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Pro-Ject X2-B von vorn
Mit dem X2-B macht Pro-Ject die überlegene symmetrische Signal-Übertragung auch in Oberklasse-Plattenspielern erschwinglich Foto: Pro-Ject)

Plattenspieler Pro-Ject X2-B: Pionier in Sachen Symmetrierung

Auf der HIGH END 2022 ließ Heinz Lichtenegger, seines Zeichens unter anderem Chef der analogen Weltmacht Pro-Ject, die Zuhörerschaft an einer seiner Lieblingsvisionen teilhaben: Die Symmetrierung der Phono-Übertragung sei ein vergleichsweise einfacher Schritt hin zu deutlich besseren Klangwiedergabe. Da hat er natürlich Recht. Das Problem: Die symmetrische Übertragung funktioniert eigentlich nur, wenn ein MC-System am Tonarm sitzt. Diese Generatoren geben von Haus aus ein symmetrisches Signal aus. Und MCs sind in der Regel deutlich teurer als MM-Abtaster. Also versprach Lichtenegger eine Reihe günstiger Plattenspieler mit MC – und startete mit dem Pro-Ject X2-B für 1.500 Euro, dem im Sauseschritt der X1-B für gut 1.000 Euro folgt.

„True Balanced Connection“ heißt diese neue Pro-Ject-Reihe, die als elementarer Unterschied zu den meisten anderen Plattenspielern am Markt halt diese symmetrischen Verbindungsmöglichkeiten hat. Allerdings gibt es zu beiden Neulingen auch eine Variante ohne XLR-Ausgang. Denen fehlt dann im Namen das „B“ für balanced.

Wo die Vorteile dieser, im Studio immer verwendeten Technik liegen? Ein symmetrisches Kabel hat immer drei Leiter pro Kanal: Masse, Plus und Minus. Der Minusleiter wird verpolt und am Ende der Verbindung wieder um 180° gedreht. Störsignale, die sich der eine oder andere Leiter auf dem langen Kabelweg einfängt, werden so gegenseitig ausgelöscht. Die Idee, diese dem High End oder dem Profibereich entliehene Technik auch für kleinere Budgets aufzuschließen, ist also eine sehr gute.

Und wenn wir schon bei Einschränkungen sind: Natürlich muss auch die Phonostufe in der Lage sein, symmetrisch angelieferte Signale zu verarbeiten. Und da wird es im Einsteigerbereich noch dünner: Dass Pro-Ject auch hier mit bezahlbaren (symmetrischen) Phonostufen ab 400 Euro voranschreitet, ist ebenso zu beklatschen.

Pro-Ject X2-B mit XLR Phonostufe
(Foto: Pro-Ject)

Die Besonderheiten des Pro-Ject X2-B

Wer sich im Pro-Ject Baukastensystem auskennt, wird viele Komponenten wiedererkennen: Untern anderem den 9 Zoll Carbon/Aluminium-Tonarm, der mit seinem reibungsarmen 4-Punkt-Tonarmlager ziemlich an den 9cc aus eigenem Haus erinnert.

Pro-Ject X2 Tonarm-Lager
Das Lager des X2-B-Lagers erinnert an den 9cc aus eigenem Hause (Foto: Pro-Ject)

Allerdings hat der Tonarm des X2-B ein durchgehendes Rohr aus Verbund-Werkstoff hat; das Headshell ist also nicht abschraubbar. Gleichwohl kann man an ihm sowohl den Azimut als auch den vertikalen Spurwinkel (VTA) einstellen. Und durch das Lösen der beiden Madenschrauben ist es auch möglich, die Tonarmhöhe zu verstellen. Zudem eignet sich dieser Tonarm wegen seiner höheren Masse bestens für MC-Tonabnehmer. Konsequenterweise wird er in der B-Ausführung mit einem vorjustierten Ortofon Quintet Red-Tonabnehmer ausgeliefert.

Pro-Ject X2 Ambiente
Die Vorzüge des Quintet Red sind ausreichend besungen. Da hätten die Pro-Ject-Strategen durchaus Schlechteres finden können… (Foto: Pro-Ject)

Das robuste Chassis des Pro-Ject X2 besteht aus MDF, dessen Oberfläche in Mattschwarz, Mattweiß, Pianolack schwarz oder in Walnuss-Furnier zu haben ist. Die unterschiedlichen Ausführungen im digitalen Daumenkino:

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Pro-Ject X2 Walnuss
Der Plattenteller aus satiniertem Acryl ist immer der gleiche, aber die Oberfläche gibt es in Walnuss…
Pro-Ject X2 weiß
… in weiß….
Pro-Ject X2 schwarz
…oder in schwarz (Foto: Pro-Ject)
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Der Querschnitt zeigt den recht komplexen Aufbau des X2-B. Die Geschwindigkeitswahl zwischen 33 und 45 U/min erfolgt elektronisch, 78 U/min erreicht man durch das manuelle Umlegen des Riemens. Weil man aber das Headshell nicht ausbauen kann, ist das wohl eine nur sehr selten genutzte Möglichkeit.

Der Motor des X2 B gilt an sich schon als recht leise. Doch Pro-Ject hat zudem eine Motoraufhängung entwickelt, die den Motor Resonanz-frei von äußeren Einflüssen hält. So werden Vibrationen nicht auf Chassis, Plattenteller und Tonabnehmer übertragen…

Pro-Ject X2 Antreib
Das Plattentellerlager besteht aus einer Laufbuchse aus Sinterbronze, in der eine Edelstahlachse von hoher Passgenauigkeit auf einem Teflonlagerboden läuft (Foto: Pro-Ject)

Da sich Pro-Ject hier aus seinem bewährten Baukastensystem bedient, darf man auch beim X2-B eine exzellente Preis/Leistungs-Relation unterstellen. Vor allem aber die Fähigkeit zur Symmetrie könnte den entscheidenden Klangschritt gegenüber Preisklassen-ähnlichen Mitbewerbern bringen.

Pro-Ject X2 B ist ab sofort über den Fachhandel erhältlich. Die unverbindliche Preisempfehlungen inklusive Ortofon MC Quintet Red liegt bei 1.600 Euro. Weitere Informationen unter www.audiotra.de

Die technischen Daten des Pro-Ject X8

Pro-Ject X2-B
Konzept:Plattenspieler, riemengetrieben, elektronische Regelung
Eingebauter Tonabnehmer:Ortofon Quinted Red (MC)
Tonarm:9 Zoll, invertiertes Lager
Zubehör:Staubschutzhaube
Ausgang:unsymmetrisch und symmetrisch
Abmessungen (B x H x T):46,0 x 15,0 x 34,0 cm
Gewicht:10,0 Kilo (inklusive dem ausgelagerten Netzteil)
Alle technischen Daten
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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.