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Startbild Linn Klimax Solo 500
Die Mono-Endstufen Klimax Solo 500 von Linn sind ultra-teuer (55.920 Euro/Paar), aber auch spektakulär gut, wie sie im LowBeats-Test bewiesen haben (Foto: F. Borowski)

Test Linn Klimax Solo 500 – so sehen fortschrittliche Verstärker aus

Schneller als gedacht und schon kurz nach dem ersten Kennenlernen hatten wir die Möglichkeit, Linns außergewöhnliche Mono-Endstufen Klimax Solo 500 ausgiebig in bekannter Testumgebung hören zu können. Die Amps lösen die vor über 25 Jahren erstmals verkauften Vorgänger gleichen Namens ab. Lesen Sie hier den ausführlichen und detaillierten Erfahrungsbericht von LowBeats-Autor Frank Borowski, der aus dem Schwärmen kaum noch herauskommt…

Linn Klimax Solo 500: der optimale Verstärker?

Für manche liegt der Verstärkerhimmel in Röhrenschaltungen (am besten Single Ended, 300B). Auch einige meiner geschätzten Kollegen gehören zu dieser Fraktion. Ich bin da ganz anders. Zwar weiß ich die Vorzüge des Röhrenklangs durchaus zu schätzen, doch ich bin nicht der Meinung, dass Transistor-Amps diesem in Sachen Natürlichkeit nichts entgegenzusetzen hätten.

Und dann sind da noch die rein praktischen Nachteile von Röhrenverstärkern. Sie sind oft sehr groß, schwer, heizen die Bude im Sommer zu sehr auf und verbraten zu viel kostbaren Strom, müssen gelegentlich manuell nachjustiert werden, brauchen von Zeit zu Zeit neue (teure) Röhren, sind Mikrofonie-anfällig, klingen direkt nach dem Einschalten erst mal eine Weile schauerlich und haben eine lächerliche Ausgangsleistung. Mehr als 10 Watt pro Kanal sind für besagte Single-Ended-Amps schon schwindelerregend viel.

Dann heißt es wieder, Röhrenwatt sind nicht gleich Transistorwatt und dass 10 Watt schon enorm viel wären. An entsprechend wirkungsgradstarken Lautsprechern natürlich, aber die sind nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme. Und machen wir uns nichts vor: Auch die fetteste 300B-Endstufe hat Transistor-bestückten Kraftpaketen, wie den hier getesteten Linn Klimax Solo 500, nichts entgegenzusetzen, wenn es um schiere Leistung geht. Wir reden hier von nicht weniger als 500 Watt Sinus pro Kanal an 4 Ohm – mit ordentlich Stabilitätsreserven dank der verbauten 2 kW Utopik-Netzteile.

Und dann sind da noch einige spezifische Besonderheiten, die die neuen Linn-Monos so unverschämt attraktiv machen. Nämlich eine unfassbare Verzerrungsarmut und Rauschfreiheit – die auch im Vergleich zu allen anderen mir bekannten Transistor-Verstärkern Maßstäbe setzt. Was das mit dem Klang macht, braucht nicht mit harmonischen Verzerrungen schöngeredet zu werden, die das Ohr als besonders angenehm empfindet. Es ist schlicht näher am Original, wenn der Musik keine Artefakte hinzugefügt werden. Ich mag meine Musik pur, ohne extra Puderzucker.

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Das Design der Klimax Solo 500 ist zurückhaltend, die Verarbeitung perfekt (Foto: F. Borowski)

Nun gut. Jede Jeck ist anders. Ich für meinen Teil habe nach der Vorstellung der großen Linn Klimax Solo 800 im vorigen Jahr ganz fest die Daumen gedrückt, dass Linn noch kleinere Versionen davon auf den Markt bringen würde. Und nun sind sie tatsächlich da. Die Klimax Solo 500 Mono-Endverstärker sind konzeptionell genau das, was ich mir unter einer zeitgemäßen Verstärkerlösung für allerhöchste Ansprüche vorstelle – mit Ausnahme ihres Preises. Aber das war absehbar.

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Wie ein architektonisches Meisterwerk. Solo 500 aus der „Ameisenperspektive“ (Foto: F. Borowski)

Dass ich die Monos zuvor beim hiesigen Linn-Händler Speakers Corner schon kurz kennenlernen durfte, haben Sie vielleicht mitbekommen. Falls nicht, hier ist der Report dazu. Bitte gerne reinlesen, denn ich gebe dort einige Informationen, die ich hier nicht extra wiederholen möchte. Nun hatte ich wegen der Betriebsferien des Händlers ein paar Wochen Zeit, die Monos in meinen eigenen vier Wänden und an der vertrauten Anlage ganz in Ruhe zu hören. Und jetzt habe ich ein Problem…

Ab in den Hörraum

Einige Besonderheiten der Solo 500 habe ich hier schon beschrieben, aber es gibt natürlich noch viel mehr von der Technik zu berichten. Erst mal auspacken und inspizieren.

Fangen wir bei den ersten Äußerlichkeiten an. Im Gegensatz zu vielen anderen High-End-Komponenten – oder solchen, die als High End wahrgenommen werden wollen – verzichtet Linn bei der Verpackung dieser Luxusverstärker im Gegenwert eines Mittelklasse-Autos auf jegliches Chi-Chi. Die Monos sind einzeln in ganz schnöden braunen Pappkartons verpackt, in dünne Plastikfolie gehüllt und mit Schaumstoff-Polsterungen gegen Stöße geschützt. Ein großer Zubehör-Karton obendrauf beherbergt außer viel Luft nur die Papiere und ein Standard-Netzkabel. Das kann man als lieblos und dem Anspruch unangemessen interpretieren, oder als absolut vernünftig. Denn die Kartons verschwinden ohnehin sofort im Keller oder auf dem Dachboden. Oder haben Sie eine Glasvitrine für Verpackungen im Wohnzimmer?

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Unibody: Die Oberschale des Gehäuses besteht aus einem Stück (Foto: F. Borowski)

Die Gehäuse der Solo 500 sind in Anbetracht ihrer Leistung mit rund 35 x 35 cm Grundfläche und 9 cm Bauhöhe kompakt, aber nicht winzig. Jede Solo 500 wiegt 10,6 Kilogramm, was sie zu einem Großteil ihrem sehr massivem, aus drei Teilen bestehendem, Alugehäuse verdankt sowie ihrem aufwändigen Kühlsystem. Eine massive gefräste Bodenplatte in Form eines sehr flachen Pyramidenstumpfs und eine kräftige Rückwand für die Anschlussöffnungen werden von dem aus einem Block gefrästen „Unibody“-Teil komplettiert, der Frontplatte, Oberseite und Seitenwände bildet.

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Die Lichtanimation im äußeren Ring zeigt den Ein-/Ausschaltvorgang an (GIF-Animation: Linn)

Zu den optischen Designmerkmalen der in allerhöchster Qualität veredelten Alu-Hülle gehören ein Bogen an der Front, der durch eine dreidimensionale Fräsung der Frontplatte entsteht. Das ist also keineswegs einfach nur eine Nut. In der Mitte befindet sich das „Linn Roundel“, welches über einen Lichtring per animierter Lichtsignale den Betriebszustand anzeigt. Das Roundel ist keine Taste und hat keinerlei Bedienfunktion. Überhaupt gibt es an den Monos außer der Umschaltung zwischen XLR und RCA, sowie zwei kleinen Schaltern für Ruhezustand und Beleuchtung im Alltag nichts zu bedienen.

Die Oberseite wird von sichelförmigen Lüftungsöffnungen geziert. Die sind in das massive Gehäuse gefräst und sollen wegen ihrer diffizilen und feinen Enden eine große Herausforderung in Sachen Fertigungspräzision sein. Ansonsten ist die Oberseite glatt und (im Gegensatz zu vielen Röhren-Amps) dementsprechend leicht von Staub zu befreien.

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Ca. 35 x 35 cm Grundfläche. Die hintere Kante ist sanft geschwungen und schirmt so die Buchsen etwas ab. Die Zugänglichkeit ist dadurch kaum beeinträchtigt (Foto: F. Borowski)

An der Unterseite finden sich einige Schlitze zur Luftansaugung, Seriennummer, Sicherheitshinweise und drei große Gerätefüße. Auf einem davon hat der im Werk zuständige Monteur der Endstufe per Hand unterschrieben.

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Die Unterseite: Drei üppig dimensionierte Füße sorgen für wackelfreien Stand (Foto: F. Borowski)

Die Anschlüsse

Am meisten ist naturgemäß auf der Rückseite los. Hier befinden sich alle wichtigen Anschlüsse. Zum Beispiel hochwertige Lautsprecher-Terminals, die Linn beim japanischen Spezialisten Furutech einkauft. Neben der Kaltgerätebuchse für Strom sitzt eine Erdungsklemme. Die dient normalerweise nur zur Verwendung in Ländern ohne Erdung im Netzkabel, kann aber auch bei uns genutzt werden. Etwa für spezielle Cinch-Kabel mit separatem Erdungsanschluss, oder zur Verbindung mit einer Erdungsklemme an der Steckdosenleiste oder Ground Box.

Als Mono-Endverstärker stehen pro Gerät naturgemäß nur Anschlüsse für einen Kanal zur Verfügung. Eingangsseitig wahlweise per Cinch oder XLR, die über eine Taste umgeschaltet werden. Grüne LEDs zeigen an, welcher Eingang aktiv ist. Wer nun Einwand erheben möchte, weil ja zwei Cinchbuchsen und zwei XLR-Ports zu sehen sind, sollte die Beschriftungen „IN“ und „OUT“ beachten. Die „OUT“-Buchsen schleifen das Signal nur durch. Etwa an einen zweiten oder gar dritten Solo 500 für Bi- oder Tri-Amping. – Ein teurer Spaß, aber auch dafür gibt es offenbar eine zahlungskräftige Kundschaft.

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Die Rückseite ist mit allen wichtigen Anschlüssen versehen (Foto: F. Borowski)
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Die Lautsprecher-Terminals stammen von Furutech (Foto: F. Borowski)
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Direkt unter den Cinchbuchsen sitzen je ein RJ45- und ein USB-C-Anschluss. Diese dienen lediglich Servicezwecken und dem Übertragen eventueller Updates an die interne Steuerungssoftware, sofern das nötig sein sollte. Rechts daneben sind zwei kleine Schalter, mit denen das Verhalten im Ruhezustand und die Helligkeit der Anzeige an der Front in drei Stufen umgeschaltet werden kann. Die Ruhezustand-Funktionen sind wie folgt:

    • Position 3 (oben): Kein Abschalten. (Geht nie in den Low-Power-Modus)
    • Position 2 (Mitte): „Seichter“ (Shallow) Ruhezustand nach 20 Minuten ohne Signal. Fast sofortiger Ton beim Aufwachen.
    • Position 1 (unten): „Tiefer“ (Deep) Ruhezustand nach 20 Minuten ohne Signal. Es dauert ein paar Sekunden, bis das Gerät wieder spielbereit ist.
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Cinch- und XLR-Anschlüsse, Trigger, Serviceports und Schalter zur Konfiguration. In dieser Ansicht ist auch der Unterboden gut zu erkennen, der ebenfalls aus einem Block gefräst wird (Foto: F. Borowski)

Ich benutze hier bewusst nicht den Begriff „Standby“, denn die Solos verfügen nur über einen „Idle Mode“, was besser mit „Leerlauf“ oder „Ruhezustand“ zu übersetzen ist. Für echten Standby müssten die Amps den EU-Regularien entsprechen und einen Modus mit <0,5 W Verbrauch bieten. Im Deep-Modus verbrauchen die Amps pro Stück etwa 7 Watt, im Shallow-Modus etwas mehr.

Ein On/Off-Schalter, mit dem die Endstufe komplett vom Strom getrennt werden kann, findet sich von vorn gesehen nicht sichtbar, aber gut zugänglich an der Unterseite.

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Der Hauptschalter sitzt frontseitig an der Unterkante, wo er praktisch nicht zu sehen, aber gut zu erreichen ist (Foto: F. Borowski)

A Brief History of Trigger

An der Rückseite rechts neben den Mini-Schaltern sind zwei Buchsen IN und OUT, für den seriellen Anschluss multipler Geräte für sogenannte Triggersignale. Mittels eines einfachen 3,5 mm Klinkenkabels, die mit Mono- oder Stereo-Steckern konfektioniert sind, können die Endstufen z. B. von einem Vorverstärker, der über einen Trigger-Ausgang verfügt, gemeinsam ein- und ausgeschaltet werden.

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Mono- oder Stereo-Klinkenstecker bzw. -Kabel für die Trigger-Verbindung (Foto: F. Borowski)

Das funktioniert rein analog, total simpel und absolut klangneutral mit einer (in diesem Fall) 12 Volt Spannung. Liegt die an, heißt das Einschalten, ist die Spannung weg, wird ausgeschaltet. Unabhängig davon schalten die Solos aber spätestens nach 20 Minuten ohne Signal selbst in den Standby, es sei denn, der zuvor beschriebene Schalter steht auf Position 3. Und bei anliegendem Musiksignal am Eingang schalten sich die Linn auch wieder ein, unabhängig vom Trigger. 

Die Trigger sind vor allem dazu da, dass die Endstufen beim Abschalten der Vorstufe auch sofort schlafen gehen und nicht erst 20 Minuten später. Und dazu, dass die Endstufen schon eingeschaltet werden können, bevor ein Signal anliegt, damit nicht die ersten Töne verloren gehen, bis der Amp sich per Signalerkennung aktiviert hat.

Die Schalt-Schnittstelle ist trotz ihrer simplen analogen Natur, die an uralte Technologie erinnern mag, noch gar nicht so alt. Wann genau sie das erste Mal in Erscheinung trat, konnte ich nicht genau ermitteln, aber das muss etwa Ende der Neunzigerjahre gewesen sein. Also zu einer Zeit, als es auch schon digitale Verbindungen wie RS232 und USB gab. Der Anschluss wurde für Heimkino-Komponenten entwickelt, um Geräte automatisch ein-/auszuschalten.

Im Jahr 2009 definierte die Consumer Technology Association den 12V-Trigger formal als „CEA-2009“-Standard. Diese legte damit technische Spezifikationen fest (z. B. Spannungsbereich: 3–12 V DC, max. Strom 10 mA). Marken wie Denon, Marantz, Yamaha und Krell gehörten zu den ersten, die den Anschluss in Highend-Geräten implementierten.

Im HiFi führten Trigger lange Zeit ein Schattendasein, aber aktuell kommen die Anschlüsse vermehrt in Streamern, DAC-Vorstufen, Kopfhörerverstärkern und Endstufen zum Einsatz. Da es sich um einen branchenweiten De-facto-Standard handelt, stellen Triggerports eine einfache, kostengünstige (weil Lizenzfreie) und markenübergreifend kompatible Lösung dar. Trigger nach CEA-2009-Standard können im Grunde auch nie veralten, weil sie die simpelste denkbare Schaltlösung darstellen. Ganz ohne Software und Updates. Nur passende Kabel muss man sich in der Regel separat kaufen, weil die so gut wie nie mitgeliefert werden.

Im Test habe ich die Monos per Triggerleitung mit verschiedenen Streaming-Vorstufen verbunden, darunter mit dem Moon 791 und dem eversolo DMP-A10, die über ihre Triggerausgänge die Endstufen stets absolut zuverlässig ein- und ausschalteten.

Technik: Altbekanntes neu definiert

Mono! Damit fängt es an. Um maximale Kanaltrennung zu erreichen, ist die strikte Trennung auf physischer Ebene die mit Abstand wirkungsvollste Methode. Selbst der sogenannte Doppel-Mono-Aufbau in Stereo-Endstufen erreicht nicht ganz die Kanaltrennung wie komplett separate Mono-Amps. 

Zwei Mono-Verstärker in getrennten Gehäusen und mit jeweils eigener Stromversorgung, das zahlt sich klanglich aus, wie spätestens der Hörtest bestätigt. Alles doppelt bedeutet aber auch entsprechend höhere Kosten. Insbesondere das aufwändige Casework der Solo 500 treibt den Preis in die Höhe, aber auch die ingeniösen Utopik-Netzteile und die anspruchsvoll umgesetzte Kühlung mit speziell gefrästen Kühlkörpern im Inneren über den mittig platzierten Transistoren.

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Innenansicht des Linn Klimax Solo 500 (Computergrafik: Linn)

Über die Class-AB-Schaltung mit Adaptive Bias Control der Solo 500 habe ich schon im Vorbericht ausführlich geschrieben. Hier noch mal die Details: Die Technologie der adaptiven Vorspannungsregelung (Adaptive Bias Control) basiert auf der Anpassung des Vorspannungsstroms für alle Ausgangstransistoren des Verstärkers. Ein Ansatz, den auch diverse andere Hersteller schon in ihren Endstufenschaltungen adressiert haben. Es ist eher eine Frage des „wie”. Linn macht das so: Der optimale Wert wird dynamisch und in Echtzeit ermittelt, indem der Strom gemessen, abgetastet und digitalisiert wird und dann eine Feedback-Schleife (Gegenkopplung) verwendet wird, um die Ausgangsvorspannung über einen DAC und eine neuartige analoge Vorspannungsschaltung einzustellen. Ein digitaler Regelkreis passt dabei den Vorspannungsstrom optimal für jeden einzelnen Transistoren an, so dass Übernahmeverzerrungen beim Nulldurchgang unabhängig von Temperatur, Lautstärke und dynamischen Änderungen im Musiksignal für die gesamte Lebensdauer des Verstärkers nicht mehr vorkommen. Mit anderen Ansätzen, wie etwa Krells iBias, hat das nichts zu tun. Die Linn-Amps arbeiten nämlich über ihr gesamtes Leistungsspektrum im AB-Betrieb, anstatt für wenige Watt im Class-A-Modus und darüber in Class-B.

Doch auch andere Aspekte der Schaltung sind interessant. Messtechnisch brillieren die Solo 500 beispielsweise mit sehr niedrigen Verzerrungswerten, die etwa bei der Hälfte der des Moon 761 liegen und rechnerisch satte 85 mal geringer als beim Vorgänger ausfallen sollen. Dazu kommt ein niedriger Ausgangswiderstand von 0,01 Ohm, der zu einem hohen Dämpfungsfaktor von 800 (an 8 Ohm) führt. Aber nie gesehene Rekordwerte entdecke ich in den Daten von Linn nicht. So hat beispielsweise Krell Verstärker mit noch geringerem Ausgangswiderstand im Programm. Auch viele Class-D-Amps übertrumpfen die Linns in dieser Hinsicht. Die neuen Linn-Monos sind jedoch ein Paradebeispiel dafür, dass Messwerte im HiFi oft nur sehr wenig über die klanglichen Fähigkeiten aussagen.

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In diesem etwa zehnminütigen Video erklärt Linn die Technologien der Klimax Solo 500 ausführlich.

In der Praxis fällt auf, dass die Solo 500 unglaublich rauscharm sind. Selbst bei voll aufgedrehtem Pegel mit dem Ohr direkt an den super-empfindlichen Bändchen-Hochtönern meiner Børresen 02 (natürlich ohne Musik) ist nicht das leiseste Grundrauschen zu vernehmen. Nichts! Oder zumindest so deutlich unter 1 dB, dass ich es nicht wahrnehmen kann. Kein anderer Verstärker in meinem Setup war je so rauschfrei. Nicht mal der ebenfalls vorbildlich rauscharme Aavik I-580 Vollverstärker. Ein Grund dafür könnte sein, dass Linn mit seiner intelligenten Regelung immer nur so viel Leistung an die Transistoren abgibt, wie das Signal es verlangt. Im Leerlauf führt das dann eben zu einer minimalen Leistungsabgabe und geringstem Rauschen. Doch diese absolute Reinheit des Signals ist bei jedem Musikpegel frappierend.

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Mit zunehmender Lautstärke verringern (!) sich sowohl die Verzerrungen als auch das Rauschen. Hier die neue Solo 500 im Vergleich zur Urversion (Grafik: Linn)
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(Grafik: Linn)
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Das Gleiche gilt für die Brummfreiheit der Linn-Monos. Dazu muss ich ein klein wenig ausholen. Normalerweise brummt jeder Trafo mehr oder weniger stark. Und das hat viele Gründe:

    • Magnetostriktion (Hauptursache)
    • Vormagnetisierung des Kerns (DC Offset / Gleichstromanteile)
    • Mechanische Schwingungen und Resonanzen z. B. durch lockere Wicklungen
    • Überlastung oder Betrieb nahe der Sättigung
    • Netzoberschwingungen (Harmonische)
    • Mängel in der Herstellung

Im Falle meiner Moon 761, die über einen großen Ringkerntrafo verfügt, ist ein ganz leichtes Brummen bei ganz ruhiger Umgebung sogar noch am Hörplatz vernehmbar. Gleichstromanteile kann ich hier als Ursache ausschließen. Dabei brummt diese Endstufe mit herkömmlichem Trafo schon vergleichsweise wenig. Dagegen die Linn: nichts! Auch mit dem Ohr auf dem Gehäuse höre ich nicht das geringste Summen oder Brummen. So und nicht anders sollte das sein. Nur dass kaum jemand es bisher geschafft hat, das Geräuschniveau von Trafos, egal welcher Bauart, derart zu senken.

Das Utopik genannte Bauteil ist ein Schaltnetzteil. Die Utopik-Topologie für Klimax Solo 800 und 500 verfügt laut Linn über geregelte Stromschienen. Es erzeugt eine maximale Ausgangsleistung von 2 kW und ist gleichermaßen reaktionsschnell wie effizient. Die Ausgangsspannung wird auch bei drastischen Laständerungen durch die Lautsprecherimpedanz extrem konstant gehalten. Bei schwankender Netzspannung ändert sich zudem die Ausgangsleistung nicht, sondern bleibt jederzeit stabil und hochrein.

Linn hat in den Utopik-Netzteilen der Solos das für Schaltnetzteile typische und klangschädliche Schaltrauschen minimiert und den Wirkungsgrad durch eine Technik verbessert, die als „Soft-Switching” bezeichnet wird: Ein Resonanzspeicherkreis sorgt dafür, dass die Spannung auf null fällt, bevor ein Schaltvorgang stattfindet, womit es praktisch kein Schaltrauschen mehr geben soll. Sämtliche Nachteile herkömmlicher Netzteile werden mit Utopik praktisch vermieden, ohne sich neue Probleme durch die Schalttechnik einzufangen.

Ein weiteres sehr aufwändiges und für die Gesamtperformance entscheidendes Element ist das ausgeklügelte Kühlsystem der Solo 500, die „hybride Kühlmatrix“. Die sorgt dafür, dass sich der Verstärker in jeder Lebenslage (relativ) kühl und flüsterleise verhält. Per Computersimulation entwickelte und optimierte interne Kühlrippen (3D-gefräste Teile, nicht etwa einfache Bleche) bilden ein labyrinthartiges Netzwerk aus genau dimensionierten Kanälen. Im Normalbetrieb geben die Rippen die Wärme passiv nach oben durch die „Kiemen“ und durch die Lüftungsschlitze an der Rückseite ab. Bei starker Beanspruchung (und dazu muss schon ordentlich aufgedreht werden) schaltet die „hybride Kühlungsmatrix“ des Solo 500 auf aktive Kühlung um. Zwei interne Lüfter beschleunigen dann den Luftaustausch im Gerät, sodass die Kühlkörper mehr Wärme abführen können.

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Die Kühlrippen im Inneren werden (wie das Außengehäuse) aus einem massiven Alublock gefräst. Allein dieses Teil dürfte mehr kosten als so mancher Mittelklasse-Amp (Foto: F. Borowski)

Überwacht und in Echtzeit von einem FPGA-Prozessor gesteuert, wird die erforderliche Lüfterdrehzahl durch eine Kombination aus der gemessenen Innentemperatur des Verstärkers und dem Eingangssignal bestimmt. Dadurch wird sichergestellt, dass die Lüfter unhörbar mit der niedrigsten Drehzahl laufen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt möglich ist, während sie gleichzeitig für ausreichende Kühlung sorgen, um eine Überhitzung zu vermeiden.

Ich habe die Lüfter in meinem Test niemals gehört. Auch nicht für eine Sekunde nach einem plötzlich endenden Crescendo. 

Zuverlässiger Held des Alltags

Über die Praxiseigenschaften der Linn Klimax Solo 500 gibt es eigentlich nicht viel zu berichten. Ihr Aufgabe ist nichts als die Leistungsverstärkung. Genau das tun sie mit Bravour und höchster Zuverlässigkeit. Ein paar der praktischen Besonderheiten, wie die Auto-Standby-Features und Trigger, habe ich schon beschrieben. Im täglichen Einsatz bedeutet das schlicht, die Monos erledigen absolut zuverlässig das, was sie sollen, ohne je eine Benutzerintervention einzufordern.

Bemerkenswert ist vielleicht für die Praxis noch der Umstand, dass es in den Solo 500 offenbar keinerlei Relais gibt. Beim Ein- und Ausschalten bzw. wenn die Ein/Ausgänge geschaltet werden, ist nicht das leiseste Klicken zu hören. Die Solos sind auch in dieser Hinsicht absolut geräuschlos.

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Smile: Die Solo 500 bereiten in der Praxis viel Freude und sind vollkommen unkompliziert (Foto: F. Borowski)

Wenn es überhaupt irgendetwas zu monieren gibt, dann vielleicht, dass die Eingangsempfindlichkeit der Endstufen nicht anpassbar ist, wie etwa bei der hier getesteten SPL Stereo-Endstufe S900. Oder dass es keinen echten Standby mit EU-konformen Verbrauchswerten unter 0,5 W gibt. Von diesen Kleinigkeiten abgesehen sind die Praxiseigenschaften der Solo 500 bestens. Dementsprechend gibt es dafür auch eine hohe Wertung.

Einordnung: Wo stehen die Klimax Solo 500?

Mit der Stereo-Endstufe Moon 761 habe ich seit etwas über einem Jahr einen Class-AB-Amp als Referenz im Einsatz, an dem es wirklich nichts zu bemängeln gibt. Aber das ist das Gemeine an High-End-Audio: Man meint stets, dass es von nun an nicht mehr (wesentlich) besser gehen kann, nur um dann irgendwann eines Besseren belehrt zu werden. Als lebenslanger HiFi-Nerd und erfahrener Tester ist mir dieser Umstand vollkommen bewusst. Nur dass dieser Punkt diesmal in Form der Linn-Monos so schnell kommen würde, damit habe ich nicht gerechnet.

Das Problem ist auch hier wieder das verflixte Ertragsgesetz, welches Kollege Bernhard Rietschel erst kürzlich in seinem Test des Audio Technica AT-SRT1000X anführte. Für unser Hobby bedeutet das kurz gesagt, dass für vergleichsweise kleine Klangsteigerungen unverhältnismäßig viel mehr Geld investiert werden muss. Die Linn Monos kosten im Paar (einzeln werden sie wohl nur selten verkauft) mit fast 56.000 Euro rund dreieinhalb Mal so viel wie die Stereoendstufe Moon 761 (16.000 Euro). Aber sind sie auch dreieinhalb Mal so gut? Da sich Klangsteigerungen nicht in Zahlen und Faktoren ausdrücken lassen, ist schon der Versuch des preislichen Aufwiegens zum Scheitern verurteilt. Genauso wenig lässt sich kalkulieren, ob Linns Topmodelle Klimax Solo 800 nochmals über 30.000 Euro mehr als die Solo 500 wert sein können. Tatsächlich sollen die 500er und die 800er klanglich quasi identisch sein, nur eben mit einem dem Modellnamen entsprechenden Leistungsunterschied. Die klangliche Performance und Signatur der Solo 500 soll gänzlich das Niveau der 800er erreichen.

Wenn dem so ist, müssten sie sich nur noch ausreichend von meiner Referenz absetzen. Spoiler-Alarm: Das gelang ihnen. Und zwar deutlich.

Kurzes Zwischenspiel: Atlas Hyper OCC XLR Interconnect

Bevor ich zum Hörtest komme, hier noch ein Kabeltipp. Speakers-Corner-Chef Kay Hinrichsen gab mir als kleines Extra-Leckerli zusammen mit den Endstufen noch ein XLR-Interconnect-Kabel von Atlas mit auf den Weg. Einem Hersteller, der mir bis dato nicht geläufig war, auch wenn es sich keineswegs um Neulinge handelt. Gegründet wurde das Unternehmen bereits im Jahr 2000 in Schottland von – wie könnte es anders sein – einem ehemaligen Linn-Mitarbeiter. (Fun-Fake-Fact: In Schottland arbeiten alle Menschen entweder in Whisky-Destillerien oder bei Linn.) Das Portfolio von Atlas ist umfangreich und konzentriert sich auf „high-quality no-nonsense cabling solutions“, so die Selbstauskunft.

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Atlas Hyper OCC XLR Interconnect (ca. 1.250 Euro pro Meter) (Foto: Atlas)
Atlas Cable 02
Schicke Stecker in sogenannter „Gun Metal“-Optik (Foto: F. Borowski)
Atlas Cable 01
Die Verarbeitung der Kabel ist tipptopp (Foto: F. Borowski)
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Ehrlich gesagt war ich innerlich gar nicht so begeistert von dieser Test-Beigabe, denn schließlich wollte ich die Endstufen hören und nicht Kabel testen (was immer sehr zeitaufwändig ist). Darum beschloss ich, mit den Linn-Monos in meiner Kette bei dem bekannten und wirklich hervorragenden Siltech Classic Legend 880i zu bleiben und das Atlas stattdessen in meinem Desktop-Setup gegen das dort eingesetzte Wireworld Eclipse 8 Interconnect zu testen. Mit rund 450 Euro für 1 m XLR beim Wireworld gegenüber etwa 1.250 Euro für 1 m Atlas Hyper OCC in XLR war der Vergleich preislich vielleicht nicht ganz passend, aber in Bezug auf den Klang muss das nicht viel heißen.

Umso größer war die Überraschung, als das mit sehr schicken XLR-Steckern in „Gun Metal“-Optik ausgestattete und ansonsten schlicht schwarze Atlas-Kabel beim Anschluss zwischen Vor- und Endstufe am Desktop für einen unerwartet großen Klangschub sorgte. Das Atlas spielte dermaßen frischer und offener auf als das (deutlich günstigere) Wireworld, dass ich am Ende doch noch den Vergleich mit dem knapp 3.000 Euro teuren Siltech in der Hauptkette wagte. Dessen klangliche Performance erreichte das Atlas zwar nicht ganz, hinterließ aber auch hier – vor allem gemessen an seinem Preis – einen ausgezeichneten Eindruck.

Kurzum: Mit den Atlas-Kabeln werde ich mich in Zukunft wohl noch ausführlicher beschäftigen müssen. Und damit schalten wir zurück ins Funkhaus…

Hörtest: Elektrisches Adrenalin

Als Tester mit Schwerpunkt auf Digitalkomponenten wie Streamern bin ich es gewohnt, auf vermeintlich kleine (aber nicht unbedeutende) Klangunterschiede zu achten. Mit Verstärkern sind die Unterschiede gemeinhin schon erheblich größer. Aber was hier mit den Klimax Solo 500 passierte, darauf war ich nicht vorbereitet.

Kurz zum Setup. Die Linn Monos habe ich rechts und links neben meinem Duo aus Streaming-Vorstufe Moon 791 und Stereo-Endstufe 761 platziert. Als Kabel zwischen Vor- und Endstufe(n) kam das besagte (hier getestete) Siltech Classic Legend 880i zum Einsatz. Die Leistungsverstärker waren über Ansuz Lautsprecherkabel mit den Børresen 02 SSE verbunden. Ich hatte mich auf eine längere Umsteckorgie eingestellt, um eher feine Unterschiede einordnen zu können, aber es kam anders.

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Die Solo 500 im Testsetup neben der Moon-Kombi 791 und 761 (Foto: F. Borowski)

Nicht einmal eine Minute nach dem Anschluss der Solo 500, noch bevor ich richtig am Hörplatz angekommen war, wurde mir bei den ersten Takten bewusst, dass ich es hier mit einer ganz anderen Klangliga als bisher bekannt zu tun hatte. Sofort war vernehmbar, dass meine für ihre unglaubliche Klarheit und Präzision geschätzten Børresen plötzlich wie nach einer Frischzellenkur klangen. Als würden die Solos neben dem Musiksignal auch reinen Sauerstoff in die Lautsprecher pumpen, die das konzentrierte Atemgas dann ihrerseits direkt ins Gesicht des Hörers blasen. Der Frische-Flash, den diese Endstufen zu erzeugen vermögen, wirkt wie ein Adrenalinschub auf den Metabolismus.

Nebenbei bemerkt: Mir ist während der gesamten Testphase kein relevanter Klangunterschied zwischen den gerade eingeschalteten, noch kalten Solos und bei Betriebstemperatur laufenden Solo 500 aufgefallen. Die Amps klingen vom Start weg brillant. Die Betriebstemperatur liegt übrigens – an der Oberfläche bei den Lüftungsöffnungen gemessen – bei ca. 36 Grad. Also etwa Körpertemperatur, was sich aber wegen des deutlich wärmeleitfähigeren Metalls der Endstufen viel wärmer als Haut anfühlt.

Nun galt es erst mal in Ruhe vor dem Klangaltar Platz zu nehmen und Musik auszusuchen, die ich hauptsächlich von Qobuz und lokaler SSD via Roon über den Moon 791, aber auch über den audiophilen Preiskracher eversolo DMP-A10 in die Solo 500 gespielt habe. Es wurden viele Stunden daraus.

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Zwei komplett unterschiedliche Designphilosophien (Foto: F. Borowski)

Im Bassbereich schien es, als könnten die Børresen plötzlich eine Oktave tiefer spielen als laut Frequenzgang eigentlich möglich. Der fällt ab etwa 35 Hz kontinuierlich ab. Aber mit den Linn-Amps waren gelegentlich in der Musik Bassanteile wahrnehmbar, die gefühlt deutlich darunter lagen. Als hätte jemand heimlich einen potenten Subwoofer angeschlossen. Aber alles mit absoluter Reinheit und Präzision, keineswegs mit irgendeiner aufgeblähten Überbetonung der Bässe – Irre!

Nur ein Beispiel von vielen, mit dem mich die Linn-Monos in ihren Bann gezogen haben: „Limina Luminis“ von Anna Lapwood. Ein Orgelstück, dessen Ausklang in den letzten ca. eineinhalb Minuten von einem durchgehenden Orgelton bei etwa 33 Hz (Grundton C1, wenn ich mich nicht täusche) untermalt wird. Der tieffrequente Ton ist auch über den Subwoofer in meinem Desktop-Setup deutlich vernehmbar, aber da ist das eher ein undefiniertes Brummen, während man mit den Linn und den Børresen das Vibrieren der Luft in den Orgelpfeifen und im Kirchenschiff zu fühlen glaubt.

Cover Anna Lapwood
Anna Lapwood, Firedove (Cover: Qobuz)

Die Mitten klangen mit den Solo 500 wie mit „Perwoll“ gewaschen: angenehm zart, frühlingsfrisch und strahlend. Irgendwie weißer als weiß. Nicht, dass sie vorher mit der Moon-Endstufe „verschmutzt“ geklungen haben, doch diese nie zuvor gehörte Durchhörbarkeit und räumliche Tiefe, für die mir nur das Wort „Reinheit“ einfällt, ist ein anderes Level. 

Dazu kommt die totale Abwesenheit von Rauschen und Verzerrungsartefakten. Das spielt auch und gerade in den Höhen eine Rolle, denn Details können hier sehr leicht beeinträchtigt werden. Ein Beispiel: In dem Electro-Stück „Resynthesis 3D (Binaural Version – Headphones only)“ von Max Cooper wandert der Synthy-Rhythmus am Ende des Stücks ohne begleitende Sounds von links nach rechts und wieder zurück zwischen den Lautsprechern. Dabei zieht er eine künstliche Rauschfahne mit sich, die ich so eindeutig zuvor noch nie wahrgenommen habe.

Cover Max Cooper
Max Cooper, „3D Reworks 001“ (Cover: Qobuz)

Anstatt meines üblichen Vergleichs mit dem Schwarzwert von Monitoren möchte ich hier eine andere, passende Analogie zur Verdeutlichung anbringen: Lichtverschmutzung. Sternengucker kennen das Problem, wenn zu viel künstliches Licht der Zivilisation den Blick auf die Sterne trübt. In stockdunklen Gegenden, ganz ohne Lichtquellen an der Oberfläche, strahlen die Sterne viel klarer und heller. Die Linn-Monos stellen in diesem Vergleich eine Region absoluter Dunkelheit als Beobachtungspunkt dar.

Und dann ist da noch diese gnadenlose Kontrolle, die die Linn Monos über die Lautsprecher haben. Ein Kollege nannte das sehr passend „Grip“. Die Solo 500 verfügen scheinbar über eine endlose Traktion. Dadurch hat man zu keinem Zeitpunkt, bei keinem Pegel und mit keiner Musikrichtung je das Gefühl, dass die Abbildung irgendwie aus der Bahn geraten könnte – um im Bild zu bleiben.

Fazit Linn Klimax Solo 500: Houston, I have a problem

Diese Endstufen sind mit Abstand die besten, die ich jemals gehört habe. Natürlich kenne ich bei weitem nicht alle. Aber dazu zählen auch ein paar Boliden mit deutlich sechsstelligem Preisschild. So gesehen können die Linn Klimax Solo 500 fast schon als Schnäppchen durchgehen. Natürlich nur auf rein metaphorischer Ebene. Wohl dem, der sich diese Traumendstufen mit Understatement-Faktor leisten kann. Für wahre Enthusiasten mit dem nötigen Kleingeld sind sie jeden Cent wert.

Die Vorgängerversion Klimax Solo 500 galt zu ihrer Zeit (1999) als technologisch wegweisend und wurde zu einem absoluten Dauerbrenner im Linn-Sortiment. Wenn die neuen Solo 500 auch nur annähernd so lange up-to-date bleiben relativiert das die Anschaffungskosten zusätzlich.

Mein Problem ist jetzt: Wie soll ich denn mit der Abwesenheit der Solo 500 klarkommen, wenn mir stets die Erinnerung an sie im Hinterkopf kreist? Das HiFi-Virus hat mich schon lange nicht mehr so sehr gepiesackt. Was macht der wahre HiFi-Nerd in so einem Fall? Er richtet sich auf seinen iDevices schöne Lockscreens zum Träumen ein und fängt an zu sparen.

Linn Klimax Solo 500 06
Die Solo 500 machen sich gut als iPad-Lockscreen (Foto und Screenshot: F. Borowski)

Hier noch eine etwas erweiterte Plus/Minus-Liste, ergänzend zu unserer kurzen Version unter dem Wertungskasten.

+ überragend natürlicher, harmonischer Klang
+ sagenhafte Lautsprecherkontrolle
+ hohe Leistungsreserven
+ der vielleicht rauschfreieste Verstärker überhaupt
+ elegantes, cleanes Design ohne sichtbare Kühlrippen
+ perfekte Verarbeitung
+ hohe Energieeffizienz (für Class-AB)
+ zuverlässige Signalerkennung für On/Standby, plus Trigger
+ Möglichkeit zum Durchschleifen des Signals für Multi-Amping
+ praktisch geräuschlos trotz aktiver Lüfter

– keine Anpassung der Eingangsempfindlichkeit
– kein echter Standby-Modus mit <0,5 W
– nur für Wenige erschwinglich

LINN Klimax Solo 500
2025/07
Test-Ergebnis: 4,7
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
überragend natürlicher, harmonischer Klang
hohe Leistungsreserven
elegantes, cleanes Design ohne sichtbare Kühlrippen
extrem rauscharm

Vertrieb:
Linn Deutschland
Telefon: 040 / 890660113
Email: [email protected]
www.linn.co.uk/de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Linn Klimax Solo 500: 56.000 Euro/Paar

Technische Daten

Linn Klimax Solo 500 (2025)
Konzept:Transistor Mono-Endstufe, Class-AB mit Utopik-Schaltnetzteil
Ausgangsleistung:250 W an 8 Ohm
500 W an 4 Ohm
Besonderheiten:Signalerkennung, hybride Kühlung, Adaptive Bias Control
THD+N, 4 / 8 Ω:0,0005% | 1kHz | 500W
0,0004% | 1kHz | 250W
Eingangsempfindlichkeit:1,65 V Cinch | 3,3 V XLR
Ausgangsimpedanz:0,01Ω @ 1kHz ≙ Dämpfungsfaktor 800
Abmessungen (B x T x H):35 x 35 x 9 cm
Gewicht:
10,6 Kilogramm
Alle technischen Daten
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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.