Pulp prägten mit Bands wie Blur oder Oasis die britische Musikzene der 90er Jahre. Während die Oasis-Brüder Liam and Noel Gallagher jüngst wieder die halbe Welt – und damit auch jüngere Hörer – beglücken konnten, kommen Pulp trotz frischen Albums „More’“ und ausgiebiger Tour noch nicht ganz auf dieses Re-Hype-Level. Das könnte sich nun mit der Wiederveröffentlichung ihres erfolgreichsten Albums ändern. „Different Class“ eroberte 1995 Fans und Charts im Sturm, Vierfach-Platin und der wichtige Mercury Prize flogen Jarvis Cocker & Co damals zu.
Pulp wirkten in den 90ern very special british für deutsche Ohren. Heute, 30 Jahre danach, lassen sich die Songs etwas anders betrachten. Wir hören und sprechen über Pop, ausgezeichnet mit dem einst heiligen „Britpop“-Label. Songs wie „Disco 2000“ wirken als recht geniale eingängige radiotraugliche Songs, teils auch die anderen drei Top-Ten-Hit-Singles wie „Common People“, „Sorted For E’s & Wizz“ und „Something Changed. Das Album an sich zeigt kompositorische Größe trotz scheinbar „einfacher“ Strukturen. 2020 listete der Rolling Stone das Album auf Platz 162 der größten Alben aller Zeiten. Meinetwegen, angesichts des damals mutigen und frechen Ouevres mit sprühendem Pop-Appeal.
Schön, dass die Band auch auf Klangqualität wert legt, die LP-Version der Neuauflage kommt mit 45-Umdrehungen pro Minute. Jarvis Cocker: „Wir waren davon besessen, dass dies unser ‚Pop‘-Album war – wir hatten endlich etwas ‚Popularität‘ erreicht, als ‚Common People‘ ein Hit wurde – und wie jeder weiß, enthalten alle Pop-Alben zwölf Song: sechs Titel pro Seite. Das einzige Problem: Dadurch betrug die Spielzeit der Platte 53 Minuten. Uns wurde gesagt, dass dies die Audioqualität der Vinylplatte beeinträchtigen würde – aber uns war es wichtiger, die Qualität unseres Pop-Traums nicht zu beeinträchtigen. Jetzt, 30 Jahre später, ist es endlich möglich, ‚Different Classs‘ in seiner ganzen Pracht zu hören.“

Da hat er schon recht: Das Remastering übernahm Master-Veteran Geof Pesche in den Abbey Road Studios, unter Aufsicht der Band-Mitglieder Jarvis Cocker und Mark Webber. Das Klangbild der CD-Version punktet so mit schöner Ausgewogenheit, Homogenität und Druck. Als Power-Zugabe gibt’s noch das legendäre Live-Konzert in Glastonbury vom Juni 1995 – ein Britpop-Rausch, auch mit Non-Album-Tracks und älterem Material. Hier hinkt der Klang allerdings etwas dem Studioalbum hinterher.
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Unterm Strich flutet die Jubiläumsausgabe Fan-Ohren mit packendem Vintage-Touch, auch dank des 28-Seiten-Booklets, das mit Text und Bild nostalgische Erinnerungen in die Gegenwart beamt.
Video-Clip zu „Disco 2000“
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