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Bohne Audio BB-10 Test Aufmacherbild
Ein Bohne-Audio-System besteht immer aus Lautsprecher plus Aktiv-Elektronik. Das von LowBeats getestete BB-10-Set kostet 8.600 Euro (Foto: H. Biermann)

Test Bohne Audio BB-10: Aktivbox mit Live-Charakter

Mit Bohne Audio kommt frischer Wind in die Lautsprecher-Szene. Es sind pegelfeste, voll-aktive und DSP-entzerrte 2-Wege-Konstruktionen mit Dipol-Bändchenhochtöner – allesamt klanglich herausragend gute Schallwandler, die einen schönen Gegenentwurf zum heute oftmals etwas weichgespülten HiFi darstellen. Nach einem Besuch im Bohne Audio Showroom in Klosterlechfeld (siehe Report) und der damit verbundenen, wirklich beeindruckenden Demonstration mehrerer BA-Modelle hatte LowBeats nun für einige Wochen die Bohne Audio BB-10 im Test: den Bestseller dieser außergewöhnlichen Lautsprecherfamilie.

Wenn ich mir selbst einen Lautsprecher bauen würde, wäre das eine große 2-Wege-Konstruktion mit einem vergleichsweise großen Tiefmitteltöner (mindestens einem 10 Zöller), der möglichst laut, verzerrungsarm und hochbelastbar sein und am besten aus der Profi-Abteilung von JBL stammen sollte. Und als Hochtöner würde ich einen ebenso lauten, fein klingenden, AMT- oder Bändchen-Hochtöner darüber einsetzen, der eine möglichst niedrige Einsatzfrequenz hat. Wann immer ich diese Idee Menschen vortrage, die etwas davon verstehen, schauen sie mich meist mitleidig an, murmeln etwas von starker Bündelung im Mittenbereich, Hochtonverzerrungen und anderen Unverträglichkeiten und dass so etwas einfach unmöglich sei.

Und da kommt dieser Jörg Bohne und macht es einfach genau so. Er kombiniert große Tiefmitteltöner aus dem Profi-Bereich mit großen Bändchen-Hochtönern und erzielt so höchst beeindruckende, weil präzise und hochdynamische Klang-Erlebnisse. Bohne ist Musiker, genauer: Schlagzeuger. Und deshalb sind seine Anforderungen an einen Lautsprecher womöglich andere als die eines „normalen“ HiFi-Fans. Ein Lautsprecher muss bei ihm eine hart geschlagene Snare Drum genauso rüberbringen, als ob man danebenstünde: mit authentischer Schnelligkeit, Präzision und Verzerrungsarmut. Herkömmliche HiFi-Boxen sind damit in der Regel überfordert – was Bohne dazu bewog, quasi aus Notwehr des nicht bedienten Verbrauchers, zusätzlich auch noch HiFi-Hersteller zu werden.

Allerdings musste der Westfale nicht bei null anfangen. Denn der Mann ist auch noch studierter Physiker und belegte mit seinen Forschungen, dass ein perfektes Einschwingen für die authentische Wahrnehmung des Menschen relevanter ist als ein sauberes Ausschwingen. Daraus zog er die oben schon erwähnten Konsequenzen: hoch effiziente und extrem pegelfeste Treiber werden von einer Aktivelektronik direkt angesteuert und mittels präziser Digitalfilter (FIR) optimal in Frequenz und Phase korrigiert.

Tiefmitteltöner für ein solches 2-Wege-Konzept gibt es einige, die am Markt befindlichen Hochtöner erschienen Bohne dagegen allesamt ungeeignet. Also entwickelte er sein eigenes Bändchen. Das Prinzip der „echten“ Bändchen (die meisten sind ja heutzutage Magnetostaten und kommen ohne Übertrager aus) ist ja schon uralt. Dennoch gelang es Bohne, einige technologische Neuerungen umzusetzen, die er sich umgehend patentieren ließ. Heißt: Bohne Bändchen gibt es nur in Bohne Schallwandlern.

BB-10 Bändchenbefestigung
Der Bändchenhochtöner der Bohne Audio BB-10 (hier der Blick von hinten) ist 200 mm lang und 14 mm breit. Das gefaltete Aluminium-Bändchen hat im Verhältnis zu den starken Antriebsmagneten nahezu kein Gewicht und reicht dank seiner großen Fläche runter bis 1.000 Hertz. Der Hochtöner ist in einem stabilen Multiplex-Panel eingesetzt und nach hinten offen; ab 1.000 Hertz arbeitet die BB-1o daher als Dipol. Der für das Bändchen notwendige Übertrager sitzt unsichtbar im Bassgehäuse (Foto: H. Biermann)

Zwei Punkte sind bei diesem Hochtöner wichtig: hoher unverzerrter Pegel und eine möglichst niedrig liegende Einsatzfrequenz. Und hier zeigt das in Handarbeit gefertigte Bändchen seine Einzigartigkeit: es ist skalierbar. In der hier getesteten Bohne Audio BB-10 ist es 20 Zentimeter hoch und läuft ab 1.000 Hertz, im derzeitigen Flaggschiff BB-18 (mit 18 Zoll, also 46 cm Tieftöner) läuft ein nochmal 10 Zentimeter längeres Bändchen schon ab 550 Hertz. Und derzeit, so hört man aus dem Hause Bohne, entwickelt man ein etwa 1,5 Meter langes Bändchen, das sogar bis unter 300 Hertz einsetzbar sein soll – ein Zukunftsprojekt, auf das man sich freuen darf.

Das Konzept der Bohne Audio BB-10

Die hier vorgestellte Bohne Audio BB-10 trägt die Größe des Tieftöners bereits im Namen: ein 10 Zöller. Normalerweise ist der Schlagzeuger Bohne JBL-Fan. Aber: „Die haben in der Größe nichts“, sagt er. „Jedenfalls nichts, was optimal passen würde.“ Fündig wurde er in diesem Fall bei dem italienischen Treiber-Spezialisten Sica. Der hat einen schier unverwüstlichen 25-Zentimeter Tiefmitteltöner im Programm: mit 75 Millimeter großer Aluminiumflachdraht-Schwingspule, einem linearen Arbeitsbereich von plus/minus 8 Millimetern und einer Membran aus reißfestem Papier/Kunstfaser-Gemisch.

BB-10 aktiver und passiver Woofer
Vorn der eigentliche „aktive“ Tieftöner mit Magnetantrieb, an den Seiten die gleich großen und sehr ähnlich aussehenden Passivmembranen, welche die Funktion einer Bassreflex-Abstimmung übernehmen und den Tieftonbereich nach unten ausdehnen. Alle drei Treiber kommen vom italienischen Spezialisten Sica (Foto: H. Biermann)

Dieser Tieftöner sitzt in einem fast kubischen Bassgehäuse mir den Abmessungen 42 x 32 x 34 cm (H x B x T) und wird von zwei gleichgroßen Passivmembranen auf den Seitenwänden in der Subbass-Arbeit unterstützt.

Bohne Audio BB-10 Passiv-Treiber
Ein Blick ins Innere der Bohne Audio BB-10 zeigt den soliden Aufbau und einen der Passiv-Radiatoren von hinten. Die Gehäuse sind komplett mit Dämm-Material gefüllt und bestehen aus MDF-Platten; die Ausfräsungen sind millimetergenau gemacht (Foto: H. Biermann)

Das Bändchen der Bohne Audio BB-10 dagegen sitzt auf der Oberseite des Kubus in einem Panel, welches wiederum um einige Zentimeter nach hinten verschoben angebracht ist. Bohne korrigiert somit elegant den Zeitversatz zwischen Tief- und Hochtöner zum Ohr des Zuhörers, den er sonst elektrisch mit den Digitalfiltern hätte korrigieren müssen. Und je weniger der DSP zu tun hat, umso besser…

Bohne Audio BB-10 LowBeats Hörraum2
Das Panel mit dem Dipol-Bändchen auf dem Deckel der Bassbox verleiht der BB-10 eine außergewöhnliche und irgendwie „leichte“ Optik. Die Abmessungen der gesamten Bohne Audio BB-10 liegen bei 72 x 32 x 34 cm (H X B x T). Der optionale, aber unbedingt zu empfehlende Holz-Standfuß hat die Abmessungen von 54 x 34 x 34 cm (Foto: H. Biermann)

Das Gehäuse der Bohne Audio BB-10 entsteht bei einem Tischler um die Ecke. Die kurzen Wege fördern die Qualität und die Flexibilität. Das Testmuster für LowBeats kam in einem attraktiven Vogelaugenahorn-Furnier, aber letztendlich – das ist der Vorteil der Kleinserie – kann so gut wie jeder Kundenwunsch in Bezug auf Furniere, Lacke und Oberflächen umgesetzt werden. Unser Testmuster hatte zwar nicht ganz die perfekte Verarbeitung einer B&W dieser Klasse, aber alles war picobello sauber gemacht – und das mit dem Charme des Individuellen.

BA Tischlerei
Alles vorhanden: die BA-Gehäuse entstehen in einer mit modernsten CNC-Fräsen ausgestatteten Tischlerei, in der dennoch das meiste per Hand gemacht wird – hier zum Beispiel die Bassgehäuse der Bohne Audio BB-10 (Foto: Bohne Audio)

Der finale Zusammenbau aber erfolgt bei Bohne Audio in Engelskirchen. Hier lässt es sich der Meister nicht nehmen, selbst alle Einzelteile zum großen Ganzen zusammenzuführen.

Die Elektronik vor der Bohne Audio BB-10

Jörg Bohne betrachtet das System Lautsprecher-Raum-Zuhörer ganzheitlich. Deshalb unterstützt er seine Kunden auch gern bei der akustischen Optimierung der Hörräume. Doch nicht jeder möchte mit Absorbern oder Diffusoren hantieren; die meisten wollen ihre Wohn- und Hörräume eigentlich gar nicht verändern. Deshalb ist die aktive Ansteuerung der beiden Treiber als auch deren digitale Entzerrung über einen leistungsfähigen DSP ein elementarer Bestandteil eines jeden Bohne-Audio-Systems.

BB-10 plus Ständer im LowBeats Hörraum
Ein BA-System besteht immer aus mehreren Komponenten. In diesem Fall die BB-10 plus Ständer plus 4-Kanal-Vollverstärker BA-250. Der Komplettpreis erscheint in meinen Augen mehr als fair: 8.600 Euro (Foto: H. Biermann)

Die gesamte Elektronik befindet sich in einem unauffälligen Aluminium-Gehäuse mit klassischen Abmessungen: 43,5 x 13 x 30 cm (B x H x T). Unter der Haube stecken immerhin 600 Watt Sinus und eine Menge Rechenpower.

Bohne Audio BB-10 Amp innen
Im Verstärkergehäuse sitzen vier kräftige AB-Endstufen, die sich alle aus dem geschirmten Trafo unten rechts speisen. Das gekapselte Modul in der Mitte oben enthält die Vorstufeneinheit von miniDSP und den Prozessor für die DIRAC Raum-Korrektur. Der gesamte Verstärker bringt es auf stolze 14,0 Kilo (Foto: H. Biermann)

Für den Test hatte uns der BA-Botschafter für den Süden, Markus Wierl, den 4-Kanalverstärker BA-250 zur Verfügung gestellt. Der leistet 2 x 200 Watt (Class AB) für die Tieftöner und 2 x 100 Watt (Class AB) für die Hochtöner. Das ist vor dem Hintergrund der hohen Effizienz dieser Treiber ziemlich viel…

Es gäbe als etwas preisgünstigere Alternative auch noch einen Hypex Digital-Verstärker mit 4 x 200 Watt. Das Paket ist dann mit 7.900 Euro um gleich 700 Euro günstiger. Doch den hat Bohne gar nicht erst mitgeschickt. „Das hören Sie sofort, dass der AB-Verstärker einfach viel besser klingt“, sagt er. „Für diesen Einsatz sind die Analogverstärker einfach noch besser.“ Alles klar: Wir freuen uns über die bessere Lösung.

In dem Gehäuse des BA-250 steckt auch eine kleine Vorverstärkereinheit von miniDSP. Sie regelt die Lautstärke und schaltet zwischen den drei Eingängen (1 x analog, 2 x digital) um. Bedient wird der BA-250 ausschließlich über die kleine Fernbedienung. Ein bisschen irritierend ist, dass der BA-250 keinerlei optische Rückmeldung gibt, weder zum Pegel noch zum Eingang. Es ist halt ein auf das Nötigste reduziertes Design: chic, aber manchmal etwas unpraktisch.

BA Fernbedienung
Die kleine Fernbedienung des Systems steuert den Pegel, den Eingang, aber auch die vier unterschiedlichen Klangabstimmungen (Presets), die die BA-Spezialisten für den Kunden beim Aufbau voreinstellen (Foto: H. Biermann)

Doch für so notorische Vielumschalter wie mich gibt es das BB-10 System jetzt auch mit der nochmals kräftigeren 4-Kanal-Endstufe BA-200 (Class-AB) und ausgelagerter Vorstufe MiniDSP SHD. Mit der hat man nicht nur deutlich mehr Eingänge zur Verfügung, sondern auch allen Komfort und die optische Rückmeldung. Dieses Paket kostet dann 9.800 Euro.

Doch zurück zum Test-Set. Im Elektronik-Gehäuse ist auch die aktive Frequenzweiche untergebracht, welche die beiden Treiber steilflankig bei 1.000 Hertz trennt. Dass der Hochtöner einen so breitbandigen Einsatz so klaglos mitmacht, zeugt von seiner Qualität. Wir haben die Bohne Audio BB-10 einmal bei 94 dB und einmal bei 103 dB (jeweils in einem Meter Abstand) gemessen und erzielten mit die verzerrungsärmsten Ergebnisse, die wir überhaupt bislang für einen kompakten Lautsprecher haben ermitteln können:

Bohne Audio BB-10 Verzerrungen @94dB
Die BB-10 bei einer Durchschnittslautstärke von 94 dB in einem Meter Abstand. Die Verzerrungswerte sind außergewöhnlich niedrig. Die höchsten Verzerrungswerte ergeben sich verständlicherweise am unteren Einsatzbereich des Bändchen-Hochtöners um 1.000 Hertz. Aber die sind absolut zu vernachlässigen (Messungen: J. Schröder)

Und auch bei hohem Pegel verhält sich die BB-10 hervorragend gut:

Bohne Audio BB-10 Verzerrungen @103dB
Die BB-10 bei einer Durchschnittslautstärke von 103 dB (1 Meter Mikrofon-Abstand), wo auch ihre Dauerpegelgrenze liegt. Bei kurzfristigeren Spitzen, wie bei Musik üblich, kommt die Kompaktbox  auf über 115 dB – ein überragender Wert (Messungen: J. Schröder)

Auf- und Einstellung

Und noch ein wichtiger Baustein sitzt im Elektronik-Gehäuse: Der Prozessor mit der Raum-Korrektur. Bohne verwendet für seine kleineren Systeme gern das Programm von DIRAC – und findet sich da in bester Gesellschaft. Auch BMW und Bentley im Auto oder Arcam und NAD in den AV-Receivern nutzen diese mittlerweile sehr ausgereifte Raumkorrektur aus Schweden. Im LowBeats Hörraum war es Markus Wierl, Inhaber des Bohne Audio Showroom Süddeutschland, der das BB-10-System in weniger als einer Stunde auf unseren Hörraum einstellte.

Bohne Audio BB-10 Einmessung1
Das unentzerrte BB-10-System (weiße Kurve) und die vorgesehene DIRAC-Korrektur im LowBeats Hörraum. Die Entzerrungskurve zeigt in etwa das BA-Ideal: absolut linear mit einem leichten Abfall hin zu höheren Frequenzen (Bildschirmfoto: M. Wierl)

Der Einmessvorgang dauert nicht lange und wird mit einem Mikro und dem Programm auf einem Notebook vorgenommen. Gemessen wird an fünf Stellen rund um den Hörplatz, damit der Hörer nicht hundertprozentig auf nur einen Sitzplatz in genau definierter Höhe festgelegt ist. Dennoch: besonders gut klingt es immer nur an einem Platz, diese Erkenntnis gehört nun mal zur Wahrheit der elektronischen Raumakustik-Optimierung. Deshalb bietet Bohne zusätzliche Unterstützung bei der klassischen Raumakustik mit passiven Elementen an.

Das DIRAC-System im BB-10-System bietet die Möglichkeit, bis zu vier unterschiedliche Presets abzuspeichern. Neben der von Wierl empfohlenen Einstellung (siehe oben) wünschte ich mir noch eine mit 3 Dezibel mehr Bass um 40 Hertz, eine etwas dezentere mit minus 2 Dezibel zwischen 2 und 3 KHz sowie eine Art Loudness-Einstellung für besonders leises Hören. Das ist mit einem solchen System ja alles relativ einfach umsetzbar.

Wegen der Dipol-Charakteristik des Bändchens empfiehlt Jörg Bohne einen Wandabstand von 20 – 100 cm. Ich habe die Bohne Audio BB-10 ziemlich viel hin- und hergeschoben und auch mit einer deutlich größeren Distanz zur Wand tolle Ergebnisse erzielt. Keine Bange also: man hat alle Freiheiten. Nur den Mindestabstand sollte man tunlichst nicht unterschreiten – was die Platzierung einer BB-10 auf einem Sideboard fast unmöglich macht. Aber der Ständer ist hier eh die zu bevorzugende Variante.

Bohne Audio BB-10 LowBeats Hörraum2
Der Bändchenhochtöner ist ein Dipol und strahlt dementsprechend nach vorn wie nach hinten die gleiche Schallenergie ab. Das muss man bei der Aufstellung berücksichtigen. Ein Platz vor glatten Flächen wie Fenstern oder Türen ist weniger geeignet (Foto: H. Biermann)

Und noch eine Bohne-Empfehlung: Er sieht die BB-10 in Räumen von 16 bis maximal 28 qm gut aufgehoben. Das ist eine der nettesten Untertreibungen, die ich in dieser sich oft in Superlativen verlierenden HiFi-Szene seit langem gehört habe. Der LowBeats Hörraum hat 70 qm und selbst hier habe ich diesen Lautsprecher in einer Lautstärke gespielt, die anwesenden Gästen das Grinsen ins Gesicht zementiert hat. Natürlich macht sich eine BB-18 mit 46 cm Bass auf so viel Platz besser. Was aber nicht heißt, die kleine BB-10 schaffte das nicht auch überraschend gut.

Der Hörtest im LowBeats Hörraum

Auf der HIGH END 2018 spielte Jörg Bohne im Trinnov Raum seine große BB-18. Der Höreindruck begeisterte mich derart, dass ich mich zum Bohne Audio Showroom in Klosterlechfeld aufmachen MUSSTE. Und da war es noch besser. Markus Wierl hat sich hier einen echten Klang-Tempel gebaut, in dem auch einen BB-18 spielt und in dem schnell deutlich wird, welchen Klang-Idealen der Schlagzeuger Bohne folgt. Das JBL Motto aus den 1990er Jahren trifft es wahrscheinlich am besten. Es lautete: „loud & clear“. Die BB-18 ist ein unfassbar guter und dynamisch mitreißender Lautsprecher, der aber auch bei kleinen Pegeln alles zeigt.

Und tatsächlich fällt die BB-10 nicht weit vom Stamm. Nach dem Einrichten des DIRAC-Programms spielte auch sie so genau auf den Punkt, so herrlich schlackenfrei und unverzerrt, dass ich gar nicht anders konnte, als den Pegelregler immer weiter hochzuschrauben…

Ascendo D7 Active – Hörtest Musik
Eine großartige Live-Aufnahme aus einem relativ kleinen Konzertraum: James Blood Ulmer Live At Bayerischer Hof München

Und die Bohne Audio BB-10 machte das alles klaglos mit. Mag sein, dass ich James Blood Ulmers Dynamik-Kracher „Crying“ (aus dem Album: Live At Bayerischer Hof München) mit der Passivbox Heco Direkt Dreiklang oder der ebenfalls aktiven Ascendo Live 15 noch ein wenig lauter gehört habe. Aber nicht viel. Und diese beiden Lautsprecher sind ja um einiges größer. Wie ungemein präzise und gleichzeitig druckvoll die BB-10 die Bassdrum in den Hörraum drückte oder wie packend echt sie die Stimme von James Blood Ulmer in den Raum stellte…

Ich war beeindruckt. Denn die Bohne Audio BB-10 zeigt eine Unmittelbarkeit und Schnelligkeit, die den Zuhörer zwangsweise tief in die Musik hineinzieht. Die BB-10 ist ein schönes Beispiel dafür, wie wichtig der saubere Impuls für ein intensives und als „echt“ empfundenes Musikerleben ist. Und das gilt keineswegs nur für perkussive Feuerwerke. Dank ihrer dynamischen Fähigkeiten und der hohen Präzision habe ich selbst Chöre gern mit ihr gehört – weil sie so viele Mikrodetails aus den Aufnahmen holte und weil sie die einzelnen Stimmen so plastisch und ortungsscharf darstellte.

Allerdings war mir die von Wierl eingestellte Idealkurve nach einigen Stunden des Hörens doch etwas zu kernig. Doch ich hatte ja noch die Voreinstellung mit den leicht zurückgenommenen Mitten. Sie wurde in den nächsten Wochen meine Lieblingseinstellung: weil ich mit ihr noch ein Hauch lauter hören konnte und weil mit ihr auch der räumliche Eindruck nach hinten noch spektakulärer wurde. Und wenn ich leise Hören wollte, musste ich nur die entsprechende Einstellung wählen.

Doch wie soll man ein System beurteilen, das fast beliebig im Klangcharakter veränderbar ist? Diese Frage trieb uns ja auch schon beim Test der ebenfalls herausragend lebendigen Ascendo Live 15 und Ascendo D7 Aktive um. Aber es geht. Man muss nur das Optimale aus den Systemen herausholen. Dann werden auch Unterschiede erkennbar. Die Bohne Audio BB-10 ist auf den möglichst präzisen Impuls hin gezüchtet – diesen höchst erfreulichen Charakterzug hört man immer heraus – gleich, wie man den Frequenzgang verändert.

Fazit

Ein bemerkenswerter Auftritt, an dem ich so gut wie nichts zu meckern hatte. Die BB-10 ist ein sensationeller Erlebnislautsprecher, mit dem man sehr, sehr laut hören kann. Der aber auch – mit der richtigen Einstellung bitte – im Flüsterbereich wunderbar filigran spielt.

Die Zahl der Raum-entzerrten Aktiv-Lautsprecher wächst wegen der großen Möglichkeiten solcher Konzepte rasant. Das heißt aber nicht, dass all diese entzerrten Lautsprecher auch gut klingen. Die Bohne Audio BB-10 schon. Sie hat den großen Vorteil, dass bei ihr die Grundlagen fast perfekt sind: das stabile Gehäuse, der hochbelastbare Tiefmitteltöner, das überragende Bändchen und eine exzellente Verstärker-Elektronik. Hinzu kommen das enorme Wissen und die klaren Klangvorstellungen, die der Schlagzeuger Jörg Bohne hier mit einbringt.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Preis: Die BB-10 gibt es – wie alle Bohne-Modelle – nur im Direktvertrieb. Das sorgt dafür, dass der geneigte Kunde schnell mal Kontakt mit Jörg Bohne bekommt; er stellt die meisten seiner Lautsprecher persönlich auf und ein. Und es sorgt dafür, dass die BB-10 so ausgesprochen günstig ist. Ich kenne keinen Lautsprecher unter 10.000 Euro, der so vielseitig ist und gleichzeitig so viel Spaß bereitet wie dieses eigenwillige Konstrukt aus dem Hause Bohne Audio.

 

Bohne Audio BB-10
2018/11
Test-Ergebnis: 4,6
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Herausragend präziser und impulsfreudiger Klang
Extreme Pegelfestigkeit bis 115 dB
Dank DIRAC Raumkorrektur an fast jeden Raum anpassbar
Sehr viel Klang und Material fürs Geld

Vertrieb:
Bohne Audio GmbH
Löherweg 17
51766 Engelskirchen

www.bohne-audio.com

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Bohne Audio BB-10 inkl. BA-250 + Ständer: 8.600 Euro

Im Beitrag erwähnt:

Reportage: Der Bohne Audio Showroom in Klosterlechfeld

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.