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Kinderzimmerhelden von Christian Blanck
(Foto: Christian Blanck)

Rundgang durchs Buch Kinderzimmerhelden

Scratch-Mix: Im neuen Kultbuch „Kinderzimmerhelden“ von Christian Blanck haben die Stars mehr Narben als Al Pacino in „Scarface“. Denn Patina ist Programm beim Stuttgarter Nachwuchsautor, der es mit seinem ersten Werk gleich in alle großen Magazine geschafft hat (hier finden Sie unseren ausführlichen Bericht über den Autor).

Den Anfang machte das auf dieser Seite gezeigte Handy-Foto, das er beim Spielen mit seinem Sohn Niklas auf dem weißen Sofa schoss. Danach ersann er ein Konzept, das der Allrounder (von ihm stammen auch die Texte) unter der Sonne von Mallorca umsetzte. Begeben Sie sich mit LowBeats auf den folgenden Seiten auf einen Rundgang durch das 316 Seiten starke Buch, das für 24,80 Euro im Buchhandel erhältlich ist.

Beweisfoto: So fing alles an

Kinderzimmerhelden von Christian Blanck
(Foto: Christian Blanck)

Bescheidener Anfang einer großen Geschichte: BMW 3.0 CSL (von links), Ur-Mini, Polizei-Porsche 911 Turbo und eine unbekannte blaue Grazie standen zuerst Modell für Universaltalent Christian Blanck. Die Modelle stammen von Siku und Matchbox. Dieses Foto entstand auf der Couch mit dem Handy. Nach dieser Initialzündung fand Blanck seinen eigenen Look, der auf einer speziellen Fototechnik beruht und im Gegensatz zu dem bescheidenen Anfang etwas Ikonisches hat. Im Folgenden können Sie sich ein Eindruck davon machen.

Blanckes Blechle

Kinderzimmerhelden von Christian Blanck
(Foto: Christian Blanck)

Christian Blancks Leben als Autofahrer begann mit drei VW-Käfern. Klar, dass sich unter der riesigen Sammlung des Auto-Biografen zahlreiche Modell des Volkswagens finden. Zum Beispiel diese Siku-Nachbildung von 1980. Damit sammelte der damals fünfjährige Autor seine ersten Schrauber-Erfahrungen, wie man an am Fehlen von Scheinwerfer und Fahrertür unschwer erkennen kann.

Stern-Deutung

Kinderzimmerhelden von Christian Blanck
(Foto: Christian Blanck)

Seit der Niedersachse seiner Heimatstadt Lüneburg den Rücken kehrte und in Stuttgart lebt, ist er süddeutschen Marken zugetan. Der Mercedes-Stern auf dem Bahnhofsturm wacht über die Stadt, meint der Kreative und schuf einen symbolischen Daimler-Tower, der – wie der Autor betont – ohne Zugabe von Klebstoff entstand. Das Baumaterial stammt bis auf zwei Sandwich-Einlagen von Matchbox,  Majorette vom deutschen Hersteller Siku.

Flügelstürmer im roten Bayern-Dress

Kinderzimmerhelden von Christian Blanck
(Foto: Christian Blanck)

Der vom später zu Mercedes gewechselten Designer Paul Bracq gezeichnete BMW Turbo X1 war seiner Zeit so weit voraus, dass er nicht gebaut wurde. Vielleicht brauchten die krachledernen BMW-Machos der frühen 70er Jahre einfach nur kein Abstandsradar, weil sie dem Vordermann eh bis zum Kofferraum auffuhren. Den 280 PS starken Zweiliter-Turbo hätte damals aber jeder Bayern-Fan gerne gehabt, die Flügeltüren auch. Der Turbo lieferte aber die Inspiration zu Christian Blancks absolutem Lieblingsauto.

The M-Power strikes back

Kinderzimmerhelden von Christian Blanck
(Foto: Christian Blanck)

And the winner is: Der legendäre M1 hat es dem Autor von Kinderzimmerhelden noch mehr angetan als der vorangegangene Turbo. Mit diesem anfangs gemeinsam mit Lamborghini betriebenen Renn-Projekt mit einem kleinen Kontingent von Straßenfahrzeugen, die eigentlich nur wegen der Homologation gebaut wurden, mauserten sich die biederen Bayern zum Ferrari-Jäger mit 277 PS aus sechs Zylindern ohne Zwangsbeatmung. Auf der Rennstrecke stieg die Leistung dank Turbolader bis zu 850 Pferdestärken. Das war zünftig für die 80er Jahre. Das Modell aus dem Jahr 1981 stammt übrigens von Matchbox in England. Das Original wurde nach der Beinahe-Pleite des italienischen Partners in Blancks Wahlheimat Stuttgart bei Baur gebaut.

Is klar, ne?

Kinderzimmerhelden von Christian Blanck
(Foto: Christian Blanck)

Heute fahren die bösen Buben Audi. Ob der Autor sich das gedacht hat, als er diese Polizeiverfolgung mit dem roten R8 (der einzige Vertreter der vier Ringe, der mir im Buch auffiel) vor dem rot-weißen Porsche 918 Spyder Toy Fair Limited Edition nachstellte? Die für Blancks Verhältnisse erstaunlich gepflegten Sportwagen stammen jedenfalls von Siku und Majorette (Porsche). Hier musste offensichtlich der Photoshop herhalten, was mir etwa an der Perspektive auffällt, aber auch die Schatten sehen verdächtig aus. Doch die Szene ist nach meinem Geschmack.

Citroën-Neigung

Kinderzimmerhelden von Christian Blanck
(Foto: Christian Blanck)

Meist sehen Blancks Kinderzimmerhelden so zerschunden aus wie dieser Citroën DS 19, die beliebte französische Gangsterlimousine aus den 60ern. Das Spritzgussmodell von Corgi Toys hat seit 1960 eine lange Leidensgeschichte hinter sich, hat aber im Gegensatz zum Original noch keinen Rost angesetzt. Als kleiner Bub fand ich die Form und Technik des DS schlicht revolutionär. Während ich mit den reichlich plumpen, barocken Formen der damaligen Mercedes und BMW wenig anfangen konnte, fand ich das Design französischer Autos wie dem DS oder der Renault Caravelle sehr ansprechend.

Kinderzimmerhelden Huckepack

(Foto: Christian Blanck)
(Foto: Christian Blanck)

Der K-II DAF Transporter von Matchbox by Lesney, 1970, bringt Nachschub an Gebrauchtwagen aus Untertürkheim, die 1974 bis 1984 von Siku nachgebildet wurden. Dieses Bild von Seite 264/265 schaffte es gar auf den doppelseitigen, doppeldeutigen Aufmacher der AMS, die ihr Kürzel in der Headline augenzwinkernd mit Spielzeugauto, Motor und Sport übersetzte. Die Motor Presse widmete den Kinderzimmerhelden acht Seiten, zum Teil mit Kinderfotos der Redakteure.

Iso-Norm

(Foto: Christian Blanck)
(Foto: Christian Blanck)

Den Iso Grifo von Corgi Toys von 1970 kannten und liebten wir alle aus dem Autoquartett. Mein Autorenkollege Blanck und ich machen da keine Ausnahme. Der 7-Liter-300-km/h-Straßenrenner aus Italien durfte entsprechend in keiner Spielzeugautosammlung der Seventies fehlen. Kollege Jürgen Schröder besaß einen, ich auch – genau in der Farbe – und Autor Christian Blanck hat seinen immer noch.

Britisches Understatement für Hoch-Stapler

(Foto: Christian Blanck)
(Foto: Christian Blanck)

Als bekennender Mini-Fan (Autos dienen ja bekanntlich der Kompensation) und Anglophiler mag ich den britischen Tower mit Union Jack besonders. Er besteht aus Range Rovers, Minis und einem Jaguar. Die Fahrzeuge dieses Kinderzimmerhelden-Turms stammen von Siku (Range Rover Police Patrol) und Matchbox.

Männerspielzeug

(Foto: Christian Blanck)
(Foto: Christian Blanck)

Mit seinem Bürzel und den seitlichen Aufklebern bediente der Porsche Carrera RS bei seiner Vorstellung 1972 so ziemlich alle Vorurteile gegenüber Sportwagen-Freaks. 2014, als dieses Modell von Welly entstand, konnte man mit dem inzwischen unbezahlbaren Original schon wieder Stil beweisen. Angesichts immer größerer elektronischer Bevormundung und 500 PS starker Dumm-Dumm-Geschosse, die mit einem Dutzend Assistenzsystemen jeden Vollidioten auf Formel-1-Tempo beschleunigen, ist dieses raue Fahrerlebnis schon fast eine Sensation. Ein Auto wie ein blutiges Steak vom Holzkohlegrill.

Bus-Knacker

alter VW-Bus
(Foto: Christian Blanck)

Den VW Bus T2 Radarfalle von Siku aus dem Jahr 1974 habe ich für einen befreundeten Künstler ausgewählt. Er nutzt seinen, deutlich besser als dieses gefledderte Druckgussmodell erhaltenen Youngtimer zu ausgiebigen Europareisen – was ich angesichts der geringen Motorleistung und Bremswirkung gerade in den Alpen für sehr sportlich halte. Vielleicht sollte sich mein Kumpel den Wechsel auf das Modell im Maßstab 1/55 überlegen? Die Chancen, damit samt besserer Hälfte plus einem Haufen Gepäck aus eigener Kraft in Südfrankreich anzukommen, sind zwar in beiden Fällen gleich niedrig, aber mit dem Siku-Bus sind die Bergungs- und Reparaturkosten deutlich geringer.

Game over!

(Foto: Christian Blanck)
(Foto: Christian Blanck)

Ein Bild mit Symbolcharakter: Vom Wiesmann Roadster, der wohl mal ein Coupé war, ist nur noch ein ausgeweideter Torso übrig. Vom Unternehmen auch. Die deutsche Sportwagenschmiede musste kürzlich aufgeben (inzwischen stehen die Zeichen allerdings auf Neustart). Sehr schade, denn die leichten Sportwagen aus Metalldruckguss (Siku 2007) zählten zum Besten, was einem Münchner Motor passieren kann und damit zu meinen absoluten Favoriten für den Autokauf nach einem Lottogewinn.

Kinderzimmerhelden – Das Buch zum Auto

Kinderzimmerhelden von Christian Blanck
(Foto: Christian Blanck)

316 Seiten emotionale Achterbahnfahrt. Um ganz ehrlich zu sein: Kinderzimmerhelden zählt zu jenen Büchern, die einen inspirieren und dazu herausfordern, sich als Autor die Frage zu stellen, warum man nicht selbst auf eine so simple, aber äußerst charmant, detailverliebt und vor allem stringent umgesetzte Idee gekommen ist?

Es zählt nicht zu jenen belanglosen Wischi-Waschi-Geschenkbüchern, die man sofort in die Ecke legt oder auf Ebay verhökert. Man kann sich stundenlang darin vertiefen und auf eine märchenhafte Zeitreise gehen. Niki würde sein Kapperl ziehen, Schicki sagt: 5 Sterne, Referenz. Sorry, da sprach gerade der Warentester aus mir. Geht auch griffiger – wie in der Zahnpasta-Werbung: Das Buch (unter anderem erhältlich bei Amazon) schenkt der Autor seiner Familie.

Mehr über Christian Blanck: Alles zum neuen Kultbuch

oder unter www.kinderzimmer helden.net

 

Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.