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DAC-Headphone-Preamp RME ADI-2 DAC; 999 Euro (Foto: J. Schröder)

Test: DAC-Kopfhöreramp RME ADI-2 DAC

Seit seiner Markteinführung im Spätherbst 2016 hat der kompakte A/D-D/A-Wandler-Kopfhörerverstärker RME ADI-2 Pro die Szene gehörig aufgemischt – was für den Pro-Audio- und den HiFi-Bereich gleichermaßen gilt. Ein hervorstechendes Merkmal des RME ADI-2 Pro ist dabei sein weltweit wohl einmaliges Ausstattungspaket. Die gebotene Funktionsvielfalt wird allerdings kaum ein HiFi-Anwender voll ausreizen. Daher lag es nahe, auf ähnlicher Technik-Basis eine eher für den HiFi-Markt zugeschnittene Ausführung zu entwickeln. Ergebnis ist der hier vorgestellte, knapp 1.000 Euro teure RME ADI-2 DAC.

Konzeptionell und formal zeigen sich RME ADI-2 DAC und ADI-2 Pro auf den ersten Blick eng verwandt. Jedoch sollte das nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich zwischen beiden Modellen „unter der Haube“ größere Unterschiede auftun. Wie der Name bereits verrät, beschränkt sich der RME ADI-2 DAC auf die D/A-Wandler-Preeamp-Funktion. Auf einen integrierten A/D-Wandler kann er deshalb verzichten.

Das heißt jedoch noch lange nicht, dass es sich beim RME ADI-2 DAC lediglich um einen abgespeckten ADI-2 Pro handelt. Vielmehr interpretiert er die gemeinsame Technik-Basis auf sehr geschickte Weise für den geplanten Einsatzbereich im Umfeld der HiFi-Anlage. Natürlich beinhaltet das einen gewissen Reduktionsprozess: Beispielsweise bietet er nur eine statt zweier komplett unabhängiger Kopfhörer-Amp-Sektionen wie beim ADI-2 Pro.

RME ADI-2 DAC Blockschaltbild
RME ADI-2 DAC: Blockschaltbild und Pegeldiagramm (Grafik: RME)

Ein Echtzeit-A-B-Vergleich von zwei Kopfhörern einschließlich Lautstärkeausgleich ist mit dem RME ADI-2 DAC daher nicht möglich. Auch auf den symmetrischen Anschluss von Kopfhörern muss der Anwender bei ihm verzichten. Dennoch besitzt der RME ADI-2 DAC zwei elektrisch separate Kopfhörerausgänge, die jeweils über ihre eigene Verstärkerstufe verfügen – jedoch mit gemeinsamer Lautstärkeeinstellung.

Die beiden Ausgänge sind dabei für unterschiedliche Typen von Kopfhörern ausgelegt. Für klassische, „große“ Hörer mit mittlerer und hoher Kapselimpedanz steht der übliche Anschluss per 6,3-Millimeter-Stereoklinke zur Verfügung. Der zweite Ausgang hingegen ist bestückt mit einer 3,5-Millimeter-Stereo-Klinkenbuchse. Er ist speziell für den Anschluss von In-Ear-Monitoren (IEM) vorgesehen. Diese besitzen zumeist eine sehr niedrige Impedanz (< 20 Ohm) bei gleichzeitig hohem Kennschalldruckpegel. Die damit verbundene, hohe Empfindlichkeit von IEMs führt beim Anschluss an übliche Kopfhörer-Ausgänge häufig zu einem wahrnehmbaren Rauschen. Der IEM-Ausgang des RME ADI-2 DAC ist deshalb auf geringere Gesamtverstärkung, jedoch höchstmögliche Rauscharmut ausgelegt.

RME ADI-2 DAC – HiFi im Fokus

Beim RME ADI-2 Pro auf der Wunschliste ganz oben stand für HiFi-Anwender die Möglichkeit zur Fernbedienung. Der RME ADI-2 DAC bringt daher nun einen handlichen Infrarot-Commander mit. Die wichtigsten Funktionen – Lautstärkeeinstellung, Eingangswahl und Stummschaltung (Mute) – lassen sich somit bequem vom Hörplatz aus steuern. Damit kann der RME ADI-2 DAC jetzt als vollwertiger DAC-Preamp in der HiFi-Anlage dienen.

Praktisch: Beim Einstöpseln eines Kopfhörers werden die Line-Ausgänge stummgeschaltet, was sich jedoch im Setup-Menü bei Bedarf ändern lässt. Hier findet sich auch die äußerst nützliche Option „Remap Keys“: Damit lassen sich aktuell 21 anwenderspezifische Funktionen zum Sofort-Zugriff den vier Drucktasten am Gerät selbst und/oder entsprechenden Buttons auf der Fernbedienung zuordnen.

RME ADI-2 DAC Remote Control
Die beigepackte IR-Fernbedienung des RME ADI-2 DAC weist neben den Grundfunktionen auch vier frei programmierbare Tasten auf. Bei ihrer Belegung kann man zwischen 21 angebotenen Funktionen wählen (Foto: J. Schröder)

Die Auswahl verfügbarer Funktionen reicht dabei von kompletten Geräte-Setups über die Aktivierung der Klangsteller bis hin zum Ausschalten der Display-Beleuchtung. Einmal genutzt, möchte man Remap Keys nicht mehr missen. Schließlich finden sich in der Angebotsliste höchst praktische Features wie etwa eine Mono- oder eine Phaseninvertierungs-Funktion.

Auch bei den Anschlüssen und deren Pegelniveau orientiert sich der RME ADI-2 DAC stärker an HiFi-Maßstäben. Sind beim ADI-2 Pro für unsymmetrischen Anschluss noch Klinkenadapter erforderlich, so dienen beim RME ADI-2 DAC zwei übliche RCA-Buchsen als unsymmetrische Analogausgänge. Alternativ klappt der analoge Anschluss auch elektronisch symmetriert über zwei XLR-Armaturen.

RME ADI-2 DAC rear terminal
Das Anschlussfeld des RME ADI-2 DAC weist die in der HiFi-Welt gängige Buchsenbestückung auf. Adapter sind daher nicht nötig. Da der USB-Eingang dem Class-Compliant-Standard entspricht, lässt sich digitales Programm beispielsweise auch vom iPhone zuspielen. Dazu braucht’s lediglich das Apple Camera Connection Kit (Foto: J. Schröder)

Um in allen erdenklichen Anlagen-Umgebungen stets ein optimales Signal/Rausch-Verhältnis zu erzielen, verfügt der RME ADI-2 DAC ebenso wie der Pro-Bruder über eine 4-stufig umschaltbare Referenzpegel-Einstellung. Bei digitaler Vollaussteuerung (0dBFS) beträgt die maximale Ausgangspannung am Line Out bei unsymmetrischem Anschluss wahlweise 440 Millivolt (-5dBu); 870 Millivolt (+1dBu); 1,75 Volt (+7dBu) oder 3,5 Volt (+13 dBu). Bei symmetrischem Anschluss verdoppeln sich die jeweiligen Spannungswerte (+6dB).

Für die meisten HiFi-Anwendungen dürfte die Position +7dBu die günstigsten Werte erzielen. Wahlweise kann man die Referenzpegel-Einstellung aber auch einer cleveren Automatik überlassen. Diese arbeitet auf rein analoger Ebene durch Umschalten der Verstärkung mittels hochwertiger Relais – gut zu hören beim Über- oder Unterschreiten der drei Schaltschwellen.

An den verwendeten Kopfhörer lässt sich der RME ADI-2 DAC ebenfalls optimal anpassen. „Low Power“ ist dabei die korrekte Einstellung für Hörer mit einer Kapselimpedanz von > 8 bis etwa 100 Ohm; während sich die Position „High Power“ für klassische HiFi-Hörer mit höherer Kapselimpedanz eignet. High Power erhöht die Verstärkung um satte 15 dB (Faktor 5,6), sodass selbst für 600Ω-Hörer mehr als ausreichend Ausgangsspannung zur Verfügung steht. Auch bei Kopfhörerbetrieb lässt sich die automatische Referenzpegel-Einstellung aktivieren, die hier zweistufig umschaltet.

RME ADI-2 DAC – Digitale Domäne

Die Wurzeln des Unternehmens RME liegen in der digitalen Audiotechnik. Das bestätigt der RME ADI-2 DAC einmal mehr. Zunächst mal wartet er mit beachtlichen, statischen „Leistungswerten“ auf. PCM-Daten kann er bei einer Wortbreite von 32bit mit Abtastraten von bis zu 768 Kilohertz konvertieren. 1-Bit-Datenströme im Direct-Stream-Digital-Format hingegen verarbeitet der RME-ADI-2 DAC bis hin zu DSD256 (11,3 bzw. 12,3 MHz).

Als Übertragungsprotokoll hierfür nutzt er den gängigen DSD-over-PCM(DoP-)-Standard. Der 1-Bit-Datentransfer gelingt dabei jedoch nicht nur über den USB-, sondern auch via S/P-DIF-Eingang. Bei letzterem jedoch nur in DSD64, da die Übertragungskapazität von optischem und koaxialem S/P-DIF-Eingang prinzipiell auf Abtastraten von maximal 200 Kilohertz beschränkt ist.

Sehr praktisch: Auf Wunsch lässt sich der über die S/P-DIF-Eingänge empfangene Digitaldatenstrom über die USB-Buchse ausgeben. Somit kann der RME ADI-2 DAC auch als digitales Interface fürs Aufnehmen mit dem Computer dienen.

Um den klangtrübenden Einfluss von Taktzittern (Jitter) möglichst gering zu halten, verwendet der RME ADI-2 Pro zur Synchronisation mit der Signalquelle ein RME-exklusives Verfahren. Vereinfacht gesagt, wirkt „SteadyClock“ wie ein steilflankiges Tiefpassfilter mit niedriger Grenzfrequenz. Es unterdrückt von der Quelle stammende Taktungenauigkeiten äußerst effizient, garantiert aber dennoch eine schnelle, ultrastabile Verkopplung von Zuspieler und DAC.

Darüber hinaus zählt der ADI-2 DAC zu den ersten RME-Geräten, die mit dem brandneuen SteadyClock FS ausgerüstet sind. Hier kommt als Audio-Masterclock ein Präzisionsquarz zum Einsatz, der sich durch sehr geringes Phasenrauschen und ultra-niedrigen Jitter im Femtosekunden-Bereich auszeichnet.

RME ADI-2 DAC – Klang gestalten

Der RME ADI-2 DAC zählt zu den weltweit recht seltenen DAC-Preamps, die über umfangreiche Möglichkeiten zur Klangbeeinflussung verfügen. Das beginnt mit einfach gehaltenen, aber recht flexiblen Bass- und Hochtonstellern. Damit lassen sich beispielsweise meist eher flau klingende Vinyl-Schätzchen aus den 70ern bei wenig Aufwand erstaunlich gut aufpolieren.

Geht es darum, komplexe und zudem gezielte Klangeingriffe vorzunehmen, ist dagegen der 5-bandige, vollparametrische Equalizer genau die richtige Wahl. Dieser eignet sich beispielsweise perfekt, um Entzerrungskorrekturen bei Kopfhörern vorzunehmen. Wie das in der Praxis abläuft, ist demnächst im Beitrag „Kopfhörer-Equalizing Teil 2“ zu lesen. In diesem spielen RME ADI-2 DAC und Pro aufgrund ihrer umfangreichen Möglichkeiten denn auch die Schlüsselrollen.

RME ADI-2 DAC Analyzer Pinknoise
Vom Profi-Bruder übernommen hat der RME ADI-2 DAC auch den Analyzer. Der arbeitet mit echten, digital programmierten Terzbandfiltern, was eine gehörrichtige Darstellung des Musikmaterials ermöglicht – hier dargestellt mit Rosa Rauschen (Foto: J. Schröder)

Vom Profi-Bruder übernommen hat der RME ADI-2 DAC auch die abschaltbare Loudness-Einrichtung. Diese dient dazu, den bei sinkenden Lautstärkepegeln zunehmenden Empfindlichkeitsverlust des Gehörs zu kompensieren. Dieser macht sich besonders zu tiefen Frequenzen hin bemerkbar (Kurven gleicher Lautstärke nach ISO 226/2003). Hier und da wird von einer Loudness-Korrektur zudem auch eine geringe Anhebung zu hohen Frequenzen hin gefordert.

Der RME ADI-2 DAC ermöglicht beides – und das sogar mit für tiefe und hohe Frequenzen separat einstellbarer, maximaler Anhebung. Diese ist voll wirksam beim unteren Lautstärke-Schwellwert, der sich ebenfalls programmieren lässt. Oberhalb von diesem gilt: Je höher die eingestellte Lautstärke, desto geringer die Wirkung der Loudness-Korrektur.

Quantitativ eher subtil, aber dennoch deutlich hörbar zeigen sich die klanglichen Einflüsse unterschiedlicher Digitalfilter beim D/A-Wandlungsprozess. Der RME ADI-2 DAC bietet hier gleich fünf mögliche Alternativen. Vier von ihnen sind „echte“ Digitalfilter; in der letzten Position hingegen lässt sich das digitale Oversampling-Filter komplett abschalten.

RME ADI-2 DAC im Hörtest – Transparenz ist Trumpf

Bei Hörtests steht zunächst mal die native Signalqualität der Komponenten im Mittelpunkt. Daher blieben beim RME ADI-2 DAC alle Möglichkeiten zur Klangbeeinflussung selbstverständlich deaktiviert.

Die ursprüngliche Zielsetzung der HiFi-Wiedergabe lautet, eine Tonaufnahme so unverfälscht wie möglich zu übertragen. Objektiv betrachtet, weiß aber niemand, wie sich das aufgezeichnete Signal denn nun tatsächlich anhört. Doch beim Hören mit dem RME ADI-2 DAC stellte sich das ungemein beruhigende Gefühl ein, dem HiFi-Ideal des „verstärkenden Drahtes“ zumindest sehr, sehr nahe zu sein.

Sowohl in spektraler als auch in dynamischer Hinsicht zeigte der RME ADI-2 DAC keinerlei Präferenzen. Wie schon sein Pro-Bruder, beherrschte auch er damit die hohe Kunst des Nicht-Klangs aus dem Effeff. Bemerkenswert an seiner Spielweise war allerdings der enorme, aber völlig unaufdringliche Detailreichtum. Feine Oberton-Strukturen, wie etwa beim Chor in „The Whole Universe Want’s to Be Touched“ auf Nils Frahms Album All Melody ließen die Performance hautnah und packend erscheinen.

Dank seines durchwegs Gleichspannung-gekoppelten Signalwegs ist der RME ADI-2 DAC in der Lage, auch extrem tiefe Frequenzen bis hinunter zu 0 Hertz wiederzugeben. Auch das war im Hörtest extrem gut nachzuvollziehen: Die Felle großer Pauken schwangen schon beinahe physisch spürbar aus.

Wahres „Hi-Fi“ zeigt sich jedoch nicht nur in möglichst eindrucksvoller Wiedergabe hervorragender Aufnahmen. Vielmehr erfordert es auch die Fähigkeit zur Transformation – sprich ein von Künstler oder Produzent beabsichtigtes Klangbild wirklich authentisch rüberzubringen. Es liegt auf der Hand, dass hierzu absolute Neutralität oberstes Gebot ist – und damit war der RME ADI-2 DAC dann voll in seinem Element. Es kommt recht selten vor, dass mir beim Hörtest sprichwörtlich die Kinnlade runterfällt – aber bei den beiden folgenden, ungemein atmosphärischen Tracks von Tabea Luisa und der texanischen Band Khruangbin war es dann soweit.

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Fazit

Der RME ADI-2 DAC beweist überzeugend, dass clever eingesetzte Digitaltechnik auch bei vergleichsweise geringem Hardwareaufwand äußerst flexible Geräte ermöglicht. Und das sogar, ohne Abstriche in Funktion oder Klangqualität zu machen. Hier zeigt er sich von unspektakulär-neutraler Seite bei feiner Zeichnung und außerordentlichem Detailreichtum. Das macht ihn zum universellen Spielpartner für jedwede Musikrichtung.

Ziel beim RME ADI-2 DAC war die Anpassung des sehr erfolgreichen RME ADI-2 Pro an die Bedürfnisse von HiFi-Anwendern. Das hat RME konsequent umgesetzt. So ist der ADI-2 DAC keineswegs die simple Adaption seines professionellen Bruders. Sowohl die Anschlussmöglichkeiten als auch die Ausstattung einschließlich einer Fernbedienung orientieren sich betont an der HiFi-Praxis, wobei sich der RME ADI-2 DAC jedoch durchaus auch im ProSumer-Bereich zuhause fühlt.

RME ADI-2 DAC
2018/05
Test-Ergebnis: 4,6
überragend
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Neutraler, feiner und detailreicher Klang
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Sehr leistungsfähige Kopfhörer-Ausgänge
Fernbedienung inklusive

Vertrieb:
Hörzone GmbH
Balanstraße 34
D-81669 München
Telefon: 089 721 10 06
www.hoerzone.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
RME ADI-2 DAC: 999 Euro

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.