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Mit seinen ungefilterten High-End-Netzleisten PowerHAUS S6 und M6 bietet Chord Company zwei äußerst gelungene 6-fach-Verteiler an. (Foto und Montage: F. Borowski)

Test Chord PowerHAUS Netzleisten S6 und M6 – Entscheidung auf den letzten Metern

Mit den Modellen PowerHAUS S6 (1.295 Euro) und M6 (2.595 Euro) bietet der britische Kabelspezialist Chord Company erstmals in seiner langjährigen Geschichte auch Netzleisten zur Stromverteilung an. Warum hat das so lange gedauert? Und können die vollkommen passiven und ungefilterten Verteiler auch mit aktiven Lösungen zur Strom-Säuberung konkurrieren? LowBeats Autor Frank Borowski ist diesen und anderen Fragen nachgegangen.

PowerHAUS S6 und M6 – zwei echte Soundbars

Jeder ambitionierte HiFi-Freund weiß, dass eine saubere Stromversorgung über Wohl oder Wehe einer Anlage entscheiden kann. Das haben wir (und andere) oft genug betont und müssen es hier nicht noch einmal ausführen. Doch das „Warum“ ist immer wieder eine Frage von technischen Erklärungsversuchen mit schwer nachvollziehbarem (weil nicht so leicht belegbarem) Hintergrund bis hin zu teils abstrusen Philosophien.

Fest steht nur, dass sowohl Stromkabel als auch Netzleisten auf den letzten Metern zur Anlage einiges bewirken können. Unzählige Hörtests und daraus resultierende Erfahrungen lassen keinen anderen Schluss zu.

Der britische Kabelhersteller Chord Company tritt nun mit zwei 6-fach Netzverteilern an, seinen Erklärungs- und Lösungsansatz vorzustellen. Die mit dem memorablen Namen PowerHAUS versehenen Modelle S6 und M6 (S für Studio, M für Master) schwimmen technisch ein wenig gegen den Strom (Wortspiel unbeabsichtigt). Denn anders als gerade im Trend, verzichten diese auf jegliche direkte Filterung oder aktive Entstörmaßnahmen – und auch auf die so angesagte sternförmige Erdung. Okay, meine Neugier ist geweckt. Wie soll das denn funktionieren?

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Cord PowerHAUS S6 (rechts) und M6. (Foto: F. Borowski)

Schon vor dem Auspacken steht fest, hier dürfte es sich kaum um aufgepimpte Baumarkt-Netzleisten handeln. Allein das Gewicht der beiden Stromverteiler deutet auf einen sehr viel massiveren Gehäuseaufbau als üblich hin. So bringt schon die kleine S6 ohne Anschlusskabel knapp 2,7 Kilo auf die Waage.

Die fein gebürsteten, dicken Alu-Strangprofile werden durch zwei massive Aluplatten an den Enden verschlossen. An der Unterseite haben beide Leisten anständige, aber zum Glück nicht unnötig überdimensionierte Gerätefüße untergeschraubt. Anschlussseitig finden sich eine Erdungsklemme und eine C19-Kupplung für Kaltgeräte nach IEC 60320-1. Üblich sind hier normalerweise C13-Kupplungen (bis 10 Ampere), aber die Chord-Leisten sind für bis zu 16 Ampere ausgelegt, was diesen etwas weniger verbreiteten Anschluss erfordert.

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Links eine übliche C13-Kupplung am Netzkabel, rechts eine C19. (Foto: F. Borowski)

Die Chord-Leisten sind nicht klein, doch im Vergleich zu manchen anderen High-End-Leisten verzichten sie auf übermäßigen Pomp und ausladende Maße. Die PowerHÄUSER passen auch noch hinter ein Rack oder Lowboard. Trotzdem ist ihre Verarbeitung herausragend gut, wie ich finde. Die Gehäuse sind nicht einfach nur schwer, sie wirken fast wie aus einem Block gefräst, wodurch die ganze Konstruktion sehr resonanzarm ist. Der sonst nur bei Boxen obligatorische Klopftest erhärtet den positiven Eindruck noch. Die sechs Dosen sind exakt oberflächenbündig in die Leiste eingelassen, was beim Staubwischen ein willkommener Bonus ist. Apropos … 

Bonus-Tipp Nr. 1: Das Zubehör zum Zubehör

Netzleisten fristen meist ein Schattendasein hinter Racks, Schränken, Anrichten etc. Die Wenigsten stellen die Stromverbinder zum besseren Zugang vor das Regal. Wird nach einigen Wochen oder Monaten mal ein Gerätewechsel und damit ein Steckertausch fällig, ist die Stromleiste mit Sicherheit dick verstaubt und vielleicht sogar versponnen. Die Vertiefungen und die Kontakte der (freien) Steckdosen sind im Gegensatz zum Außengehäuse nur schwer bis gar nicht zu reinigen. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass man nicht mit Gegenständen wie Pfeifenreinigern in den Kontaktlöchern herumstochern darf.

Vorbeugen ist die Lösung. Ein Staubschutz für die Dosen muss her. Statt der üblichen Kinderschutz-Kappen für Steckdosen, die meist aus dünnem Plastik bestehen und nur mit einem Schlüssel oder Netzstecker als Werkzeug herausgefischt werden können, habe ich kürzlich Staubschutzkappen entdeckt, die für edle Netzleisten doch wesentlich angemessener sind und nicht die Welt kosten.

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Das Zubehör zum Zubehör: Die DODO Staubschutzkappen mit praktischen Griff (Foto: F. Borowski)

Das deutsche Kleinunternehmen Sauba, welches sich auf einfache, praktische Haushaltshelfer aus nachhaltiger Inlandsproduktion spezialisiert hat, vertreibt unter dem Namen DODO Steckdosenkappen, wie man sie sonst kaum findet. Für HiFi-Leisten sind die absolut nicht gedacht, aber deswegen nicht minder geeignet. Die DODOs sind aus einer Art Hartgummi gefertigt und können die teure Leiste nicht verkratzen. Außerdem sitzen Sie mit ihrer Stecker-Dummy-Form und einem Kragen fast wie ein wasserdichter Abflussstopfen satt schmatzend in der Dose. Zum Herausziehen ist keine Fummelei, aber etwas Zugkraft nötig. Dafür haben die DODOs einen griffigen Böppel, der laut Sauba auch als Handtuchhaken gedacht ist. Aber nicht bei uns…

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Die DODOs sind als Dummy-Stecker ausgeformt. (Foto: F. Borowski)

Die DODO-Kappen gibt es in Weiß, Schwarz und Grau im Viererset für 7,90 plus Versand. Sie sind auch bei Amazon erhältlich, dort aber nur in Weiß und im Zweierpack zu einem höheren Preis von 4,90 Euro, dafür mit Prime versandkostenfrei. Wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen bzw. die Dosen bereits tief verstaubt sind, könnte die Steckdosenbürste BOSCO oder XL KOMBO von Sauba auch eine Überlegung wert sein. Bei teuren (EU-) Steckdosenleisten wie den PowerHAUS‘ sollten solche oder ähnlich gelungene Kappen zum Lieferumfang gehören. 

Bonus-Tipp Nr. 2: Checken, was Phase ist

Das so genannte Ausphasen der Netzanschlüsse und damit die Einsteckrichtung des (Schuko-) Steckers in der Steckdose, kann einen merklichen klanglichen Einfluss haben. Die Thematik ist komplexer als auf den ersten Blick ersichtlich und würde hier den Rahmen sprengen. Darum nur kurz der Tipp für die einfachste aller Arten zum Ausphasen mittels Phasenprüfer. Dies hilft zumindest dabei, den Weg der Phase von der Wandsteckdose über die Anschlussleitung, Netzleiste und Verbindungskabel bis zum Gerät zu verfolgen und mittels Klebepunkten zu markieren.

Einige Hersteller wie T+A markieren auch an ihren Komponenten, auf welche Seite die Phase intern angeschlossen ist. Leider ist T+A noch immer die Ausnahme. Auch die Hersteller von Netzkabeln und -Leisten (einschließlich Chord Company) sind nicht immer konsequent mit der Phasenmarkierung. Die PowerHAUS haben Markierungen, die Chord-Netzkabel jedoch nicht. Andere Hersteller wie Audioquest haben Markierungen an ihren Netzkabeln. Markierungen an allen Steckern erleichtern beim Umstecken der Komponenten das Wiederauffinden der richtigen Steckerpositionen.

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T+A markiert an seinen Geräten die Phase an den Kaltgerätebuchsen mit einem weißen Punkt. Das sollte Standard sein. (Foto: F. Borowski)

Besonders praktisch für diesen Zweck sind berührungslose Spannungs- bzw. Phasenprüfer. Diese gibt es für wenige Euro in jedem Baumarkt und natürlich in unzähligen Varianten auch via Amazon, wie dieses Exemplar. Ich habe mir vor einiger Zeit für weniger als 10 Euro ein (derzeit nicht erhältliches) Modell von Parkside bei Lidl besorgt, das mir seitdem gute Dienste leistet – nicht nur für HiFi-Zwecke.

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Ein berührungsloser Spannungsprüfer eignet sich zur Ermittlung der Phase auf der Steckdosenleiste und an den Kabelsteckern (Foto: F. Borowski)

Es sei noch mal darauf hingewiesen, dass diese Methode nicht automatisch die klanglich beste Ausrichtung der Stecker garantiert. Dazu müssen die Potentialunterschiede genauer ermittelt werden, was messtechnisch aufwändiger ist. Am Ende sollte das eigene Ohr entscheiden. Aber der Spannungsprüfer hilft zumindest dabei, die Phase durch alle Kabel und Netzleisten hindurch zu identifizieren und die Richtungen zu markieren. Aber jetzt weiter im Text mit den Chord Netzleisten …

Power is in the HAUS – die Technik

Das „HAUS“ in PowerHAUS steht für: Hybrid Aray Unfiltered Supply. Die ARAY-Technologien (TunedAray & SuperAray), sind aus den verschiedenen Chord-Kabelserien bekannt. Für die PowerHAUS-Leisten wurde diese speziell für die Stromverteilung weiterentwickelt und nennt sich deswegen hier MainsAray-Technologie.

Die PowerHAUS-Netzleisten haben keine Filter, daher das U in HAUS. Auch keine Schalter, Überspannungsschutz oder Leuchten und auch keinerlei Eigenverbrauch. Letzteres mag selbstverständlich klingen, ist aber bei vielen HiFi-Netz-„Conditionern“ nicht der Fall. So gibt es Ansätze zur aktiven Störungsbekämpfung, wie etwa in den iFi Audio AC Purifiern oder bei Ansuz in den Sparkz Steckern. Solche aktiven Elemente in Netzverteilern oder in Form von Steckern für freie Steckdosen verbrauchen ständig Strom, auch wenn die Anlage komplett ausgeschaltet ist. Meistens zwischen 1 und 1,5 Watt pro Device. Also alles „heimliche“ Verbraucher. Die Chord-Netzleisten sind 100% passiv und verbrauchen selbst keine Energie.

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Die große „Master“-Netzleiste PowerHAUS M6 ist im Bereich des Anschlusses breiter als die S6. Darunter verbergen sich drei MainsARAY-Module. (Foto: F. Borowski)

Auch sonst geben sich die PowerHÄUSER puristisch. Schalter, Sicherungen oder Schutzkreise stehen in dem Ruf, klanglich nicht neutral zu sein, auch wenn die Hersteller oft anderes versichern. Chord verzichtet darauf. Ebenso auf Status-LEDs, was mir sehr sympathisch ist. Bei meiner ansonsten sehr geschätzten iFi Audio PowerStation (Testbericht) störten mich die LEDs im Bereich des TV so sehr, dass ich sie abklebte, doch die Lichter scheinen auch durch die weißen Kunststoffteile des integrierten iPurifier. Total lästig. Und nicht zuletzt nagt an mir das schlechte Gewissen über den zwar geringen, aber permanenten Stromverbrauch der Leiste, solange ich sie nicht an ihrem Schalter deaktiviere. Alles kein Thema mit der PowerHAUS S6 und M6.

Chord hat nach eigenen Aussagen schon seit dem Jahr 2003 an einer eigenen Netzleiste geforscht, war aber vor allem mit diversen Filtermethoden nie wirklich zufrieden. In den PowerHAUS-Leisten kommen daher andere Lösungen zum Einsatz, wobei die S6 auf die aufwändigen Mains-Aray-Module der M6 verzichtet und nur die Basistechnologien mit strikt isolierten und parallel verlaufende Stromschienen aus massivem Kupfer einsetzt. Auf eine sternförmige Erdung, die bei den meisten anderen Herstellern als Non-Plus-Ultra gilt, verzichtet Chord übrigens in beiden Leisten. Und zwar ganz bewusst.

Chord-Mitarbeiter Patrick Mitchell hat mir im Interview das Konzept der PowerHAUS erklärt, was ich Ihnen hier ungefiltert (Wortspiel beabsichtigt) weitergeben möchte:

Interview: Das steckt in der PowerHAUS

Hinweis: Übersetzung aus dem Englischen. Mit „Störgeräusche“ (engl.: „Noise“) sind alle Arten von Störungen gemeint, die die Stromzufuhr und Signalleitungen betreffen.

LowBeats: Wie genau funktioniert die MainsAray-Technologie?

Patrick Mitchell: Der Strom hat oft einen langen Weg zurückgelegt, aber vor allem zu Hause sind viele elektrische Geräte vorhanden, die auf den letzten Metern Störungen in das Stromnetz zurückleiten. Wir bei Chord waren nie besonders überzeugt von zusätzlichen Serienfiltern zur Bekämpfung dieser „Störgeräusche“. Der Strom muss durch sie hindurchfließen und obwohl sie definitiv einen Teil des Rauschens entfernen, wirken sie sich auch auf die Stromzufuhr zum System aus.

Wir ziehen es vor, diese Störgeräusche zu reduzieren, indem wir drei Potenzialgradienten in Form von drei MainsARAYS hinzufügen. Diese sind parallel geschaltet. Einer an der stromführenden, einer an der neutralen und einer an der geerdeten Leitung. Diese Bauteile wurden entwickelt, um sehr hochfrequente Störungen in Wärme umzuwandeln. Auf diese Weise ziehen sie einen Teil der Störgeräusche aus dem Netz ab, ohne jedoch in das Netz „einzudringen“.

MainsArays entfernen das Störgeräusch von den internen Messingschienen. Dieses Rauschen kann vom Netz oder von den Komponenten stammen, an die sie angeschlossen sind. Zum Beispiel erzeugen einige Schaltnetzteile starke Störgeräusche, die in das Stromnetz und dann auf andere Komponenten übertragen werden können.

Jedes MainsARAY verfügt über fünf miteinander verbundene Absorptionssysteme, die jeweils leicht unterschiedliche HF-Rauschprofile ansprechen. Sie reduzieren die Störkomponenten, indem sie sie in Wärme umwandeln und so das Grundrauschen verringern. Weniger Rauschen = mehr Musik! Die einzelnen ARAYS sind außerdem in Harz eingegossen, um Mikrofonie zu reduzieren.

Während es wichtig ist, das Rauschen über die Phasen, den Neutralleiter und die Erde zu reduzieren, widmen wir der Erdungsschiene besondere Aufmerksamkeit, indem wir sie so weit wie möglich von den anderen Komponenten im PowerHAUS-Block isolieren. Es lohnt sich zu betonen, dass wir MainsARAY und SuperAray parallelschalten, um das Rauschen zu reduzieren, ohne direkt im Stromkreis zu sein, was zu einer wirklich ungefilterten Versorgung führt und daher nicht wie herkömmliche Conditioner funktioniert, die die musikalische Leistung eines HiFi-Systems beeinträchtigen können und insbesondere die Dynamik von Leistungsverstärkern und digitalen Produkten mit hoher Taktfrequenz ausbremsen.

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Der Firmen-Schriftzug auf der M6 ist ins Gehäuse gelasert. Bei der S6 ist es nur ein Aufdruck. (Foto: F. Borowski)

LowBeats: Warum habt ihr euch für die C19-Kupplung entschieden?

PM: Da wir keine internen Sicherungen einbauen, müssen wir aufgrund der CE-Vorschriften diesen Steckdosentyp verwenden. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass er auch besser klingt, so dass wir uns für die C19-Kupplung als Standard für PowerHAUS entschieden haben.

Wir empfehlen die Verwendung der bestmöglichen Zuleitung für die PowerHAUS Netzleisten (auch falls die Gerätekabel dahinter nicht ganz so gut sind), da dieses Kabel den größten Einfluss auf die Wirkung der PowerHAUS hat. Dies kann auch zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüstet werden, was dem Kunden einen großartigen Upgrade-Pfad bietet. (Anm. d. Red.: Die PowerHAUS Netzleisten werden inklusive einer Standard-Zuleitung mit C19-Anschluss geliefert, um sofort genutzt werden zu können. Näheres siehe Text weiter unten.)

LowBeats: Warum ist Chord der Meinung, dass eine Sternpunkt-Erdung nicht die beste Wahl ist, obwohl fast alle anderen Hersteller diese favorisieren?

PM: Dafür gibt es viele Gründe, und in der Tat haben wir bei unseren ersten Abenteuern mit Netzverteilern die Sternerdung ausprobiert, aber mit den klanglichen Ergebnissen waren wir nie richtig zufrieden. Kurz gesagt, wir hatten Schwierigkeiten, unerwünschte Störgeräusche zu kontrollieren. Hier nur ein paar der Probleme, mit denen wir zu kämpfen hatten: 

  • Erhöhtes Rauschen von Netzteilen (insbesondere von Schaltnetzteilen, die zunehmend in modernen Systemen eingesetzt werden).
  • Induzierte Ströme und Wechselwirkungen zwischen internen Kabeln.
  • Wechselwirkungen zwischen stromführenden Nullleitern und der Erdverkabelung
  • Impedanzprobleme

Als wir uns beide Optionen anhörten, fanden wir zwar, dass die Sternpunkt-Erdung durchaus einige Vorteile hat, aber wir waren der Meinung, dass unsere Implementierung des Stromschienensystems musikalisch eindeutig besser ist. Natürlich würden wir Kunden immer empfehlen, sich mit eigenen Ohren zu überzeugen.

LowBeats: In einem Setup mit Computer oder Server: Würdest du empfehlen, solche Geräte ebenfalls an die PowerHAUS anzuschließen?

PM: Auf jeden Fall empfehlen wir, Computer und/oder Server an unsere PowerHAUS-Netzleiste anzuschließen. Im Falle der PowerHAUS M6 ist es ratsam, die schlimmsten Netzverschmutzer – Netzwerk-Switches, Server, DACs und so weiter – am nächsten zum einspeisenden Stromkabel anzuschließen, so dass sie dem MainsARAY am nächsten sind und somit mehr von ihrem Rauschen entfernt wird.

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Die Steck-Reihenfolge der Geräte: Große Störer wie Computer sollten insbesondere bei der M6 nahe der Anschlussseite verbunden werden. Hier von rechts nach links: Computer, Monitor, DAC, Endstufe, Kopfhörerverstärker und ein weiterer DAC (Foto: F. Borowski)

PowerHAUS im Praxis- und Klangtest

Der deutsche Chord-Company-Vertrieb DREI H stellte mir zusammen mit den PowerHAUS S6 und M6 Netzleisten, die mit rund zwei Meter langen Standard-Anschlusskabeln geliefert werden, zusätzlich drei hochwertigere Chord Netzkabel als Zuleitung in zwei Metern Länge mit C19-Verbinder zur Verfügung:

  • Shawline – 329 €/m + 149 € je weiterer Meter
  • Epic – 649 €/m + 329 € je weiterer Meter
  • Signature – 1.295 €/m + 650 € je weiterer Meter

Die PowerHAUS Netzleisten werden auch zu vergünstigten Preisen in passenden Bundles mit hochwertiger Chord-Zuleitung angeboten.

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Die Schuko-Stecker der drei mitgelieferten Chord Netzkabel. Von unten nach oben: Signature, Epic und Shawline (Foto: F. Borowski)
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Für die PowerHAUS sind die Netzkabel mit C19-Kupplungen ausgestattet. (Foto: F. Borowski)
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Aus praktischer Sicht gibt es erwartungsgemäß nichts Außergewöhnliches zu berichten. Hervorzuheben ist lediglich, dass die tolle Verarbeitung und das verbindliche Gewicht das Hantieren mit den PowerHAUS-Leisten zu einem Genuss machen. 

Nach phasenrichtigem Anschluss (damit die Markierung in den Dosen der PowerHAUS auch stimmt) habe ich beide Leisten in verschiedenen Anschluss-Konfigurationen über mehrere Wochen hinweg ausgiebig gehört und hauptsächlich mit der oben erwähnten iFi Audio Power Station verglichen.

Die genaue Aufzählung der verschiedenen Setups und Versuche mit unterschiedlichen Zuleitungen erspare ich Ihnen. Stattdessen möchte ich so kompakt wie möglich meine klanglichen Erfahrungen schildern und verraten, welche Kombination mir am besten gefallen hat.

Die „kleine“ PowerHAUS S6 konnte sich gegen die zum Vergleich herangezogene iFi Audio Power Station (die aktuell 749 Euro kostet) durchsetzen. Wenn auch nicht so eindeutig, wie bei dem Preisunterschied erhofft. Der Einfluss auf den Klang war mit diesen beiden Leisten aber unterschiedlich. Die iFi sorgt hauptsächlich für mehr Ruhe und Gelassenheit im Geschehen. 

Die S6 bieten genau denselben Effekt, scheint aber zusätzlich die Wiedergabe rhythmisch noch etwas besser zu unterstützen. Mit ihr hatte die Musik mehr „Swing“, was sich in dynamischen Passagen auch in der Attacke bemerkbar machte. Hat die iFi also entgegen meiner bisherigen Einschätzung doch einen leicht negativen Einfluss auf die Dynamik? Es scheint fast so. Zumindest ließ  die S6 in diesem Punkt etwas mehr Pepp zu.

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Beide PowerHÄUSER bieten auch eine Erdungsklemme (Foto: F. Borowski)

Ich werde nun nicht behaupten, die iFi würde die Musik unangenehm ausbremsen, aber mit der Chord S6 wirkte die angeschlossene Elektronik irgendwie durchtrainierter. Die Unterschiede waren insgesamt nicht riesig. Dennoch würde ich den Mehrpreis für die Chord wahrscheinlich in Kauf nehmen.

Die große Überraschung war jedoch die PowerHAUS M6, die immerhin noch mal gut das Doppelte der S6 kostet. Das kann sie gar nicht wert sein, dachte ich – und wurde förmlich aus den Socken gehauen, als sie ins Spiel kam.

Das Gehörte spottet jedem Beschreibungsversuch. Aber irgendwie muss ich es ja versuchen. Zunächst einmal war der Sprung von den S6 und der iFi zur M6 deutlich größer als die Unterschiede zwischen den beiden günstigeren Kontrahenten. Aber was genau wurde mit der M6 besser?

Nun ja. Alles! Natürlich verändert eine Netzleiste, egal wie hochwertig sie ist, nicht die Tonalität der Wiedergabekette. Sie hat keine Equalizer-Wirkung. Und doch wirken Bässe vor allem mit der M6 plötzlich mächtiger, Mitten farbenfroher und Höhen sanfter, aber auch strahlender und zugleich feiner. Der Raum scheint sich in alle Richtungen ein Stück zu erweitern, ohne jedoch die Größenverhältnisse von Interpreten und Instrumenten negativ zu beeinträchtigen. Die S6 kann das auch, aber in deutlich geringerem Maße.

Eine weitere Steigerung eben dieser Effekte brachte der Austausch der Zuleitung. Um es kurz zu machen: Die S6 ist meines Erachtens mit einem Shawline oder Epic bestens bedient. Klar profitiert auch sie noch mehr von einem Signature Netzkabel als Zuleitung, doch die Kostenverhältnisse kommen damit schon etwas zu sehr aus dem Gleichgewicht.

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Verschieden Netzleisten dienten zum Vergleich. Darunter eine einfache Baumarktleiste, die iFi Power Station (hinten) und eine altbewährte (und ebenfalls ungefilterte) XLO Netzleiste. (Foto: F. Borowski)

Anders bei der M6. Weniger als ein Signature hat sie nicht verdient. Diese Kombination hat meine Kette auf ein deutlich höheres Niveau gehoben. Selbst beim Musikgenuss nebenbei muss ich auch jetzt immer wieder mal meine Tätigkeit unterbrechen und erstaunt lauschen, wie schön sich das gerade anhört. Ja genau. Einfach schön.

Fazit: So viel Liebe zum Strom muss sein

Puhh! So lange ich nun schon in der HiFi-Welt lebe und so sehr mir auch bewusst ist, welch großen Einfluss Kabel und Netz-Zubehör auf den Klang haben können: Es fällt mir nach wie vor schwer, die teils geforderten Preise für derartiges Equipment gutzuheißen. Aber die Ergebnisse hier sprechen für sich.

Die Chord PowerHAUS Netzleisten sind für anspruchsvolle Musik- und Klangliebhaber beide eine echte Bereicherung. Die große M6 noch viel eindeutiger als die S6. Leider, wie ich in Anbetracht der Mehrkosten für die M6 plus optimaler Zuleitung sagen muss. Aber wer schon viele tausend Euro in Komponenten und Lautsprecher investiert hat und deren Potenzial wirklich ausreizen will, sollte die Chord PowerHAUS-Leisten unbedingt ausprobieren. Je nach Situation im Stromnetz vor Ort könnten Sie die Investition am Ende als absolut fair in Anbetracht des Klanggewinns einschätzen…

Chord PowerHAUS S6 und M6
2022/11
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
im Test deutlicher Klanggewinn, insbesondere mit M6
hochwertige, sehr solide Verarbeitung
Verzicht auf aktive, stromverbrauchende Teile
extra Erdungsklemme

Vertrieb:
DREI H Vertriebs GMBH
Kedenburgstraße 44 / Haus D
22041 Hamburg
Telefon: 040 375 075 15
3-h.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Chrod PowerHAUS S6: 1.295 Euro
Chrod PowerHAUS M6: 2.595 Euro

Die technischen Daten

Chord PowerHAUS
Typ:6-fach Steckdosleisten
Ausgangsbuchsen:
6 x UK oder Euro (C-13)
Zuleitung:16 Ampere (C-19-Ausführung)
Besonderheiten:3-fach MainsARAY (M6), ungefiltert, Erdungsklemme, C19-Zuleitung
Leistung:
Steckplätze: 13A (UK), 16A (EU), 100-250V, 50/60Hz
Maße:
S6:  L 460mm x W 110mm x H 77mm
M6: L 600mm x W 110mm x H 77mm
Gehäusefarbe:Schwarz
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test: iFi PowerStation Netzleiste und AC iPurifier

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.