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Roon Musikserver-System Test Aufmacherbild
Roon ist ein Musikserver-System dass Lust auf Musik macht. Nachfolgend ein Überblick über Funktion, Bestandteile und Anwendung (Foto: R. Vogt)

Roon – der geniale Musikserver im Videotest

Roon, das ist ein System zum Verwalten und Entdecken der eigenen Musik. Beim Testen bin ich diesmal zugegebenermaßen nicht ganz unparteiisch, denn im Laufe eines knappen Jahres des persönlichen Gebrauchs wurde ich zum echten Roon-Fan. Sicher sind nicht alle meiner Meinung und es gibt mannigfache Wege, digitale Musik zu genießen – die alle ihre Berechtigung haben. Hier aber möchte ich meinen eigenen Lösungsweg mittels Roon beschreiben und vielleicht jemanden begeistern, hinein zu schnuppern.

Multi Source Player MP 8: erster Roon-Player von T+A (Foto: T+A)
Multi Source Player MP 8: erster Roon-Player von T+A (Foto: T+A)

Mit meiner Euphorie bin ich dabei nicht allein. Vor zwei Jahren schon schrieb bereits Kollege Jürgen Schröder begeistert über den Netzwerkspieler/server Elac Discovery DS-S101-G und im Moment explodiert förmlich die Zahl der Roon-Ready Geräte, die sich direkt als Abspieler im Roon-Netzwerk anbieten; gerade während des Schreibens dieses Artikels kommt die Nachricht von T+A, dass der neue MP 8 nun auch Roon-Ready sei.

Weil das Thema und die Software-Möglichkeiten Roons derart vielfältig sind, habe ich mir erlaubt, die wichtigsten Aspekte statt über seitenlangen Texten auf je rund Zehn-Minuten-Videos zusammenzufassen. Die Videos sind schlicht gefilmt und moderiert, „wie mir der Schnabel gewachsen ist“. Es ist für uns ein Versuch – und ein Feedback (an [email protected]) darüber, ob Sie umfangreichere Detailinformationen lieber auf diese Weise oder in Form ausführlicher Texte haben möchten, würde uns sehr freuen.

Hier also mein Intro:

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Neben der gut strukturierten Software ist Roons grundsätzliche Leistung der stetig wachsende und gut gepflegte Musikkatalog mit seiner Füllhorn-artigen Informationsvielfalt und die erstaunlich gut vernetzte Interaktion innerhalb der eigenen Musiksammlung. Das kann man sich konzeptionell ähnlich vorstellen wie bei Wikipedia (womit sicher jeder schon mal zu tun hatte), nur über und mit der eigenen Musiksammlung.

Roon Nucelus: Rechen-"Kern", Musikverwaltung und Signalprocessing, hier auf der High End 2018 (Foto: R. Vogt)
Roon Nucleus: Rechen-„Kern“, Musikverwaltung und Signalprocessing, hier auf der High End 2018 (Foto: R. Vogt)

Ein Roon System besteht aus prinzipiell drei Teilen: dem so genannten Core (engl.: Kern), dem Controller und den Outputs. Eine Komponente kann auch mehrere dieser drei Bestandteile beherbergen oder eben nur einen. Die Musik kann dabei von jeder Quelle kommen, auf die der Core direkt – etwa durch angeschlossene Festplatte – oder über das lokale Netzwerk Zugriff hat. Schon diese Modularität macht das Konzept so flexibel.

Roon verdaute dabei bislang alles, was ich ihm an Musikformaten vorsetzte, von schnödem MP3 über FLAC, WAV bis DSDs im DSF-Format. Praktisch alles, was man selbst rippen kann oder als legalen Download, etwa bei Highresaudio.de oder hdtracks.de, erwerben kann, wird verarbeitet.

Für mich der eigentliche Knaller aber ist die Art und Weise, mit der Roon einem die eigene Musik kredenzt und immer wieder neu schmackhaft macht. Aktuell sollte man dabei noch des Englischen mächtig sein. Zwar sind die Software und die Apps gut ins Deutsch übersetzt, die eigentliche Musikbibliothek aber steht bisher nur in Englisch bereit.

Hier mein Video, das die pfiffigen Möglichkeiten der Musikauswahl beleuchtet.

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Die technischen Finessen möchte ich im nächsten Teil zunächst nur anreißen. Hat man nämlich Musik erst einmal gestartet, bekommt man als Musik-Genießer in der Bedienoberfläche eine Reihe musikalischer Informationen, aber eben auch die Kontrolle über alle im Netzwerk adressierbaren Geräte. Und hinzu eine gute Information über die technischen Aspekte seiner Wiedergabe.

Das ist unter anderem möglich, weil jede einzelne Musikdatei komplett und detailliert technisch analysiert wird. Was gerade auch beim ersten Kontakt der eigenen Musiksammlung mit Roon interessant ist, weil der Server alle Probleme in einer Liste speichert und man dann ans Nachbessern gehen kann –weil etwa Daten defekt sind oder widersprüchliche Informationen tragen.

Vorteil dieser detaillierten Analyse ist, dass auch die unterschiedlichen Lautheiten einzelner Titel und Alben bekannt sind und beim Abspielen als Hintergrund-Berieselung perfekt nivelliert werden können. Die Funktion schaltet man zum audiophilen Hören natürlich ab, aber für das Küchenradio beispielsweise ist das perfekt und dank Analyse nach Rundfunknorm R128 viel besser als die gängige Gleichschaltung der Spitzenlautstärke.

Kleiner Nachteil dieser Analyse: Das erste Einlesen der Musikdaten braucht recht lange. Man kann zwar nach wenigen Minuten mit dem Musikhören beginnen, bei mir hat es aber über 24 Stunden gebraucht, bis Roon die gut 30.000 einzelnen Dateien individuell analysiert hatte. Jetzt, da alles schon in der Datenbank lagert, bootet der Server binnen zehn Sekunden!

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Kommt es zu einer Fehlerkennung, also mit einem falschen Albumnamen, Coverbild oder was auch immer, dann lässt sich praktisch jeder Aspekt der Datenzuordnung bearbeiten. Auch, ob man lieber die Metadaten der Datei(en) oder die Informationen aus dem Roon-Katalog verwenden möchte, man kann das beliebig entscheiden. Ich konnte in meinen knapp 3.000 Alben bislang aber nur drei oder vier solcher Fehlinterpretationen des Automaten entdecken und dann manuell ändern. Solange der Roon-Core eine Verbindung zum Internet findet, wartet sich die Bibliothek praktisch selbstständig. Neu hinzugefügte Alben gliedern sich von allein in die vernetzte Datenbank ein, manches Album erfährt Neuerungen noch nach längerer Zeit, wenn es detailliertere Infos gibt. Ganz neue Titel, die noch nicht eingepflegt sind, verwaltet das System nahtlos mit den in den Dateien enthaltenen Metadaten.

Ähnlich detaillierte Kontrolle hat man über das, was mit der Musik technisch bei der Wiedergabe passiert. Eine Fülle an Details und Kontrolle erhält man mit der Play-Leiste. Die informiert über die laufende Datei und das abspielende Gerät auf einen Blick. Auf den zweiten kann man zum Lesen oder Mitsingen Liedtexte einblenden, Favoriten markieren und zwischen Album und Playliste wechseln.

Eine Etage tiefer bekommt man weitreichendere Informationen zum Dekodieren und den Signalpfad, kann die Wiedergabe-Geräte wählen, wechseln oder zusammenschalten. Wem das nicht reicht, der bekommt eine komplette digitale Signalaufbereitung geboten, mit kompletter Raumkorrektur oder simpler Klangregelung, Bassmanagement und gleich mehrere Processings zum Feintuning insbesondere für die Wiedergabe per Kopfhörer.

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Tatsächlich aber sollte man bedenken, was man an DSP-Funktionen wirklich verwenden möchte oder braucht, denn davon hängt es ab, wie viel Rechenpower und Speicher der Computer benötigt, auf dem der Roon Core läuft. Daher gibt es auch den neuen Roon Nucleus in zwei Leistungsklassen.

Der kleine Roon Nucleus verwendet einen i3-Prozessor mit 4GB RAM und arbeitet dabei mit bis zu 6 Zonen oder gleichzeitigen Wiedergabe-Strömen. Eingeschränkt ist dabei die Möglichkeit, das volle DSP-Sortiment für alle Zonen gleichzeitig nutzen zu können. Das gilt insbesondere für die Verarbeitung von DSD-Formaten, die besonders rechenintensiv sind. Das große Modell Nucleus+ verwendet daher einen i7-Mehrkern-Prozessor mit 8GB RAM. Die Beschränkung auf sechs Zonen entfällt und es lassen sich für mehr Zonen gleichzeitig maximale DSP-Funktionen wie Raumkorrektur per Faltungsmodul oder DSD-Ströme nutzen.

Grundsätzlich ist der Roon Core als Installation für alle gängigen Computer-Betriebssysteme verfügbar. Es gilt zu bedenken, dass hier die Musik wirklich durch den Core läuft und dieser je nach Tätigkeit die verpackte Originaldatei oder das per DSP optimierte oder konvertierte Signal an den jeweiligen Abspieler streamt. Damit das alles absolut unterbrechungsfrei geschehen kann, rate ich dringend zur Vernetzung per Kabel statt WLAN/WiFi.

Im Idealfall hat der Rechner außer dem Roon Core auch keine weiteren Aufgaben zu erledigen, ein Office-Rechner ist daher cool, um Roon einmal auszuprobieren (die ersten vierzehn Tage sind kostenfrei), audiophil wird es aber erst mit einem separaten Computer. Ein Nucleus oder ein anderer dezidierter Roon-Server ist optimal, aber es geht preiswerter.

Da sind die Jungs von Roon wirklich lässig: Es gibt mit der Version „Roon Optimized Core Kit“, kurz ROCK, eine Spezialversion des Cores mit rudimentärem Betriebssystem für die Mini-Computer der „NUC“-Familie von Intel. Das ist eine kostenfreie Lösung, die ich selbst auch verwende. Die NUC-Architektur, auf der auch die Nucleus – man beachte die Namensspielerei ;-) – laufen, braucht für ihre Performance extrem wenig Energie und kaum Kühlung. Die Einrichtung ist flott und einfach. Man braucht einen NUC-Rechner der gewünschten Leistungsklasse (Wie viele Zonen? Kommt DSD vor? Raumkorrektur gefordert? …?), steckt RAM und SSD-Festplatte ein, installiert ROCK und los geht’s. Die Kosten liegen je nach Konfiguration zwischen 300 und 1.000 Euro.

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Nun ist es doch sehr technisch geworden. In der Anwendung aber löst Roon fast alle technischen Aspekte praktisch selbsttätig. Dazu gehört für mich, dass es eine komplett nahtlose Bedienung zwischen verschiedensten Geräten gibt – alles mit derselben Oberfläche, die zudem sehr gutes Deutsch versteht. Ich verwende Roon auf meinem Android Telefon, einem iPad im Kino und steuere es in diesem Moment vom Windows-10-Desktop meines Office-Rechners.

Das gilt für die Musik genauso wie für die Einstellungen des Servers und auch die Abspieler. Genial ist auch die Kompatibilität des Systems. Man muss schon fast suchen, um ein Gerät zu finden, in das man per Roon keine Musik bekommt. Am besten klingt es, wenn ein Abspieler Roons Streamingformat RAAT (Roon Advanced Audio Transport) direkt versteht. Auf Windows, Macs und Linux lässt sich das per Roon Bridge nachrüsten. Direkte Schnittstellen gibt es für Apples AirPlay, Google ChromeCast, Sonos und sogar für die gute alte Squeezebox. Wer basteln mag, der kann mit einem Rasperry Pi und einer Steckkarte von Hifiberry einen kompletten highendigen Roon-Player für unter 100 Euro zusammenstellen.

All das gibt es nicht kostenlos, klar. Ich habe Roon als recht lebendiges System mit zuverlässiger Funktion, guter technischer Unterstützung und stetigen, wesentlichen Updates kennengelernt. Das derzeit 16-köpfige Stamm-Team leistet wirklich gute Arbeit. Mir ist es daher das Abonnement wert. Es gibt Roon für 119 USD pro Jahr oder 699 USD einmalig ohne Zeitlimit. Die Apps für alle Betriebssysteme sind kostenlos. Die Nucleus Server gibt es im Vertrieb von Audio Trade im HiFi-Handel.

Ich bin jedenfalls happy mit dem System und kenne im näheren Umfeld einige Musikliebhaber, denen es ähnlich geht. Das gilt auch klanglich. Was die neuen Decoder aus MP3 & Co. mit 24-Bit-Rendering rausholen und wie genial Roon-Ready-Streamer direkt auf der Master-Clock laufend klingen, das ist schon toll. Mein Rat: Werden auch Sie Roon-Ready. Testen (für 14 Tage) ist ja kostenlos.

Roon
2018/08
Test-Ergebnis: 4,8
Überragend
Bewertung
Klang
Praxis

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Sich selbst organisierender Musikkatalog
Viele Roon Ready Abspieler, fantastischer Klang
Kompatibel zu AirPlay, ChromeCast, Sonos, MQA und mehr
Inhalte (bisher) nur englisch
Seit 2023 auch mehrsprachig!

Vertrieb:
Roonlabs.com

Vertrieb für Roon Nucleus:
Audio Trade Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
Schenkendorfstraße 29
D-45472 Mülheim an der Ruhr
www.audiotra.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Roon (Software): 119 USD (Jahres-Abo), 699 USD (unbegrenzt)
Roon Nucleus: 1.500 Euro
Roon Nucleus+: 2.600 Euro

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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.