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DSD / DXD
Der Streaming Anbieter Qobuz erweitert sein HiRes-Angebot um DSD und DXD-Aufnahmen (Foto: Qobuz)

Qobuz on HiRes: Die französische Download-Plattform ergänzt ihr Angebot um DSD + DXD

Qobuz on HiRes: Die Franzosen werfen gleich zwei Anker: einen nach Japan und einen in die Fanwelt der DSD-Freunde. Beides hängt unmittelbar zusammen. Eine Win-win-Situation auf allen Seiten. Die Fakten, die Klangvergleiche, ein Interview.

Qobuz hat sich dem DSD-Format geöffnet. Das haben andere Anbieter längst getan. Warum so spät? Gar zu spät? Wir haben ein Interview mit Mareile Heineke, der DACH Country-Managerin bei Qobuz geführt. Und lange nachgehört – ist DSD wirklich das bessere, gar das beste Format?

Es gibt noch einen weiteren Faktor, der vielleicht alle strategischen Fragen klärt: Seit rund einem Monat ist Qobuz auch in Japan vertreten – dem zweitgrößten Musikmarkt der Welt. Damit ist der Streaming-Anbieter aus Paris in nunmehr 26 Ländern präsent. In nur vier Jahren hat Qobuz neben den USA insgesamt 15 weitere Märkte erschlossen. Das spricht für eine Expansionsstrategie – und viel Geld im Hintergrund.

Japan ist ein Schlüsselmarkt – auch und eben für DSD. Dort wurde das von Sony propagierte Format geboren, dort haben sich alle namhaften Künstler von Pop, Jazz und Klassik auf DSD eingeschossen. Noch ein Baustein in der Hintergrundstory: Qobuz hat 2021 „e-onkyo music“ übernommen – und will die Spielregeln der asiatischen Musikkultur ändern. Denn während Streaming den weltweiten Musikmarkt mit mehr als 67 Prozent der Einnahmen dominiert, ist die Situation in Japan sehr, sehr eigen: Der Markt für physische Tonträger macht hier noch immer mehr als die Hälfte der Verkäufe aus. Doch die Wachstumsrate verspricht Umsätze: Japan legt jährlich im Streaming um 13 Prozent zu, in Deutschland sind es 8 Prozent.

Qobuz DSD
Ein kleiner Ausschnitt zum Appetit machen… (Foto: Qobuz)

100 Millionen Titel bietet der Katalog von Qobuz – Direct Stream Digital (DSD) und Digital eXtreme Definition (DXD) erweitern das Portfolio um 22.500 Titel. Die Selektion ist stark auf den japanischen Markt fokussiert – der aber gerade in der Klassik und der Pop/Rock-Klassik die großen Namen aus Europa liebt, so trifft Herbert von Karajan auf die Rolling Stones und Michael Jackson. J-Pop boomt ebenfalls, was für uns eher fremd in den Ohren klingt. Wichtig: DSD gibt es – derzeit – nur im Download. Also müssen wir es kaufen und auf die Festplatte schaufeln. Ein Streaming in DSD? Die Frage wird in unserem Interview beantwortet.

Wir haben zehn der nach unserer Meinung wichtigsten Alben doppelt geladen: als FLAC in PCM (immer bei 24 Bit, im Maximum mit 192 Kilohertz), dagegen DSD64, der derzeit meistpublizierten Datenrate bei Qobuz, es geht aber auch bis DSD256 hinauf. Die Foren und Fachmedien überbieten sich mit Meinungen und Vergleichen. Die Wahrheit aber ist komplex. Denn PCM ist offen für Mixing und alle möglichen Optionen im Studio-Alltag. Doch liegt beispielsweise wie bei Mahlers Neunter unter Carlo Maria Giulini (Deutsche Grammophon) ein analoges Mastertape vor, das direkt und ungefiltert nach DSD transferiert wird – dann schlagen wir uns ohne Wenn und Aber auf die Seite der DSD-Fraktion. Das war an großformatigen Streamern wie dem Lumin P1 klar reicher in den Details von Abbildung und Feindynamik. Der Gewinn ist aber auch in Regionen der Einstiegsmodelle wie dem Cambridge AXN10 in fast allen Facetten erlebbar.

Umso mehr drängt sich die Frage auf, warum Qobuz erst jetzt aufrüstet. Das wollten wir von der Qobuz-Botschafterin für die DACH-Region, Mareile Heinecke, wissen.

Mareile Heineke
Mareile Heineke, DACH Country Managerin bei Qobuz,  stellte sich den Fragen unseres Redaktionsmitglieds Andreas Günther (Foto: Qobuz)

 

LowBeats: Sie haben sich recht lange Zeit gelassen. Warum kommt DSD jetzt? Wie schätzen Sie die Nachfrage ein?

Heineke: Wir konnten unseren Katalog durch die Übernahme von e-onkyo music im Jahr 2021 erweitern, was mit einem umfangreichen Katalog an Titeln in DSD einherging. Das Angebot an DSD ist Teil unseres Bestrebens, die beste Klangqualität zu bieten – der zentrale Dreh- und Angelpunkt von Qobuz seit der Gründung. Die Nachfrage bleibt spezifisch. DSD findet in der Zielgruppe der anspruchsvollen Audiophilen jedoch sein Publikum.

LowBeats: Nochmals nachgehakt zur Nachfrage-Situation – tickt die Welt gleichmäßig oder wird DSD in bestimmten Regionen stärker nachgefragt? Beispielsweise im Mutterland des Formats, in Japan? Es gibt erstaunlich viele Titel japanischer Künstler im Portfolio…

Heineke: DSD richtet sich an eine Nische von passionierten Audiophilen, die es auf der ganzen Welt gibt. In einigen Ländern wie Japan, wo die audiophile Kultur besonders ausgeprägt ist, konzentriert sich ein größerer Anteil dieser Nachfrage. Japan, als Wiege des DSD-Formats, erklärt auch die starke Präsenz japanischer Künstler in unserem Katalog.

LowBeats: Der Aufschlag von Qobuz ist stattlich: 22.500 Titel sind faktisch über Nacht in Ihrem Download-Store verfügbar. Haben Sie den Coup schon länger geplant?

Heineke: Es handelt sich um eine Gelegenheit, die sich aus der Übernahme von e-onkyo music ergab, dessen Katalog bereits zahlreiche Titel in DSD enthielt. Bei Qobuz war die hohe Klangqualität schon immer unsere Priorität, und das DSD-Format entspricht unserer Vision als auch den Erwartungen unserer Nutzer.

LowBeats: Die technische Detailfrage – veröffentlichen Sie nur Files, die tatsächlich nativ in DSD vorliegen? Oder werfen Sie einen Algorithmus an, der auch PCM-Files wandelt?

Heineke: Das DSD-Format garantiert eine außergewöhnliche Klangqualität. Auf unserer Ebene ist es nicht möglich, die Quelle der Kodierung genau zurückzuverfolgen, um festzustellen, ob es sich um eine native Datei oder eine PCM-Konvertierung handelt. Wir stellen die Inhalte so zur Verfügung, wie sie uns übermittelt werden, und wahren dabei die Qualität der Produzenten.

LowBeats: Wie sieht die Preispolitik von Qobuz aus? Manche DSD-Alben sind erstaunlich teuer – 32 Euro für Bruckners Vierte allein. Liegt da eine Logik dahinter? Im Sinne von „das Bessere muss auch mehr kosten“? Und: Machen Sie die Preise, oder bestimmen hier die Labels?

Heineke: Die Preise werden von den Labels festgelegt und die hohen Kosten einiger Alben spiegeln oft die besondere Qualität des Formats und der Produktionsarbeit wider. Einige Labels erlauben uns attraktivere Preisgestaltungen – zum Beispiel auf dem Niveau eines hochauflösenden Standardformats (24/192). Als DSP bemühen wir uns, diese Werke zugänglich zu machen und gleichzeitig die Preisentscheidungen der Labels zu respektieren.

LowBeats: Derzeit gibt es DSD einzig als Download-Option. Doch Qobuz verdient sein Geld primär mit Live-Streaming im Abo-Modell. Wird DSD zeitnah auch über diesen Weg erreichbar sein?

Heineke: Das ist derzeit nicht geplant, wir schließen es für die Zukunft aber auch nicht komplett aus, denn neue Projekte orientieren sich immer auch an den Erwartungen unserer Kunden. DSD richtet sich aufgrund seines sehr speziellen Charakters an eine sehr audiophile Zielgruppe – selbst innerhalb der audiophilen Szene – weshalb das Downloadformat gegenwärtig passender ist.

LowBeats: Frau Heineke, wir danken für das nette Gespräch

Qobuz_Studi_Angebot
Immer neue Zielgruppen im Visier: Ganz frisch hat Qobuz auch ein Studentenabo aufgelegt. „Qobuz Studio Student“ liegt 60 Prozent unter den Kosten für das Standardabo, ohne Vertragsbindung, bei allen Titeln bis zu 24/192 im Stream. Mit 5,99 Euro pro Monat ist das eine Kampfansage an den Hecht im Karpfenteich, Spotify (Foto: Qobuz)

Die Ikonen im Katalog:

– Thriller – Michael Jackson
– Mahler: Symphony No.5, Berliner Philharmoniker, Karajan
– Blue Train – John Coltrane
– The Köln Concert (Live) – Keith Jarrett
– Let It Bleed – The Rolling Stones
– Surfin’ USA – The Beach Boys

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Autor: Andreas Günther

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Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.