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LowBeats hatte Gelegenheit, die neuen Linn Mono-Endstufen Klimax Solo 500 bei Speakers Corner in Kiel Probe zu hören (Montage: F. Borowski)

Linn Klimax Solo 500 Mono-Endstufen bei Speakers Corner im ersten Klang-Check

Mit den Klimax Solo 800 hat die schottische Edelschmiede Linn im vorigen Jahr Mono-Endstufen der Superlative vorgestellt, die mit zahlreichen technischen Innovationen aufwarten. Mit ihrem Preis von knapp 45.000 Euro pro Stück bleiben die Kraftpakete für die meisten HiFi-Enthusiasten jedoch vollkommen unerschwinglich. Die Hoffnung lag auf einem Downsizing der Solo-800-Technik. Und genau das ist jetzt in Form der Monos Klimax Solo 500 geschehen. Tatsächlich liegen die kompakten Klangkraftwerke preislich deutlich unter den Spitzenmodellen, doch auch 28.000 Euro pro Stück sind wahrlich kein Pappenstiel.

LowBeats hat in Kiel zu den renommierten Linn-Händler Speakers Corner besucht, der als einer der ersten Fachhändler in Mitteleuropa die Solo 500 vorführbereit hat. Der Hörtest nahm allerdings noch eine unerwartete Wendung.

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Typisch Linn mit grandios minimalistischem Design und trotzdem hoher Wiedererkennbarkeit (Foto: Linn)

Linn Solo 500 vorgestellt

Wer Linn kennt und vielleicht auch schon mit den Vorgängern Klimax Twin geliebäugelt hat (die übrigens nach wie vor zu etwa dem halben Preis der Solo 500 angeboten werden), der weiß, dass die Schotten nicht auf Standardtechnik setzen. Auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, denn die verbaute Schaltung ist im Kern eine „herkömmliche“ Class-AB-Schaltung. Bei diesem Prinzip wird – möglichst knapp ausgedrückt – die Vorspannung der Basis-Emitter (Gain) so ausgelegt, dass die Transistoren jederzeit stromführend sind, sich aber immer im unteren Bereich der Transistor-Kennlinie bewegen. Dadurch liegt der benötigte Ruhestrom deutlich niedriger als bei reinem Class-A. Mit zunehmender Leistungsanforderung muss aber irgendwann in den Class-B-Betrieb gewechselt werden. Tatsächlich laufen die meisten Class-AB-Verstärker nur mit ca. 5 bis 10% ihrer möglichen Ausgangsleistung in Class-A.

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Nein, das ist kein Streamer: die RJ45-Buchse ist nur für Service-Zwecke. Aber für eine Mono-Endstufe ist alles Wichtige vorhanden. Einschließlich Trigger und Schalter für die Logo-Helligkeit (Foto: Linn)

Aber zurück zu den Klimax Solo 500. Auch Linn nutzt dieses Prinzip, hat jedoch eine neue Methode entwickelt, um den Bias-Strom dynamisch und in Echtzeit an die tatsächliche Last anzupassen. Eine digitale Schaltung mit FPGA ermittelt dazu ständig die Stromstärken an jedem einzelnen der verbauten Transistoren.

Ehrlich gesagt ist auch das nicht vollkommen neu. So hat beispielsweise Krell schon in den neunziger Jahren Verstärker mit adaptivem Bias gebaut. Noch nicht mit den allermodernsten, heute verfügbaren Prozessoren und nicht mit kontinuierlicher Anpassung, sondern in fünf Stufen, aber in der Zielsetzung doch sehr ähnlich. Auch andere Verstärker-Produzenten verwenden ähnliche Schaltungen.

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Die Endstufen können (wie hier) pro Kanal direkt von der Quelle/Vorstufe verbunden werden – oder mittels durchgeschleiftem Signal. Das ermöglicht auch Bi- oder Tri-Amping (Foto: F. Borowski)

Linn verspricht mit seiner Lösung (die sehr schnell, kontinuierlich und pro Transistor arbeitet) eine besonders hohe Effizienz zu erzielen. Was aber eine Frage der Perspektive ist. Zunächst muss hier die enorme Ausgangsleistung der Solo 500 berücksichtigt werden. So schaffen die vergleichsweise kleinen Amps (B 350 x T 364 x H 88,5 mm) mit knapp 11 Kilogramm pro Gerät eine erkleckliche Ausgangsleistung von 500 Watt an 4 und 250 Watt an 8 Ohm. Das ist sehr viel, bezogen auf die Größe der Endstufen, aber im Vergleich zu modernen Class-D-Schaltungen nicht gerade Rekordverdächtig. So bringt es beispielsweise der ausgezeichnete Vollverstärker Aavik I-580 auf eine noch höhere Ausgangsleistung. Und zwar in einem einzelnen Gehäuse von ähnlicher Größe wie eine Solo 500 und mit weniger Abwärme und weniger Ruhestromverbrauch. Die Solo 500 ziehen nämlich, wie wir bei Speakers Corner nachgemessen haben, im Leerlauf exakt und kontinuierlich 44,2 Watt. Pro Stück bzw. pro Kanal. Für eine Class-AB-Schaltung, die offenbar sehr weit im Class-A-Betrieb läuft, ist das dennoch sehr effizient.

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44,2 Watt konstanter Stromverbrauch im Leerlauf: Die Solo 500 mögen technisch gesehen sehr effizient sein, aber nicht so sehr wie Class-D (Foto: F. Borowski)

Weitere technische Leckerbissen der Solo 500, die von der großen Solo 800 entliehen wurden, sind das neu entwickelte Utopik Netzteil, das immer nur die Leistung liefert, die für das gerade verstärkte Audiosignal und die gewählte Lautstärke erforderlich ist. Wirklich beeindruckend ist, wie leise das Netzteil ist. Selbst mit dem Ohr direkt auf dem Gehäuse ist nicht das allerleiseste Brummen zu vernehmen. Das ist alles andere als selbstverständlich. Insbesondere lineare Netzteile mit großen Trafos brummen praktisch immer – mal mehr, mal weniger. Und viele Schaltnetzteile zwitschern oder surren. Nicht so die Utopik-Netzteile in den Solo 500.

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Screenshots aus dem Promo-Video. Hier die „Röntgenansicht“ (Screenshot: F. Borowski)

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Komplexer Aufbau in mehreren Etagen (Screenshot: F. Borowski)

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Zwei Lüfter im Inneren kommen nur bei hoher Last zum Einsatz. Sie lassen die angesaugte Luft durch ein spezielles Kühlrippensystem fließen, um die Leistungstransistoren zu kühlen (Screenshot: F. Borowski)

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Durch die oberen Öffnungen strömt die Wärme aus dem Gehäuse (Screenshot: F. Borowski)

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Zudem kommt ein aufwändig konstruiertes und digital kontrolliertes Kühlsystem zum Einsatz. Mit Lüftern! Ich als absoluter Lüfter-Hasser kann Entwarnung geben: Die kleinen Lüfter springen wirklich nur bei höherer Dauerleistung an und sind auch dann praktisch nicht vernehmbar. Zumal sie dann von der Musik übertönt werden. Aber auch in Musikpausen ist nichts vom Kühlsystem zu hören. Auf außenliegende Kühlrippen konnte Linn bei der 500er dadurch verzichten. Ähnlich wie bei modernen Computern, wie einem Apple Mac mini M4 oder MacBook Pro, hat Linn eine sehr clevere Führung des Luftstroms entwickelt, um die Wärme möglichst gleichmäßig und effizient an den neuralgischen Punkten abzuführen. Angesaugt wird die Luft durch Öffnungen an der Rückseite und abgeführt durch die sichelförmigen Öffnungen an der Oberseite. Die sind übrigens in das massive Gehäuse gefräst und sollen wegen ihrer diffizilen und feinen Enden eine große Herausforderung in Sachen Fertigungspräzision sein.

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Hier noch mal die stylischen Lüftungsöffnungen in voller Pracht (Foto: F. Borowski)

Das ganze Gehäuse ist dementsprechend Linn-typisch auf allerhöchstem CNC-Qualitätsniveau und besteht aus nur drei Aluminiumteilen – Bodenplatte, oberes Gehäuse und Rückwand. Linn beschreibt das schön blumig so: „Ein variabler Hohlkehlschnitt im Aluminium führt zu einer abgeschrägten Kante und einem auffälligen Mittelstück: ein hinterleuchtetes Linn-Emblem in der Mitte eines Miniatur-Rondells, mit radial gerilltem Chromstreifen und einem Außenring aus Stahl. Das Emblem hat Tiefe und reflektiert das Licht dynamisch, wenn es aus verschiedenen Positionen betrachtet wird. Jeder Verstärker im System reflektiert das Licht und erzeugt seine eigenen Schatten, was zur charakteristischen Ästhetik des Solo 500 beiträgt.“

Ich kann nur so viel dazu sagen: Für mein Verständnis von Ästhetik – Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden – sind die Klimax Solo 500 wirklich traumhaft schön und ein Musterbeispiel für gelungenen Minimalismus, der aber nicht sklavisch den Bauhaus-Regeln folgt. Wie so oft im High End können Bilder auch hier die reale Güte der Formen und Oberflächen nur ungenügend abbilden. Ich für meinen Teil bin hin und weg.

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Wie ein architektonisches Meisterwerk. Der Solo 500 aus der „Ameisenperspektive“. Aus diesem Winkel ist auch der an der Unterseite angebrachte, aber gut zugängliche Hauptschalter erkennbar. Bleibt der auf „On“, gibt es eine Standby-Funktion mit drei Einstellungen: „Deep“, „Shallow“ und „No auto-standby“ (Foto: F. Borowski)

Erster Höreindruck

Dass Speakers Corner als einer der ersten Linn-Händler die Solo 500 bekam, hat sich schnell herumgesprochen. Als erste Kunden reisten Linn-Enthusiasten extra aus Dänemark an die Kieler Förde. Speakers-Corner-Chef Kay Hinrichsen hat für die Demonstration eine teilaktive Version von Linns Flaggschiff-Lautsprechern 360 (ab ca. 65.000 Euro) aufgebaut. Als Quelle kamen sowohl Linns Klimax Streamer und Plattenspieler zum Einsatz. Dazu gleich noch mehr, denn hierzu gab es bei Speakers Corner etwas Tolles zu erleben.

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Das Hör-Setup an der Ausgabeseite (Foto: F. Borowski)

Inzwischen kenne ich die akustischen Bedingungen in den Hörräumen von Speakers Corner recht gut, aber natürlich kann auch diese Hörsession nur als erster grober Eindruck durchgehen, denn die gesamte Wiedergabekette ist mir – zumindest in der Kombination – nicht vertraut. Und Lautsprecher mit aktivem Bass sind auch nicht gerade hilfreich dabei, das volle dynamische Potenzial der Endstufen auszuloten. Da herauszuhören, welchen Anteil die Endstufe(n) beisteuert, ist kaum möglich. Der Umbau bzw. der Wechsel zu rein passiven Lautsprechern wäre möglich gewesen, aber das hätte meinen Zeitplan an dem Tag gesprengt. Nur so viel kann ich schon sagen: Was die Solo 500 in den Mitten und Höhen an zartem Schmelz aus den Lautsprechern zaubern, ist Class-A+++. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich die Solo 500 in den eigenen vier Wänden und mit vertrauter Referenz-Kette testen.

Die Hörtest-Wendung

Der Hörtest nahm aber noch eine unerwartete Wendung, als Kay Hinrichsen mich beiläufig darauf aufmerksam machte, dass er einen Linn Klimax LP12 (ca. 30.000 Euro) mit der optionalen Holzzarge namens Bedrock umgerüstet hat, die allein sagenhafte 10.410 Euro kostet. Die kann aktuell bei dem Kieler Linn-Händler im direkten Vergleich mit einem gleich bestückten LP12 mit Standard-Zarge gehört werden.

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Zwei gleich ausgerüstete Linn LP12, aber einer davon (rechts) mit Bedrock-Zarge. In der Mitte der Klimax DSM als Digitalquelle (Foto: F. Borowski)

Die Bedrock-Zarge wird aus dutzenden orthogonalen Schichten Buchenholz unter extremem Druck und Hitze zu einem massiven Klotz verpresst, der Panzerholz-ähnliche Festigkeit aufweist. Aus diesem Block wird dann die Zarge in einem Stück dreidimensional herausgefräst.

Hinrichsen legte zunächst eine LP von Neil Diamond aus dem Jahr 1972 auf den normal-beplankten LP12. Nach ein paar Minuten wanderte die Scheibe auf den mit Bedrock modifizierten LP 12. Ich will nicht behaupten, dass mich der Unterschied sofort aus den Socken gehauen hätte, aber Diamonds Stimme hatte plötzlich viel mehr Luft und Atmosphäre, manche instrumentale Details waren mir zuvor gar nicht aufgefallen und der Bass wirkte etwas schlanker, was sich später einfach als viel konturierter und präziser herausstellte.

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Die Bedrock-Zarge kostet noch mal rund 10.000 Euro extra (Foto: F. Borowski)
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Etliche Lagen Buchenholz werden verpresst und die Zarge dann in einem Stück ausgefräst (Foto: F. Borowski)
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Die Bedrock-Zarge ist teuer, sieht aber fantastisch aus und wertet den LP12 klanglich deutlich auf (Foto: F. Borowski)
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Genau diese ersten Eindrücke bestätigten sich umso mehr mit einer anderen LP, diesmal von Carol Kidd – All My Tomorrows, einer herausragend guten 180-Gramm-Pressung von Speakers Corner übrigens! Die ist leider längst ausverkauft.

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Carol Kidd – All My Tomorrows: Eine herlich klingende, aber längst vergriffene LP, die von Speakers Corner für Linn gepresst wurde (Foto: Kay Hinrichsen)

Da ich im zweiten Durchgang besser wusste, worauf ich achten muss, fiel die Einordnung umso leichter und der Unterschied schien umso größer. Carols Stimme verzauberte umso mehr und die Musik perlte dank Bedrock um eine ganze Größenordnung feiner und lebendiger aus den Boxen. Ob dies einen derartig hohen Aufpreis rechtfertigt, mag jeder für sich selbst entscheiden. Aber unerheblich ist der Unterschied wahrlich nicht. Wer 30 Riesen (plus System) für einen Plattenspieler ausgibt, hat vielleicht auch noch weitere 10K für dieses Zauberzarge übrig.

Vorläufiges Fazit Linn Klimax Solo 500 (und Bedrock-Zarge für LP12)

Auch wenn meine aktuelle Referenzendstufe Moon 761 (übrigens auch Class-AB) nicht gerade klein ist, gefällt mir das energie- und platzsparende Konzept der Linn doch eigentlich noch mehr. Darum bin ich auch so heiß darauf zu erfahren, ob sich die Linn wirklich gegen „klassische“ Endstufenkonzepte mit dicken Ringkerntrafos durchsetzen können. Das beim Kieler Linn-Fachhändler Speakers Corner Gehörte war vielversprechend, konnte aber aufgrund der beschriebenen Umstände noch nicht zu einem Urteil führen.

Der Preis dieser Traumendstufen ist nur leider nach wie vor ein großes Hindernis. Viele Fans dürften daher erst mal weiter warten, und zwar auf eine Stereo-Version, die einfach der nächste logische Entwicklungsschritt wäre.

Der Überraschungshörtest mit Linns Bedrock-Zarge am LP12 entpuppte sich als gelungener Bonus bei meinem Besuch. Konnte ich die Endstufen erst mal nur auf ihre äußerlichen Qualitäten abklopfen, erlaubte der Zargen-Klangvergleich ein klares Urteil. So kostspielig die Bedrock-Zarge auch ist; wer sie sich leisten kann, wird seinen LP12 nach der Umrüstung kaum wiedererkennen.

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.