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Gehörschutznorm EN 50332 Technik-Wiki

Um Gehörschäden durch lauten Musikgenuss vorzubeugen, hat der Gesetzgeber eine entsprechende Verordnung erschaffen: Die Gehörschutznorm EN 50332 gibt vor, dass bei mobilen Kombinationen aus Hörer und Zuspieler bei vollaufgedrehter Lautstärke ein Grenzwert von 100 Dezibel nicht überschritten werden darf.

Damit man Hörer und Zuspieler auch herstellerübergreifend kombinieren kann, sind in der EN 50332 auch die Grenzwerte für beide Katergorien separat vorgegeben: Für mobile Player gilt, dass der maximale Spannungswert am Kopfhörerausgang mit einem normgerechten Testsignal 150 Millivolt nicht überschreiten darf.

Weil sie präventiv vor Gehörschäden schützt, ist die DIN EN 50332 grundsätzlich eine gute Maßnahme. Ihre Nachteile seien jedoch nicht verschwiegen: So kann es vorkommen, dass normgerechte Hörer oder Zuspieler unterschiedlicher Herkunft oder auch als komplette Kombination keine wirklich HiFi-gerechte Lautstärke erreichen. Der Grund: Die Gehörschutznorm EN 50332 gibt zwar obere, jedoch keine unteren Grenzwerte vor, sodass beispielsweise auch Hörer mit in der Praxis nicht immer ausreichender Empfindlichkeit durchaus normkonform sind.

Nicht ganz unproblematisch ist außerdem auch die Tatsache, dass sich die Vorgaben für das zur Messung verwendete Testsignal vorrangig an den durchschnittlichen Pegelwerten heutzutage üblicher Musikproduktionen orientieren. Die aber sind gerade in den letzten Jahren sehr stark angestiegen, weil laute Produktionen vordergründig zunächst mal als besser klingend beurteilt werden (Stichwort „Loudness War“).

In der Praxis führt das dazu, dass die mit mobilen Kombis erzielbare Lautstärke bei gängiger Musik zwar meist mehr als ausreichend ist – knapp wird’s allerdings häufig bei Musik mit geringeren Durchschnittspegeln, beispielsweise älteren, also weniger laut gemasterten oder highfidelen Produktionen, die aus klanglichen Gründen nicht auf Lautstärke, sondern vielmehr auf natürliche Dynamik ausgerichtet sind. Nicht zu vergessen auch die Tatsache, dass der maximale Schalldruckpegel nach EN 50332 von 100 Dezibel für eine mobile Kombi auch dann nicht überschritten werden darf, wenn ein eventuell vorhandener Equalizer voll aufgedreht wird.

Soll es ein Hörer sein, der unter allen Umständen ausreichend Lautstärke an mobilen Playern erzeugen kann, achtet man bei den Herstellerangaben auf die Angabe „Kennschalldruckpegel“: Diesen ermitteln die Hersteller bei einer Eingangsleistung von 1 Milliwatt – je höher der angegebene Dezibel-Wert, desto lauter ist der Hörer bei gegebenen Eingangssignal. Um die Vorgaben der EN 50332 auszureizen, sollte der Hörer Kennschalldruckpegel um 103 Dezibel liefern.

Beitrag zum Thema:
Test: In-Ear-Hörer Astell & Kern AKT8iE

 

 

Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.