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Merason DAC-1 front scene
Der Schweizer D/A-Wandler Merason DAC-1 hat bei LowBeats einen überragenden Eindruck hinterlassen. Sein Preis von 4.500 Euro erscheint ausgesprochen fair ... (Foto: J. Schröder)

Test D/A-Wandler Merason DAC-1 – der Klangpurist

Der zweifellos stärkste Innovationsmotor im High End Audio ist, dass bislang Gebotenes in klanglicher Hinischt nur bedingt zufriedenstellt. Auch der hier vorgestellte Digital-Analog-Wandler Merason DAC-1 verdankt seine Existenz diesem Umstand. Sein Schöpfer, Dr. Daniel Frauchiger, liebt analoge Klänge von Schallplatte und Tonband. Darum war es erklärtes Entwicklungsziel beim DAC-1, Wärme und Natürlichkeit, die archetypisch analogen Klangtugenden, auch in der digitalen Domäne zu etablieren.

Deshalb erschufen der Schweizer Daniel Frauchinger und sein Entwicklerteam kein Multitalent, sondern einen dedizierten Digitalspezialisten. So ist der DAC-1 ein reiner Digital-Analog-Wandler mit analogen Fixpegel-Ausgängen. Streaming Client? Preamp-Funktion mit einstellbarer Lautstärke? Kopfhörer-Amp? Auf all das verzichtet der Merason bewußt – kompromisslose Klangqualität zum vernünftigen Preis lautet das oberste Gebot.

Natürlich wirbt auch der Merason DAC-1 mit dem sprichwörtlichen Schweizer Präzisionsideal. Zu Recht. Sind doch Gehäuse, Frontplatte und die Bedienknöpfe „swiss made“. Komplett in der Schweiz erfolgen auch die Bauteilebestückung, Montage, Inbetriebnahme und Kontrolle.

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Merason DAC-1 front view
Ein-Aus-Schalter nebst Taster zur Eingangswahl – mehr gibt es am Merason DAC-1 nicht zu bedienen (Foto: J. Schröder)
DAC Anschlussfeld
Auch das Anschlussfeld des DAC-1 zeigt sich sehr übersichtlich. Dennoch ist alles Wichtige vorhanden (Foto: J. Schröder)
DAC Lüftungsgitter
Ein echter Hingucker beim Merason ist der aus Edelstahl gefertigte Gehäusedeckel mit seinen zahlreichen „vergitterten“ Durchbrüchen. (Foto: J. Schröder)
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So ist der Merason DAC-1 in der Tat ein echtes Manufakturprodukt – ebenso wie der herausragende Schweizer Vollverstärker Neukomm CPA155S. In handwerklicher Hinsicht durchaus vergleichbar, zeigen die Eidgenossen auch in der Materialwahl erstaunliche Ähnlichkeiten. Beide setzen auf Edelstahl für zentrale Gehäuseteile.

Ein Hingucker beim Merason DAC-1 ist fraglos seine Abdeckung: Der Mix aus durchbrochenem Edelstahlprofil, großzügig gespickt mit Ventilationsgittern und Schrauben aus gleichem Material, zeugt von bester Schweizer Apparatebau-Tradition à la Studer.

Merason DAC-1 – Konzept und Technik

Politik der kleinen Schritte – so ließe sich die Strategie bei der Entwicklung des Merason DAC-1 am ehesten beschreiben. Spektakuläre Technik-Innovationen stehen bei ihm nicht im Vordergrund. Vielmehr setzt er auf bewährte, traditionelle Audiotechnik – die sich jedoch an den entscheidenden Stellen umso konsequenter umgesetzt zeigt.

Dahinter steht die fundamentale Erfahrung, dass man HiFi-Komponenten mit den selben Bauteilen bei gleichem Aufwand ebenso fantastisch wie nur mäßig klingend bauen kann. Letztendlich entscheidet noch immer das Können des Kochs, ob ein Gericht schmackhaft wird oder nicht. Es gilt die alte Weisheit „A good craftsman never blames his tools.“ Nicht umsonst also schenkte man der Leiterbahnarchitektur der Hauptplatine höchste Aufmerksamkeit. Schließlich bildet dies die Grundlage für geringes Taktzittern (Jitter) und hohe Störabstände.

Merason DAC-1 – analog and digtal power supply
Die Stromversorgung des Merason arbeitet strikt getrennt für analoge und digitale Funktionsgruppen. Die Bildmitte oben zeigt das USB-Input-Modul vom italienischen Spezialisten Amanero Technologies. (Foto: J. Schröder)

Natürlich müssen die „Zutaten“ stimmen. Auch bei D/A-Wandlern beginnt deren Liste mit der Stromversorgung. Hier setzt der Merason DAC-1 auf ein diskretes Konzept: Ein Ringkerntransformator für die analogen Stufen, ein weiterer zur Versorgung der digitalen Schaltkreise. Selbstverständlich arbeiten beide Zweige mit eigener Gleichrichtung nebst zugehöriger Spannungsstabilisierung. Und hier zeigt sich bereits die „Kochkunst“. Frauchiger und sein Team ließen es sich nicht nehmen, unterschiedliche Typen und Konfigurationen von Spannungsreglern vorher ausgiebig zu „hörtesten“.

Bewährte Wandlertechnik

Das gilt selbstverständlich auch für den zentralen Baustein im Merason DAC-1 – den D/A-Wandlerchip. Hier entschieden sich die Schweizer für den Burr Brown (nunmehr Texas Instruments) PCM 1794A – keineswegs der taufrischeste, aber dennoch einer der anerkannt bestklingenden Wandler auf dem Weltmarkt. Nicht ohne Grund, verkörpert der PCM1794A doch „das Beste aus zwei Welten“ – nämlich klassische Multibit- mit aktueller Delta-Sigma-Technik. Seine Hochpegel-Multibit-Stufe bietet eine Auflösung von immerhin 6 Bit – heutzutage üblich sind hier eher 2 bis 3 Bit.

Mit zwei Wandler-Sektionen in einem Gehäuse ist der PCM1794A von Haus aus zweikanalig ausgelegt. Der Merason DAC-1 beschäftigt jedoch pro Kanal jeweils einen eigenen Chip. Auf diese Weise lässt sich der PCM1794 in Differentialschaltung betreiben. Das Ergebnis ist eine etwa 5 Dezibel höhere Dynamik gegenüber der normalen Stereo-Betriebsart.

main board with DAC-chips
In der oberen Bildhälfte gut zu erkennen sind die D/A-Wandlerbausteine PCM1794A – pro Kanal jeweils einer. Das erlaubt ihren Diffentialbetrieb mit höherer Dynamikausbeute. (Foto: J. Schröder)

Da der PCM1794A auch das Ankoppeln externer Digitalfilter erlaubt, führte Frauchigers Team selbstverständlich auch Hörtests zum Thema Up- und Oversampling durch. Aus klanglichen Gründen fiel die Wahl auf das linearphasige On-Chip-Filter im PCM1794A. Die entsprechende Impuls- und Sprungantwort zeigen untenstehende Oszillogramme. Immerhin verhalf diese Aktion dem Merason DAC-1 zu einem Steckplatz für externe Digitalfilter. Andere Filtercharakteristiken sind daher grundsätzlich realisierbar.

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Impulse Response 630Hz
Merason DAC-1: Impulsantwort (fs = 44,1kHz) auf Diracstoß mit 630 Hz. Das Digitalfilter zeigt typisch linearphasiges Verhalten (Messung: J. Schröder)
Step Response (fs = 44,1k) f = 1002 Hz
Merason DAC-1: Sprungantwort (fs = 44,1kHz) auf Rechtecksignal von 1002 Hz. Auch hier zeigt das Digitalfilter typisch linearphasiges Verhalten (Messung: J. Schröder)
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Jedoch gibt es auch Einschränkungen, die man für die klangorientierte Wandler-Auswahl in der Praxis hinnehmen muss. Als PCM-optimierter Chip enthält der PCM1794A kein DSD-Register. DSD-Wiedergabe bleibt dem Merason DAC-1 damit verwehrt. Höhere Abtastraten als 192 Kilohertz stehen bei ihm ebenfalls nicht auf dem Spielplan. Mich persönlich stört das überhaupt nicht: Ohnehin halte ich diese Ultra-Hi-Res-Thematik für völlig überbewertet. Allein die hierdurch extrem zunehmende Jitter-Problematik läßt jeden klanglichen Fortschritt äußerst fraglich erscheinen.

Analoges vom Feinsten

In die analoge Domäne zurückgewandelt, behandelt der Merason DAC-1 das Audiosignal vollständig diskret. Sprich: Sein kompletter Signalpfad von den D/A-Wandlerchips bis hin zu den Ausgängen zeigt sich durchgängig symmetrisch und konsequent mit einzelnen Transistoren aufgebaut. Verzerrungsarmer Class-A-Betrieb ist hier Pflicht, was für alle Stufen gilt – beginnend bei den I/U-Wandlern, die die analogen Ausgangsströme der PCM1794A in entsprechende Spannungen konvertieren.

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Merason DAC-1 Output Stage thermal coupling
Geschickt gelöst: Um ein „Wegdriften“ der Schaltung durch Temperaturgang zu verhindern, sind die zusammenspielenden Halbleiter thermisch gekoppelt montiert (Foto: J. Schröder)
Merason DAC-1 silver mica caps
Teure Teilchen im Analogfilter: Glimmerkondensatoren mit besonders geringem Verlustwinkel können bei höheren Kapazitätswerten (hier 6,8 Nanofarad) enorm kostspielig werden – Stückpreise um 25 Euro sind keine Seltenheit (Foto: J. Schröder)
Merason DAC-1 output stage dc blocking capacitors
Aus Platzgründen müssen die Folienkondensatoren zur Gleichspannungsentkopplung der Ausgangsstufen unter der Hauptplatine Platz nehmen (Foto: J. Schröder)
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Zu den exklusiven Bereichen im Merason DAC-1 gehören zweifellos die den I/U-Wandlern folgenden, analogen Tiefpassfilter. Sie sind mit besonders verlustarmen Glimmerkondensatoren bestückt, von denen bereits ein einziger durchaus die 20-Euro-Preisgrenze überschreiten kann. Kaum weniger kostspielig dürften auch die Folienkondensatoren sein, die als Gleichspannungsfilter den Ausgangsstufen nachgeschaltet sind. Aufgrund ihrer Baugröße müssen sie unterhalb der Platine Platz nehmen.

Merason DAC-1 – Praxis- und Hörtest

Ungeachtet ihrer Preisklasse gilt: In den klassischen Disziplinen Amplitudenfrequenzgang (tonale Neutralität) und Verzerrungsarmut (spektrale Reinheit) schenken sich moderne DAC-Konzepte praktisch kaum etwas. Entsprechend „unauffällig“ zeigen sich denn auch meist die klanglichen Unterschiede zwischen ihnen.

Beim Hörtest mit dem Merason DAC-1 indes offenbarten bereits die ersten Sekunden Überraschendes. Noch nicht eingepegelt, spielte er zunächst etwa 6 Dezibel leiser als sein „Sparringspartner“, der Questyle CAS192D. Dennoch war sofort wahrnehmbar, dass hier etwas Besonderes musizierte. Nicht etwa, dass der Merason DAC-1 seinen Wettkampfgegner düpierte: Der Goldjunge von Questyle bestach nach wie vor durch sein energisches, enorm klares und superb durchgezeichnetes Klangbild. Jedoch – und nach diesem Begriff habe ich lange gesucht – wirkte der Questyle CAS192D im Vergleich zum Merason irgendwie „statischer“. Der DAC-1 zeigte sich in dynamischer Hinsicht anmutiger und offenbarte zudem etwas mehr Tonfülle.

Meist erkaufen sich D/A-Wandler die beiden letztgenannten Eigenschaften durch eher verhaltene Wiedergabe von Transienten. Nicht so der Merason DAC-1: Zwar bleib er hierbei stets unaufdringlich, zeichnete aber ungeheuer fein und dabei randscharf, selbst bei extrem geringen Pegeln.

Zum Ausklang der Hörtests bewies der Merason DAC-1 seine Fähigkeiten nochmals auf äußerst eindrucksvolle Weise. Beim wunderschönen und zudem fantastisch aufgenommenen Album Rooms der Hamburger Formation Ensemble du Verre war der Schweizer voll in seinem Element. Das Intro beim Titel „In Your Green Eyes“ beginnt mit einer ausgedehnten Field-Recording-Sequenz zwitschernder Vögel in einer Waldlichtung. Diese erschien im LowBeats-Hörraum derart natürlich und dreidimensional-plastisch, dass es mir fast die Sprache verschlug. Einen weiteren Beweis, dass es per Merason DAC-1 digital zumindest ebenso schön klingt wie analog, lieferte ausgerechnet der Titel „Soundlesness“.

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Fazit

Der Test des Merason DAC-1 beweist eindrucksvoll: Es braucht keinen technologischen Overkill, um einen exzellenten Digital-Analog-Wandler zu bauen. Zielführend ist vielmehr ein geradliniges Konzept sowie Beschränkung auf das Wesentliche – das jedoch kompromisslos realisiert. Mit dem Merason DAC-1 zeigen Daniel Frauchiger und sein Team, das herausragend guter Klang auch zu nachvollziehbarem Budget möglich ist.

Fantastisch natürliche Klangeigenschaften ohne unerwünschte Begleiterscheinungen wie hochfrequentes Rauschen oder ähnliches – dazu Verzicht auf jegliches, audiophiles Chichi: Mit diesen Eigenschaften erspielt sich der Merason DAC-1 den Platz als D/A-Wandler-Referenz bei LowBeats. Herzlich willkommen im Club!

Merason DAC-1
2019/12
Test-Ergebnis: 4,7
Überragend
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Vorbildlich natürlicher, farb- und detailreicher Klang
Robuste Mechanik, hochwertige Verabeitung
Einfachste Bedienung
Fairer Preis

Vertrieb:
CM-Audio – Flöter Technology Service
Adlerstraße 46
41066 Mönchengladbach
Deutschland
www.cm-audio.net

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Merason DAC-1: 4.500 Euro

Im Beitrag erwähnt:

Test Neukomm CPA155S: Kompakter Spitzen-Vollverstärker
Test D/A-Konverter Questyle CAS192D mit True DSD
Ratgeber: Jitter entmystifiziert – alles Wichtige zum Thema

Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.