Die Schweizer Traditionsmarke Lenco, heute unter dem Dach von Commaxx BV in den Niederlanden, produziert seit den 1950er Jahren Plattenspieler – Zeit genug, um ein profundes Know-how in der Fertigung hochwertiger, aber erschwinglicher Audiogeräte aufzubauen. In unserem Vergleich darf der Lenco LBT-215 daher nicht fehlen. Mit einem Preis von 329 Euro bleibt er deutlich unter der magischen 500-Euro-Grenze für Einsteigermodelle und bietet dafür eine beachtliche Ausstattung: Line-Ausgang, Bluetooth-Streaming und sogar eine USB-Schnittstelle zum Digitalisieren – alles an Bord.

Der erste Eindruck zählt – und da hat der Lenco LBT-215 alle Herzen im Testrundgang für sich gewonnen. Wer in den Hörraum trat und die sechs Testgeräte nebeneinander sah, zeigte fast ausnahmslos auf den Lenco als das optisch gelungenste Gerät. Der schwarze Hochglanz-Finish in Kombination mit silberfarbenen Akzenten und der kristallklaren Haube sorgt für einen edlen Auftritt im Wohnzimmer.
Lenco LBT-215: Technik und Ausstattung
Wie alle Plattenspieler im Test kommt der Lenco LBT-215 in seine groben Bestandteile zerlegt ins Haus, damit auf dem Postweg alles heil bleibt. Eine gute Kurzanleitung zeigt vorbildlich, wie man den Teller montiert. Der Antriebsriemen ist auf dem Innenteller bereits aufgezogen und mit einem Klebestreifen gesichert und gut zu greifen. Zusätzlich bietet Lenco eine Art Schlüssel, um den Riemen dann leichter um die Antriebswelle des Motors zu fädeln.
Eine kleine Fleißaufgabe wartet beim Antiskating: Das Gegengewicht hängt an einem filigranen Nylonfaden, der in die passende Nut des Tonarms eingefädelt werden muss. Diese klassische Lösung funktioniert jedoch sehr zuverlässig und sorgt für eine präzise, winkelabhängige Rückstellkraft während des Abspielens – ganz wie bei vielen hochwertigen Laufwerken aus der Vergangenheit.

Die gedämpften Gummifüße sind recht weit nach innen versetzt und lassen den schwarz glänzenden Korpus des LBT-215 scheinbar schweben. Der dritte Fuß ist hinten bei der Elektronik-Sektion versenkt. Und drei Füße sind gut, weil diese stets wackelfrei stehen. Das macht im Test sonst nur Pro-Ject so.

Die Elektronik auf der Rückseite zeigt vorbildlich vollwertige, vergoldete Cinch-Ausgänge plus Erdungsschraube, Phono/Line-Umschaltung und sogar einen USB-Anschluss, über den man mit dem Computer und entsprechender Software Schallplatten digitalisieren kann.

Erst beim Blick unter die Haube zeigen das Logo und die blaue LED die Fähigkeit des Lenco, das abgetastete Signal per Bluetooth weiterzugeben. Die Verbindung stellte der Lenco in Sekundenschnelle zum Amp her und dies auch immer wieder zuverlässig. Selbst sehr laut aufgenommene Scheiben wie Maxisingles klangen per Bluetooth sauber und frei von Übersteuerungen.
Schon erstaunlich, dass Lenco beim aufgerufenen Preis ein Audio Technica VM95E verbaut, das als eines der besten Einsteiger-Tonabnehmer gilt. Und: Es gibt eine ganze Reihe an unterschiedlichen und höherwertigeren Ersatznadeln, um zu einem späteren Zeitpunkt für kleine Münze qualitativ aufzurüsten. Interessanterweise legt Lenco auch eine einfache Justagelehre für die Tonabnehmer-Ausrichtung bei. Mit der lässt sich schnell überprüfen, ob das System im Werk korrekt ausgerichtet wurde. Bei unserem Testgerät passte alles. Die Schablone legt nahe, dass der User auch beliebig andere Tonabnehmer montieren könnte. Das stimmt. Aber da die Headshell Bestandteil des Tonarms ist und nur Bohrungen statt Langlöchern aufweist, ist man in der Auswahl vergleichsweise eingeschränkt.
Mechanik und Messwerte
Tonarmlagerung und Lift wirken wie aus einem Block. Bereits beim Aufbau stellte ich fest, dass die kardanische Lagerung des Tonarms statt der gängigen Madenschrauben mit Kontermutter lediglich Schlitzschrauben verwendet. Dabei fiel auf, dass beide Lagerachsen – horizontal und vertikal – ein leichtes, aber spürbares Spiel aufweisen. Ein zarter Versuch mit dem Schraubendreher bestätigte aber, dass die Verschraubung selbst nicht lose ist. Auch das Ausstellungsstück am Stand von Lenco auf der High End 2025 zeigte das gleiche mechanische Spiel.

Auch ist der Mitteldorn ungewöhnlich schlank und zeigt bei vielen LPs reichlich Spiel. Platten mit eher engem Mittelloch, wie etwa die Messscheibe von Analog Magik die ich für die Gleichlaufmessungen verwendete, passten locker mit weniger Spiel. Auf Nachfrage zu diesen Toleranzen schrieb mir Lenco offiziell:
„Das Spiel in der kardanischen Aufhängung des Tonarms wird gelegentlich subjektiv unterschiedlich wahrgenommen. Konstruktiv liegt es innerhalb der vorgesehenen Toleranzen und ist notwendig, um eine reibungsarme, präzise Beweglichkeit des Tonarms sicherzustellen.
Auch beim Plattendorn bewegen wir uns mit einem Durchmesser von circa 7 Millimetern im gängigen Industriestandard. Leichte Abweichungen zu anderen Modellen sind produktionsbedingt möglich und beeinträchtigen die Funktionalität des Plattenspielers nicht.“
Fakt ist: Ganz spielfrei geht es natürlich nicht, diese Toleranzen sind aber ungewöhnlich groß und irgendwie wenig Vertrauen erweckend …
Die Messwerte gingen jedenfalls alle gut in Ordnung, was sicher auch auf das gute Audio Technica VM95E System zurückzuführen ist. Der Frequenzgang ist wunderschön linear mit einem konstanten, minimalem Abfall zu den Höhen hin und nur der oberste Brillanzbereich sackt etwas ab. Trotzdem: ± weniger als 2dB ist super, der Lautstärkeunterschied zwischen Links und Rechts ist mit 0,65dB praktisch nicht wahrnehmbar und die Kanaltrennung über 20dB völlig normal. Der Gleichlauf ist mit 0,11% nach AES okay. Das Auflagegewicht sorgsam nach Anleitung auf 2g eingestellt erreicht real 1,84g. Das ist gut in der Toleranz, die Audio Technica für das VM95E mit 1,8-2,2g vorgibt.
Klang und Handhabung
Klanglich könnte der Lenco LBT-215 durchaus Freunde gewinnen. Er wirkt schön konturiert in der Separation einzelner Instrumente und baute so ein schönes Bühnenpanorama. Entgegen dessen, was man aus dem Frequenzgangsdiagramm zu lesen glaubt, gab sich die tonale Balance eher hell. Das zeigte mal wieder, dass der Amplitudenfrequenzgang eben nur einen Teil der Wahrheit darstellt und dynamische Parameter und das Klirrspektrum für unser Gehör mindestens eine ebenso große Rolle spielten.

Entsprechend wirken die sirrenden Gitarrensaiten von Peter Horton und Siggi Schwab kristallklar und schön lokalisiert. Wenn überhaupt konnte man einen ein wenig dünnen Korpus bemängeln, den highendigere Plattenspieler noch besser zeigen und auch den Zusammenhang aus Grund- und Obertönen noch kompakter zu einem ganzen Instrument formen. Doch was der schicke und wirklich preiswerte Lenco zeigt, macht durchaus Spaß. Auch per Bluetooth übertragen klang die Musik nur wenig eingeschränkt.
Fazit Lenco LBT-215 – schick und gut ausgestattet
Was Lenco mit dem LBT-215 für unter 330 Euro liefert, ist schon ein echt fettes Paket. Der Spieler bietet mit seiner Piano-Glanzoptik und der kristallklaren Haube eine edle Optik. Und er bietet einen umschaltbaren Line-Ausgang mit vergoldeten Cinchbuchsen. Hinzu kommt die Bluetooth-Übertragung und als Soundkarte kann man ihn zum digitalen Aufnehmen auch noch anschließen: Universeller geht es kaum.
Als Drei-Füßler steht er immer stabil, ohne zu wackeln. Kleinigkeiten wie die Einfädelhilfe für den Antriebsriemen und eine Lehre für die Systemjustage zeigen: hier wurde mitgedacht. Das Antiskating mit Gegengewicht ist zwar einmal fummelig anzubringen, dann aber präzise und dauerhaft verschleißfrei. Klanglich dürfte das Audio Technica VM95E einen Großteil zum Gesamtbild beitragen. Schick, pralle Ausstattung, guter Tonabnehmer: viel Plattenspieler fürs Geld.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Schicker Look, Riesen Ausstattung |
| Brillianter, konturreicher Klang |
| Cinch-Anschluss, Bluetooth, USB |
| Mechanisches Spiel: Tellerachse, Tonarmlager |
Vertrieb:
Commaxx BV
Wiebachstraat 37
6466 NG Kerkrade
lenco.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Lenco LBT-215: 329 Euro
Hier geht es zu den Einzeltests:
6 Einsteiger-Plattenspieler für Jedermann unter 450 Euro
Dual CS 329 – komfortabler Vollautomat für 369 Euro
JBL Spinner BT – Halbautomat der auch Bluetooth kann für 330 Euro
Pro-Ject E1 Phono – Elegante Zurückhaltung für 329 Euro
Rekkord F110P – komfortabler Vollautomat für 449 Euro
Reloop RP2000 USB MK2 – Profilaufwerk mit voller Kontrolle für 280 Euro