HiFi-Kenner schätzen seit Jahrzehnten die exzellenten Modelle von Foster Electric und deren Marke Fostex – obwohl (oder vielleicht sogar weil?) die Japaner eigentlich im Studio- und Profibereich zu Hause sind. Was allerdings die Wenigsten wissen dürften: Foster Electric ist einer der Pioniere in Sachen Magnetostaten; schon in den 1970er Jahren entstanden in den japanischen Fabriken ausgeklügelte (RP-) Mittel- und Hochton-Panele. Kein Wunder also, dass die Japaner bei ihren Spitzenmodellen Fostex TH1100RP und TH1000RP auf das magnetostatische Prinzip vertrauen. Nur bei der Frage: „offen oder geschlossen“ war man sich offenkundig unschlüssig – und bietet gleich beides an. LowBeats hatte beide Modelle im Test und klärt auch die Frage, welcher der Zwei der bessere ist…

Was nach dem Auspacken aus dem eher biederen schwarzgrauen Transportkarton sofort das ästhetische Herz anrührt: Der klassisch-schlichte Kopfhörer ist aus massivem Ahorn, welches in einem grandios dezent schimmerndem Indigo gefärbt ist. Die Historie erzählt uns, dass diese „Aizome“-Färbung von Kleidung auf die Zeit der Samurai und Aristokraten und weiter bis zum 6. und 7. Jahrhundert zurückgeht. Schönfärben ist beim Geschwisterpaar TH1000RP und TH1100RP also ausdrücklich erlaubt und sicherlich von vielen Design-Ästheten geschätzt.
Das Färbe-Prinzip birgt individuelle Geheimnisse: Während des Färbeprozesses sollen Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede die Trocknung des Farbstoffs und damit die Art und Weise, wie letztlich die Farbpartikel in die Holzmaserung eindringen, immer ein bisschen unterschiedlich sein. Sprich: Jeder Hörer sieht ein bisschen anders aus.

Fostex TH1000RP und TH1100RP: beste Feinmechanik, toller Sitz
Die Haptik schließt sich den optischen Eindrücken an, die Hände spüren zartes „Seidenprotein-Kunstleder“ an den Hörmuscheln und die leichte Wärme der Ahornkapseln. Der Sitz: äußerst angenehm, die Japaner wirken leicht, trotz ihres Gewichts von gut 400 Gramm, das Kopfband lässt sich zudem geschmeidig verstellen. Gediegen: Kopfpolster und -bügel schmiegen sich mit Schafsleder an.
Damit sitzen die beiden genau richtig auf dem Kopf, nicht zu fest, nicht zu locker. Die Ohrmuscheln legen sich seitlich dezent an, machen keinen Druck, ergo: das Duo spielt absolut langzeittauglich. Dafür soll auch eine spezielle Magnesiumlegierung bei den mechanischen Teilen wie der Gehäusegrundplatte oder der Aufhängung sorgen. Um Vibrationen Einhalt zu gebieten, setzen die Experten eine Gummidichtung im Drehmechanismus ein.

Für gute Kontakte zum Kopfhörerverstärker ist ein Kabel mit Klinkenstecker aus hochwertigen 7N-OFC-Kupferleitern zuständig – der Anschluss am Kopfhörer funktioniert beidseitig, leider – typisch für viele Modelle – ohne farbige Kennzeichnung und mit schwer erkennbarer Prägung. Aber lassen wir die Kirche mal im Dorf: Letztendlich wechselt wohl kaum jemand öfters oder ständig die Kabel, obwohl dies durchaus mit optional lieferbaren, symmetrischen Exemplaren möglich ist.

Wie gesagt, forschen die Japaner seit den 1970er Jahren an ihrer „RP-Planarmembran“-Treibertechnolgie. Für die aktuellen Kopfhörer-Spitzenmodelle wurde deshalb Bewährtes noch einmal komplett überarbeitet. Am Ende fiel fast alles üppiger dimensioniert aus. So arbeitet beispielsweise der neue, größere RP-Treiber mit einer größeren Anzahl an membranumschließenden Magneten. Zudem entwarfen die Entwickler für den aufgedruckten Spulendraht ein neues Layout. Das Ziel: Die Magnetflussverteilung zu optimieren, um unerwünschte Resonanzen zu dezimieren und gleichzeitig Empfindlichkeit und Einschwingverhalten zu optimieren.

Die Impedanz trimmten die Ingenieure auf 32 Ohm, damit sind die beiden sogar theoretisch passende Spielpartner für mobile Geräte – Reiseambitionen dürften angesichts der Größe aber wohl eher weniger aufkommen. Wer will, sollte natürlich ein Kopfhörerverstärker oder ein Mobil-DAC zwischen Kopfhörer und Musikquelle schalten. Für den Hörtest von Streaming bis HiRes dockten die beiden am exzellenten Lehmann Audio Linear SE sowie am hervorragenden T+A DAC DSD an, der auch eine potente Verstärkerabteilung für Kopfhörer parat hält. Nach „unten“ rundete der Preis-/Leistungsschlager ifi Zen DAC V2 das Testparcours ab. Fostex selbst bietet mit dem HP-A3MK2 einen Kopfhörerverstärker und D/A-Wandler für 400 Euro an.
Der Hörtest
Zunächst durfte der geschlossene TH1000RP die Bühne erobern. Relativ schnell wurde klar, dass der geschlossene Japaner mächtig Druck machen kann: Tieftöne lieferte er sehr knackig, pointiert, aber nicht ultratief ab. Die französische Alternative-Band Indochine punktete hier mit ihren Songs „Nos Célébrations“ und „La Belle Et La Bête“ mit angenehmer Wucht. Gleichzeitig wurde aber auch klar, dass die Stereo-/Raumbühne hätte etwas weiter und tiefer gezogen werden können. Zum Beispiel wie beim Geschwistermodell TH1100RP – klar: seine offene Bauweise begünstigt das systembedingt. Zudem kam bei letzterem ein etwas plastischeres Klangbild ins Spiel.
Vergleichs-Hörer wie der exzellente Sennheiser HD800 (dynamisch, offen; aktuell um die 1.500 Euro) und der ebenfalls hervorragende Hifiman Editon X (Magnetostat, offen; ehemals 2000 Euro) loteten diese Grund-Charakterunterschiede aus: Die beiden Magnetostaten von Fostex fischen durchaus in highendigen Gefilden, setzen aber durch ihre geschlossene, respektive offene Bauweise jeweils etwas andere Akzente. Der HD800 bildete schon bei den ersten Durchläufen sowas wie eine goldene Mitte. der Hifiman Edition X gab sich eher als homogener, körperhafter Strahlemann mit Bassdruck in petto – mehr als der Sennheiser. So viel zu den Grundcharakteren der Vergleichshörer.
Dann ein Netz-Sprung zu den Progressive-Rockern Pineapple Thief: „In Exile“ vom Album „Your Wilderness“ wuchten mächtige Bässe in die Gehörgänge, genau das richtige Futter für den TH1000RP, der hier mit knackigem Bass punktet. Der TH1100RP hatte hier ein Plus an Durchhörbarkeit zu bieten. Übrigens: Beide können richtig laut, wenn man will!
Zurück zum TH1000RP – und mehr Musik von Tonträger und Festplatte. Zum Beispiel vom (einst) legendären HighEnd-Akustik-Label der 1980er Jahre: Windham Hill. Die amerikanischen Macher und Musiker spielten mit „An Evening With Windham Hill Live“ ein nach wie vor illustres Oeuvre ihrer damaligen Haupt-Musiker ein: George Winston oder Liz Story am Piano, William Ackerman, Alex de Grassi oder Michael Hedges an der Akustikgitarre. Den eher intimen Raum von „Spare Change“ betonte der TH1000RP sonor, beleuchtete Gitarren und Piano vollmundig.

Dagegen bezauberte der TH1100RP mit einer großzügigeren Raumausleuchtung und etwas offeneren Spielweise. Der Sennheiser HD800 zeigte, dass sich beide Attribute zu einem etwas größerem Ganzen verschmelzen und mit etwas mehr Feindynamik und Atmo ausstatten lassen. Der Hifiman Edition X punktete wiederum mit seiner warmen, sonoren und gleichzeitig präzisen Art. Übrigens: Das über 40 Jahre junge Album gibt’s gebraucht als CD oder LP bei Amazon oder eBay …
Die wunderbare Sara K. betörte auf ihrem Album „Hell Or High Water“ vom audiophilen Label Stockfisch – unter anderem – mit atemberaubend eingefangenen Vocals, eine Top-Vorlage für die Testriege. Der TH1000RP beeindruckte mit sonorer Strahlkraft, hier wurde allerdings seine kleine Neigung zu den Mitten am deutlichsten. Bruder TH1100 gab sich wieder leicht offener. Insgesamt inszenierten der TH1100RP und der HD800 Stücke wie „Stars“ ein Stückweit authentischer.
Fazit Fostex TH1000RP und TH1100RP
Das Spitzen-Duo von Fostex gibt sich mit leicht unterschiedlichen Charakteren auf sehr hohem Niveau die Ehre: Der geschlossene TH1000RP liefert angenehmen Tieftondruck und ein sonores Klangbild mit kleinen Abstrichen in der Räumlichkeit. Der offene TH1100RP hat unter neutralen Bedingungen die Nase leicht vorn: Er inszeniert – ohne ganz die Bassprägnanz des Bruders zu erreichen – eine breitere, offenere Klangbühne und klingt insgesamt etwas luftiger und feiner. Dafür ist er halt „offen“ und dementsprechend für mobiles Hören (wie auch dem Hören in lauten Umgebungsgeräuschen) wenig geeignet. Unterm Strich also eine Sache von Anwendung und auch ein bisschen Geschmack – weil der Bass des geschlossenen TH1000RP um einiges wuchtiger ist.
Wo stehen die beiden insgesamt? Mit ihren Preisen um die 3.000 Euro werden die beiden keine Preis-/Leistungsschlager. Das war auch vor dem Hintergrund der noblen Materialien und der Haptik nicht zu erwarten. Es sind echte Flaggschiffe, die nicht zuletzt durch ihre extrem ästhetische und feinmechanisch hochwertige Verarbeitung im noblen Indigo-/Ahornholz-Outfit beeindrucken.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Detailreich-offenes, natürliches Klangbild mit viel Tieftondruck |
| Sehr wertige Verarbeitung |
| Exzellenter Tragekomfort trotz recht hohem Gewicht |
| Zubehör könnte umfangreicher sein |
Vertrieb:
Mega Audio GmbH
Feldborn 3
55444 Waldlaubersheim
Mega Audio Homepage
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Fostex TH1000RP: 3.038 Euro
Fostex TH 1100RP: 3.281 Euro
Technische Daten
Fostex TH1000 RP + TH 1100 RP Over-Ear Kopfhörer | |
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Konzept: | magnetostatischer Over Ear Hörer (geschlossen / offen) |
Impedanz: | 32 Ohm |
Empfindlichkeit: | 100dB/mW (@1kHz, 1mW) |
Frequenzgang: | 10 Hz – 40 kHz |
Besonderheit: | Hör-Muscheln aus gefärbten Ahorn |
Gewicht (ohne Kabel): | 420 Gramm |
Lieferumfang: | Kabel, 2 Meter, abnehmbar; 2-Pin-Stecker, Rhodium-beschichtet auf 6,3mm Stereoklinke, vergoldet; Kunstlederbeutel, Handbuch. Optional: Symmetrische Kabel: XLR-Kabel (ET-H3.0N7BL) sowie symmetrisches 4,4mm-Kabel (ET-TH4,4BL) |
Alle technischen Daten |
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