Profiler, um 1.900 Euro
– Tracer, um 2.500 Euro
– Unify, ab 2.700 Euro
– TT 5, ab 2.800 Euro
– TT 3, um 4.100 Euro
– Universal, ab 5.500 Euro
– Unity, ab 15.000 Euro

Quintessenz: Welcher für wen?

Wer die Tests gelesen hat ahnt, wie der Empfehlungsreigen nach diesem Marathon-Tanz ausfällt:

Das klangliche Nonplusultra gepaart mit höchster Flexibilität bietet der Unity – für den man aber ziemlich tief in die Tasche greifen muss. Wer nicht ganz so viel ausgeben will, gerne mit diversen Tonabnehmern experimentiert und auf Langzeit-Tauglichkeit setzt, ist mit dem Universal immer noch bestens bedient.

Wer möglichst lange mit einem Tonabnehmer hören will und das klangliche Optimum mit einer Prise Exotik haben will, lasse sich vom Fachmann den TT 3 montieren. Wer es etwas günstiger will, vor allem auf Klang Wert legt und auf einigen Komfort sowie ständigen Tonabnehmer-Wechsel verzichten kann, sollte seinen Händler mal nach dem TT 5  fragen.

Wer Mut zum Besonderen und eine ruhige Hand hat, könnte mit dem Unify in der 14-Zoll-Version seinen Wunschkandidaten finden. Wer indes unkomplizierte Funktionalität bevorzugt und sich sorglos über eine lange Zeit in der Tonabnehmer-Bestückung hocharbeiten möchte, kann mit dem Tracer nichts falsch machen. Und wer tonarmtechnisch gegenüber einem 08/15-Modell erst mal aufsteigen will, kann sich ohne Rückhalt erst einmal mit dem Profiler profilieren.

Nun mag jeder Analog-Fan seinen Preis-Leistungs-Champion nach seinen Bedürfnissen küren. Das Herz des Autors schlägt für den TT 3, der sparsame Verstand befürwortet den Tracer.

Hier noch einmal alle Ergebnisse in der Übersicht:

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Clearaudio Profiler Ergebnis
Den Profiler (Preis: 1.900 Euro) als Einsteiger-Arm zu bezeichnen, wäre despektierlich. Es ist ein exzellenter Arm der Oberklasse
Clearaudio Tracer Ergebnis
Der Tracer (Preis: 2.500 Euro) ist teurer, aber auch dieses Stückchen besser als der Profiler. Unser Tipp
Clearaudio Unify Ergebnis
Vielleicht liegt es an der Überlänge und wir tun dem Unify (Preis: 2.800 Euro) Unrecht: Aber wer die Länge nicht unbedingt braucht, kommt mit anderen (und neureren) Armen des Programms weiter…
Clearaudio TT 5 Ergebnis
Beim TT 5 (Preis: 2.800 Euro) hängen Fluch und Segen des Prinzips dicht beieinander. Klanglich super, aber mit starken Einschränkungen in der Bedienung…
Clearaudio TT 3 Ergebnis
Der schon etwas ältere TT 3 (Preis: 4.100 Euro) ist so etwas wie der Shootingstar des Tests: Extrem klangstark und besser als der TT 5
Clearaudio Universal Ergebnis
Das langjährige Tonarm-Flaggschiff Universal (Preis: 5.500 Euro) ist immer noch ein Vorzeige-Ausleger. Nicht günstig, aber richtig gut…
Clearaudio Unity Ergebnis
Der neue Super-Arm von Clearaudio ist wirklich super: klanglich mit das Beste und wirklich universell. Leider preislich mit 15.000 Euro recht ambitioniert…
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Autor: Special Guest