Das ist hinreißender Libanesischer Folk: Tania Saleh „Fragile“ ist ein wunderbarer Blend aus Roots-Musik ihrer Heimat und Einsprengseln aus Jazz, Elektronika und Folk.
Indie- oder Alternative-Musik kommt gottseidank nicht nur aus dem englischsprachigen Raum, auch in anderen Gegenden emanzipieren sich Künstler vom Mainstream, um ausgetretene Pfade zu verlassen und frischen kreativen Sauerstoff in ihr Schaffen zu bringen. Und bestenfalls Gehör zu finden. Tania Saleh zählt dazu, die heute 56-Jährige wuchs in Beirut auf, studierte Bildende Kunst und zählt im Libanon sogar zu den GründerInnen der alternativen arabischen Musikszene. Die Singer-Songwriterin geht dabei eine fruchtbare Liaison zwischen traditionellen Roots ihrer Heimat und westlichen Einflüssen wie Jazz, Elektronika oder Folk, Rock und Bossa Nova ein.
Als Kind erlebte sie den Bürgerkrieg, durchlebte die Scheidung der Eltern und musste früh ihre Mutter und Schwester unterstützen. Mit 17 sang sie in verschiedenen Chören, schrieb Jingles für Radio-Werbung und arbeitete obendrein als Illustratorin und Grafik-Designerin.
Tania Saleh trug und trägt ihre Musik dabei seit Anfang der 90er Jahre um die halbe Welt und heimste auch Auszeichnungen ein wie den „Best Music Award“ beim Stockholm International Film Festival 2011 für den Soundtrack zu „Where Do We Go Now“ (Regie Nadine Labaki). Ihr Leben – und ihre Texte – durchziehen dabei persönliche und politische Themen, wie schon beim Vorgänger-Album „10.A.D“ von 2021. Das groovt herrlich hin- und mitreißend, teils auch mit psychedelischem Touch und klug arrangiert.

„Die Idee zu diesem Album kam mir, nachdem ich mein Heimatland, den Libanon, aufgrund einer Reihe von Problemen verlassen hatte und mein Leben im Exil neu beginnen musste. Ich hatte das Gefühl, eine Gehirnwäsche zu brauchen, um den ganzen Ruß aus meinem Kopf zu entfernen, neu anzufangen und den monotonen Klingelton meines Lebens zu ändern….“, erklärt sie und ergänzt: „Darüber hinaus mache ich mir ständig Sorgen über einen möglichen dauerhaften sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Zusammenbruch des Systems, in dem wir leben. Es leidet ernsthaft unter der „Vorherrschaft des Reichtums“, der globalen Erwärmung und dem langsamen Massenaussterben aller darin vorkommenden Organismen…“.
Bei aller Ernsthaftigkeit schillert das Album in vielen leuchtend bunten und hinreißenden Schattierungen, nimmt einen mit auf ihre spannend-emotionale Reise – und verwöhnt audiophil mit plastisch-luftigem, feindynamischen Klangbild.
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Video-Clip „Qul (Say It)“
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