Es war einmal: Bei einem Festival-Ausklang lernen sich vier Musiker näher kennen, finden sich dufte und beschließen fortan auch als Quartett die Gitarren erklingen zu lassen. Eine gute Idee. Denn gleich ihr Debüt-Konzert 2012 in Dresden begeisterte Zuhörer wie Kritiker. Dabei sollte es nicht bleiben, angesichts der vierfachen Virtuosität – Auftritte in New York, Moskau, Bergen, Chicago, Mexiko oder Indien folgten. Eine schöne Geschichte.
Dass jetzt, nach rund zehn Jahren ihr erst zweites Album erscheint, könnte auf die Vielbeschäftigung der Vier hinweisen. Denn der Kroate Zoran Dukić leitete Musik-Hauptfachklassen mehrerer Hochschulen in Europa, zurzeit lehrt er am „Royal Conservatory“ in Den Haag. Zudem spielt er solo oder im Duo mit Aniello Desiderio und gilt als einer der meistbeschäftigten Konzertgitarristen. Pavel Steidl aus Tschechien fokussiert bravourös klassisch-romantische Weisen, die ihm viele Auszeichnungen einbrachten. Auch er lehrt in Den Haag. Thomas Fellow kennen Audiophile bereits von seinen Duo-Ausflügen mit Constanze Friend alias Friend ’n Fellow. Der deutsche Gitarrist blickt auf über 2000 Konzerte in rund 30 Ländern zurück, darunter mit Ray Charles, Luther Allison oder Tommy Emmanuel. An der Musikhochschule Dresden leitet er die Ausbildung für „Akustische Gitarre“. Reentko Dirks bedient neben seiner Gitarre auch Percussion und komponiert erfolgreich, was man zum Beispiel im Programm des „Cirque De Soleil“ oder in der Semperoper Dresden hören kann. Thomas Fellow beschreibt das Teamwork so. „Wo es zuvor um die Einheitlichkeit des Klanges ging, suchten wir nach der Vielfalt. Jeder von uns spielt gewissermaßen ein anderes Instrument oder eine andere Rolle. Oder noch besser mehrere gleichzeitig…“
Die Musik von „Fourtune“: Tontechnisch begeistert das Album als Klang-Fest, das jedes feinste Picking, Gitarrenkörper-Klopfen oder -Streicheln plastisch greifbar an die Ohren dringen lässt. Eingebettet in tolles Raumambiente und gesegnet mit authentischen Klangfarben.
Konzert, Klassik, Jazz, Latin und mehr: Das Quartett interpretiert auf „Fourtune“ charakterlich vielfältige Stücke herzerfrischend neu, so aus der Notenfeder von Astor Piazzolla, Frank Zappa („Father O’Blivion“ oder Harry Belafonte („Turn The World Around“) nebst Kompositionen aus eigener Reihe wie Pavel Steidl’s „Pictures Of Moravia“ oder „Fuga Non Fuga“ von Reentko Dirks. Sogar eine Tarantella, getauft auf „Coronella“ hat ihren sprühenden Auftritt. Die Stücke strotzen nur so von geballter Spielfreude und abwechslungsreichen Saiten-Sprüngen. Da verstehen sich vier blendend und erschaffen hinreißende, eigenständige Stücke, die sich durchaus ins Regal neben „Saturday Night In San Francisco“ stellen lassen, wenn auch mit anderer DNA.
Als visuell-akustischer Appetithappen: Zappas „Father O’Blivion“
Bewertung
Bewertungen
MusikKlangRepertoirewertGesamt |
Weitere audiophile Empfehlungen:
Kristin Asbjørnsen „Hjemveier“: das audiophile Album der Woche
Al Di Meola „Twentyfour“: das audiophile Album Juli 2024
Die audiophile Aufnahme: Gert Kapo „Amanet“
Das Audiophiles Album der Woche: Taranczewski „Lom“
Das audiophile Album: Lizz Wright „Shadow”