Yamahas HiFi-Auftritt gleicht einem Akt mit drei Aufzügen. Aufzug Nummer eins: 1922 präsentieren die Japaner einen Phonografen mit Handkurbel, lassen diesen aber noch im selben Jahr in der Versenkung verschwinden. Gut, das war noch kein HiFi und doch ein Gerät zur Wiedergabe von Musik. Aufzug Nummer zwei: Im Jahr 1954 erscheint „Yamaha HiFi“ auf der Bühne und zeigt einen Plattenspieler, den „HiFi Player A1“ und einen Tuner, den „R-3“. Und damit blicken wir auf nun 70 Jahre Yamaha HiFi,
Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn HiFi erfuhr in den 1950er-Jahren weltweit einen ersten großen Aufschwung, da wollte Yamaha, als international bekannter Hersteller von Musikinstrumenten (seit 1887), gern mitspielen. Yamaha HiFi selbst rückt bei seinem Blick auf den eigenen Ursprung gern den Plattenspieler „HiFi Player A-1“ in den Vordergrund. Möglicherweise weil das Wort „HiFi“ in der Produktbezeichnung steht und doch wird stets er im Rampenlicht stehen – der Yamaha Tuner R-3. Präzise ausgedrückt handelt es sich dabei um einen Mono-Mittelwellen-Receiver, an den ein einzelner Lautsprecher angeschlossen werden muss. Die technischen Einzelheiten des röhrenbestückten Rundfunkempfängers sind nebensächlich.
1954: 70 Jahre Yamaha HiFi und der Goldene Schnitt
Im Vordergrund steht das Design, das geradezu ein Bilderbuchbeispiel für den Goldenen Schnitt darstellt, also dem Verhältnis zwischen Leerraum und in diesem Fall Funktionalem: der perfekt ins Ensemble gesetzten Abstimmskala, der rechts daneben platzierten Feldstärkeanzeige mit den gerundeten Fensterecken und den drei in Ideallinie darunter drapierten kreisrunden und gleichgroßen Drehschaltern für Gain Control, Pass Band Control und Tuning. Das Ganze ist absolut präzise auf der silbern glänzenden Front ausbalanciert und arrangiert, die Beschriftungen zur Bedienung auf das Notwendigste reduziert – eine Wohltat für das Auge. Das perfekte Aussehen des R-3 ging auf das Wirken des jungen Designers Kenji Ekuan (1929 – 2015) und sein 1952 gegründetes „GK Industrial Design Institute Tokio“ zurück, und es war ein kluger Schachzug von Yamaha die Gestaltung von HiFi-Komponenten gleich in professionelle Hände zu geben.
Zu diesen und sogar noch viel späteren Zeiten war es eher die Regel als die Ausnahme, dass die Konstrukteure der Komponenten auch das Aussehen ihrer Geräte bestimmten. Was nicht immer zu geglückten Ergebnissen führte. So verglich der Industriedesigner Fuyuki Segawa 1966 das Erscheinungsbild der ersten Vor- Endstufenkombination von Technics spöttisch mit dem von schnöden Haushaltsgeräten (siehe auch die LowBeats History zu Technics).
In einer Publikation zum 60-jährigen Bestehen von GK Design blickte Ekuan 2004 auf die Entstehungszeit und das Aussehen des R-3 zurück: „Ich versuchte authentische Designansätze zu einer Zeit, als kommerzielles amerikanisches Design bewusst verfeinert wurde. Wenn ich zurückdenke, finde ich den Yamaha Tuner wunderschön. Ich bin noch heute stolz auf dieses Design, ganz ohne jegliches Designer-Ego.“ Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, dass auch das äußere Erscheinungsbild des „HiFi Player A-1“ von GK Design stammte. Der A1 ist durchaus gelungen, aber nicht „wunderschön“. Es kann eben nur einer gewinnen.
Kenji Ekuan war zum Zeitpunkt des Erscheinens des Yamaha R-3 sogar früher dran als der deutsche HiFi-Designpapst Dieter Rams, der etwa den legendären „Schneewittchensarg“, den SK4 von BRAUN, mitkreierte (1955 erstmals vorgestellt). Im „Japan Radio Museum“ in Matsumoto City (Nagano) gibt es sogar den Vorgänger des R-3 zu entdecken, das Modell R-2. Nach deren Angaben ist dieses bereits 1953 erschienen, aber Yamaha wird es am besten wissen, wann es mit HiFi anfing, also bleiben auch wir bei 1954. Zurück zu Ekuan, der für weitere legendäre Produkte aus dem Yamaha-Portfolio verantwortlich zeichnet. So bestimmte er unter anderem das Aussehen des 1978 erschienenen Einzylinder-Motorrads Yamaha SR500 (Japan: SR400). Der tropfenförmige Tank, die schlanke Form und die optische Anlehnung an historische englische Motorräder begeisterten Biker weltweit vom Start weg. Ebenfalls ein Entwurf von Kenji Ekuan ist der von Fans und Fachleuten gemeinsam gefeierte Vollverstärker Yamaha CA-1000 von 1973 oder die legendäre Endstufe im Pyramidenstumpfdesign, die Yamaha B-6 von 1980. Zu den beiden kommen wir noch. Wir kehren zunächst wieder zu den Anfängen von Yamaha HiFi zurück.
Yamaha kennt sich unbestritten mit der Herstellung und dem Klang von Musikinstrumenten aus. So war es nur konsequent, das dort gewonnene Knowhow zu nutzen und sich dem Lautsprecherbau zu widmen. Zunächst wurden dafür eigene Treiber entwickelt. Ein erstes Werk ist der Breitbandlautsprecher vom Typ JA5002 aus dem Jahr 1958. Bei dessen Konstruktion ließ man sich von den langjährigen Erfahrungen aus dem Klavierbau inspirieren, etwa dem Prinzip der Schallverteilung eines Pianos durch den Resonanzboden, welchem der JA5002 nicht zufällig ähnelt.
1958: Ein Treiber mit Styropor-Membran
So ein Klavier ist ein Trumm, eine Eigenschaft, die durchaus auch auf den JA5002 zutrifft. Wenn Sie eine Ahnung von den Ausmaßen des Lautsprechers haben wollen: Der YouTuber „ponsen_jbl_fostex“ hat einige Videos vom Betrieb des Yamaha JA5002 erstellt und es ist sehr deutlich zu sehen, dass der Yamaha-Treiber in den selbstgebauten Boxen von der Größe her dominiert. 67 x 50 cm sind eben durchaus eine Ansage für einen einzelnen Lautsprecher. Doch es war nicht die Größe allein, die den JA5002 zu etwas Besonderem machte. Er war aus einem zu seiner Zeit sehr modernen Kunststoff hergestellt, so dass die Membran vollkommen flach gefertigt werden konnte – Polystyrol. Falls Ihnen das nichts sagt, dann vielleicht dessen Verwendung als Schaumkunststoff. Der von der BASF dafür eingetragene Markenname: Styropor.
Yamaha war seinerzeit sehr angetan von dem Werkstoff und hat sich die Auswahl nicht leicht gemacht, wie sich aus einer zeitgenössischen Broschüre zum JA5002 herauslesen lässt: „Die Membran besteht aus einem einzigartigen Kunststoffschaum, der aus über 200 verschiedenen Materialien ausgewählt wurde. Dadurch werden Qualitätseinbußen durch von außen eindringende Feuchtigkeit verhindert. Da die Membran extrem leicht ist, ist sie auch sehr effizient in Bezug auf die für die Klangwiedergabe erforderliche elektrische Energie.“
Ein Jahr, nachdem der JA5002 vorgestellt wurde, brachte der Mutterkonzern eine elektronische Orgel auf den Markt, die Yamaha Electone D-1 („Electone“ ist ein Kofferwort aus Electronic und Tone; der Link führt zu einer Aufnahme von 1959). Die hatte es wahrhaftig in sich, denn es steckten reichliche 281 Transistoren darin. Das zu einer Zeit, als die Elektronenröhre noch zum Standard gehörte und Halbleiter Exoten waren. Die D-1 war ein Meisterstück, an dem die Ingenieure sieben Jahre getüftelt hatten. Trotz ihres exorbitant hohen Preises von 350.000 Yen, was heute inflationsbereinigt einem Kaufpreis von etwa 35.000 Euro entspricht, verkaufte sich das Instrument und verschaffte Yamaha eine gehörige Portion an Reputation. Aufgrund des großen Erfolges machte HiFi erneut eine Pause, man benötigte die Kapazitäten zum Bau elektronischer Orgeln.
Im Jahr 1966 kommt Yamaha nach Deutschland – die Europazentrale in Rellingen, Schleswig-Holstein, wird eröffnet. Dort sind heute die Geschäftsbereiche Musikinstrumente, Professional-Audio-Equipment und HiFi unter einem Dach gebündelt.
1967: Der „Natural Sound“ wird geboren
Aufzug Nummer drei: 1967. Es folgt der Auftritt des HiFi-Lautsprechers NS-20. Mitspielen darf auch wieder der JA5002, der bis dahin in elektronischen Orgeln zum guten Ton beitrug. Die NS-20 und ihr größeres Schwestermodell NS-30 bringen selbstverständlich von der Konstruktion her wieder einiges an Merkmalen aus dem Musikinstrumentenbau mit. Was nicht von ungefähr kommt, denn sie waren als Ergänzung zu den Heimorgeln gedacht. Nun also HiFi.
So kamen die Boxen in halboffener Bauweise: Unter den auf einem Brett sitzenden Hoch- und Mitteltönern war Schluss mit der Frontplatte, stattdessen blickte man nach dem Entfernen der vorderen Abdeckung auf den blanken AlNiCo-Magneten des JA5002. Ursache: der Treiber war rückseitig in den Boxen verbaut (nach hinten abstrahlend). Aufgrund dieses Designs wurde empfohlen, die Lautsprecher – ähnlich wie bei einem Klavier – mit etwa 15 cm Abstand zur dahinterliegenden Wand aufzustellen, um die Effekte des reflektierten Schalls aktiv zu nutzen.
In der NS-20 tönte der uns bereits bekannte Breitbänder JA5002 nun als Bass (ab 200 Hz abgeregelt), nach vorn spielten ein 5 cm Hochtonhorn (JA-0503 bzw. JA-0505) und ein 20 cm Mitteltonkonus (JA-2053) – alle gemeinsam sorgten sie für den noch heute als Warenzeichen eingetragenen „Natural Sound“ (NS). Ein Ereignis, das in Japan mit Printwerbung begleitet wurde, in der man deutlich kommunizierte, dass nun ein sehr ernstzunehmender Player den Markt betreten hatte: „Audio wird jetzt von einem Instrumentenhersteller verändert.“ Die im selben Jahr auf den Markt gebrachte NS-30 bekam gar einen vergrößerten „JA5002“ spendiert, den JA6002. Dieser verfügte dann über eine mehr als einen halben Quadratmeter große Membranfläche (89 x 63 cm).
In den USA verkauften sich die Lautsprecher recht gut, aber ausgerechnet im Heimatland Japan hingegen zäh, denn für die traditionell eher kleinen japanischen Wohnräume waren besonders die NS-30 (HxBxT: 103 x 74 x 31,5 cm), aber auch die NS-20 (HxBxT: 86 x 62 x 31 cm) zu groß dimensioniert.
1970 hatte die Natural Sound Familie „Nachwuchs“ bekommen – kleinere Boxen. Bei diesen Modellen, der NS-10 (JA-3502 als Mitteltonbass, JA-0507 als Hochtöner) und der NS-15 (JA-3502 als Mitteltonbass, JA-0505 als Hochtöner) wandte man sich von dem zur Wand hin strahlenden Basslautsprecher ab, der spielte nun nach vorn, nach hinten war das Gehäuse weiterhin offen. An dem Konstruktionsprinzip der aus Polystyrol gefertigten Membran und dessen Design hielt man fest. Ebenso an den großen Modellen NS-20 und NS-30. Die kleinen Lautsprecher wurden auch mit den damals beliebten Kompaktanlagen kombiniert, etwa die NS-10 mit der Yamaha MC-40 (MC: Music Centre). In dem MC-40 waren ein Plattenspieler mit Riemenantrieb und ein Stereo-Receiver in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht.
In Deutschland kamen die kleinsten Lautsprecherboxen von Yamaha allerdings nicht bei jedem gut an. Karl Breh, Chefredakteur der HiFi Stereophonie, stellte in einem Test der Ausgabe vom März 1970 zur kleinen NS-15 fest: „Mir scheint, als wäre diese Box besonders für Tanz-Diskotheken geeignet, wo es mehr auf Lautstärke als auf naturgetreuen Klang anzukommen scheint.“ Die Worte dieser scheinbar harmlosen Formulierungen waren sicherlich bewusst so gewählt, denn immerhin trug die Box das Kürzel „NS“ für Natural Sound und mit einer Gesamtbelastbarkeit von15 Watt war diese für Discos – trotz eines guten Wirkungsgrads – eher weniger geeignet. Einen Riesen wie Yamaha dürfte eine solche Kritik kaum gejuckt haben, obwohl man sich sicher sein kann, dass sie wahrgenommen wurde.
1970: Start frei für HiFi-Einzelkomponenten
Die Japaner hatten zu diesem Zeitpunkt längst Großes in petto: Einzelkomponenten. Bereits im Oktober 1970 präsentierte Yamaha HiFi auf der Messe „International Audio Festival & Fair“ in London die ersten Bausteine der 700er-Serie. Gezeigt wurde feinstes „Silver Face Audio“ – der Tuner CT-700 (u.a. mit keramischen Rauschfiltern, AFC-Schaltung mit „Berührungsautomatik“), die Receiver CR-700/CR-500 und die Vollverstärker CA-700/CA-500 (CA: Component Amplifier).
Die Amps hatten es in sich. So kam hier erstmals eine OCL- (Output Capacitor Less) Schaltung zum Einsatz – sprich kondensatorlos. Zitat Yamaha: „Der CA-700 verfügt über eine kondensatorlose Ausgangsstufe und garantiert zusammen mit einem Differenz-Verstärker minimale Verzerrungen. Das Resultat sind volle, klare Bässe, ein ausgeglichener Frequenzgang und ein ausgesprochen guter Dämpfungsfaktor“. Wer gern mit unterschiedlichen Tonabnehmern experimentierte, oder gar zwei Plattenspieler sein Eigen nannte, wurde hier glücklich: Der CA-700 verfügte jeweils über einen separaten Eingang für MM und MC-Systeme. Wichtig war damals auch ein sogenannter A+B- oder Tape-Monitor-Schalter, mit dem sofort die Aufnahme während des Überspielens, von dem einen auf das andere Cassetten- oder Tonbandgerät, überprüft werden konnte. An Leistung lieferte der CA-700 2x 60 Watt (Sinus bei 1 kHz), der kleinere CA-500 brachte es auf 2x 22 Watt (Sinus bei 1 kHz). Wirkungsgradstarke Lautsprecher waren da angeraten. Eine weitere Besonderheit war der regelbare Mikrofoneingang beim CA-700, der der Beliebtheit dieses Modells bei Institution wie Schulen, Kirchen oder Jugendheimen nicht abträglich gewesen sein dürfte und vielleicht sogar in dem einen oder anderen Fall die Jugend früh an die Marke Yamaha heranführte.
Yamaha war sehr stolz auf seine Neuentwicklungen und hob sogar deren Servicefreundlichkeit hervor. Zitat: „Vollständig unabhängige Leiterplatten ermöglichen eine besonders schnelle und einfache Wartung – falls diese jemals erforderlich sein sollte.“ 1972 wurden die Amps, Receiver und der Tuner von zwei weiteren Komponenten ergänzt: Dem Plattenspieler YP-700 (Riemenantrieb, S-Tonarm, abnehmbarer MM-Tonabnehmer CG-7000 mit einem Frequenzgang von 10 Hz – 25 kHz), und dem Tapedeck TB-700, dem eine Democassette beilag, die akustisch die Vorteile der neuen Rauschunterdrückung Dolby B demonstrieren sollte.
Im selben Jahr (1972) überraschte Yamaha die HiFi-Gemeinde mit einer komplett neuen Boxen-Baureihe, die sich von den Ur-Komponenten aus den 1960er-Jahren abwandte: die NS-600er-Serie – geschlossene Drei-Wege-Modelle (NS-620/630/650 plus den darauf folgenden 670/690). Schaumstoffmembranen wurden ad acta gelegt, Yamaha präsentierte vollständig neu entwickelte Treiber. Beim Tieftöner setzte man nun auf extra schweres Konuspapier. Weiterhin war der Bass mit einem großen Ferritmagneten und einer hochkant gewickelten Schwingspule aus Kupferband ausgestattet. Yamaha versprach sich davon eine bessere Klangqualität, speziell im Bereich der Übergangsfrequenzen. Der Kalotten-Mitteltöner kam mit einer weich aufgehängten Tangentialsicke und einem mit schallabsorbierendem Material gefüllten hinteren Hohlraum, was zu einer Senkung der Resonanzfrequenz auf 280 Hz führen sollte. Die drei Wege komplettierte ein Soft-Dome-Kalotten-Hochtöner. Zusätzlich gabs – typisch für diese Zeit – Pegelregler für Mittel- und Hochtöner.
Der erweiterte Frequenzbereich, die niedrige Verzerrung und der große Abstrahlbereich erfreuten Fans wie Fachleute. Die NS-650 wurde in der Fachpresse gelobt, der Verkauf der Reihe verlief entsprechend gut, man lobte den „europäischen Klang“ (NS-690). Was wenig wundert. Zitat aus einem Werbeprospekt: „YAMAHA-Toningenieure haben die akustischen Gegebenheiten in Wohnräumen in ganz Europa lange und sorgfältig studiert. Faktoren wie Nachhallzeiten, Tondämpfung durch Einrichtungsgegenstände und Heimtextilien sowie die üblichen Lautstärkepegel wurden genauestens gemessen und in die Entwicklung mit einbezogen.“
Der damalige Entwickler, Akira Nakamura, indes war noch nicht zufrieden. So erinnerte sich dieser 2019 in einem Interview mit dem japanischen Fachmagazin „Tom’s Lab“ an die frühen 1970er-Jahre: „Heimische Lautsprecher, darunter Yamaha, galten damals als nicht einmal annährend vergleichbar mit ausländischen Lautsprecherherstellern, wie die von JBL, KEF oder Tannoy.“
Das galt übrigens ausgerechnet auch für die HiFi-Fans im Land der aufgehenden Sonne. Besonders JBL hatte es den Japanern seinerzeit angetan, was selbst heute noch gut nachzuvollziehen ist, wenn man etwa einmal eine japanische Jazz Kissa (siehe auch LowBeats Hintergrund) mit Vintage Equipment besucht (machen Sie das unbedingt, wenn Sie mal dort sind!). Eine solche Jazz Kissa ohne JBL-Treiber ist sogar heutzutage wohl eher die Ausnahme als die Regel. Und Akira Nakamura? Der hatte eine Idee und zog sich daher 1972 mit seinen Kollegen für eine ganze Weile zu Forschungsarbeiten zurück …
1973: das Vorbild CA-1000
Die Superlative geben sich in diesen Jahren die Klinke in die Hand. So steht das Jahr 1973 für ein weiteres Designkunstwerk von Kenji Ekuan, den CA-1000. Mit ihm begann eine Zäsur im Verstärkerbau, denn er zementierte das Design von vielen Generationen nach ihm folgender Yamaha-Amps (zunächst noch ohne VU-Meter). Ekusan gelang es, trotz 15 Schaltern und Reglern, die – dem Zeitgeist entsprechend – auf der Vorderseite unterzubringen waren, wieder ein optisches Meisterwerk zu präsentieren. Darüber hinaus brachte der CA-1000 auch heute noch hochgeachtete innere Werte mit sich, wie den weltweit ersten Class-A/B-Umschalter. Im Class A-Betrieb leistete er beachtliche 2x 15 Watt, in Class B bis zu 2x 85 Watt an 4 Ohm.
Die Chassis-Konstruktion und das Gesamtlayout können als Musterbeispiel einer durchdachten technischen Umsetzung für zukünftige Generationen dienen: So ist die Phono-Vorstufe direkt hinter den Anschlüssen positioniert und so weit wie möglich vom Netzteil entfernt. Zur Ausstattung gehören ein 270-VA-Transformator, zwei 18.000 µF/80 V-Aluminium- Elektrolytkondensatoren, Metallfilm- und Styrol-Kondensatoren mit 1 % Toleranz … und, und, und. Yamaha selbst schreibt in einem Rückblick: „Mit seinem audiophilen Innenleben und seiner klaren Form kann man ohne Übertreibung sagen, dass dieses neue Yamaha-Design die Branche über Nacht im Sturm eroberte.“ Günstig war der CA-1000 nicht, 1974 hatte man für das über 15 kg schwere Gerät 600 US-Dollar auf den Tisch des Fachhändlers zu blättern, was einem heutigen Preis (2024) von über 4000 Euro entspricht. Das war durchaus beabsichtigt.
Yamaha schaffte es von Beginn an, sich als Statussymbol unter den HiFi-Anbietern zu etablieren, was auch in Anzeigenkampagnen transportiert wurde. So hieß es 1978 in einer Werbung zum Receiver CR-420: „Wenn man sich einen Yamaha leisten kann, bedeutet das, dass man es geschafft hat …“ (siehe auch Bild weiter unten). Das ist recht selbstbewusst, aber Yamaha hatte es nie nötig, seine Produkte zu verramschen, denn sie haben – womöglich mehr als viele andere – in die Grundlagenforschung investiert und das kostet Geld. Ein ideales Beispiel ist die Verwendung von Beryllium im Lautsprecherbau. Was uns in das Jahr 1974 und zurück zu der nun vollendeten Idee von Akira Nakamura führt.
1974: NS-1000, der erste Beryllium-Lautsprecher der Welt
Beryllium ist ein Metall, und zwar ein sehr ungewöhnliches (weil in der Verarbeitung giftiges) und zudem sündhaft teures. Aber es hat Eigenschaften, die es für Lautsprecherdesigner äußerst begehrenswert machen – insbesondere sein außergewöhnlich hohes Verhältnis von Steifigkeit zu Dichte. Das wusste man auch schon in den 1970ern, nur an eine Lautsprechermembran hatte sich noch keiner gewagt. Oder präziser: Es konnte keiner.
Bis Akira Nakamura und Yamahas Grundlagenforschung kamen. Nakamura (aus „Tom’s Lab“, 2019): „Lautsprecher sind wie Musikinstrumente. Wenn Sie etwas ändern, wird der Klang definitiv beeinträchtigt. Alle Teile sind wichtig und das Ergebnis ist ein empfindliches Gleichgewicht. Allerdings ist es die Membran, die die meisten Klangqualitätsmerkmale bestimmt.“ Das Entwicklerteam wollte eine Membran mit überwältigender Auflösung und Ausdruckskraft schaffen, deren Spezifikationen es mit denen ausländischer Hersteller aufnehmen konnte. Er wandte sich an seinen Kollegen Kunio Suzuki, der in Yamahas Toyooka Werk für Blasinstrumente metallurgische Grundlagenforschung betrieb. Nakamura schlug Suzuki vor, eine Membran aus Beryllium herzustellen. Suzuki: „Wir wussten, dass Beryllium ausgezeichnet für Membranen geeignet wäre. Aber noch niemand hatte es weltweit jemals bei der Membranherstellung erfolgreich eingesetzt.“ Und doch nahm Kunio Suzuki die Herausforderung nach einigem Zögern an.
Um eine lange Geschichte kurz und nicht zu sehr in die Physik abdriften zu lassen: Suzuki brachte das Unmöglich geglaubte nach vielen Versuchen fertig und eines Tages hatte Nakamura einen spielfähigen Prototypen der so klang, wie er sich das vorgestellt hatte. Er griff sich eine Schallplatte mit einer Aufnahme des Sängers und Gitarristen Yōsui Inoue (Link führt exemplarisch zu einer Live-Aufnahme von 1973) und konnte das, was er da hörte, kaum fassen: „Die Lebendigkeit der Wiedergabe, der Realismus der Abbildung, die Dynamik, das alles war erstaunlich!“ Der erste Treiber mit Beryllium-Membran war geboren.
Im Endergebnis entstand die NS-1000, ein hochpreisiges Drei-Wege-Design (UVP 1977: 3400 DM, etwa 7000 Euro 2024), das Beryllium-Kalottenmembranen sowohl für die Mittel- als auch für die Hochtoneinheiten verwendete. Die Fachmagazine, die Lautsprechern japanischer Provenienz eher skeptisch begegneten, überschlugen sich mit Lobeshymnen. Akira Nakamura hatte es geschafft, japanische Lausprecher wurden auf dem Weltmarkt ernst genommen.
Lange Zeit folgte kein anderer Hersteller dem Beispiel von Beryllium – es liegt nahe, dass das an Yamahas selbst entwickeltem, hoch komplexem Aufdampfverfahren für die Verwendung dieses sehr schwierig zu verarbeitenden Materials lag. Yamaha konnte es eben. Selbst ein anerkannter Lautsprecherentwickler wie Bart Locanthi (siehe auch LowBeats JBL-History), der zuvor für JBL und Marantz, schließlich für Pioneer/TAD arbeitete, schaffte es erst 1978/1979 gemeinsam mit Shozo Kinoshita ein gleichwertiges Produkt zur Marktreife zu bringen (TAD TD-4001). Yamaha hatte mit den Beryllium-Membranen einen Meilenstein im Lautsprecherbau geschaffen. Die NS-1000 und der Monitorlautsprecher NS-1000M blieben bis 1997 (!) im Programm und verkauften sich mehr als 300.000 mal.
1978: Eine HiFi-Box wird zur Studio-Referenz
1978 gelang Yamaha mit der NS-10 (die auf der NS-451 basierte) ein ähnlicher Coup im Lautsprechersegment, auch dieses Modell wurde – klar – von Akira Nakamura geschaffen. Interessant ist hier der Weg vom Heim- zum Studiolautsprecher. Anders als bei JBL, die auf Initiative von Sidney Harman aus dem Profimonitor 4310 durch geschicktes Marketing den Heimlautsprecher L100 machten, kam hier die HiFi-Box NS-10 zu Studioweihen und wurde erst zehn Jahre später zur NS-10M – das „M“ steht, Sie kommen drauf, für „Monitor“. Die NS-10, die sogar über einen eigenen Wikipedia-Eintrag verfügt, fand als HiFi-Lautsprecher zunächst keinen großen Zuspruch.
Umso mehr interessierte man sich im professionellen Umfeld für sie: als Nahfeldmonitor. Denn die NS-10 war ausgesprochen analytisch und deckte Schwächen in der Aufnahme schonungslos auf. Das gefiel nicht jedem HiFi-Fan, für Tontechniker waren diese Lautsprecher allerdings ein Gewinn. Auch die Yamaha NS-10 und ihre Ableger kamen schließlich bestens an – 200.000 Exemplare wurden davon verkauft.
Im Mai 2007 ging Akira Nakamura in den Ruhestand. Er hatte seit 1965 in dem Unternehmen gearbeitet. Zu seinem Abschied sprach Michael C. Adams, Akustikingenieur bei Audio Composite Engineering (ACE) und Mitentwickler der Yamaha Installation Series, folgende Worte: „Während unserer Zusammenarbeit stellte ich fest, dass die Hingabe von Herrn Nakamura nur noch von seiner Liebe zum Detail übertroffen wurde. Sein Sinn für klangliche Ausgewogenheit ist bemerkenswert, und es war mir ein Vergnügen und eine Ehre, eng mit ihm zusammenzuarbeiten.”
Ebenfalls 1978 legt Yamaha auch im Plattenspielersegment die Latte etwas höher und stellt den PX-1 mit Tangential-Tonarm vor. So ein Tangentialer ist ziemlich schwer zu realisieren. Technics hatte es mit dem Modell 100P schon 1966 geschafft, Thorens war mit einer Modifikation des TD 124 gescheitert, auch das von Marantz nur in den USA auf den Markt gebrachte Modell SLT-12U genügte hohen Ansprüchen eher nicht. Yamaha wusste das und holte sich, so heißt es, Schützenhilfe vom Edelhersteller Micro Seiki. Ob das stimmt?
Man weiß es nicht genau. Das Ergebnis allerdings war eine Sensation, oder eher ein „Monster“, allein der Plattenteller des Direkttrieblers wog 5,6 kg. Trotz eines separaten Netzteils (5 kg) brachte der Yamaha PX-1 satte 27 kg Gesamtgewicht auf die Waage. Das Teil war toll, nur ziemlich teuer: 7000 D-Mark waren seinerzeit dafür zu bezahlen (entspricht 2024 etwa 15.000 Euro). Wohl der Hauptgrund dafür, dass kaum 2000 Exemplare davon an den Mann gebracht wurden. Aber die Botschaft war gesetzt: Yamaha kann auch High-End Plattenspieler, Yamaha kann auch Tangential.
1980: Eine „geköpfte“ Pyramide als Endstufe
1980 kommt er nochmal ins Spiel, er, der Yamaha bereits 1954 mit dem R-3 Designmäßig international erstmals ins Rampenlicht rückte: Kenji Ekuan. Er schuf den legendären Endverstärker Yamaha B-6 im Pyramidenstumpfdesign. Das hatte noch keiner gewagt, Ekuan war seiner Zeit erneut weit voraus. Der B-6 war als Ergänzung zum Vorverstärker C-6 gedacht, und leistete 2x 200 Watt an 8 Ohm bei einem Klirrfaktor von 0,003 %. Die Kollegen von Stereoplay nannten in ihrem Test, der in der Ausgabe 4/1981 veröffentlicht wurde, sogar 2x 300 Watt an 8 Ohm. Zum Klang hieß es: „Flamencomusik sprudelte mit großer Lebendigkeit aus dem Lautsprecher. Tiefe Bässe wirkten sehr klar und trocken. Die Tiefenstaffelung von Instrumentengruppen oder der Standort von Sängern bei Opernaufnahmen konnten sehr klar herausgehört werden.“
Ob es nun zu wenige Flamenco- oder Opernfans gab, oder das außergewöhnliche Design bei den HiFi-Fans keinen Zuspruch fand? Jedenfalls hielt sich der Absatz das genial gestalteten Verstärkers in Grenzen. 1983 stellte Yamaha die Produktion ein. Dementsprechend ist die Endstufe heute ein äußerst begehrtes Sammlerstück und darf auf keiner Messe fehlen, auf der die HiFi-Geschichte Yamahas erzählt wird. Die B-6 ist Kult.
Ein (vorerst) letztes Aufgebot im High End-Plattenspielersegment gab es 1982 mit dem Yamaha GT-2000. Die CD war da schon am Start, aber der „Giant and Tremendous“ (GT) zeigte noch einmal, was die Japaner im Analogen draufhatten. Auf einen Tangentialarm verzichtete man hier, stattdessen kam ein S-förmiger Tonarm zum Einsatz, am Direktantrieb hielt man fest. Klein war der Dreher nicht, allein in der Breite maß der GT-2000 545 mm. Ganz zu schweigen vom Gewicht, das mit 28 kg nochmals ein Kilogramm mehr im Vergleich zum PX-1 zulegte. Wem das nicht langte, der konnte das Modell „pimpen“. Etwa mit einem 18 kg schweren Plattenteller aus Rotguss, oder einem, das Gehäuse stabilisierenden, Ankerblock (YAB-1) der 32 kg auf die Waage brachte. CD hin oder her: Der GT-2000 verkaufte sich stabil und blieb bis 1991 im Programm.
1982 war es – natürlich – auch, als der erste Yamaha CD-Spieler das Licht der HiFi-Welt erblickte. Abspielgeräte für Compact Disc – das wollte sich seinerzeit kein ernstzunehmender HiFi-Hersteller entgehen lassen. Der Erste war der CD-1, auf den ein Jahr darauf der CD-1X folgte. Steuerung und Signalverarbeitung wurden hier in nur zwei Gruppen von LSI-Chips integriert. Entwicklung und Produktion waren Yamaha eigen. Zudem konnten sie es so gut und kostengünstig produzieren, dass sie auch andere Hersteller damit belieferten. Nur vier Jahre später setzte Yamaha mit dem Digital Sound Processing (DSP) neue Standards. Zurückblickend lässt sich heute sagen, dass diese Entwicklung Yamaha einen ordentlichen Vorsprung beim Thema Surround-Sound verschaffte. So konnten die Japaner den späteren, weltweiten Einbruch, im Stereosegment gut wegstecken. Bis heute ist Yamaha einer der ganz wenigen ernstzunehmenden Hersteller in Sachen Surround.
1987: DSP-1 – „Digital Soundfield Processor“
Das englische Fachmagazin „What HiFi“ kürte ihn noch im Erscheinungsjahr 1987 zum „Most Innovative Product“, den 1986 erstmals vorgestellten Digital Soundfield Processor DSP-1. Und damit lagen die Briten vollkommen richtig, denn Yamahas DSP-1 und seine späteren Nachfolger revolutionierten seinerzeit das Klangerlebnis im heimischen Wohnzimmer. Plötzlich wollte und konnte jeder den Sound eines Jazzclubs, einer Kirche, eines Stadions und mehr zu Hause erleben. Alles, was man dazu brauchte, waren – zusätzlich zu den bereits vorhandenen Stereoboxen und natürlich dem DSP-1 – , zwei weitere Paare an Lautsprechern. Die mussten erfreulicherweise auch gar nicht so groß und so leistungsfähig sein, wie die Hauptlautsprecher, denn sie steuerten die Effekte bei. Empfehlenswert und das gilt bis heute, war allenfalls ein Subwoofer. Jeder der damit damals in Berührung kam, war fasziniert. Das galt vom HiFi-Einsteiger, bis zum überzeugten High-Ender. Was hatte Yamaha also getan?
Das Unternehmen hatte seine Ingenieure in verschiedene Konzertsäle und Hörräume auf der ganzen Welt geschickt, um die Akustik zu messen. Diese Messungen wurden analysiert und in ROM-Chips gespeichert, die in den DSP-1 eingebaut waren. Heraus kamen 16 Werkseinstellungen vom Münsteraner Dom über drei Konzertsäle, einen Jazzclub, eine Disco, ein Stadion und sogar ein Lagerhaus-Loft. Ebenfalls werkseitig gab es zwei Audio-Video- und Dolby-Surround-Sound-Modi. Selbst abgebrühte HiFi-Tester konnten sich der Faszination nicht entziehen, wie einem Fazit des australischen Fachblatts „Electronics Australia“ in der Ausgabe vom April 1988 zu entnehmen ist: „Es war unheimlich – wenn man die Augen schließt, ist es kaum zu glauben, dass man nicht an einen anderen Ort versetzt wurde! Aber wahrscheinlich war es die Klarheit des Klangs, die uns noch mehr beeindruckt hat.“
Die Erfahrungen, die Yamaha mit dem DSP-1 machte, flossen später in die kommenden Surround-Verstärker mit ein. Kein Wunder, dass Yamaha auch in diesem Segment ein Platzhirsch ist. Ebenfalls 1987 (100 Jahre Yamaha) gönnte man sich eine Stereo-Edelserie, die 10.000er, die wir nur verlinken (Link führt zum Prospekt der 10.000er-Serie auf hifi-wiki.de, der an Details nicht spart; Danke an „Michael-Otto“).
1988: AST – kleine Lautsprecher ganz groß
1988 wartet Yamaha mit der nächsten Innovation auf – AST, der Active Servo Technology (heute YST) zur aktiven Impedanzkorrektur. Die Active Servo Technology ist ein einzigartiges System, bei dem der Lautsprecher und der Verstärker zusammenarbeiten, um die Impedanz auszugleichen, so dass der Lautsprecher eine perfekte, lineare Bewegung ausführen kann.
Das erste AST-System wurde schließlich 1989 als Set AST-1 mit einem AST-S1-Lautsprecher und einem AST-A10-Verstärker mit einer gemeinsamen Produktnummer auf den Markt gebracht und war das erste aktive Servo-Lautsprechersystem, das nach diesem Prinzip funktionierte. Der dazugehörige Lautsprecher war ein nur 16-cm großer Zweiwegelautsprecher, der in einem 6-Liter-Gehäuse der Größe A4 montiert war. Für einen dedizierten Verstärker hatte er einen dünnen Zweikanal-Leistungsverstärker mit Line-Pegel-Eingang. In seiner Frontplatte befand sich ein spezieller Kassettenschlitz, mit dem die Betriebseigenschaften des Verstärkers je nach Lautsprecher geändert werden konnten, wobei jedem Lautsprecher eine Kassette beilag.
Das Ziel von AST/YST ist es, den höchsten Schalldruck und die beste Gesamtleistung zu gewährleisten. Und das klappt ziemlich gut: Als die ersten AST-Systeme erschienen, waren die Zuhörer erstaunt, wie viel Leistung aus winzigen Boxen gezaubert werden konnte, ohne, dass diese verzerrten. Heute setzt Yamaha YST erfolgreich im Subwoofer und Soundbar-Segment ein.
Ab 2000: Soundbars und MusicCast
Was uns zu den ersten Soundbars ab dem Jahr 2000 führt. Yamaha hat hier nahezu seherische Fähigkeiten bewiesen und war früh mit Soundbars am Start. Yamaha versuchte bei den Soundbars erst gar nicht mit Fake-Surround Aufmerksamkeit zu erheischen. Mussten sie auch nicht, denn wer Surround wollte, wurde bei Yamaha auch mit einem Surround-Receiver glücklich. Die Yamaha-Soundbars wandten sich von Anfang an Kunden, die keine Surround-Systeme installieren konnten oder wollten. Ein großer Erfolg war etwa die YSP-1 Bar von 2005, die über 42 einzelne Treiber verfügte. Per Mikrofon und Software wurde die Raumakustik vermessen und die Klangwiedergabe entsprechend optimiert.
Apropos seherische Fähigkeiten. Diese kann man Yamaha durchaus auch bei der Einführung von MusicCast im Jahr 2003 attestieren. Noch bevor Bluetooth-Boxen in unseren Alltag einzogen, hatte Yamaha die Idee, Musik via WLAN teilen und in jedem Raum des Hauses hören zu können, ohne die Quelle wechseln zu müssen. Das war der Anfang, seitdem ist MusiCast stetig gewachsen und hat sich zu einer Art Ökosystem entwickelt, das in vielen Produkten von Yamaha zu finden ist. Früh haben die Japaner auch daran gedacht Dienstleister wie Tidal, Spotify, Qobuz & Co. zu integrieren. Heute gehört MusicCast zu den am besten gepflegten Musik-Streaming-Systemen weltweit.
Die Krönung
Vor etwa 10 Jahren besannen sich die Japaner erneut auf ihre audiophile Tradition und legten die 5000er Serie auf. 5000 steht bei Yamaha für alles, was außergewöhnlich gut und fein ist: Allesamt Meisterstücke, die aufzeigen sollen, wie gerade der State Of The Things bei Yamaha ist – natürlich von den eigenen Ingenieuren entwickelt und liebevoll feingetunt.
Davon, wie ernst die Japaner das Thema Feintuning nahmen und wie aufwändig sie es umsetzen, konnten wir uns bei LowBeats aus direkter Nähe überzeugen. Nachdem wir 2016 das HiFi-Entwickler-Team um Susumu Kumazawa zu einer Hör-Session eingeladen hatten, wurde LowBeats zu einem festen Teil der European-Abstimmung. Unsere Expertise zur Marktlage wurde gern genommen, vor allem aber die Akustik unseres Hörraums begeisterte die Japaner so nachdrücklich, dass sie mindestens einmal pro Jahr mit ihren Nobel-Komponenten vorbeikamen. Die NS-5000 bekam bei uns genauso ihren „Europa-Feinschliff“ wie die Vor-/Endstufen-Kombination C-5000/M-5000 oder die Vollverstärker A-S1200, A-S2200 und A-S3200.
Auch als der Plattenspieler GT 5000 noch einmal auf seine Wettbewerbs-Tauglichkeit geprüft werden sollte, schleppten die Japaner das Ungetüm natürlich auch zu LowBeats, um zu hören, wie er sich im Umfeld schlagen würde.
Aktuell endet der 5000er-Reigen mit dem Kopfhörer YH-5000SE und dem außergewöhnlichen Kopfhörerverstärker-DAC namens HA-L7A DAC. Mit beiden Komponenten setzten die Japaner (mal wieder) Maßstäbe: Wie hübsch und clever das alles gemacht ist…
Alle, die der Marke gewogen sind – und dazu gehört ausdrücklich auch LowBeats – freuen sich, wenn es Yamaha gelingt, diese schönen Traditionen des audiophilen und technisch perfekt umgesetzten Japan-Hifi, auch weiterhin mit so viel Hingabe und Passion zu verfolgen.
Mehr von Yamaha:
Test Over Ear Yamaha YH-5000SE: orthofantastische Kopfhörertechnik
Test Streaming-Receiver Yamaha R-N2000A
Raumakustikprojekt bei Yamaha: Wie aus einem guten ein hervorragend klingender Hörraum wurde
Vollverstärker Doppeltest: Yamaha A-S1200 und A-S2200
Erster Test: Kompaktbox Yamaha NS-3000
Erster Test Yamaha A-S3200: das spezielle Japan High End
Erster Test: Vor-/Endstufen-Kombination Yamaha C-5000/M-5000
Erster Test Yamaha NS-5000: Hightech in Hochglanz