LowBeats präsentiert regelmäßig neben audiophilen und künstlerisch wertvollen Musik-Tipps auf CD oder LP auch spannende, vielfältige Musikthemen, die online auf Musikfreunde warten. Auch Musik im Netz verspricht ein mehrfaches Musikvergnügen – wie etliche Vorgänger-Geschichten zur Musik im Internet zeigten. Denn diese Highlights gibt’s so meistens nicht auf Tonträger, sondern in dieser Form nur im Netz. Es ist fast immer ein Video hinterlegt und das Ganze ist auch noch gratis… Zudem nennen wir jeweils das aktuelle Album und/ oder ein Top-Werk der MusikerInnen oder der Band.
Natürlich bewerten wir die Online-Musik mit dem VU-Meter von LowBeats. Bei jedem Tipp vergeben wir folgende Bewertungen: Musik/Bild/Klang/Fit für die Festplatte (im Sinne des Repertoirewerts) sowie eine Gesamtwertung. Also: Ab ins Netz!
Hier unsere Auswahl mit Singer-Songwriter-Appeal, Down-Under-Esprit und Super-Promi-Status: Andrew Bird, im Grunde Singer-Songwriter mit beachtlicher Violinen-Expertise, gibt auch ziemlich souverän den Jazzer mit Bezug auf amerikanische Klassiker des vorigen Jahrhunderts: schön zu hören bei seinen „Valentine Sessions“ mit Songs seines Albums „Sunday Morning Put-On“.
The Church zählen seit über 40 Jahren zur Crème de la Crème in Alternative Australien. Beim US-Sender KEXP spielten sie vor ein paar Monaten eine abendfüllende Session im Rahmen ihres jüngsten Albums „Eros Zeta And The Perfumed Guitars“ ein.
Top-Album der Psychedelic-Popper aus Down Under: „Starfish“
David Gilmour mag ganz offensichtlich die griechischen Inseln sehr – mit seiner Familie hat der Ex-Pink-Floyd-Gitarrist eine Reihe von hinreißenden Videos in einem sehr chilligen griechischen Kafenion-Atmosphäre aufgenommen. Wohltuende Akustiksessions, die einem die Zeit bis zur Veröffentlichung seines nächsten Albums versüßen.
Aktuelles Album von David Gilmour: „Luck And Strange“
Musik im Netz Vol. 9: Andrew Bird
Andrew Bird, der fremdgeht – obwohl der US-Singer-Songwriter aus dem Alternative-Lager gerne seine Violine zupft und streichelt oder hier und da famos Jingle-artig mit den Lippen zwitschert, pfeift der Amerikaner hier auf angestammte Genre-Schubladen: Er gibt den Jazzer und hat sich dabei US-Klassiker des 20. Jahrhunderts vorgeknöpft.
Sowohl mit seinem schlau und feinfühlig inszenierten Americana-/Folk-Sound als auch im Jazz-Metier spielt sein Instrument die erste Geige, siehe auch die Rezension zum 2019er Album „My Finest Work Yet“.
Diese soll der Mann aus Chicago bereits mit vier „gespielt“ haben – das Spielzeug-Instrument bestand angeblich aus einem Salzgebäck_Karton mit aufgeklebtem Lineal als Steg. Hat anscheinend funktioniert. Später konzentrierte sich Bird auf klassisches Repertoire, dann kamen diverse Musikstile dazu, zum Beispiel Country-Blues, südindische Rhythmen – oder Jazz. 1996 schloss er zudem sein Violinen-Hochschulstudium ab. Und Birds Faible fürs Pfeifen, brachte ihn sogar in Disneys Film „The Muppets“ wo er den „Whistling Caruso“ mimt. Was für ein Vogel.
Im Team mit Kollegen wie Alan Hampton (Bass), Ted Poor (Drums), Larry Goldings (Piano) und Jeff Parker (Gitarre) lässt er seine Violine für die Jazz-Nummern raubeinig tönen, dazu hebt er seine Stimme facettenreich changierend an, beinahe schon in der Tradition alter Hasen wie Chet Baker. Seine Songauswahl reicht bis in die Jazz-Ära aus der frühen Mitte des 20. Jahrhunderts zurück. Gewagt – und gelungen: Eine Hommage an den frühen Jazz, ziemlich souverän umgesetzt und zudem klanglich prima eingefangen.
Andrew Bird bei seinen „Valentine Sessions“
Musik im Netz Vol. 9: The Church…
zählen seit über 40 Jahren zur Crème de la Crème in Alternative Down Under. Beim US-Sender KEXP spielten sie vor ein paar Monaten eine abendfüllende Session im Rahmen ihres jüngsten Albums „Eros Zeta And The Perfumed Guitars“ ein.
Die Band aus Sydney hat uns seit den 1980er Jahren herrlich Songs wie „Under The Milky Way“ oder „Starfish“ beschert. Seinerzeit unter anderem Roadmovie-Begleiter des Autors bei der Fahrt im blauen Münchner Stadtbus zur Schule, bewehrt mit Walkman und Bügelkopfhörer. Danach fiel sogar die Mathestunde ziemlich beschwingt aus.
Ihr jüngstes Werk konzipierten die Australier als Konzeptalbum. Im Jahr 2054 vegetiert die Menschheit, aber es gibt nach wie vor so tolle Dinge wie… Rockstars! Mehr dazu im kurzen, süffisanten Dialog mit dem KEXP-Moderator – eher ironisch, nicht ganz ernst gemeint. Weht da vielleicht ein Hauch Ziggy Stardust à la Bowie durch die Church-Litaneien?
Aber lassen wir die Kirche mal im KEXP-Dorf: Hymnisch singende E-Gitarrensaiten, die immer noch äußerst sympathisch sonore Stimme von Bandleader, Sänger und Bassist Steve Kilbey, dazu zwei teils ineinander verschmelzende Gitarrensounds, pointierte Drums. Passt. Das ist Shoe-Gaze aus der Oberliga – und das mit über 40 Band-Jahren auf dem Zähler. Das Klangbild ist – wie meist bei KEXP – richtig klasse gestaltet, mit toller Auflösung, Tieftondruck (klasse Drum-Einsätze!) und prima Raumambiente.
Und weil’s so schön ist, respektive schön war: Packen wir noch einen eingangs erwähnten früheren Song aus einer Session von „Moshcam“ in Sydney dazu: „Under The Milky Way“.
Musik im Netz Vol. 9: David Gilmour…
… hat offensichtlich ein herzliches Faible für die griechischen Inseln, speziell zum Eiland Hydra. Seine Frau Polly Samson schrieb dort ihr vor fünf Jahren veröffentlichtes Buch „A Theatre For Dreamers“ und David steuerte einen Song dazu bei. Das Video „Yes I Have Ghosts“ drehten sie ebenfalls auf Hydra (Link siehe am Ende des Textes). Übrigens genau eben jene Insel, auf der einst Leonard Cohen seine Liebe zur Norwegerin Marianne Ihlen fand. Das war 1960. Im gleichen Jahr spielt Pollys Buch, in einer damals noch scheinbar unberührten Inselwelt, in die sich die Londonerin Erica verliebt … Auch daran knöpft der Ex-Pink-Floyd-Gitarrist an, indem er mit seiner Familie eine Reihe von hinreißenden Videos in einem sehr chilligen griechischen Kafenion-Ambiente aufnahm. Wohltuende Akustiksessions – leider einzeln gestückelt –, die einem die Zeit bis zur Veröffentlichung seines neuen Albums Anfang September versüßen.
Bewertungen
MusikKlangBildFit for FestplatteGesamt |
Fein: Unter den Songs finden sich auch Coverversionen des von Gilmour sehr verehrten Leonard Cohens, wie das wunderbare „Bird On The Wire“ – oder „So long, Marianne“, mit dem Cohen einst seine eingangs erwähnte Liebe besang. Schön, dass Gilmours Tochter Romany einige Stücke mit ihrer Stimme und an der Harfe (!) begleitet, zum Beispiel das anrührende Cohen-Stück „If It Be Your Will“.
Huuh! werden da vielleicht manche sagen, wie einfach macht sich’s denn der große Pink-Floydler sich so salopp im T-Shirt und unrasiert, im Schein von Flaschen-Kerzenständern, zu zeigen. Genau das kann er aber: Weil ein Gilmour niemandem etwas über die Form beweisen muss. Deshalb: Cool. Nein: einfach schön. Der Klang kommt zudem sehr intim, akustisch geprägt rüber, was zum Ambiente prima passt.
„If It Be Your Will“:
Mehr Musik aus dem Netz:
Musik im Netz Vol.8: Genesis, Tangerine Dream, Ludovico Einaudi
Musik im Netz Vol.7: Tears For Fears, Anoushka Shankar, London Grammar
Musik im Netz Vol.6: Peter Gabriel, Jason Moran, Yann Tiersen
Musik im Netz Vol. 5: Joe Jackson, Shuteen Erdenebaatar, CATQ
Musik im Netz Vol.4: Kronos Quartett, Caroline Polachek, Sigur Rós
Musik im Netz Vol.3: Deep Purple, Element of Crime…
Musik im Netz Vol.2: Yusuf, Simply Red, Eydís Evensen…
Musik im Netz Vol1: von Jackson Browne, Sophie Hunger, U2…