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Erster Test Yamaha NS-5000: Hightech in Hochglanz

Die Front der Yamaha NS-5000 ist knapp drei, die übrigen Wände sind exakt zwei Zentimeter stark. Hinzu kommt die Kreuzversteifung im Inneren, die (durch den Schalldruck im Inneren verursachte) größere Bewegungen der Wände unterbindet. Yamaha möchte uns in seinem Prospekt ja gern glauben machen, dass die NS-5000 wie ein Musikinstrument aufgebaut sei. Nein. Ganz sicher nicht. Im Gegenteil: Hier waren Meister am Werk, die wissen, was sie tun – und dass mitschwingende Wände (wie bei einer Gitarre oder einem Flügel) bei einem Lautsprecher nur bedingt dem besseren Klang zuträglich sind. Die Yamaha Akustiker unternahmen also größte Anstrengungen, um die Gehäuse so ruhig wie möglich zu halten.

Die Querverstrebungen der Yamaha NS-5000
Etliche der Querverstrebungen sind mit Akustik-Matten bespannt, damit sie keine Reflektionen erzeugen (Foto: H. Biermann)

Jede NS-5000 ist, das wird beim Blick ins Innere deutlich, ein liebevoll aufgebautes Klangmöbel – handgefertigte Schreinerqualität vom Feinsten. Jede Querverstrebung ist zusätzlich verstärkt und meist mit Akustikschaumstoff ummantelt, damit hier keine ungewollten Reflektionen entstehen. Einzelne Gehäusewand-Segmente, die in den Messungen und Simulationen zu Vibrationen neigten, werden durch aufgedoppelte Platten im Zaum gehalten. Kurzum: Der Aufwand ist immens.

Zudem hat sich Yamaha weitreichende Gedanken um stehende Wellen im Inneren gemacht. Normalerweise sind diese Dröhnfrequenzen bei „Kompaktboxen“ kein so großes Problem. Aber ist die Yamaha NS-5000 eine Kompaktbox? Nein. Und so hatten die Ingenieure mit stehenden Wellen im Bereich um 160 Hertz zu kämpfen – die sie höchst einfallsreich in den Griff bekamen: Zwei wie Regenschirmstöcke gebogene Absorber links und rechts vom Bass eliminieren die Störer effizient.

Die internen Absorber der Yamaha NS-5000
Die beiden internen Absorber sind mit Dämm-Material gefüllt und eliminieren eine stehende Welle um 160 Hertz und deren Oberwellen im Gehäuse (Foto: Yamaha)

Die folgenden Simulationen habe ich dem Yamaha White Paper zur NS-5000 entliehen; die kann LowBeats noch nicht selber erstellen… Aber sie vermitteln einen Eindruck, wie solche internen Absorber arbeiten.

Die wirkweise der internen Absorber der
Die Wirkweise der beiden internen Absorber: Die stehende Welle bei 160 Hertz (blaue Kurve) und ihre beiden Oberwellen bei 320 und 480 Hertz verlieren deutlich an Energie (Simulation: Yamaha)

Die richtige Aufstellung für die Yamaha NS-5000 zu finden, ist gar nicht so einfach. Nicht, weil sie ein akustisch so anspruchsvoller Lautsprecher wäre, sondern weil sie zweiteilig ist. Bei der Suche nach der optimalen Position ist man schlau beraten, zwei gute Freunde zum Tragen beziehungsweise zum Umheben einzuladen. Für den LowBeats HiFi Hörraum hat Jürgen Schröder ein Areal ermittelt, an dem Lautsprecher dieser Größe am besten spielen; da war es mit ein wenig hin- und herrücken schon getan.

LowBeats Hörraum
Die Yamaha NS-5000 im LowBeats Hörraum vor der schallharten Rückwand mit den roten Sirrah-Diffusoren von RTFS (Foto: H. Biermann)

Anspruchsvoller war da fast schon, die richtige Einstellung des Bass beziehungsweise des Bassrefex-Ports auf der Rückseite der Yamaha NS-5000 herauszufinden. Im Zubehör-Pack liegen für den BR-Port zwei Verschluss-Varianten bei: teilweise verschlossen oder komplett zu.

Bassreflex-Port
Die Möglichkeiten der Bass-Beeinflussung: Mit dem zweiteiligen Schaumstoffring kann man den Port teilweise oder komplett verschließen. In der Regel klingt es ohne Schaumstoff-Einsatz am besten (Foto: Yamaha)

Das Angebot ist hilfreich. Eigentlich mag ich diese Verschlüsse nicht, weil man zwangsweise die Abstimmung des Lautsprechers damit verändert. Aber in diesem Fall habe ich die Möglichkeit doch sehr geschätzt…

Bassreflex-Rohr
Um Strömungsgeräusche am Ausgang zu vermeiden, hat Yamaha für das Bassreflexrohr der NS-5000 eine außergewöhnliche Form entwickelt. Im LowBeats Hörraum haben wir es mit den beiliegenden Schaumstoff-Ringen komplett verschlossen; das ergab den knackigsten Bass (Foto: H. Biermann)

Der Hörtest

Ich hatte dreimal die Gelegenheit, die NS-5000 in Verbindung mit einem Yamaha Disklavier-Piano zu hören. Und offenkundig wurde sie mit Klaviermusik abgestimmt, denn das kann sie richtig gut. Perlende Klavierläufe zeichnete sie mit einer großen Mühelosigkeit nach. Die einzelnen Anschläge kamen präzise, hier saß jeder Ton. Und stieg der Pianist mit Verve in die tiefen Register, folgte die NS-5000 mit viel Schwärze und ohne größere Dynamikeinbußen. Das klang jedes Mal richtig „echt“ – was schon einiges über die akustische Qualität dieses Lautsprechers sagt.

Die Yamaha NS-5000 mit einem Yamaha Disklavier
Eine häufige Paarung: ein Yamaha Disklavier-Piano mit den Yamaha NS-5000. Tatsächlich klingt das Klavier über die NS-5000 überragend authentisch (Foto: Yamaha)
Cover Art Martha And The Muffins Where Blue Meets Green
Mit Remixes-Volldampf zurück in die 80er: Martha And The Muffins Where Blue Meets Green (Cover: Amazon)

Aber im LowBeats Hörraum musste sie sich mit Musik von der Konserve beweisen. Zum Beispiel mit der LowBeats CD der Woche 31: Martha & The Muffins Where Blue Meets Green, Titel: „Black Stations White Stations“. Die klangstarke remixed Version des 80er Jahre Disco-Krachers groovte, die elektronischen Drums kamen saftig mit viel Kraft und Tiefgang, die Hörner schmetterten herrlich. Ein Blick zum Nebenmann, der nickte: lauter machen. Bitteschön: Der Lautstärkeregler wurde großzügig nach rechts gedreht und die Yamaha NS-5000 folgte klaglos. Die Drums kamen immer noch so prächtig satt – nur einfach sehr viel lauter. Die Yamaha ist so abgestimmt, dass sie auch bei hohen Pegeln nicht unangenehm werden will.

Was umso erstaunlicher ist, weil die NS-5000 auch schon bei geringem Pegel fast alles zeigt. Beispiel: Mahlers Fünfte Sinfonie unter Claudio Abaddo: In der Aufnahme passiert ja extrem viel – Zwischentöne, Räuspern, Rascheln. Der Yamaha gelingt es, alles auch bei kleiner Lautstärke noch herauszuarbeiten. Andere Lautsprecher, die das ebenfalls beherrschen, klingen häufig mittig und vordergründig. Die Yamaha NS-5000 nicht. Sie behält jederzeit ihren wohlgefälligen, warm-transparenten Ton.

Was die Yamaha ebenfalls exemplarisch gut machen, ist diese enorme Räumlichkeit. Man verbindet die Lautsprecher mit dem (möglichst guten) Verstärker, schließt die Augen und ahnt nicht einmal mehr, wo die NS-5000 stehen. Das Klangbild löst sich vollständig von den Klavierlack-Gehäusen und bietet – wie bei Mahlers 5. Sinfonie – eine kaum enden wollende Raumtiefe.

Diese enorme Räumlichkeit ist umso erstaunlicher, weil Lautsprecher mit so breiten (in diesem Fall komplett unbedämpften) Schallwänden wie die Yamaha NS-5000 meist räumlich eher flach klingen. Auch hier haben die Yamaha Akustiker also eine exzellente Arbeit gemacht.

Cover ASrt: Morphine Cure For Pain
Etwas düster, aber große Musik: Morphine Cure For Pain (Cover: Amazon)

Es gibt einen Bereich, da spielt die NS-5000 verhaltener. Es sind die unteren Mitten (der Bereich oberhalb 250 Hertz), wo sie bisweilen nicht ganz so griffig und akkurat arbeitet wie andere Spitzenlautsprecher dieser Klasse. Beispiel: das bezaubernde „Candy“ von Morphine (Album: Cure For Pain). Eine tiefe Stimme plus ein Bass-Saxophon plus eine tief abgestimmte Bassgitarre = fantastische Musik. Die Stimme und die Instrumente schöpfen ihre Faszination aus genau diesem Bereich um den Kammerton (440 Hertz).

Es ist die oben angesprochene Problematik, dass hier eine vergleichsweise große und schwere (Bass-) Membran auch einen wesentlichen Bereich der Mitten noch abbilden müssen. Bei tiefen Männerstimmen, Chören, tief abgestimmten Instrumenten fehlte der Yamaha etwas der Biss und die Präzision. Tonal war das alles natürlich absolut in Ordnung.  Nur die von der Yamaha in allen anderen Frequenzbereichen dargebotene Quirligkeit und Durchsichtigkeit war hier etwas eingeschränkt.

Aber dank des großen Tieftöners entschädigt die Yamaha NS-5000 mit einem Bassbereich, wie man ihn nur selten zu hören bekommt. Nicht ganz so knochig-tief wie bei der Heco Direkt Dreiklang, aber auch sehr sauber und herzhaft satt. Es ist wirklich erstaunlich, was dieser 30 Zentimeter Tieftöner aus dem gar nicht so großen Gehäuse zaubert. Ist es das neue Membranmaterial? Die perfekte Auslegung der Parameter? Die schiere Größe des Treibers? Wahrscheinlich alles zusammen. Dennoch ist der beeindruckende Bassbereich der Yamaha NS-5000 ein eindeutiges Plädoyer für Tieftöner dieser Größe (oder größer). In gängigen Lautsprechern versuchen die Entwickler ja heutzutage gern, eine solche Bass-Performance mit mehreren kleinen Tieftönern hinzubekommen. Doch im direkten Vergleich hört man es: große Tieftöner sind dynamisch einfach überlegen.

Allerdings, und diese Weisheit gilt auch (oder fast noch mehr) für Lautsprecher mit vielen kleineren Tieftönern: Für wirklich tiefe Bässe bei einem Pegel, der Spaß macht, muss Leistung her. Viel Leistung. Der Impedanzverlauf der Yamaha NS-5000 weist sie als recht genügsamen Schallwandler aus, an dem eigentlich alle „normalen“ Verstärker spielen müssten.

Die Impedanz der Yamaha NS-5000
Die Impedanz der Yamaha NS-5000 ist mit Ausnahme eines Anstiegs im Mittenbereich ausgesprochen linear und liegt im leistungsrelevanten Bereich konstant oberhalb 4 Ohm. Sie dürfte daher an den meisten Verstärkern problemlos laufen.

Und tatsächlich: Während der Hörtests haben wir unter anderem einen kleinen Rega Brio 2017 drangehängt. Das klingt sehr nett, aber untermotorisiert. Unter 2 x 150 Watt/4 Ohm würde ich hier nicht anfangen. Wir starteten mit dem Atoll IN 300, einem der derzeit besten DAC-Vollverstärkern unter 3.000 Euro. Das klang schon fantastisch offen, weil der französische Verstärker a.) über ausreichend Kraft verfügt und b.) in seiner fein-transparenten Spielweise dem Klangcharakter der Yamaha entgegen kommt.

Noch ernsthafter, vor allem habhafter wurde es mit der Röhren-Referenz Octave V 80 SE und dem Vollverstärker-Boliden McIntosh MA 7900 AC. Der Octave hat zwar „nur“ 120 Watt, aber Röhrenwatt zählen ja immer etwas mehr…. Mit ihm entwickelten die Yamahas eine wunderschöne Spielfreude und es war auch etwas mehr Energie in den unteren Mitten vorhanden. Der McIntosh hat einfach noch einmal die doppelte Leistung – was die NS-5000 vor allem bei krachenden Percussion-Einlagen pegelfreudig goutierte.

Retro-Ikonen unter sich: Yamaha NS-500 und Verstärker von Octave und McIntosh
Die Retro-Aspekte der Yamaha NS-5000 sind unübersehbar – deshalb passen Verstärker im Retro-Look wie der Octave V 80 SE (links) und der McIntosh MA 7900 AC besonders gut… (Foto. H. Biermann)

Fazit

Vorbei sind die Tage, an denen uns mittig-klingende japanische Lautsprecher aufgezeigt haben, dass man an anderen Enden der Welt durchaus andere akustische Vorlieben hat als in Mitteleuropa. Diese Yamaha NS-5000 sind ungemein sympathisch – auch, weil sie wie für unsere Ohren gemacht klingen: so ungemein fein, räumlich und bassstark wie kaum ein anderer Lautsprecher dieser Klasse. Selbst bei kleinen Lautstärken hört man noch fast alles. Das ist eine hohe Kunst – zumal er auch wirklich sehr, sehr hohe Pegel wiedergeben kann. Sein größter Trumpf aber ist die Homogenität der Wiedergabe, die feinsilbrige Mittelhochton-Transparenz und der tiefschürfende, satte Bass. Seine Zurückhaltung in den unteren Mitten ist nie störend und irgendwie auch charmant.

Sicher gibt es Lautsprecher, die gerade in diesem Bereich akkurater und richtiger spielen. Doch weil alles an diesen Yamaha NS-5000 so perfekt gemacht ist, man an jeder Stelle die Liebe zum Detail zu erkennen kann, weil ihr Finish dem eines edlen Konzertflügels nicht nachsteht und weil sie summa summarum wirklich außergewöhnliche und klanglich feine Lautsprecher sind, ist auch der Preis von 15.000 Euro, die Yamaha für das Set aufruft, durchaus fair.

Yamaha NS-5000
2017/08
Test-Ergebnis: 4,3
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Sehr feiner, homogen-natürlicher Klang
Exzellente Räumlichkeit
Überragende Verarbeitung
Zurückhaltung in den unteren Mitten

Vertrieb:
Yamaha Music Europe GmbH
Siemensstrasse 22-34
25462 Rellingen
www.de.yamaha.com

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Yamaha NS-5000 Set (inklusive Ständer): 15.000 Euro

Weitere außergewöhnliche High End Lautsprecher:

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Test Tannoy Canterbury GR: der pegelfeste Koax-Monitor
Test Ascendo Live 15: der intelligente Aktivlautsprecher
Manger MSMS1: der perfekte Impuls

Die Elektronik:

Test Atoll IN 300: superber DAC-Vollverstärker für 2.800 Euro
Test Vollverstärker Octave V 80 SE: Röhre mit Kraft
Test McIntosh MA 7900 AC: der Cadillac Vollverstärker

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.