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Cover WiiM vs. eversolo
Die angesagten Streaming-Vollverstärker eversolo PLAY und WiiM Amp Ultra im Vergleich. Wer macht das Rennen? (Montage: F. Borowski)

Fazit eversolo PLAY und WiiM Amp Ultra: die beiden Überflieger im Vergleich

Es sind die derzeit wohl am heißesten diskutierten Streaming-Verstärker und jeder will wissen, welcher besser ist: der WiiM Amp Ultra oder der eversolo PLAY? Beide liegen preislich deutlich unter 1.000 Euro und bieten doch alles, was man sich von einer HiFi-Anlage anno 2025 nur wünschen kann. Nur noch die Lieblingslautsprecher anschließen und los geht der Musikspaß. Hier also unser Fazit eversolo PLAY und WiiM Amp Ultra.

In den LowBeats-Einzeltestes haben sowohl der eversolo PLAY als auch der WiiM Amp Ultra hervorragend abgeschnitten. Doch die Praxis zeigte, dass die Beiden viel mehr unterscheidet, als ihre Prospektdaten vermuten lassen. Trotzdem haben wir hier erst mal für Sie eine tabellarische Gegenüberstellung gemacht:

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Bitte beachten Sie, dass die Tabelle nur den Stand ihrer letzten Aktualisierung repräsentiert, soweit die Daten ermittelt werden konnten. Durch etwaige Software/Firmware-Updates seitens der Hersteller können sich jederzeit Abweichungen ergeben. Die Gegenüberstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit (Tabelle: F. Borowski)

Fazit eversolo PLAY und WiiM Amp Ultra: kein Sieger, nur zwei Gewinner

Ginge es nur nach dem Preis und der Verstärkerleistung, stünde ein eindeutiger Sieger fest: Der WiiM Amp Pro ist 100 Euro günstiger als die Non-CD-Version des PLAY und hat auch noch eine schicke Fernbedienung im Lieferumfang, die bei der Konkurrenz ein paar Euro extra kostet. Und die Datenblätter verraten, dass der Amp Ultra auch noch einige Watt mehr Ausgangsleistung mitbringt. Und das, obwohl beide Amps die gleichen Class-D Verstärkerchips von Texas Instruments einsetzen.

Und doch ist die Entscheidung nicht so einfach. Wie bei vielen Dingen im Leben kommt es auch hier auf die Umstände, den Anspruch und den genauen Einsatzzweck an. Und womöglich auch auf bestimmte Einzel-Features. Beispiel: Wer unbedingt (aus welchem Grund auch immer) Musik mit AirPlay an den Verstärker senden will, für den kommt der WiiM nicht in Frage. Ebenso wenig, wenn ein Plattenspieler direkt angeschlossen werden soll, denn der Amp Ultra unterstützt Apples Übertragungsprotokoll nicht und hat keinen Phono-Eingang. Der eversolo hingegen schon.

Mancher könnte sich auch Gedanken um die Größe machen. Beide Kandidaten sind „mini“ im Vergleich zu HiFi-Komponenten im „Rastermaß“ von 43 cm Breite. Und beide vereinen die komplette Elektronik von der Quelle bis zur Verstärkung in einem Gehäuse. Aber der Amp Ultra ist noch ein Stück kleiner und unauffälliger als der eversolo. Doch er hat auch ein deutlich kleineres Display. Insbesondere mit bestimmten Screens des eversolo ist dessen Bildschirm vom Hörplatz aus deutlich besser ablesbar.

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Die Kontrahenten von WiiM und eversolo sind im Vergleich zu herkömmlichen HiFi-Komponenten viel kompakter und damit fast überall unterzubringen (Foto: F. Borowski)

Klangvergleich: Beide gut, beide kein High End

Rein theoretisch ist das wichtigste Kriterium überhaupt der Klang einer HiFi-Komponente. Aber wir leben in Zeiten, in denen sich auf einem sehr hohen Niveau darüber ausgelassen wird, was besser oder schlechter ist. Relevant wäre das, wenn es sich um teure High-End-Produkte handeln würde, bei denen Nuancen eine wichtige Rolle spielen, oder wenn PLAY und Amp Ultra gravierende tonale Unterschiede aufweisen würden, was aber nicht der Fall ist.

Beide Amps können mit einer neutralen und lebendigen Spielweise überzeugen, die sie an einer Vielzahl unterschiedlicher Lautsprecher verwirklichen können. Lautsprecher, die dann letztendlich den viel größeren Unterschied machen. Der WiiM ist insofern leicht im Vorteil, da er mit seiner größeren Ausgangsleistung auch etwas leistungshungrigere Boxen antreiben kann. Aber aus klanglicher Sicht bringt ihm das keinen Vorteil. Beide Kontrahenten klingen sehr anständig für ihren Preis, sind im Vergleich zu Top-Verstärkern aber etwas dünn auf der Brust.

Dank ihrer umfangreichen DSP-Features und Raumeinmessung kann der Klang an bestimmte Vorlieben angepasst und gewisse raumakustische Unzulänglichkeitene damit kompensiert werden. Insbesondere dann, wenn auch noch ein Subwoofer zum Einsatz kommt – was dann Hauptlautsprecher per Hochpass ein wenig im Bass entlastet –  wird der kleine Leistungsnachteil des eversolo noch unbedeutender.

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Der Amp Ultra ist eine ultra-kompakte Komplett-Anlage mit allem Komfort. Nur Lautsprecher müssen noch angeschlossen werden (Foto: F. Borowski)

Praxiseigenschaften machen den Unterschied

Im täglichen Umgang mit den Geräten zeigen sich gewisse Unterschiede, die letztlich den Ausschlag geben können. Und das lässt sich in etwa so zusammenfassen: Der WiiM Amp Ultra ist etwas mehr „Apple like“ und insgesamt einfacher, übersichtlicher, ja familientauglicher. Der eversolo hingegen ist etwas mehr was für Nerds, die sich mehr Einstellungsmöglichkeiten im Detail wünschen.

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Für 100 Euro mehr ist der PLAY mit einem seitlich integrierten CD-Laufwerk erhältlich über das auch CDs gerippt werden können (Foto: eversolo)

Beide Hersteller sind derzeit unangefochten, wenn es um vorbildliche Sofwareentwicklung geht. Egal ob bei der Funktionalität der Apps oder der Gerätefirmware. Sowohl WiiM als auch eversolo machen hier allen anderen vor, wie es besser geht. Das bedeutet nicht, dass sie fehlerfrei sind. Wie es bei komplexer Software nun mal der Fall ist, gibt es keine Perfektion, nur ständige Weiterentwicklung. Doch genau in dem Bereich sind die beiden Hersteller führend in der Audio-Streamingwelt.

Bei genauer Betrachtung – vor allem der Apps – zeigt sich abermals die etwas andere Ausrichtung. Die WiiM ist noch einfacher verständlich und teilweise auch ausgereifter. Das betrifft nicht nur kleine Übersetzungsfehler, die beim eversolo noch ausgemerzt werden müssen, sondern auch die Logik der Bedienung, die bei WiiM etwas intuitiver nachvollziehbar ist. Auch bei einigen Spezialfunktionen hat WiiM die Nase leicht vorn. So ist beispielsweise die automatische Raumeinmessung nach meinen Erfahrungen in verschiedenen Räumen und mit unterschiedlichen Lautsprechern bei WiiM stets ein echter Gewinn, bei eversolo hingegen eher ein Glücksspiel. Die Erfassung der Raumakustik sieht zwar im Frequenzgang sehr präzise aus, aber die Kompensation führte bei meinen bisherigen Versuchen nicht immer zu überzeugenden Ergebnissen.

Bei der Displaygröße gewinnt ganz klar der eversolo (Foto: F. Borowski)

Wo der eversolo wieder Boden gut macht, ist bei der Einstellungsvielfalt und den Anzeigeoptionen. Damit meine ich nicht nur, dass er mehr schicke virtuelle VU-Meter bietet, sondern dass seine unterschiedlichen Wiedergabescreens auch für die Erkennung aus der Distanz gute Optionen bieten. Aber hier wie dort gibt es auch Detailanzeigen, die nur aus unmittelbarer Nähe zu erkennen sind.

Und noch einen gravierenden Pluspunkt gibt es für den PLAY: Zumindest für diejenigen, die gerne Apple Music als Streamingdienst nutzen wollen. Denn nur der eversolo PLAY (und seine Geschwister) sind in der Lage, Musik von Apples Streamingdienst bitperfekt und in HiRes wiederzugeben. Näheres dazu finden Sie im Einzeltest des PLAY.

Das größte Manko des PLAY ist sein eigentlich nicht vorhandener Standby-Modus. Zwar gibt es im Ausschaltmenü einen Punkt „Standby“, doch der bietet keine Netzwerkbereitschaft und verbraucht kurioserweise genau so viel Energie, wie der Modus „Ausschalten“, bei dem das Betriebssystem herunterfährt. Im Standby kann der PLAY nur über einen Wake-on-LAN-Befehl aufgeweckt werden – was natürlich nur funktioniert, wenn auch LAN verbunden ist. Bei reiner WLAN-Verbindung kann das Gerät nur über die (optionale) Fernbedienung oder am Gerät eingeschaltet werden. Das bedeutet auch, dass der Fernseher ihn über HDMI nicht aus dem Standby aufwecken kann. Und auch nicht ausschalten. Die einzige Möglichkeit: Eingeschaltet lassen und per Bildschirmschoner das Display nach eingestellter Zeit abschalten lassen. Aber so verbraucht er permanent über 6 Watt. Und das ist zu viel für „Standby“.

Der WiiM Amp Ultra ist in dieser Hinsicht nur unwesentlich besser. Auch er bietet keinen Low-Power-Standby-Modus, sondern nur einen Netzwerk-Standby, in dem eigentlich nur das Display ausgeschaltet und die Ausgänge deaktiviert werden. Im Prinzip ist das Gerät damit „Always On“, was mit einem permanenten Stromverbrauch zwischen 3 und 6 Watt einher geht. Hier haben beide Hersteller ihre Hausaufgaben nicht gemacht und sollten sich ein Beispiel an Japanern wie Technics oder Yamaha nehmen, die ihre Geräte in Standby mit deutlich weniger als 2 Watt in voller Netzwerkbereitschaft halten können, womit sie auch für die App sichtbar bleiben.

Zusammenfassung: Die Qual der Wahl

Sowohl der WiiM Amp Ultra als auch der eversolo PLAY sind Vorreiter einer neuen Generation von Einsteiger-HiFi-Systemen. Beide bieten modernste Streamingfunktionen und ausgezeichnete Softwareunterstützung, von denen sich selbst vielfach teurere Konkurrenten mehr als nur eine Scheibe abschneiden könnten.

Ein Besser oder Schlechter gibt es zwischen diesen beiden aber nicht. Nur ein Entweder/Oder. Der WiiM gefällt durch ein noch einfacher zu durchschauendes Gesamtkonzept und sein auch optisch noch cleaneres Erscheinungsbild, das nicht ganz zufällig an gewisse Produkte aus Cupertino erinnert. Der eversolo PLAY punktet hingegen mit mehr Tiefe bei den Einstellungsmöglichkeiten und mehr Anschlussoptionen, insbesondere Phono für MM und MC. Klanglich sind beide auf Augenhöhe.

Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass beide Kandidaten auf ihre Weise Gamechanger sind, die die Einsteigerklasse der Streaming-Vollverstärker gehörig aufwirbeln – keep on the good work!

Hier geht es zu den Einzeltests:

Test eversolo PLAY: Der will wirklich nur spielen!
Test Streaming-Vollverstärker WiiM Amp Ultra

Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.