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Porcupine Tree „Fear Of A Blank Planet“
Eine von vielen LowBeats Empfehlungen für den Gabentisch: Porcupine Tree „Fear Of A Blank Planet“ als „Deluxe Boxset“ mit 5 CDs, einer Blu-ray und 108-Seiten-Hardcover-Buch

Musikalischer Rückblick: die Alben des November 2024

Es weihnachtet sehr. Naja, zumindest demnächst. Deshalb stellen wir in diesem Monatsrückblick mehr neue Alben als gewohnt sowie auch einige etwas opulenter daherkommende Schmankerl vor. Alle sind besonders und alle hätten es verdient, als Geschenk auf dem Gabentisch zu landen: die Alben des November 2024.

Spliff bringen sämtliche ihrer fünf Alben auf frisch gepresstem Vinyl heraus – sogar die englische Version von „85555“ ist dabei.

Wolfgang Muthspiel fokussiert als internationaler Top-Jazz-Gitarrist auf „Etudes / Quietudes“ virtuos klassische Eigenkompositionen.

John Cale, Ex-Velvet-Underground-Mitglied, veröffentlicht zwei seiner Frühwerke remastert und um Extra-Titel aufgewertet: „Paris 1919“ sowie „The Academy Of Peril“.

Elvis Costello und T Bone Burnett wollen als „The Coward Brothers“ Musikgeschichte schreiben – in einem Hörspiel von Audible.

Wilfried Hochholdinger, Schauspieler und Musiker alias HOLD geht mit seinem fünften Album „V“ auf eine chillige Elektronika-Reise.

Porcupine Tree legen ihr Top-Album von 2007 „Fear Of A Blank Planet“ als „Deluxe Boxset“ mit 5 CDs, einer Blu-ray und 108-Seiten-Hardcover-Buch auf den Gabentisch.

Die Alben des November 2024: Wir starten mit Spliff:

Wir erinnern uns: Die Deutsche Top-Band der frühen 1980er Jahre ging hervor aus der ehemaligen Band von Ex-DDR-Röhre Nina Hagen. Das Gehirn lässt schwelgerisch den pumpenden Beat von „Carbonara“ aufziehen, die Höllenfahrt von „Deja Vu“ oder das zärtliche „Heut’ Nacht“. Rund vier Dekaden später gibt’s sämtliche fünf Alben der Spliffer auf LP. Fünf? Ja, denn „85555“ bekam auch als englische Version Applaus.

Was haben die gemacht? Naja, Rock, Pop, Reggae, charakterlich standhaft eigenständig und kaum von der neuen Deutschen Welle infiziert, dazu Elektronik-Einsprengsel – sowie eine durchaus einzigartige Melange aus rotzig-klugen Texten und ebensolchen Vocals, getragen von Reinhold Heil (Tasteninstrumente, Vocals) oder Herwig Mitteregger (Drums, Vocals). Letzterer heizte vorher zusammen mit Bernhard Potschka (Gitarre, Vocals) und Manfred Praeker (Bass, Vocals) die politisch ambitionierte Lokomotive Kreuzberg. Und alle Vier formten die Nina Hagen Band, die sie dann für eine eigene Karriere verließen. Für Spliff. Die Anfänge spielten 1980 im Berliner „Kant“-Kino mit der Inszenierung ihrer Rock-Oper „Spliff Radio Show“.

Spliff
Was für Zeiten: Spliff in den frühen 1980ern… (Foto: Sony)

Der Autor dieser Zeilen hatte in den späten 1990er Jahren als AUDIO-Musikredakteur Compilations von ZOUNDS begleitet, darunter auch „Spliff / Nina Hagen Best – „Bahnhof Carbonara“ mit jeweils acht Spliff- und Hagen-Hits plus einem Solo-Song von Herwig Mitteregger. Also die vier Alben der Reihe nach: Nach dem Split mit Nina Hagen starten Reinhold Heil, Herwig Mitteregger und Kollegen am 2. Mai 1980 im Berliner Kant-Kino ihre satirische „Spliff Radio Show“ – mit dem imaginären Popstar Rocko J. Fonzo als Protagonisten. Für das englischsprachige Debütalbum vom Herbst 80 gab’s gleich mal den Deutschen Schallplattenpreis. 1981 wurden die West-Berliner sogar zum renommierten Montreux Jazz Festival eingeladen. Es ging Schlag auf Schlag weiter. Nach der ZDF-Sendung „Rockpop In Concert“ besetzte Album Nummer zwei 56 Wochen lang die Charts und eroberte im Mai 1982 die Spitze – mit dem Plattentitel „85555“, schlichtweg benannt nach der Bestellnummer. Reggae-Rock-Hit-Happen wie „Carbonara“ oder das rotzig-rockige „Deja Vu“ nebst dem zartlüsternem „Heut’ Nacht“ stehen auch heute noch für Musik-Pioniergeist, abgegrenzt von der teils arg belustigenden NDW-Welle. Die Scheibe gab’s und gibt’s auch als interessante englische Version. „Herzlichen Glückwunsch“ mit Fotograf Jim Rakete als Cover-Künstler und Manager an Bord setzt die Machart zwischen „Poesie und Härte“ (Musikexpress) mit Songs wie „Das Blech“ oder „Glaspalast“ fort. Nach Co-Produktionen einzelner Bandmusiker mit Nena, Cosa Rosa oder Ulla Meinecke nebst Solo-Alben erklimmt das 1984er Album „Schwarz Auf Weiß“ Platz zehn der Charts. Im Gepäck nochmals gereifte, teils gesellschaftskritische Stücke sowie spacige Arrangements wie auf „Sirius“. 1985 war das dann alles schon wieder Geschichte, Spliff splitteten. Manfred Praeker, Bernhard Potschka und Reinhold Heil formierten mit dem Liverpooler Musiker Lyndon Connah die Band Froon, daneben verschafften sich „Spliff Remix“ 1990 Gehör.

Dass es die Alben der Spliffer nun als LP in diversen Ausführungen gibt erfreut das Gemüt. Prägend war seinerzeit Pianist/Keyboarder, Songschreiber und Sänger Reinhold Heil (unter anderem „Carbonara“, „Das Blech“), dessen Studium und Talent als Komponist, Sänger, Produzent und Tonmeister international vielfältige Früchte trug und trägt, zum Beispiel als Produzent für Nena und viele andere KollegInnen sowie für Filmmusiken zu „Lola Rennt“, „Sophie Scholl …“, „Cloud Atlas“, „Das Parfum“ oder Tatort-Krimis. Er erhielt diverse internationale Auszeichnungen, darunter 2016 den „Adolf Grimme Preis“ für „Deutschland 83“ sowie 2023 den Deutschen Filmmusikpreis als „Ehrenpreis National“.

Die einzelnen Bewertungen finden sich unter den Cover-Bildern

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Soliff "Radio Show" Cover
Spliff „The Spliff Radio Show“ (1980). Musik: 4,4 / Klang: 4,1, / Repertoirewert: 4,4 / Gesamt: 4,3 (Cover: qobuz)
Spliff 85555 Cover
Spliff „85555“, „85555 – International Version“ (beide 1982) Musik: 4,5 / Klang: 4,2, / Repertoirewert: 4,4 / Gesamt: 4,4. Beide erscheinen bei Sony als LPs sowie als Stream oder Download, zum Beispiel auf qobuz.de: (Cover: qobuz)
Spliff "Herzlichen Glückwunsch" Cover
Spliff „Herzlichen Glückwunsch“ (1982). Musik: 4,3 / Klang: 4,2, / Repertoirewert: 4,5 / Gesamt: 4,3 (Cover: Amazon)
Splifff "Schwarz auf Weiß" Cover
Spliff „Schwarz Auf Weiß“ (1984) Musik: 4,1 / Klang: 4,2, / Repertoirewert: 4,0 / Gesamt: 4,1 (Cover: qobuz)
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In puncto Klang haben wir bei Reinhold Heil aktuell nachgefragt, ob denn die Alben für die Neuauflage remastert oder soundtechnisch behandelt wurden. Heil: „Nein, die haben wir nicht angefasst … Die Frage ist: was gewinnt man durch ein Re-Mastering? Die Vinyl-Technologie hat sich nicht verändert. Es gibt allerdings jetzt digitale Dynamik-Reduktion, die wesentlich effektiver ist als damals, und es gibt den bereits langanhaltenden Trend des ‚Loudness Wars‘. Da hätten wir mitmachen können. Man hätte dann zum Beispiel mehr leise Details gehört, wenn man unsere Musik ganz leise im Hintergrund laufen lässt. Dafür hätte man auf der anderen Seite das Problem, dass einem beim laut Hören die Ohren weh tun. Deshalb dachten wir: unsere Musik klang damals super mit der Dynamik, die wir beim Mastering übriggelassen haben, also mehr als heute üblich. Vielleicht macht das einen wesentlichen Aspekt unserer Ästhetik aus. Also bleiben wir dabei.“

Punktum. Und recht hat er: Die Alben klangen bereits damals erstaunlich gut aufgelöst, druckvoll und feindynamisch. In der Zeit der blutjungen Compact Disc tontechnisch durchaus mutig, denn viele CDs wurden damals allzu vorsichtig und dynamisch limitiert produziert. Insofern: Ein feines Deja Vu auf Vinyl.

 

Videoclip aus „PopRock in Concert“ live von 1981 mit dem Hit „Deja Vu“, anmoderiert von Thomas Gottschalk:

 

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Wolfgang Muthspiel gilt als äußerst versierter Könner an der klassischen Gitarre. Dabei wagt sich der Wahl-Wiener gerne virtuos in komplexe Gefilde, die ein Stück schonmal als mehrminütiges „Tremolo“ entfesseln können. Gelernt hat er Geige und vor allem Gitarre, studiert hat der 59-Jährige am „New England Conservatory und am „Berklee College Of Music“ in Boston. Jazz sollte sein großes Ding werden. Auf seiner Team-Liste stehen KollegInnen wie Gary Burton, Rebekka Bakken, Youssou N’Dour, Bob Berg, Gary Peackock, John Patitucci oder im Quintett Brad Mehldau, Ambrose Akinmusire, Brian Blade und Larry Grenadier.

Wolfgang Muthspiel „Etudes / Quietudes“ Cover
Wolfgang Muthspiel „Etudes / Quietudes“ erscheint bei ClapYourHands Records als CD oder LP sowie als Stream oder Download, zum Beispiel bei qobuz

Auf „Etudes / Quietudes“ fokussiert er die Klassik mit selbst komponierten Etüden, Triolen oder Akkorden und schrieb so auch Reminiszenzen und Hommagen an Größen wie Bill Evans oder Johann Sebastian Bach mit Material aus der „Sarabande“. Hohe Spieltechnik, faszinierende Präzision sowie erfrischende Improvisation begeistern. Es soll ein sehr persönliches, musikalisches Narrativ darstellen, die Evolution vom Geiger zum klassischen Gitarristen und international renommierten Jazzmusiker beleuchten. Die Tontechnik im Kulturhaus des Österreichischen Rundfunks begeistert mit Präzision, Auflösung und Feindynamik.

 

Video zum Stück „Etude Nr. 1 Tremolo“:

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John Cale ist ja nicht nur Mitbegründer der Kultband Velvet Underground, sondern auch ein begnadeter Produzent, der beispielsweise The Elements Of Crime damals mit der Ansage in sein Londoner Studio orderte, sie sollten doch die Klappe halten, keine Beipackzettel liefern, sondern sich hinstellen und so spielen sollten wie sie das wollten. Nette Anekdote. Das beeindruckende Ergebnis war 1987 „Try To Be Mensch“.

Aber er blieb auch immer Musiker. 
Cale legte solo bereits 1970 mit einem Klasse-Debüt los, „Vintage Violence“. Seine beiden Frühwerke „The Academy In Peril“ (1972) und „Paris 1919“ (1973) gibt’s nun remastered. Letzteres Album sogar als Deluxe Edition mit bislang unveröffentlichten Outtakes sowie Linernotes von Grayson Haver Currin, Multiinstrumentalist und Musikredakteur des „Mojo“-Magazins. Der heute 82-jährige Cale packte noch einen frischen Song dazu, „Fever Dream 2024: You’re A Ghost“, ein spaciger Avantgarde-Elektro-Mix.

Das Rumpfalbum leuchtet mit klugem Piano-Pop, Streichwolken, auch mal dunkel, Orgelteppichen und Country- oder Glamour-Rock-Touch. „The Academy Of Peril“ ergänzte der Walliser um den Extratitel „Temper“ – eine klassisch angehauchte Pianoweise. Das Album selbst überzeugt dank experimentellen Sequenzen, kralligem Piano oder sehnenden kammermusikalischen Streichern.

John Cale und „Paris 1919“ als „Deluxe Edition“ und „The Academy In Peril“
John Cale und „Paris 1919“ als „Deluxe Edition“ und „The Academy In Peril“ erscheinen remastered bei Domino Records als CD/ Doppel-LP und CD/ LP sowie als Stream oder Download, zum Beispiel bei qobuz

Cale: „Das Wiederaufgreifen von Werken aus der Vergangenheit ist für mich ein zweischneidiges Schwert. Natürlich ist das unvermeidlich, wenn man seit 60 Jahren oder so Musik macht. Das Besondere an diesem Prozess bei Domino Records ist, dass sie es richtig machen wollen. Es geht nicht darum, etwas nur wegen eines Jubiläums neu aufzulegen oder einen Katalogfavoriten zu sammeln, sondern darum, neue Schätze zu finden und das hervorzuheben, was sie ursprünglich besonders gemacht hat. Nachdem ich die Testpressungen gehört hatte, kam mir der Gedanke, dass das neue Mastering einen wesentlichen Teil der Präsentation dieser Werke ausmacht, anstatt sie einfach nur zu konservieren. Es gibt Momente der Klarheit und sogar den einen oder anderen Lacher, wenn man nicht nur die Musik, sondern auch die Sessions und Possen Revue passieren lässt, aus denen diese beiden Aufnahmen entstanden sind. Es ist mir eine Freude, diese mit Ihnen zu teilen… Wieder.“ Ist gelungen.

 

Videos zu „Paris 1919“ live mit Orchester

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Elvis Costello und T Bone Burnett wollen als „The Coward Brothers“ Musikgeschichte schreiben – zumindest in einem Hörspiel von Audible. Coole Idee: Zwei Helden der Wave-/Roots-Rock- Szene morphen akustische Avatare: Elvis Costello (70) als Howard Coward (Vocals, National- und Les-Paul-Gitarren, Piano, Orgel, E-Bass, Drums, Moog) sowie T-Bone Burnett (76) als Henry Coward (ebenfalls Vocals, E-Gitarre, Bass sowie E-Sitar und Whistles).

Damit stellen sie die Hauptprotagonisten in „The True Story Of The Coward Brothers“ des Hörbuchportals. Elvis Costello schrieb den vielschichtigen, facettenreichen Soundtrack, der das musikalisches Erbe der beiden „Brüder“ verkörpern soll. Das törnt an, reißt mit und zaubert hier und da ein Grinsen ins Gesicht. Es stampfen Blues-Roots-Klänge, Boogie-Power, spacige Rhythmen, schwüle Südstaaten-Sumpf-Sounds à la Willy DeVille, Country- und Americana-Ausflüge sowie Independent-Rock. Die Aufnahmen entstanden in diversen Studios, wie die Electric Lady Studios in New York bis hin zur „Presidential Suite“ im „Peabody Hotel“ in Memphis. Insofern ist es nachvollziehbar, dass der Klang changiert – von ganz gut bis klasse, zum Beispiel im Song „Pure Bubblegum“. Zugabe!

Elvis Costello und T Bone Burnett – „The Coward Brothers“
Elvis Costello und T Bone Burnett – „The Coward Brothers“ erscheint bei New West-Redeye / Bertus als CD, Doppel-LP sowie als Stream oder Download, z.B. auf qobuz.de

 

Video-Animation zum Song „Always“:

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Wilfried Hochholdinger alias HOLD spielte bereits in hunderten Film- und Fernsehproduktionen, darunter Klassikern wie „Babylon Berlin“, „Tatort“ oder auch in Hollywood-Streifen wie Tarantinos „Inglorious Basterds“. Und er macht Musik, schon immer. Früher in einer Glamrock-Band seiner Heimatstadt Bamberg. Später für Filme. Und seit einigen Jahren als Komponist im Elektro-Universum. Nun mit seinem fünften Album „V“ unter dem Pseudonym HOLD.

Gut, dass ich Wilfried Hochholdinger bei einem längeren Gespräch zu seinem letzten großen Filmprojekt „Die Ermittlung“ auf Basis des Theaterstücks von Peter Weiss über den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess für die Tageszeitung traf. Und dort von seiner intensiven musischen Prägung viel hörte. „Ich liebe einfach die Musik.“ Dazu gehört natürlich auch eine „riesige Vinylsammlung“ sowie Plattenspieler von Pro-Ject und Thorens.

Da ist zum Beispiel die gute Bekanntschaft mit Thorsten und Kai Wingenfelder von Fury In The Slaughterhouse. Oder der Dreh mit Bobby McFerrin in Hochholdingers Zeit als Jungschauspieler. „Seit 1995 habe ich immer etwas für Filme beigesteuert“, erzählt er im ruhigen Ton. Seine sonore Stimme erinnert in Videos manchmal an David Sylvian von Japan – oder auch Bowie … Klavier war sein erstes Instrument, dann kamen Gitarre, Bass „ein bisschen“ Flöte, Saxofon und Geige. „Wenn ich eine Rolle angeboten bekam, hatte ich immer den Ehrgeiz ein Instrument zu spielen und hab’s dann auch gelernt“. Einen Teil seiner Prägung fand auch im Domchor zu Bamberg statt, auf den Notenblättern stand dort natürlich gerne Kirchenmusik, auch von Bach. Beinahe abgöttisch blickt er auf Vorbilder wie David Bowie oder Dirigent Sergiu Celibidache, den er in seiner Münchner Zeit als Generalmusikdirektor in der Philharmonie oft erlebt hat, akribisch, fordernd.

Eine Messe möchte er gerne mal schreiben, ohne den Druck Lyrics verfassen zu müssen,. Ein Werk für Orchester, großen Chor und Synthies schwebt ihm vor. Jetzt aber hören wir aber erstmal Elektro, teils entstanden in seinem Home-Studio. Dort thront unter anderem ein alter Bechstein-Flügel von 1914 neben diversen Gitarren und Elektronischem Musikgerät.

Sein neues Instrumental-Album „V“ hat Kumpel Jens Krause co-produziert (Fury In The Slaughterhouse, Die Prinzen, Cultured Pearls), im „Capitano-Studio“ in Barjols in der Provence. Tontechnisch überzeugt „V“ mit prima Auflösung und Dynamik. Artwork ist Wilfried Hochholdinger ebenso wichtig. Das Cover überrascht im Retro-Stil der frühen Fotografie im Stile des Silber-/Kollodium-Nassplatten-Verfahrens aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Schick.

Wilfried Hochholdinger alias HOLD und sein neues Album „V“ erscheint bei Soul Made Productions als Stream oder Download, zum Beispiel bei qobuz.de

Hören wir mal rein. Das Intro insistiert minimalistisch mit einem dezent gesetzten Piano-Stakkato, das packt, während es etwas früh in einem dezent pumpenden Groove-Gerüst Unterschlupf sucht. Im „Liebeslied“ küsst uns die Romantik mit wallenden Synthie-Wolken, fragil wie akustische Spitzen-Häkelei. „Haus der Spiegel“ schwebt als psychedelisches Vexierspiel an die Ohren, Elektronika bäumt sich mit dunklen Grooves auf, leichter Trip-Hop- und Jungle-Touch verweben sich. Tut sich da ein stiller Ozean auf? Zeit für Ruhe. Keine Stille. Helligkeit führt uns dann vielversprechend wieder heraus aus 1001 Reflexionen. „Schutzraum Träumerei“ wirft dunkle Post ab. Tiefer Bass-Drive überschwemmt Berlin-Mitte. Oder zischen und Heulen Elektro-Einschläge woanders?

„Stadtflucht“ hilft wegzukommen, scharf schneidende Elektro-Messer hüpfen, pumpen, der Beat brennt durch. „Portobello Overdrive“ inszeniert die Elektronik pointiert, pulsierend, minimalistisch, mit klassikähnlichem Ambiente verschmolzen. Das Video dazu lässt den Vatikan tanzen. Vielleicht kommen wir ja so in den Himmel. Den Weg dorthin ebnet „Stefaniter Gefilde“. Ein sonnenbeschienenes Sound-Wesen mit Flow und einem leichten Rhythmus-Ritt. Wir wollen einfach dabei sein und aufsteigen. Hooopp!

 

Hier das Video zum Stück „Maienbrunnen“ vom neuen Album „V“ als Audiostream

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Porcupine Tree bringen ihr Top-Album von 2007 „Fear Of A Blank Planet“ als „Deluxe Boxset“ mit 5 CDs, einer Blu-ray und 108-Seiten-Hardcover-Buch auf den Gabentisch. Das opulente Set erscheint bei Transmission sowie als Stream oder Download, zum Beispiel bei qobuz.de

Steven Wilson, Mastermind der britischen Prog-Rocker, steht als Ex-Markenbotschafter auch für audiophiles (Re-)Mastering. Hier nahm er sich die Stereo- sowie die Surroundspuren vor, leider nicht in HiRes und Dolby Atmos. Dennoch: Die Stücke wallen mit spacigem Donnerhall auf, schlüpfen dann wieder in zarte Akustik-Gefilde mit Fingerpicking und Glockenspiel-Ambiente Das wirkt beinahe hypnotisch – zumal der Klang mit Druck und Drive, klasse Auflösung und Feindynamik klotzt. Als Zugaben gibt’s die EP „Nil Recurring“, seinerzeit im Band-Onlinestore erhältlich, plus diversen Demos, Live-Takes und auf der Blu-ray Musik- und Live-Videos nebst einer Album-Doku.

Porcupine Tree „Fear Of A Blank Planet“
Porcupine Tree „Fear Of A Blank Planet“ als „Deluxe Boxset“ mit 5 CDs, einer Blu-ray und 108-Seiten-Hardcover-Buch auf den Gabentisch. Das opulente Set erscheint bei Transmission sowie als Stream oder Download, zum Beispiel bei qobuz.de

 

Porcupine Tree:
„Fear Of A Blank Planet“ Deluxe Edition
2023/12
Test-Ergebnis: 4,6
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Musik
Klang
Bild
Regie
Repertoirewert

Gesamt

 

Unsere Monats-Empfehlungen in der Übersicht:

Monatsrückblick: die besten Alben des Monats Oktober 2024
Monatsrückblick: die musikalischen Highlights des Monats September 2024
Monatsrückblick: die musikalischen Highlights des Monats August 2024
Monatsrückblick: die musikalischen Highlights des Juli 2024
Monatsrückblick: die musikalischen Highlights des Juni 2024
Monatsrückblick: Die musikalischen Highlights aus dem Mai 2024
Monatsrückblick: Die musikalischen Highlights aus dem April 2024
Monatsrückblick: Die musikalischen Highlights aus dem März 2024
Monatsrückblick: die besten Alben des Februar 2024
Monatsrückblick: die musikalischen Highlights des Januar 2024
Monatsrückblick: die musikalischen Highlights des Dezember 2023
Monatsrückblick: die musikalischen Highlights des November 2023
Monatsrückblick: die musikalischen Highlights des Oktober 2023
Monatsrückblick: Die musikalischen Highlights des September 2023
Monatsrückblick: die musikalischen Highlights des August 2023
Monatsrückblick: Die musikalischen Highlights des Juli 2023

 

Autor: Claus Dick

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Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.